Aus dem Russischen von Christa Vogel
Diogenes Verlag, Zürich 2001, 225 S.
Nun sind sie schon ihrer Drei:
Alexandra Marinina,
Polina Daschkowa und
Anna Dankowtsewa, drei
nicht gerade zimperliche russische
Krimi-Autorinnen, deren
Auflagen in die Millionen gehen. Krimi-Zarin mit fünfzehn Millionen ist noch die
Marinina
(Argon-Verlag, Frankfurt/M.), mit zwölf Millionen folgt als Krimi-Großfürstin die
Daschkowa (Aufbau Verlag, Berlin).
Noch muss sich die Dankowtsewa mit dem Status der Krimi-Hofdame
begnügen, denn vor uns liegt erst ihr deutschsprachiges Debüt.
Der Krimi der Dankowtsewa beginnt mit einem grausamen Mord an
einem jungen Mädchen - in einem Haus, in dem auch der pensionierte Major der
Moskauer
Miliz Pjotr Gurko wohnt. Würde er sich des
Falles nicht annehmen, bliebe dieses Verbrechen ein so genannter
Hänger, wie die unaufgeklärten Fälle bei der Miliz intern heißen.
Denn nur Gurko spekuliert richtig: Es handelt sich um einen
Serienmörder. Außerordentlich spannend und verblüffend zugleich
ist, wie der erfahrene Kriminalist aus Jahrzehnte alten
verstaubten Akten die Fälle zusammenpuzzelt, die eindeutige
Parallelen aufweisen. Da sind - und das wirft ein gar
beängstigendes Licht auf die Arbeit der russischen Miliz - auch
Fälle dabei mit angeblich überführten Mördern, die, wie Gurko
richtig vermutet, unschuldig hinter Gittern sitzen. Durch Zufall -
das Glück gehört nun mal dem Tüchtigen - entdeckt der tierliebe,
schrullige Gurko verblüffende äußere Ähnlichkeiten zwischen den
ermordeten Frauen und der Psychoanalytikerin Xenija - auf die er
sich aber noch keinen Reim machen kann. Xenija, fünfunddreißig Jahre alt,
zierlich, selbstsicher, seit sechzehn Jahren verheiratet, eine Tochter,
ist die Hauptheldin des Krimis. Alles in Ehe und Beruf geht bei
ihr seinen guten alltäglichen Gang bis der Jurist Oleg Kowtun in
ihrer Praxis auftaucht. Er suche, so sagt er, ihre fachliche
Hilfe, da er sein Leben lang sexuelle Probleme mit Frauen habe. Kowtun hat die gleichen auffällig hellen
Augen wie sie selbst, die
gleiche kurze Nase, das gleiche kleine Kinn... Ist sie verliebt in
ihn, der sie mit Intelligenz und Charme beeindruckt? Nur gut, dass
Gurkos Spürnase bereits die Fährte aufgenommen hat, sonst wäre
Xenia am Schluss dieses Psychothrillers nicht mehr am Leben, und
die Dankowtsewa könnte diesem nicht - wie geplant - zwei
weitere Thriller folgen lassen. Es soll nämlich ein Zyklus werden,
in dem immer eine andere Frau des Freundinnen-Trios - Xenija,
Vera, Marina - im Vordergrund steht. Gut ausgedacht, der ganze
Krimi, aber auch das mit dem Zyklus; denn haben Verlag und Leser
erst einmal angebissen, werden sie auch zum zweiten und dritten Buch greifen. Gerade deshalb hat die
Marinina ihre Bücher sogar
durchnummeriert, denn immer dieselbe Ermittlerin, Anastasija
Kamenskaja, löst ihre Fälle, gerade angekündigt ist Buch fünf,
Anastasijas fünfter Fall.
Hat die Marinina selbst zwanzig Jahre bei der Miliz gearbeitet, so ist die
Daschkowa Journalistin und Übersetzerin, die Dankowtsewa
Informatikerin, die eine Theaterschule abgeschlossen hat. Ich
wüsste nicht zu sagen, welche der drei unzimperlichen Autorinnen
die ausgeklügeltste kriminelle Phantasie besitzt...
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Gisela Reller /
www.reller-rezensionen.de
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Am 18.01.2002 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am
20.11.19.
Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet. |
Manch einer geht Wolle holen und kommt zurück - geschoren. |
Sprichwort der Russen |
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