Belletristik REZENSIONEN | |
Tanjas schwerster Fall | |
Darja Donzowa | Russin |
Perfekt bis in den Tod | |
Aus dem Russischen von Helmut Ettinger Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2007, 364 S.. | |
Darja Donzowa (eigentlich Agrippina Donzowa) ist eine der acht
Krimiautorinnen
Anna Dankowtsewa,
Polina Daschkowa,
Alexandra Marinina,
Anna Malyschewa,
Viktoria Platowa,
Tatjana Stepanowa,
Tatjana Ustinowa in meiner Webseite.
Darja Donzowa ist die Humorvolle unter den Krimi-Frauen. Sie hat bis jetzt fast fünfzig Bücher veröffentlicht, schreibt gleichzeitig an vier Krimi-Reihen, von denen über vierzig Millionen Exemplare verkauft wurden. Perfekt bis in den Tod ist der dritte Band der "Tanja-Reihe". Wir wissen schon: Tanja, die wie eine Prinzessin gelebt hatte, ist früher vor Langeweile fast gestorben. Und als ihr Mann - der im ersten Band der "Tanja-Reihe" als Verbrecher überführt wird - sie betrügt, begeht sie Selbstmord, der nicht klappt. So aber lernt sie die Ärztin Katja kennen, schmeißt ihr den turbulenten Haushalt und befreit sie aus Verbrecherhänden. Da Katja für einige Zeit als Chirurgin nach Amerika geht, arbeitet Tanja Romanowa im Haushalt des Krimi-Autors Kondrat Rasumow, der von seinem vierjährigen (!) Sohn erschossen wird. Wieder ermittelt Tanja. Im Fall Nummer drei, Perfekt bis in den Tod ist die Verbrecherjagd-Begabte in einem Detektivbüro angestellt. Eine erfolgreiche Geschäftsfrau bittet sie, ihren Mann Boris zu beschatten. "Meine Arbeitsstelle", erklärt Tanja, "ist etwas ungewöhnlich - die Agentur `Alibi´. Wir helfen jedem, der unsere Dienste bezahlen kann. [...] Zum Beispiel will einer mit seiner Geliebten nach Spanien reisen. Was sagt er zu seiner Frau? Ganz einfach: Er kommt zu `Alibi´, und die Sache ist geritzt. Seiner Gattin erklärt er kühn, er müsse dienstlich nach Norilsk im Hohen Norden oder nach Magadan auf der fernen Halbinsel Kamtschatka, Orte, wo sie keine zehn Pferde hinbringen. [Mich hat meine Arbeit als Journalistin 1981 nach Magadan gebracht, weshalb ich sicher bin, dass Magadan nichts mit Kamtschatka, dafür viel mit Tschukotka zu tun hat... Auf meinen Reisen zu den entferntesten kleinen Völkern der ehemaligen Sowjetunion war ich immer wieder überrascht, wie wenig die Russen über die ethnischen Minderheiten ihres Landes wissen...] Wenn der Reisetag herankommt, schickt seine "Dienststelle" einen Wagen, ein netter Chauffeur lädt das Gepäck ein. Die Gattin kann ihren "Dienstreisenden" sogar zum Flugplatz begleiten. Der marschiert vor ihren Augen mit dem richtigen Ticket zum Schalter und checkt ein. Der Chauffeur ist so nett und bringt die Ehefrau wieder nach Hause zurück. Von dort meldet er der `Firma´ telefonisch Vollzug: `Iwan Iwanowitsch ist abgeflogen.´ - Abends ruft der liebende Gatte an und teilt mit, wo seine Gattin ihn telefonisch erreichen kann. Wenn sie das ausprobiert, antwortet ihr eine nette Frauenstimme aus dem `Hotel`: `Iwan Iwanowitsch sitzt gerade beim Abendessen.´ - Eine halbe Stunde später ruft er zurück. Am Ende der `Dienstreise´ stellt er sich pünktlich wieder ein und hat sogar ein paar hübsche Souvenirs von jenseits des Polarkreises [Magadan liegt - wie ich auch in meinem Buch "Diesseits und jenseits des Polarkreises", Verlag Neues Leben 1985, schrieb "noch diesseits des Polarkreises".] mitgebracht - bestickte Fausthandschuhe, Knochenschnitzereien oder Stiefel aus Rentierfell." Solche Dienstleistungen bietet `Alibi´ übrigens auch für Frauen an... Nun habe ich für diese Dienstleistung keine Verwendung, aber vielleicht für diese: Die Chefredakteurin Sjuka knöpft den Leute Geld für positive Rezensionen ab (S. 303). Das ist doch mal eine Idee... In Perfekt bis in den Tod steht Tanja vor ihrem schwersten Fall: Sie soll den Maler Boris beschatten. Als dessen Geliebte Shanna bei seiner Geburtstagsfeier vergiftet wird, gerät natürlich als erstes die Ehefrau in Verdacht. Aber Tanja ist fest davon überzeugt, dass diese zu einem heimtückischen Giftmord gar nicht in der Lage ist. Außerdem entdeckt Tanja, dass jeder der Geburtstagsgäste ein Motiv hat und stürzt sich mit Elan in die Ermittlungen. Da geschieht ein zweiter Mord... Darja Donzowa wurde in Russland dreimal Schriftstellerin des Jahres. 2002 und 2003 wurde jeweils eines ihrer Bücher mit dem Preis "Bestseller des Jahres" ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und zwei Hunden in Moskau. "Literaturen" nennt sie "Die große Satirikerin unter den Krimi-Frauen". | |
Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de | |
Weitere Rezensionen zu "Kriminalliteratur": | |
Am 30.07.2011 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 20.11.2019. Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet. | |
Blutsbande reißen nicht. | |
Sprichwort der Russen |
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