Belletristik REZENSIONEN | |
Warja auf der Suche nach ihrem Verlobten | |
Boris Akunin | Russe |
Türkisches Gambit | |
Fandorin ermittelt Aus dem Russischen von Renate und Thomas Reschke Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2001, 245 S. | |
Freilich hat Erast Fandorin
seinen ersten Fall überlebt, es wäre ja auch
zu schade gewesen um den unwiderstehlichen jungen Mann mit den
schlohweißen Schläfen, um den sich die Frauen reißen - und die Leser.
Schon heute genießt sein Schöpfer
Akunin geradezu legendäre Popularität
in ganz GUS-Land. Sein zweiter in Deutschland erschienener
Historien-Krimi spielt ein Jahr nach "Fandorin", nämlich 1877.
Fandorin,
Beamter im Dienste des Zaren, findet sich in Türkisches Gambit
inmitten der Wirren des Russisch-Türkischen Krieges. Mit von der Partie
ist in Männerkleidern die ansehnliche junge Warja, die an der Front
ihren Verlobten Petja sucht. Eineinhalbtausend Werst hat sie
bis zum russischen Generalstab an der Türkischen Front vor sich. Auf ihrem
gefährlichen Weg trifft sie mit dem schweigsamen, inzwischen einundzwanzigjährigen
Fandorin zusammen, der im Auftrag des russischen Geheimdienstes nach
Bulgarien unterwegs ist, ebenfalls zum Generalstab. Mal rettet Warja Fandorin das
Leben, mal ist Fandorin Warjas rettender Engel. Aber was hat es mit dem
Leiter der Westgruppe des Geheimdienstes auf sich? Was ist los mit dem
charmanten französischen Journalisten Charles d´Hèvrais? Und was
mit Kasansaki? Hat jemand die drei missglückten Sturmangriffe verraten?
Es geht spannend zu, bis der Titularrat Fandorin und
der Leser endlich wissen, dass es tatsächlich einen Verräter gibt... Mit
dieser Person hatten wir natürlich nicht gerechnet, aber Fandorins
logische Argumente lassen (wieder einmal) nichts zu wünschen übrig.
Dass Fandorin im zweiten Band statt der schlohweißen Schläfen angegraute hat, liegt an dem neuen Übersetzerpaar, bei dem mutig die Lieblingstasse der Großmutter "zerscherbt", ein Wirt "speichelnd" redet, Berittene "gaumig" schnattern, Staub "wölkt"... Wort-Neuschöpfungen? Mir gefallen sie. Der nach dem gleichnamigen Roman von Boris Akunin gedrehte Film
"Türkisches Gambit" hat binnen zwei Wochen 345 Millionen Rubel (9,35
Millionen Euro) eingespielt, mehr als jeder andere russische Film
bisher.
Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de
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Am 15.02.2003 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 19.11.2019. Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet. |
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Russischer Spinnrocken: (Fragment), Mittelrussland - Archangelsk (19. Jh.). |
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