Aus dem Esslinger Verlag J. F. Schreiber habe ich
bereits diese schönen Kinderbücher vorgestellt:
"Das Märchen vom Zaren Saltan" von Alexander Puschkin;
"Kaschtanka" von Anton Tschechow;
"Die Nase" von Nikolaj Gogol;
"Die kleine
schwarze Henne" von Antony Pogorelskij;
"Märchen-Samowar" von
Puschkin, Gogol und Tschechow. Nun liegt Simeons
Geschenk von zwei sehr interessanten Autorinnen vor, von Mutter und Tochter!
Julie Andrews Edwads, die Mutter, wurde 1935 in Walton-on-Thames in England
geboren. Mit ihrer Interpretation der Eliza Doolittle in "My Fair
Lady" wurde sie als Schauspielerin berühmt; für ihre Rolle der Mary
Poppins im gleichnamigen Disney-Film erhielt sie 1966
den Oscar. Nach einer missglückten Operation verlor sie 1997 für ein
Jahr die Stimme, seit dieser Zeit schreibt sie Kinderbücher, sie
lebt in Los Angeles.
Emma Walton Hamilton ist die Tochter von Julie Andrews Edwards,
die ihre Kinderbücher zusammen mit ihrer Mutter schreibt. Sie
arbeitet außerdem als Cheflektorin für einen amerikanischen
Kinderbuchverlag. In ihrer Freizeit engagiert sich Emma Walton
Hamilton für Jugendtheaterprojekte wie zum Beispiel für das Bay
Street Theater in Sag Harbor, New York, das sie mitbegründet hat.
In Simeons Geschenk schreiben die beiden Autorinnen sehr
poetisch über die Macht der Musik. Simeon, ein armer, bescheidener
Lautenspieler - "ohne Erziehung aufgewachsen, doch voller Sanftmut
und der Natur zugetan" - liebt die schöne Sorrel. Doch er schämt
sich seiner Armut und glaubt, seiner großen Liebe nicht würdig zu
sein, bevor er nicht ein großer Musiker geworden ist. Deshalb zieht
er in die Welt hinaus, um die unterschiedlichsten Geräusche und
Klänge, Melodien und Rhythmen in sich aufzunehmen. Schweren Herzens
nimmt er von Sorrel Abschied und verspricht ihr, mit Geschenken
zurückzukehren, "die ihrer Treue und ihrer Geduld wert sein würden.
Er reiste viele Tage lang und viele Meilen weit." Unterwegs
nimmt er in sich das kraftvolle Trommeln der Soldaten auf, die
Lieder von Mönchen, die sich im Loblied des Herrn harmonisch
vereinen, die verwirrend-lauten Geräusche einer großen Stadt und
staunt über einen jungen Dichter, der es versteht, Worte zu
gebrauchen, die in ihm "starke Bilder und Gefühle zu wecken
wussten". [...] "Im Vergleich zu allem, was er gesehen hatte und
im Vergleich zu der großartigen Musik und Poesie, die er gehört
hatte, erscheinen ihm seine Versuche, Lieder zu schreiben, klein und
unbedeutend. Ermattet und verzweifelt glaubte er, das ihn selbst
seine einfachen Lieder und Melodien verlassen hatten.
[...] Mit leeren Händen und auch
ohne die versprochenen Geschenke, überkam ihm dennoch plötzlich der
dringende Wunsch, seine geliebte Sorrel wieder zu sehen und sie in
seine Arme zu schließen." Er tauschte seine Laute gegen einen alten
Kahn und etwas zu essen ein und brach auf, immer flussabwärts...
Während seiner Reise fliegt ihm ein leuchtend bunter Vogel zu,
rettet er einen "herrlich rosa und golden schimmernden Fisch" vor
dem Verspeistwerden, und einem Reh entfernt Simeon einen spitzen
Stein aus dem Huf. Simeon hat sich inzwischen aus Schilfrohr eine
Flöte geschnitzt, auf der er gar schöne Weisen spielte. Als er und
seine drei Gefährten - der Vogel, der Fisch und das Reh - im
Heimatdorf ankommen, weint Sorrel vor Glück und sagt: "Was hast
du für wunderschöne Geschenke mitgebracht! Einen Vogel, der für uns
singt, einen Fisch, der in unserem Fluss schwimmt und ein schönes
Reh, das bei mir bleiben wird und seinen Kopf in meinen Schoß legt,
wenn ich träume. Aber das Schönste von allem ist, dass du, mein
Geliebter, wieder zu Hause bist und dass wir wieder vereint sind."
Illustriert ist Simeons Geschenk von dem Russen Gennadij
Spirin, 1948 in Orechowo-Sujewo, einem kleinen Dorf bei
Moskau
geboren. Spirin genoss als Künstler auch in der
Sowjetunion großes
Ansehen. Nach dem Zerfall der
Sowjetunion verließ er 1990 mit seiner
Frau Raissa und seinen "geliebten Söhnen" - denen er dieses Buch gewidmet hat - Russland, lebte ein
Jahr in Deutschland und ging dann in die USA - nach Princeton, New
Jersey. Der jüngste Sohn, Andrej, stand Modell für das Buch "Philipok" von
Leo Tolstoj. Die ersten Kinderbuchillustrationen von Gennadi
Spirin stammen aus dem Jahre 1979, seit 1986 arbeitet er mit dem
Esslinger Verlag zusammen. Seine filigranen Miniaturen zeichnen
sich durch viele Details aus und sind märchenhaft schön und
historisch korrekt. Doch ich muss meinem sechsjährigen Enkel Lenny
recht geben, manche Illustration ist in gar zu dunklen Farben
gehalten. |
- Anthologie, Märchen-Samowar, (Darin: Nikolaj Gogol, Der Jahrmarkt von
Sorotschinzy; Anton Tschechow, Kaschtanka;
Nikolaj Gogol, Die Nase;
Alexander Puschkin, Das Märchen vom Zaren Saltan.).
- Anton Čechov (Tschechow), Kaschtanka und andere Kindergeschichten.
- Antony Pogorelskij, Die kleine schwarze Henne.
- Leo Tolstoj, Philipok.
- Anton Tschechow (Čechov), Kaschtanka.
- Anton Tschechow, Die Jungen[s].
- Sergej Puschkin, Das Märchen vom Zaren Saltan.
Am 30.08.2011 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am
27.11.2019.
Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet.
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