Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

 

Wir sind Estinnen: Teilnehmerinnen des Musikfestivals in Tallinn.

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Fotos und Illustrationen richtig, aber Statt Karelier = Esten

 

                  

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zu widmen. 

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über ein Feedback freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken".

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

"Wo gibt es auf so kleiner Fläche so viele Inseln vor der Küste, Moore mit Urwald, unverbaute Gewässer? Trutzige Burgruinen, mittelalterliche Sakralbauten, imponierende Rat- und Bürgerhäuser, üppige Jugendstilfassaden lassen in vielen Stadtbildern den Jahrhunderte währenden westeuropäischen Einfluss erkennen."

www.estland.ee

 

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Estland zu bereisen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein estnisches Sprichwort -

 

Um fremde Völker kennenzulernen, musst du dich selbst in die Welt aufmachen.

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Die ESTEN… (Eigenbezeichnung: )

 

Bevölkerung:

"Der Este liebt die Natur. Deshalb lebt er in ihr. Entweder in den Wäldern, die mehr als die Hälfte seines Landes bedecken. Oder auf einer der windgepeitschten Inseln, von denen Estland ja immerhin gleich tausendfünfhundert besitzt. In seinem Häuschen in der Wildnis hat der Este selbstverständlich Handyempfang und Internet-zugang. Denn sicher im eigenen Heim, fern von allzu viel analoger Nähe zum Mitmenschen, vernetzt er sich gerne digital mit ihm. Zu seinem Häuschen gehört natürlich eine Sauna. Sie ist der einzige Ort, an dem er sein Mobiltelefon aus der Hand legt. Nach dem rituellen Dampfschwitzbad stürzt er sich in die kalten Fluten eines Sees oder gleich ins Meer. Denn er lebt am liebsten am Wasser. Davon gibt es schließlich genug in seiner fluss- und seereichen Heimat mit der fast unendlichen Küste. - Der Este hat keine Probleme damit, alleine zu sein. Er ist es sogar gewohnt. Schließlich eilen sich in seiner dünn besiedelten Heimat im Schnitt nur dreißig Menschen einen Quadratkilometer Land. Das lässt ihm genug Freiraum für seine Gedanken. Der Este schätzt naturnahe Vergnügungen: wandern, rudern, Vögel beobachten, eisfischen. Winters fährt er gerne mit dem Auto über die zugefrorene Ostsee. Zwingen ihn widrige Umstände zum Leben in der Stadt, wird er nicht ruhen, bis er eine kleine Hütte in der Natur fürs Wochenende in seinen Besitz gebracht hat. - Die beiden Pole des nordischen Charakters estnischer Ausprägung - Lebensfreude und Schwermut - erfordern seit jeher regelmäßige Ausbrüche in lautstarke Gesänge, mittels derer das innere Gleichgewicht des Esten wiederhergestellt wird. - Traditionsbewusst sind die fortschrittlichen Esten natürlich auch. Ihre Volkslieder (...), ihre Sprache, ihre Literatur - das alles ist ihnen überaus wichtig."

Stefanie Bisping in: Estland. Das Model und der Kapitän, 2010

 

" Estland - die deutsch geprägte Ostseeprovinz des Zarenreichs... Hier fand sich ein ebenso einzigartiges wie eigenartiges Terrain für Pastoren- und andere Geschlechter, adlige und nicht adlige, die mit großem Selbst- und  Familienbewusstsein jahrhundertelang Geschichte und Politik, Kultur und Kirche dies Landes bestimmten, das nicht zum Deutschen Reich gehörte, dessen Oberschicht aber deutsch geprägt war. Seit den Tagen der Hanse besaß diese Oberschicht Privilegien, die sie zäh gegen alle Angriffe und Begehrlichkeiten der wechselnden Landesherren - Ordensritter, Dänen, Schweden, Russen, Polen - verteidigte. Die in Estland lebenden Deutschen nannten sich selbst Estländer, die in Livland sprachen von sich als Livländern. Das ist ein Unterschied zu den Esten und Lieven,    den Angehörigen der autochthonen Bevölkerung."

