Kinderbuch-JugendbuchREZENSIONEN | |
Vom echten Zarensohn aus dem dreimalneunten Zarenreich | |
Anna Dankowtsewa | Russin |
Die Stadt mit dem blauen Tor | |
Aus dem Russischen von Sabine Grebing Diogenes Verlag, Zürich 2003, 190 S. | |
Anna Dankowtsewa schreibt spannende Kriminalromane
("So helle Augen").
Was Spannung anbelangt, kann sie sich mit der
Marinina
und der Daschkowa durchaus messen.
Und spannend und aufregend
geht es auch in ihrem ersten Jugendbuch Die Stadt mit dem blauen Tor
zu: Zu Beginn der Märchen-Geschichte (die vom Verlag als Roman
ausgewiesen ist) beschwert sich der vierzehnjährige Iwan, dass alle
seine Freunde in aufregende Abenteuer geraten, nur ihm nie etwas
Interessantes passiere. Das ändert sich "an einem grauen Novembertag,
der sich durch nichts als ekliges, nasses Wetter hervortat". Da nämlich
taucht das Kobold-Mädchen Schischka auf; Schischka ist dem russischen
Märchengeist Kikimora nachempfunden. Kikimora ist ein weiblicher
Hausgeist, der, aus dem Wasser kommend, kleine Kinder erschreckt. In
Anna Dankowtsewas Buch trägt die Kikimora den Vornamen Schischka. Sie
"sah aus wie ein ganz normales Mädchen. Nur, vielleicht, dass mit ihren
Augen was nicht stimmte. Und mit der Frisur. Die Haare standen ihr wirr
vom Kopf ab, und die Augen... In den Augen tanzten solche Funken, dass
ich noch dachte, zu Mädchen wie ihr sollte man Abstand halten. Solche
Augen hatte ich in vierzehn Jahren noch nie gesehen: leuchtend grün, mit
Blitzen tief drinnen, die mal aufblinkten, mal erloschen..." Dieses
Mädchen bringt Iwan - der in Wirklichkeit der echte und wahre Zarensohn
Iwan Zarewitsch aus dem Dreimalneunten Zarenreich ist - doch tatsächlich
dazu, mit ihr mitten im Winter in die eiskalte Moskwa zu springen. Ein
böser Gauner und sein Bruder - die unten im tiefen Wasser einen Schatz
vermuten -, der Polizist Häslein - der sich wegen seines Namens
besonders mutig zeigen will - und die besorgte Ksjucha - die Angst um
ihren Freund Iwan hat - folgen den beiden todesmutig in die
eisigen Fluten. Alle erwartet auf unterschiedlich abenteuerlichen Wegen
die Stadt mit dem blauen Tor und: ein riesiges Pferd mit edlem
Tscherkessensattel (im Buch falsch Tscherkassensattel) und
Damaszenersteigbügel. Dieses Pferd, das seine Farbe wechseln kann,
erhält von Iwan den Namen Terminator. Dann ist da noch ein silbergrauer
Wolf, ohne dessen Hilfe alle verloren gewesen wären, der furchtbare
Drache Smej Gorynitsch, bei dem jeder einzelne Tatzennagel zweimal
länger ist als Iwans Schwert Kladenez, das nur für ihn, den Zarensohn
Iwan geschmiedet wurde, Kotschtschej, der Unsterbliche, und Domowoj, der Hausgeist von Iwans Tante.
Iwan ist bisher bei seiner Tante aufgewachsen - die in Wirklichkeit die Hexe Baba Jaga ist -, denn seine Eltern sind tot. Tot? Nein, man hatte sie entführt und hält sie gefangen, da unten, in der Stadt mit dem blauen Tor. Bis sich alles zum Guten wendet, passiert viel Spannendes und Aufregendes in diesem Buch, das man vielleicht einen Fantasy-Roman nennen könnte. Anna Dankowtsewa wurde 1961 in Tambow (Zentralrussland geboren und verbrachte ihre Jugend in Weimar. In Moskau studierte sie Informatik und schloss eine Theaterschule ab. Sie arbeitete als Assistentin des Direktors am Moskauer Theater Eremitage. Seit 1998 freiberuflich, schreibt sie für Erwachsene, Kinder und Jugendliche. | |
Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de
Am 10.02.2004 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 28.11.2019.
Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet. |
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Zauberpferd - aus Stroh; das Pferd ist in der slawischen Tradition eines der heiligsten Tiere. |
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