Reiseliteratur/Bildbände REZENSIONEN | |
Auf abenteuerlichen Wegen zu den Christen der ehemaligen Sowjetunion... | |
Gernot Friedrich | Deutscher; über die ehemalige Sowjetunion und über Russlanddeutsche |
Mit Kamera und Bibel durch die Sowjetunion Ein Thüringer Pfarrer besucht illegal Brüder und Schwestern im Osten | |
Verlag am Park, Berlin 1997, 191 S. | |
In den siebziger und achtziger Jahren besuchte der Pfarrer Gernot
Friedrich alle fünfzehn Republiken der Sowjetunion. Er hielt oft
Dia-Vorträge über seine Reisen mit Bahn, Bus, per Anhalter, zu Fuß oder
mit dem Fahrrad (mit kurzen Hosen und Sandaletten an den nackten
Füßen...). Weil die meisten seiner Reisen besonders spannend dadurch
waren, dass der Autor Transitzeiten illegal für Ausflüge ins Innere des
Landes nutzte, Transitwege "missbrauchte" und mit List und Tücke
russischsprachige Bibeln schmuggelte, wurde er von seinen Zuhörern immer
wieder gefragt, wo man denn seine unglaublichen Geschichten über
russlanddeutsche evangelische Gemeinden nachlesen könne. Und da fand
sich 1997 doch tatsächlich ein Verlag - ein Ostverlag, versteht sich.
Es ist wirklich überraschend, mit welchen Unbilden Pfarrer Friedrich zu kämpfen hatte, wenn er die für Touristen gesperrten Gebiete besuchte, zum Beispiel mit den Übernachtungen (ohne Einreisevisum) oder bei Begegnungen mit russlanddeutschen Vertretern evangelischer Gemeinden, die damals zum Teil noch in bedrohlicher Illegalität lebten. Aber Gernot Friedrich kann auch von vielen warmherzigen menschlichen Begegnungen erzählen, aus denen jahrelange Freundschaften wurden. Er tut es mit vielen Informationen, interessanten Details und humoristischen Einfällen; seine Fotos allerdings sind für eine Buchveröffentlichung schlicht unzulänglich. Irgendwann wurde der deutsche Pfarrer beim russischen KGB und bei der DDR-Staatssicherheit als Spion verdächtigt. Reisen konnte er dann erst wieder unternehmen, nachdem sich Bischof Dr. Werner Leich für ihn verwendet hatte. Nach Wende und Zerfall der UdSSR wurde ihm die Genugtuung zuteil, dass er von offizieller kirchlicher Seite beauftragt wurde, wieder lutherische, meist deutsche Gemeinden, in der ehemaligen Sowjetunion aufzusuchen. Ich verstehe (als eine, die wohl hundertmal in die Sowjetunion gereist ist), wenn Pfarrer Friedrich schreibt, dass es ihn bis heute in die große Union zieht, "obgleich es sie nicht mehr gibt". Gernot Friedrich wurde 1937 in Zeulenroda / Thüringen als Sohn eines Lehrers geboren. Auch er wollte Pädagogik studieren, wurde aber wegen aktiver Kirchenzugehörigkeit exmatrikuliert. Nach einem Theologiestudium in Naumburg, Berlin und Halle war er Vikar und Hilfsprediger, später zwanzig Jahre Gemeindepfarrer in Jena und zehn Jahre in Gera. | |
Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de
| |
Weitere Rezensionen zum Thema "Ehemalige Sowjetunion": | |
| |
Weitere Rezensionen zu "Titel mit religiösen Aspekten": | |
| |
Weitere Rezensionen zum Thema "Russlanddeutsche": | |
Weitere Rezensionen zum Thema "Deutsche in Russland und der Sowjetunion": | |
Am 26.05.2005 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 28.11.2019. Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet. |
Zum Vergrößern klicken. |
Pfarrer Gernot Friedrich: Karikatur, gezeichnet von einem estnischen Maler, 1993. |
[ | zurück | | | | | nach oben | ] |