Cord Aschenbrenner in: Das evangelische Pfarrhaus, 2015

 

Fläche:

Geschichtliches:

"Güter gab es in Estland einmal über tausend. Seit dem 13. Jahrhundert waren Schweden, Deutsche und Russen die Herren, die sich am Reichtum dieses Landes bedienten. Die Knechte waren immer die Esten."

Elsemarie Maletzke in: Die Zeit vom 23. April 2015

 

 

 

"In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nach dem Nordischen Krieg und einer in seinem Gefolge auftretenden Pestepidemie, ergoss sich geradezu ein Strom von Einwanderern aus dem Deutschen Reich ins nur noch dünn besiedelte Baltikum."

Cord Aschenbrenner in: Das evangelische Pfarrhaus, 2015

 

"Das Zarenreich hatte 1917 aufgehört zu existieren, und damit verloren die Deutschen ihre Privilegien. Aus der Provinz wurde ein selbständiger Staat. Die deutschen Grundbesitzer, die `baltischen Barone´, wurden enteignet und kehrten dem Land den Rücken. Die meisten Deutschen blieben jedoch in Estland, das sie ebenso als ihre Heimat betrachteten wie die Esten. Erleichtert wurde ihnen dies durch die 1925 per Gesetz eingeführte Kulturautonomie für die Minderheiten im Lande, das die Rechte der nichtestnischen einheimischen Bevölkerung - Deutsche, Russen, Schweden - festschrieb."

Cord Aschenbrenner in: Das evangelische Pfarrhaus, 2015

 

"Überall in den besetzten Gebieten arbeiteten Einheimische freiwillig mit der deutschen Verwaltung zusammen und halfen den Einsatzgruppen und SS-Verbänden bei der Durchführung des Massenmords an den Juden. Besonders ausgeprägt war die Kollaboration im Litauen, Lettland, Estland, Moldawien und der westlichen Ukraine. (...) Ohne die aktive Hilfe von Tausenden einheimischer Freiwilliger hätten die Deutschen die ansässigen Juden nicht ausfindig machen, identifizieren und liquidieren können."

Wassili Großmann/Ilja Ehrenburg in: Das Schwarzbuch, Der Genozid an den sowjetischen Juden, 1995

 

Während der Stalinzeit wurden 7 998 Sowjetbürger als Spione für Estland hingerichtet.

Staatsgefüge:

Verbannungsgebiet:

"Die Volkszugehörigkeit ist fast das wichtigste Merkmal, wenn es um die Auswahl der Lagerinsassen geht, die einen der rettenden `Schlauberger´-Posten erhalten. Jeder Gulag-Häftling, der genug Lager gesehen hat, wird bestätigen, dass unter den `Schlaubergern´ (`pridurki´) eine ganz andere Zusammensetzung nach Nationalitäten  herrschte als insgesamt in der Lagerbevölkerung. In der Tat, Balten fand man unter den Schlaubergern eigentlich nie, so viele es auch im Lager geben mochte - und es gab viele! Russen waren natürlich immer dabei, doch ihr Anteil war im Vergleich zu ihrer Anzahl unter den Häftlingen unverhältnismäßig gering (und nicht selten wurden dafür Parteitreue herausgepickt). Dafür waren Juden, Georgier und Armenier deutlich überrepräsentiert. Auch den Aserbaidshanern gelang es überdurchschnittlich häufig, auf einem privilegierten Posten unterzukommen."

