Sachbuch REZENSIONEN | |
Kleine Literaturgeschichte - ganz groß! | |
Reinhard Lauer | Deutscher; über die russische Literatur |
Kleine Geschichte der russischen Literatur | |
Verlag C. H. Beck, München 2005, 284 S.
Um auf weniger als dreihundert kleinformatigen Seiten die russische Literatur von den Anfängen bis in die jüngste Gegenwart darzustellen, muss man ein begnadeter Literatur-Kenner und begabter Schreiber sein. Reinhold Lauer ist beides. Seit 1969 Ordentlicher Professor für slawische Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen und seit 1987 Vorsitzender der Kommission für Interdisziplinäre Südosteuropa-Forschung der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, gibt er mit seiner Literaturgeschichte - zum Zeitpunkt seiner Emeritierung - einen kompakten Überblick, berücksichtigt den historischen Rahmen jeder Epoche, beschreibt ihre Hauptmerkmale, charakterisiert die wichtigsten Autoren und bespricht in Kürze ihre Werke. Das Verständnis für die russische Literaturentwicklung wird von Reinhard Lauer noch vertieft durch die souverän gezogenen Vergleiche und Querverbindungen mit der westeuropäischen Literatur. Die groß angelegte Kleine Geschichte der russischen Literatur beginnt mit einer Einleitung, die Besonderheiten der russischen Literatur benennt, die sie von den anderen Literaturen Europas unterscheidet. Ein Bildungsangebot auf sechs Seiten, wie ich es nirgendwo bisher fand. Es folgen (zwölf) Kapitel über die altrussische Literatur, die Literatur im Zeichen von Europäisierung und Aufklärung, die russische Romantik, den russischen Realismus, die russische Moderne, die Literatur in der Emigration, die russische Sowjetliteratur, die zeitgenössische Literatur nach Perestrojka und Wende. Da es wohl nie in der Geschichte der russischen Literatur einen solchen Reichtum an belletristischen Ausgaben und eine solche Vielfalt an literarischen Richtungen gegeben hat, wie zu Beginn unseres 21. Jahrhunderts, sucht man für diesen literarischen Zeitabschnitt den einen oder anderen Autor (Akunin, Aleschkowski, Jerofejew, Slapovsky, Wolos, Nina Berberova, Jekaterina Sadur u. a. ) leider vergeblich. Reinhard Lauer schließt sein kenntnisreiches Werk mit den Worten: "Man braucht sich um die russische Literatur nicht zu sorgen. Sie gewinnt ihre Perspektiven aus der Gewißheit großer Traditionen und schöpft aus einer uneingeschränkt fortwirkenden künstlerischen Kraft." Die Kleine Geschichte der russischen Literatur ist trotz ihrer immensen Faktenfülle eine lebendige und allgemeinverständliche Literaturgeschichte - bestens geeignet als solide Einführung für alle, die sich für die russische Literatur interessieren. Hier und da, finde ich, hätte der Professor aber auch noch auf einige nicht allgemeinverständliche Fachtermini (kohärent, prosodisch, narrativ...) verzichten sollen. Ein akkurates Personenregister, das fett gedruckt die Seiten mit den Schwerpunktstellen hervorhebt, führt schnell und zuverlässig zu den gesuchten Stellen. Ich gestehe, das ich, bevor ich mich an das Lesen eines Buches mache, meist erst einmal nachschaue, was Lauer zu Autor und Werk zu sagen hat... |
Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de
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Am 25.07.2007 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 12.01.2017. Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet.
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