Lesung Nach den Übersetzungen von Alexander Eliasberg und Wladimir Czumikow
Sprecher: Matthias Haase Regie: Torsten Feuerstein, Aufnahme: Interface Studios, Köln - Arne Denneler
Argon-Hörbücher, Argon Verlag, Berlin, 1 CD, Laufzeit: etwa 79 Minuten
(Rezensiert, entsprechend dem Gästebuch-Eintrag von Dirk S.)
Auf dieser CD sind drei Geschichten von
Anton Tschechow zu hören, die
von der Liebe erzählen, und eine davon heißt auch so.
In Von der Liebe, 1898 auf seinem Sommersitz in Melichowo
verfasst, schreibt Tschechow:
"Wie die Liebe entsteht (...), wieweit in
der Liebe Fragen des persönlichen Glücks wichtig sind, das alles weiß
man nicht, und man kann darüber denken, wie man will. Bis heute ist über
die Liebe nur ein einziger wahrer Satz gesprochen wurden, nämlich: `Dies
Geheimnis ist groß´, alles andere, was man über die Liebe geschrieben
und gesagt hat, war keine Lösung, sondern nur das Stellen von Fragen, die
auch weiterhin ungelöst bleiben." So liest es sich Deutsch von Gerhard Dick
bei der im Verlag Rütten & Loening, Berlin 1976 erschienenen 3.
Auflage "Meistererzählungen" von Anton Tschechow. Ohne Frage ist die
Hörbuch-Übersetzung gefälliger.
Die neun Buchseiten kurze Geschichte Von der Liebe erzählt von der großen
Zuneigung zwischen Pawel Konstantinowitsch Aljochin und der verheirateten Anna Alexejewna, der
Gattin des Vize-Gerichtspräsidenten Luganowitsch. Aljochin - eigentlich
ein Faulenzer, Stubenhocker und Bücherwurm - lebt und schuftet auf dem
Lande, weil das Gut seines Vaters verschuldet ist, auch deshalb, weil
der Vater viel Geld für Aljochins Bildung ausgegeben hat. Aljochin will
solange auf dem Gut leben und arbeiten, bis er die Schulden
abgezahlt hat. Eines Tages lernt er den liebenswürdigen Dmitri
Luganowisch kennen und geht seitdem bei ihm und seiner schönen Gattin
ein und aus - "wie ein naher Verwandter". So nach und nach verliebt er
sich in die liebenswerte, gebildete junge Hausfrau und Mutter. Auch sie
scheint Feuer gefangen zu haben. Doch sie gestehen sich ihre Liebe
nicht, sondern verbergen sie voreinander "scheu und eifersüchtig". Eines
Tages rückt Dmitri Luganowitsch zum Gerichtspräsidenten auf, die Familie
muss umziehen. Pawel, der die Luganowitschs mit einem großen Gefolge zum
Zug begleitet, stürzt im allerletzten Augenblick in Annas Abteil, um
ihr ein Körbchen, das sie vergessen hatte, ins Gepäcknetz zu legen. Als
sich ihre Blicke treffen, verlässt sie beide die Kraft, und sie umarmen
und küssen sich. Oh, wie unglücklich sind sie beide. Endlich begreift
Pawel, "daß man, wenn man liebt, in seinen Überlegungen von dem Höchsten
ausgehen muß, von etwas Wichtigerem, als es Glück oder Unglück, Sünde
oder Tugend im landläufigen Sinne sind..." (Deutsch von Gerhard Dick.)
In der etwa acht Buchseiten kurzen Erzählung "Ein Verhängnis"
(diese Geschichte habe ich in meinen zahlreichen Tschechow-Büchern nicht finden können) geht es um die Liebe
von Iljin Mikalowitsch (Wenn ich den Familiennamen richtig verstanden habe) und Sofja Petrowna. Sie ist verheiratet und
hat eine Tochter, er ist frei. Sie sind fünf Jahre miteinander bekannt,
als er ihr feurig seine leidenschaftliche Liebe gesteht. Sie
will davon nichts wissen und beschwört ihn, dass sie Freunde bleiben müssen.
Als sie nach Hause kommt, stellt sie überrascht fest, dass sie sich über
die Anwesenheit ihres Gatten Andrej, der für sie stets gut, ehrlich, brav war,
gar nicht richtig freut und beobachtet - mehr als unangenehm berührt -
seine lässige Haltung am Tisch, und wie er gierig und laut isst, mit den
Kiefern malend. Auch seine kleinen, fast weiblichen Füße fallen ihr das
erste Mal auf. Sie versucht, Iljin aus ihren Gedanken zu verbannen und
bittet Andrej mit ihr zu verreisen. Er, Notar, will sein Büro nicht
schließen und schlägt ihr vor, alleine zu verreisen - die Situation
völlig verkennend. Es dauert nicht lange, und Sofja Petrowna eilt aus
dem Haus. Was sie vorwärts treibt, "ist stärker als Scham und Furcht"...
In "Teure Stunden", knapp sechs Buchseiten kurz, will Worotow, der
die Universität abgeschlossen hat, Sprachen lernen, denn: (...) "ohne
Sprachen bin ich wie ein Vogel ohne Flügel". Seine Lehrerin für die
französische Sprache wird Alissa Ossipowna Enquette, eine junge,
elegante Französin. Worotow, sechsundzwanzig Jahre alt, dick und
kurzatmig, verliebt sich in das liebe, ernste, pflichtbewusste Mädchen,
obwohl es sehr ungebildet ist und sich für das
Unterrichten von Erwachsenen ganz und gar nicht eignet. Eines Unterrichtsabends gesteht er
ihr seine Liebe. Sie weist ihn erschrocken ab. Er begreift, wie wichtig
ihr der Zuverdienst (ein Rubel für eine Unterrichtsstunde) ist und kündigt sie nicht. Und so
kommt sie bis auf den heutigen Tag zu Worotow. Gelernt hat er nichts,
und wenn man ihn nach seiner wissenschaftlichen Arbeit fragt, winkt er nur ab... Teure Stunden!