 Alexander Solschenizyn (1918 bis 2008) in "Zweihundert Jahre zusammen. Die Juden in der Sowjetunion,"

Hauptstadt:

 

 

 

"Die Hauptstadt Estlands ist Tallinn, das bedeutet Dänenstadt - eine Zusammenziehung aus dänisch Taani, das heißt Dänisch oder Dänemark, und linn, das heißt Stadt. Estland war im 13. Jahrhundert von Deutschen und Dänen erobert und christianisiert worden; das mächtige Königreich Dänemark beherrschte das Land ein gutes Jahrhundert lang. Die Stadt Reval, wie die Deutschen Tallinn nannten, entstand im Laufe weniger Jahrzehnte, nachdem der dänische König Waldemar II. im Jahr 1219 einen Kalksteinberg an der Nordküste mitsamt einer hölzernen estnischen Burg darauf erobert hatte."

 

 

 

 

"Während der Belagerung der Festung, so geht die Legende, fiel ein rotes Tuch mit einem weißen Kreuz darauf vom Himmel: der Danebrog, die spätere dänische Flagge. 1248 erhielt Reval das Lübische Stadtrecht, 1285 wurde es zum ersten Mal ausdrücklich als Hansestadt erwähnt. Die Esten nannten die Stadt nun Tallinn.

Wassili Großmann/Ilja Ehrenburg in: Das Schwarzbuch, Der Genozid an den sowjetischen Juden, 1995

Wirtschaft:

Verkehr:  

Sprache/Schrift:

Literatursprache/Literatur:

Bildung:

Kultur/Kunst:

 

 

 

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt:

"Die nördlichste der baltischen Republiken rühmt sich eines traumhaften floralen Reichtums, von dem man in flurbereinigten, flussbegradigten und herbizidbespritzten Gegenden nur träumen kann.

Elsemarie Maletzke in: Die Zeit vom 23. April 2015

Der Nationalpark Matsalu befindet sich im Westen Estlands

Pflanzen- und Tierwelt:

 

Die nördlichste der baltischen Republiken

Behausungen:

Ernährung:

Kleidung:

Folklore: In den Folklore-Archiven der drei Baltenstaaten hat es in den gut hundert Jahren ihres Bestehens eine gewaltige Zahl von Volkserzählungen aus mündlicher Überlieferung angehäuft. Neben dem Archiv der Finnischen Literaturgesellschaft (Helsinki) gehören die drei Archive in Lettland, Litauen und Estland zu den umfangreichsten in Europa. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügten zum Beispiel die estnischen Folklore-Archive über rund 50 000 Texte, die dank intensiver Sammeltätigket von Jakob Hurt (1839 bis 1907) und Matthias Johann Eisen (1857 bis 1934) zusammengekommen waren. M. J. Eisen, Journalist, Übersetzer, Pfarrer, Schriftsteller, Lehrer und später Professor für Folklore an der Universität Tartu (Dorpat), gilt als Initiator der zweitgrößten Sammlung estnischer volkskundlicher Materialien, der rund 107 000 Manuskriptseiten einsammelte. 3 347 Seiten stammen von seiner eigenen Hand. Die größte Sammlung erbrachte jedoch J. Hurt, der zwischen 1888 und 1906 mit zahlreichen Helfern 122 000 Manuskriptseiten mit Informationen über Folklore aus dem gesamten estnischen Sprachraum zusammentrug, worunter sich 17 000 Volkserzählungen befanden, darunter auch zahlreiche Märchen.

Feste/Bräuche:

Religion:

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind: Als Estland seine Unabhängigkeit erklärte, drosselte die Sowjetunion sofort die Energieversorgung.

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

Nach der Ablehnung des Cyber Security Acts durch den US-Kongress spitzte sich der weltweite Computerkrieg weiter zu. 2013 kündigte Großbritannien die Gründung eines Cyperkommandos an, 2014 folgten ESTLAND und Lettland.

 

Interessant, zu wissen..., dass in Estland schon Grundschüler das Programmieren lernen sollen.

