Kinderbuch-JugendbuchREZENSIONEN

Neuerscheinungen und Nostalgieraritäten

Volksmärchen der Ukraine
Der Handschuh
Aus dem Russischen von Hilde Angarowa
Mit Illustrationen von Jewgeni Ratschow
leiv, Leipziger Kinderbuchverlag, Leipzig  1993, 16 S. (Kleine Ausgabe: leiv, Leipzig 2003)

Hinter leiv verbirgt sich der Leipziger Kinderbuchverlag, der - das entnehme ich seinem Frühjahrskatalog 2004 - eine gute Mischung gefunden hat zwischen Neuerscheinungen und Nach- oder Neuauflagen von Büchern, die schon einmal auf dem deutschen Markt waren. "Nostalgieraritäten" nennt der Verlag solche altbekannten, aber auch heute noch beliebten Kinderbücher. "Lustige Geschichten" von Wladimir Sutejew zum Beispiel habe ich schon meiner Tochter Katharina vorgelesen und dann meinem Enkel Sebastian; beide Kinder - ihr Altersunterschied beträgt zwei Jahrzehnte - waren gleichermaßen begeistert. "Lustige Geschichten", "Dicke Freunde", "Doktor Aibolit und seine Tiere" und viele Bände mehr von Wladimir Sutejew finden sich in der Backlist des Verlages. Und im März 2004 erscheinen im Verlag Sutejews liebenswerte Hasen-Minis; die Tiergeschichten von Sutejew erfreuen sich seit bald fünfzig Jahren allergrößter Beliebtheit.

Vor mir aber liegt Der Handschuh, ein ukrainisches Volksmärchen in zwei Ausgaben: das kleine 9,5 x 12,5 cm broschierte Heftchen kostet 2,45 Euro, das 21,5 x 28,5 cm große gebundene Buch 6,45 Euro. In diesem ukrainischen Märchen verliert ein Großvater einen Fellfäustling. Er und sein Hündchen bemerken es nicht. Als erstes Tier wählt sich das Mäuslein Hurtigklein den Handschuh als ihr neues warmes Zuhause aus. Aber es dauert nicht lange, da begehrt das Fröschlein Hüpfebein Einlass, und dann wollen unbedingt auch der Hase Laufeschnell, das Füchslein Güldenfell, der Wolf Nimmersatt, der Eber Naseplatt und der Bär Tatzeschwer in eben diesem Handschuh wohnen. Da kann man sich vorstellen, wie eng es in diesem mit Fell gefütterten Haus ist, das wirklich aus allen Nähten kracht. Aber die im Handschuh versammelten Tiere wollen kein anderes Tier, das sie bittet eingelassen zu werden, draußen in der Kälte stehen lassen - nicht einmal den Fuchs. Da staunt man als Leser, der weiß, wie gerne ein Fuchs einen Hasen jagt. Aber Der Handschuh ist ja ein Märchen, und da geht es nun einmal nicht immer so zu wie im richtigen Leben...

In beiden Ausgaben steht dieselbe Menge Text, sind jeweils 14 Illustrationen abgedruckt, nur: In der gebundenen Ausgabe ist alles ein bisschen großzügiger. Die Idee eine unaufwendigere und damit preiswertere Variante anzubieten, wird viele Käufer dennoch freuen. "Sparsamkeit, nicht Geiz! ist  die Tochter der Weisheit, die Schwester der Mäßigkeit und die Mutter der Freiheit", sagte meine Oma oft. Aber: Warum wurde bei der bescheideneren Ausgabe auf die Nennung des Übersetzers und des Zeichners verzichtet?

Ansonsten eine wirklich märchenhafte, schön illustrierte Geschichte...

Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de

 

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Am 31.03.2004 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 27.11.2019.

Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet.

In einen geschlossenen Mund gelangt keine Fliege.
Sprichwort der Ukrainer

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