Anton Tschechow ist berühmt für seine kleine Erzählform. Reinhard
Lauer - Professor für Slawische Philosophie in Göttingen - schreibt in
seiner "Kleinen Geschichte für russische Literatur": "Čechovs
[Tschechows] Absage an die große Romanform
bedeutete nicht den Verzicht auf die gesellschaftliche Totale (...) Aus der Überfülle an
Kurzgeschichten, Humoresken, Skizzen entstand auch bei ihm binnen
weniger Jahre ein Gesamtbild der Gesellschaft, dass sich, gleich einem
Mosaik, aus vielen winzigen Ausschnitten, zusammensetzte." Zwischen 1880
und 1904 schrieb Tschechow 581 Erzählungen. So fing er mit seiner
kleinen Form auch alle gesellschaftlichen Sphären Russlands ein.
Die drei Geschichten Von der Liebe
werden von Matthias Haase gelesen, der seit 1984 unter anderem
Theaterengagements am Staatstheater Hannover und am Schauspielhaus Köln
hatte. Im Fernsehen ist er oft zu sehen, zum Beispiel in "Das letzte
Spiel" und in "Happy Birthday". Er wirkte in vielen Hörspielen mit, in
"Herr der Ringe" glänzte er als Frodo. Er gefällt mir sehr, wenn er
Männerrollen spricht. Spricht er jedoch Frauenrollen, wirkt er auf mich ein
bisschen peinlich. Verärgert hat mich, dass er in der ersten Erzählung
Luganowitsch Dimitri nennt, obwohl er doch (russisch!) Dmitri
heißt.
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- Anthologie, Märchen-Samowar, (Darin: Nikolaj
Gogol, Der Jahrmarkt von
Sorotschinzy; Anton Tschechow, Kaschtanka;
Nikolaj Gogol, Die Nase; Alexander Puschkin, Das Märchen vom Zaren Saltan.),
Kinderbuch.
- Lydia Awilowa, Tschechow, meine Liebe. Erinnerungen.
- Jean
Benedetti (Hrsg.), Mein ferner lieber Mensch.
- Iwan
Bunin, Liebe und andere Unglücksfälle.
- Iwan
Bunin, Mitjas Liebe.
- Ivan
Bunin,
Čechov
(Tschechow). Erinnerungen eines Zeitgenossen.
- Anton Čechov (Tschechow), Freiheit von Gewalt und Lüge.
- Anton Čechov(Tschechow), Ein unnötiger Sieg.
- Anton Čechov
(Tschechow), Zwei Erzählungen. (Die Dame mit dem Hündchen / Rothschilds Geige), Hörbuch.
- Anton Čechov (Tschechow), Kaschtanka und andere Kindergeschichten. (Ein Hund, ein Ganter, ein Schwein, ein paar Katzen,
ein Pferd, eine
Wölfin, ein Welpe...)
- Fjodor Dostojewskij (Dostojewski), Meistererzählungen.
- Fjodor Dostojewski (Dostojewskij), Der Spieler, Hörbuch.
- F. M. Dostojewski
(Dostojewskij), Meistererzählungen, Hörbuch. (Polsunkow / Der kleine Knabe "mit dem Händchen"/Der kleine
Knabe am Weihnachtsabend beim Herrn Jesus). - Nikolaj Gogol, Die Nase,
Kinderbuch.
- Nikolaj
Gogol, Petersburger Geschichten.
- Gogols Petersburger Jahre, Gogols Briefwechsel mit Aleksandr Puškin
(Alexander Puschkin).
- Nikolaj
Gogol, Meistererzählungen.
- Ivan Gončarov (Iwan Gontscharow), Die Schwere Not.
- Iwan Gontscharow
(Ivan Gončarov), Oblomow.
- Iwan Gontscharow (Ivan Gončarow),
Für den Zaren um die halbe Welt.
- Kjell
Johansson, Gogols Welt.
- Wolfgang Kasack, Dostojewski. Leben und Werk.
- Alexander Kuprin, Die schöne Olessja. Eine Liebesgeschichte aus dem alten Rußland.
- Nikolai Leskow, Der Gaukler Pamphalon.
- Vladimir Odoevskij, Prinzessin Mimi / Prinzessin Zizi.
- Aleksandr Puškin (Alexander
Puschkin), Das einsame Häuschen auf der Basilius-Insel.
- Alexander Puschkin (Aleksandr Puškin),
Pique Dame, Hörbuch.
- Lew N. Tolstoj, Hadschi Murat. Eine Erzählung aus dem Land der Tschetschenen.
- Leo Tolstoj, Anna Karenina, Hörbuch.
- Anton Tschechow
(Čechov), Kaschtanka.
- Anton Tschechow
(Čechov), Der Kirschgarten, Hörbuch.
- Anton Tschechow
(Čechov), Drei Schwestern, Hörbuch.
- Maria Tschechowa, Mein Bruder Anton Tschechow
(Čechov).
- Gustave Flaubert / Ivan Turgenjev, Eine Freundschaft in Briefen, Hörbuch.
-
Ivan
Turgenev, Aufzeichnungen eines Jägers.
-
Ivan
Turgenev, Rätsel-Spiele.
- Ivan
Turgenev, Klara Milič.
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