Ende der 1990er Jahre hat ESTLAND angefangen, alle 550 Schulen mit Computern und Internetanschluss auszustatten - inzwischen hat jeder Schüler einen PC-Arbeitsplatz zur Verfügung. Statt in Lernsoftware herumzuklicken oder im Internet nach Bildern für Referate zu suchen, sollen estnische Grundschüler eigene Programme schreiben - der Programmierunterricht soll gleich nach der jeweiligen Einschulung losgehen, Beginn: 2014! So soll die Faszination des Computers - der bisher zu oft nur als Spielkonsole genutzt wird - in produktive Bahnen gelenkt werden. Einen Programmierunterricht in der Grundschule, wie in Estland vorgesehen, gibt es in Deutschland bisher nirgendwo. Übrigens: Die Esten können ihre Stimme seit den Kommunalwahlen 2005 elektronisch abgeben. Damit ist das baltische Volk weltweit ein Vorreiter bezüglich rechtsverbindlicher Online-Wahlen auf staatlicher Ebene. Bei der Parlamentswahl vom 6. März 2011 konnten die Esten bereits zum zweiten Mal nach 2007 – als erste Nation der Welt - ihre Stimme auch online abgeben. Während bei den Parlamentswahlen von 2007 nur 30 243 gültige Stimmen per Internet abgegeben wurden, waren es 2011 bereits 140 764 (15,4%) bei insgesamt 913 346 wahlberechtigten Bürgern.

Wer sich überall zu Hause fühlt, ist nirgends daheim.

Sprichwort der Esten

 

Die ESTEN: Für Liebhaber kurzer Texte

Das vorwiegend ebene Estland besitzt mit dem etwa 320 Meter hohen Suuar-Munamägi, dem großen Eierberg, den höchsten Gipfel des gesamten Baltikums. Und es hat als kleinstes baltisches Land die wohl wechselvollste Geschichte – als strategisch wichtiges Territorium, auf dem das Wasser des Finnischen Meerbusens mit dem der Ostsee zusammenfließt. Die etwas über eine Million Esten, deren Selbstbezeichnung „Eesti“, früher „Maarahwas“ („Volk des Landes; „Urbevölkerung“), sind in ihrem heutigen Siedlungsgebiet als direkte Nachkommen finnischer Stämme ansässig. Seit dem 7. Jahrhundert standen sie unter schwedisch-wikingischem Einfluss. Die kriegerische Eroberung und Missionierung der Esten, die heute überwiegend lutherisch-protestantische Christen sind, erfolgte im Verlaufe des 13. Jahrhunderts durch die Dänen und durch den livländischen Zweig des Deutschen Ordens; 1346 verkaufte der dänische König Waldemar IV. seine nordestnischen Besitzungen an den Orden. Im Laufe der Kämpfe zwischen Russland, Schweden und Polen-Litauen um das livländische Ordensgebiet gelangten die nördlichen Landschaften des estnischen Gebiets 1584 als „Herzogthum Ehsten“ an Schweden, später auch Livland (1621) mit seiner estnisch besiedelten Nordhälfte. 1710 mussten sich die Provinzen Estland und Livland Peter dem Großen unterwerfen, behielten aber eine weitgehende Verwaltungsautonomie, die ihren deutsch-protestantischen Charakter bewahrte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstand gegen die deutschbaltische Oberschicht und schon etwas später auch gegen die nationale Unterdrückung durch die Russen eine nationale Bewegung; sie sollte nicht die letzte sein… - Außer dem höchsten Gipfel hat das kleine Estland auch die meisten, nämlich etwa achthundert Inseln und Inselchen zu bieten. Auf jeder Insel wurde früher eine besondere Kleidung getragen. Bis heute überliefert sind die unterschiedlichen Bauerntrachten, die sich jeweils auch durch die silbernen Brustspangen unterscheiden. – Das Finnische gehört zur finnougrischen Sprachfamilie. Viele estnische Sprichwörter klingen eher wie Bauernregeln; denn der Este ist als Fischer nicht nur dem Meer, sondern als Viehzüchter und Ackerbauer auch der Scholle besonders zugetan.

