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Icchokas Meras | Litauischer Jude (Litvak / Litwak) |
Remis für Sekunden Aus dem Litauischen von Irene Brewing Aufbau Taschenbuch Verlag, 2. Auflage, Berlin 2001, 159 S. | |
Icchokas Meras wurde 1932 als litauisch-jüdisches Kind in der
litauischen Kleinstadt Kelmė geboren. 1941, gleich zu Beginn der
faschistischen Besatzung, wurden seine Eltern erschossen. Der
neunjährige Icchokass wurde drei Jahre lang von einer
litauischen
Familie versteckt. Über diese furchtbare Zeit schreibt er in
"Schriftsteller des Exodus", Vilnius 1994: "Wenn ich versuche, mich
selbst von außen zu betrachten, sehe ich neben mir zwei Frauen. Die eine
ist die Jüdin Miriame Merienė, die mich geboren und mich mit ihrer
großen mütterlichen Liebe durch meine frühe Kindheit geführt hat, bis
ihr Leben in einer Kiesgrube endete. Die andere ist Bronė Dainauskienė,
eine litauische Analphabetin und Mutter von sechs Kindern. Sie nahm mich
in beide Arme, schütze mich vor bösen Blicken, entriss mich der
Kiesgrube und gebar mich von neuem als siebtes Kind (...). Und wenn es
stimmt, dass jeder Mensch seinen Schutzengel hat, dann hatte ich (oder
habe sie noch) zwei davon; einer begleitete mich im Namen Jehovas, der
andere im Namen Gottes." Über seine Geburtsstadt Kelmė sagte er in
seiner Rede anlässlich einer Preisverleihung durch die Vereinigung
litauischer Schriftsteller in Chicago 1977:
"In der Kiesgrube von Kelmė liegt die Mutter begraben, die mich geboren hat. In Kelmė lebt, in ihrem 75. Lebensjahr, meine zweite Mutter. In die Synagoge von Kelmė bin ich mit meinem Vater beten gegangen. Später, noch als Kind, betete ich in der Kirche von Kelmė. Ich habe das Vieh auf dem Gutshof von Kelmė gehütet, bei den drei Kiefern, wo meine Mutter erschossen wurde, und ich sah, wie unnatürlich hoch und grün das Gras auf dem Kies wuchs. Auf dem Friedhof von Kelmė ging ich, als ich meinen zweiten Vater, der gestorben war, besuchte, an einigen gleichen Gräbern vorbei - in ihnen liegen jene, die bei den Kiefern geschossen haben. Kelmė lehrte mich, mein Leben mit litauischen Augen zu betrachten und nicht zu vergessen, dass ich ein Jude bin. Kelmė ist mein Litauen und mein Jerusalem. Dort liegt alles verborgen: meine Beziehungen zum jüdischen Volk und Israel, meine Beziehung zum litauischen Volk und Litauen, mein Platz in der Literatur und meine künstlerischen Ambitionen. Dort bin ich Mensch und Schriftsteller, einfach und kompliziert, klar und widersprüchlich, so wie die zweifache Wurzel, die mich nährte (...)." Für ehemalige
DDR-Bürger ist Icchokas Meras ein guter alter Bekannter, denn sein Buch
Remis für Sekunden erschien beim Ostberliner
Verlag Volk und Welt
bereits 1967 und zwei Jahre später beim Verlag Philipp Reclam jun.
Leipzig. Ich las es also schon vor fünfunddreißig Jahren das erste Mal.
Wie alle meine Bekannten - der Roman war Gesprächsthema in den Familien,
bei Freunden und Kollegen - war ich zutiefst beeindruckt; Hermann Kant
nannte den Roman damals sein herausragendes Lese-Erlebnis des Jahres.
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Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de
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Am 10.02.2004 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 23.11.2019. Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet. |
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Litauisches Ornament- aus der ethnischen Region Dzūka. |
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