Belletristik REZENSIONEN | ||||||
Ein angeblicher Krimi aus Moskau | ||||||
Polina Daschkowa | Russin | |||||
Nummer 5 hat keine Chance Ein Moskau-Krimi Aus dem Russischen von Margret Fieseler EuropaVerlag, Hamburg / Wien 2004, 107 S. (Rezensiert, entsprechend dem Gästebuch-Eintrag von Christa.) | ||||||
Der Himmel weiß, was das für ein Genre der Literatur ist. Ich jedenfalls
weiß es nicht, und - ich schätze - auch Professor Nusser könnte
sich schwerlich dazu durchringen, Nummer 5 hat keine Chance,
einen Krimi zu nennen - Peter Nusser, der im J. B. Metzler Verlag, als
Band 191 ein Buch darüber geschrieben hat, was ein Kriminalroman ist.
In diesem angeblichen Krimi aus
Moskau wird erst der immer besoffene
Onkel Kostja ermordet (Keine Miliz schert sich im Buch um die Aufklärung
des Falles.), dann kommen der Ex-Häftling Wadik, der
Ex-Afghanistankämpfer Walera und der ehemalige Theatereleve Michail (für
seine Freunde Michlja) durch ein "niedliches"
Kakerlaken-Computer-Glücksspiel zu unheimlich viel Knete: Die Besitzer
dieses Spielhallenkartells zocken normale Bürger ab, im Volksmund Deppen
genannt. Eine solche Deppin ist die
russische Geographie- und Geschichtslehrerin
Natalja Sergejewna, wohnhaft auf Kamtschatka, nach
Moskau gekommen, um
als Auszeichnung fünfhundert Dollar als "Beste Lehrerin" in Empfang zu
nehmen. Allein erziehend, hat sie zu Hause eine gelähmte Tochter, für die sie von ihrer Prämie in
Moskau einen
Rollstuhl kaufen will. Dazu kommt es (vorerst) nicht, denn die
vierzigjährige verschüchterte Provinzlerin gerät in die Überredungsfänge
einer jungen Frau, angesetzt auf Deppinnen und Deppen. Als Natalja alles
verspielt hat, wird sie in ihrem bejammernswerten Zustand von einem
Auto angefahren. Ihr passiert so gut wie nichts, aber die Jeep-Insassen
bluten, was das Zeug hält. Es sind Wadik, Walera und Michlja! Oberst
Anatoli Sergejewitsch hatte bereits sein Verdachtsauge auf die Drei geworfen, konnte
ihnen aber nichts beweisen, denn jene Form des Glücksspiels war in
Russland
seit 1992 legalisiert: "Die Besitzer der Computerspiel-Firmen
bezahlten ehrlich ihre Steuern, spendeten für wohltätige Zwecke und
verletzten in keiner Weise das Gesetz." 1997 gab es in
Moskau bereits zwölf
registrierte Spielhallen.
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Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de
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Am 24.10.2006 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 20.11.2019. Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet. |
Die Birne fällt nicht weit vom Baum. |
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