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig estnische Sprichwörter:

(Unveröffentlicht)

 

Verachte keinen Alten, dessen Jugend du nicht kennst.

Die Arznei des Bauern ist die finnische Sauna.

Das Auge ist der Spiegel der Seele, der Mund Maß des Herzens.

Sucht der Bär früh seine Höhe auf, kommt der Frost zeitig.

Der Bart wächst schneller als der Verstand.

Das Bier muss so stark sein, dass eine Katze mit ihren Jungen darauf sitzen kann.

Iss soviel Brot wie du mit zwei Zähnen beißen kannst, Fleisch iss mit einem Zahn.

Baue erst den Brunnen, dann das Haus.

Der Doktor der Armen ist Gott, der Reichen Gott ist der Doktor.

Es lohnt sich nicht, ein Ei gegen ein Ei zu tauschen.

Die Eiche ist das Eisen des Bauern, die Birke das Kupfer des Landarmen.

Gib du dem Feld, dann gibt das Fels dir.

Eine Frau ohne Schürze ist wie eine Kuh ohne Schwanz.

Junge Haut dehnt sich, alte reißt.

Wer nicht bis zwanzig hübsch, nicht bis dreißig klug, nicht bis fünfzig reich, für den bleibt alles unerreichbar.

Auch ein schwarzes Huhn kann ein weißes Ei legen.

Wo ein böser Hund und schöne Pferde sind, von da nimm dir deine Frau.

Traue weder dem Hund, wenn er schläft, noch dem jungen Mädchen, wenn es weint.

Behalte den Hut auf, Vater, solange du mit den Kindern unter einem Dache wohnst.

Was Jaku nicht lernt, lernt Johan nimmermehr.

Ein kleines Kind belastet die Knie, ein großes das Herz.

Schmerzt dem Kind die Fingerkuppe, schmerzt der Mutter das Herz.

Wo zwei Köpfe auf einem Kissen ruhn, kommt bald ein dritter hinzu.

Die Liebe des Vaters reicht bis zum Grabe, die Liebe der Mutter bis in alle Ewigkeit.

Trinkt der Mann, brennt bald das halbe Haus ab, trinkt die Frau brennt bald schon das ganze Haus.

Des Mannes Ehre ist der Bart, der Hut des Mannes Größe.

Der Mist ist das Gold des Ackerbauern.

Besser der Mutter Liebe als des Vaters Brot.

Hier ist es schön, da ist es schön, am besten ist´s auf Mutters Schoß.

Die Nachtigall kehrt in die Heimat zurück, wenn die Blätter des Faulbeerbaumes groß wie Mauseohren sind.

Pfeife und Flinte sind kein Spielzeug für Kinder.

Es verdient kein Pferd, wer seine Katze quält.

Je größer die Rotznase desto klüger der Rotzjunge.

Am Samstagabend gibt´s gibt’s drei gute Dinge: eine finnische Sauna, einen warmen Brei und ein heißes Weib.

Der Schuster ist ohne Stiefel, der Schneider ohne Mantel.

Gewöhne ein Schwein nicht daran, in die Speisekammer zu gehen und das Kind nicht ans Wirtshaus.

Ein See verschönt das Dorf, eine Tochter das Haus.

Streit in der Ehe ist wie das Salz für eine fade Suppe.

Besser ein Stück Brot in der Tasche als eine Feder am Hut.

Vaters Wort gilt mehr als Mutters Peitsche.

Wie Vater pfeift, so tanzen die Söhne.

Töchter sind wie Feuerschaden: Gehen sie durchs Haus, sind die Zimmer leer.

Sturm am Freitag sieht den Sonntag nicht.

Ein Winter mit wenig Schneegestöber bringt einen Sommer mit wenig Regenschauern.

Der Wolf hat die Kraft eines Mannes und den Verstand von neuen Männern; der Bär hat die Kraft von neuen Männern – aber nur eines Mannes Verstand.

Halte dir selbst gegenüber Wort, dann hältst du Wort auch gegenüber anderen.

Was unter dem Zahn nicht piept, kannst du getrost herunterschlucken.

Ein schweres Amt: auf den Viehmarkt ein Pferd und aus dem Wald einen Weihnachtsbaum auszusuchen.

Das weicheste Kopfkissen ist ein voller Bauch.

Das Feuer ist ein guter Diener, aber ein schlechter Hausherr.

 

Interlinearübersetzung aus dem Estnischen: Irja Grönholm; gesammelt und in Sprichwortform gebracht: Gisela Reller

 

 

 

Das Zitat: "Gastfreyheit, Höflichkeit, Mildthätigkeit, Leutseligkeit,Dienstfertigkeit, anständige Freyheit und Munterkeit im Umgange und noch mehrere schöne Züge dieser Art muss man miteinander vereinen, wenn man sich von dem herrschenden Charakter der hiesigen Einwohner ein richtiges Bild zu machen gedenket."

Ernst August Wilhelm Hoerschelmann um 1780 in:  Das evangelische Pfarrhaus von Cord Aschenbrenner, 2015

 

 

 

 

 

Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich 1978 KARELIEN. In meinem Buch „Zwischen Weißem Meer und Baikalsee“, 207 Seiten, mit zahlreichen Fotos von Heinz Krüger und ethnographischen Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring, 1981 im Verlag Neues Leben, Berlin, erschienen, habe ich über die Burjaten, Adygen und KARELIER geschrieben.

 

Vor-Karelisches (LESEPROBE aus: "Zwischen Weißem Meer und Baikalsee")

 

 

 

Die Märchen-Bärin allerdings kennt sich recht oberflächlich mit den Gesetzen der karelischen Klagelieder aus, sonst würde sie nicht so ungezwungen von der

 

 

 

 

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise zu den ESTEN

 

 

Rezension zum Thema in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

* KATEGORIE BELLETRISTIK: Maimu Berg, Ich liebte einen Russen, Zur Erinnerung an die schneereichen Winter der Kindheit, Aus dem Estnischen von Irja Grönholm, Gollenstein Verlag, Blieskastel 1998.

"Das ist weniger die Geschichte zweier Menschen unterschiedlicher Nationalität und eines großen Altersunterschiedes, als vielmehr die Geschichte einer großen Liebe. `Unsere Liebe war zu intensiv und zu verboten, um anzudauern, und zu stark, als daß wir sie hätten selbst beenden können.´- Eine verbotene Liebe? Er, der Russe, ist Arzt, fast vierzig, sie die Estin, ist Schülerin, dreizehn Jahre alt."

In: www.reller-rezensionen.de

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

* Cord Aschenbrenner, Das evangelische Pfarrhaus, 300 Jahre Glaube, Geist und Macht: Eine Familiengeschichte, Siedler Verlag, München 2015.

Gotthold Ephraim Lessing, Matthias Claudius, Friedrich Nietzsche, Albert Schweitzer oder Angela Merkel - der prominenten evangelischen Pfarrerskinder gibt es viele. Das protestantische Pfarrhaus selbst prägte die deutsche Geistesgeschichte wie kaum eine andere Institution, es war sinn- und identitätsstiftend für das bürgerliche Leben. Cord Aschenbrenner erzählt die Geschichte des Pfarrhauses am Beispiel der deutsch-baltischen Pastorenfamilie Hoerschelmann, die über neun Generationen hinweg geradezu idealtypisch das Wirken und Walten zwischen Glauben, Macht und bürgerlichem Leben verkörpert.

 

* Stefanie Bisping, Estland, Das Model und der Kapitän, Picus Verlag, Wien 2010.

Stefanie Bisping zeichnet in ihren Reportagen das Bild eines Landes am Scheitelpunkt zwischen Ost und West, zwischen Tradition und Aufbruch. Von der kleinen IT-Metropole Tallinn, der europäischen Kulturhauptstadt 2011, reist sie ins ländliche Estland, wo Störche durch die Felder spazieren, uralte Findlinge im "Land der Buchten" die Küste zieren und alter Aberglaube noch lebendig ist.

 

* Michael Garleff, Die baltischen Länder, Estland, Lettland, Litauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2001.

"In einer zweiten Bodenreform hatte man 1944 das Land der `Emigranten, Kollaborateure und der Spekulanten´ enteignet und verteilt. 1947 verschärfte sich der Kampf um die Kollektivierung, die Massenverschleppungen nach sowjetrussischem Muster betrafen 1949 rund 40 000 Bauern."

 

* Jaan Kross, Vier Monologe anno Domini 1506, Historische Novellen, Aufbau-Verlag, Berlin 1974.

 

* Jaan Kross, Der Verrückte des Zaren, Deutsch von Helga Viira, Rütten & Loening, Berlin, 1988.

Um seinen aufklärerischen Gedanken von der Gleichheit aller Menschen auch durch die Tat Ausdruck zu verleihen, hält der baltische Adlige Timotheus von Bock, nachdem er die Heirat mit einer Tochter aus bestem Petersburger Hause ausgeschlagen hat, um die Hand der estnischen Bauerntochter Eeva an. 1818 wird von Bock plötzlich verhaftet...

 

* Jaan Kross, Professor Martens´ Abreise, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1995.

 

 * Jaan Kross, Das Leben des Balthasar Rüssow, Deutsch von Helga Viira und Barbara Heitkam, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999.

Ein Epos vom Kampf um die Unabhängigkeit Estlands vor vierhundert Jahren. Ein Meisterwerk des historischen Romans voller Anspielungen auf den baltische Geschichte in den letzten Jahrzehnten.

 

* Märchen des Baltikums (der Esten, Letten, Litauer), Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg 1996.

In dieser Ausgabe enthalten sind 78 Zaubermärchen, Märchen vom dummen Teufel, Tiermärchen und Schwänke.

 

*Cay Rademacher, Geheimsache ESTONIA, Herbig Verlagsbuchhandlung, München 1999.

Weshalb verhindern höchste Regierungskreise, die tatsächlichen Ursachen des größten Schiffsunglücks der Ostsee aufzudecken? Weshalb soll das Wrack der Estonia unter einer Betonpyramide versenkt werden, die zwölf mal so teuer ist wie die vollständige Bergung? Was geschah an Bord der Estonia?

 

* Enn Vetemaa / Kat Menschik, Die Nixen von Estland, ein Bestimmungsbuch, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002.

 

* Volksmärchen aus dem uralischen Sprachraum, Der Bärenjunge, Corvina Kiadó, Vertrieb nur in der Deutschen Demokratischen Republik, 1984.

Mit estnischen Märchen.

 

"Die Esten sind stolz auf ihre Fähigkeit, sich unterschiedlichsten Lebensumständen

anzupassen, ohne dabei die eigene Identität aufzugeben.

Sie sind arbeitsam, zukunftsorientiert und tendenziell bildungsbesessen."

Stefanie Bisping in: Estland. Das Model und der Kapitän, 2010

 

 

 

1. Streifenornament

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

* Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

"Wir Esten zeigen selten soviel Herzlichkeit, Wärme und Aufgeschlossenheit; wir besitzen zwar diese Eigenschaften, aber wir schämen uns ihrer gewissermaßen. Sogar dann, wenn sie uns von anderen entgegengebracht werden, sind wir anfangs befangen."

 

Juhan Smuul in: Das Eisbuch, Eine Reise in die Antarktis, 1962

 

 

 

 

2. Streifenornament

 

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Ilustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau) Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die ESTEN wurden am 15.05.2014 ins Netz gestellt.  Die letzte Bearbeitung erfolgte am 05.12.2015

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Zeichnung: Karl-Heinz Döhring