Belletristik REZENSIONEN | |
Ein fesselndes Weltraumabenteuer mit philosophischem Tiefgang | |
Sergej Snegow | Russe |
Menschen wie Götter | |
Phantastischer Roman in drei Büchern, 3. Auflage Aus dem Russischen von Heinz Kübart Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2003, 635 S. | |
Gegenwärtig, so scheint mir, wird ein Buch allzu schnell zum
Kultbuch erklärt. Dieses hier, 1966 erstmals erschienen, ist wirklich
eines, eines für Science-Fiction-Fans.
Die Menschen, die in diesem utopischen Roman nach den Sternen greifen, besitzen gewaltige Raumschiffe und verwandeln ungastliche Planeten-Steinwüsten in blühende Paradiese... Dank ihrer fortgeschrittenen Technologie verfügen sie über Fähigkeiten, die in grauer Vorzeit nur den Göttern eigen waren. Wann spielt dieses Buch? Es muss das 26. Jahrhundert sein; denn das Jahr 2001 der alten Zeitrechnung, ist das denkwürdige Jahr, "als sich die Menschheit zu einer einzigen Gesellschaft zusammen schloss und auf dem Erdball endlich mit den nationalen, den Klassen- und Staatszwistigkeiten Schluss gemacht wurde. Das Jahr der Vereinigung wurde das erste Jahr der neuen Ära, die wahre Geschichte der Menschheit begann mit der Geburt der neuen Gesellschaft, mit der Verwirklichung des Prinzips: `Die Gesellschaft besteht zum Wohle des Menschen. Jedem nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinen Fähigkeiten.´" Im Buch sind über 560 Jahre seitdem vergangen, die gegenwärtigen Menschen sind die "fünfzehnte Friedensgeneration", "jeder Mensch ist all dessen wert, wessen die Menschheit wert ist" und ganz selbstverständlich geht der sowjetische Autor in all seinen Schilderungen von einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft auf Erden aus. Allerdings hat Sergej Snegow, 1910 geboren, das Scheitern derselben noch erlebt; er starb 1994 in Kaliningrad (Königsberg). Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben, aus der Sicht des Admirals der Großen Galaktischen Flotte Eli Gamasin. Wir erleben mit, wie er sich in Mary verliebt, die ihn später auf allen Expeditionen als kundige Spezialistin begleitet. Überhaupt (Gleichberechtigung der Geschlechter), spielen die Frauen (Olga, Irina, Wera...) in diesem Buch eine auffallend kommandierende Rolle. Dagegen wissen die Himmelsbewohner mit der Liebe zwischen Mann und Frau nichts Rechtes anzufangen. So sagt ein Galakt: "Ein schwieriges Ding, die individuelle Liebe. Irgendein Wesen, das nichts Besonderes an sich hat, verdrängt plötzlich alle anderen in der Welt..." Auf einer der großen Entdeckungsreisen werden die Erdenbewohner unbeabsichtigt in den Krieg zwischen den Galakten und den Zerstörern hineingezogen. Die Menschheit zeigt Größe: "Verhalte dich menschlich gegenüber allen vernünftigen Wesen des Alls, unterstütze das Gute, kämpfe gegen alles Böse." Diese Auffassung gilt als "unanfechtbarer Katechismus" der Menschen des 26. Jahrhunderts. Menschen wie Götter besteht aus drei Büchern. In den ersten beiden "Die Fahrt des Sternenflugs" und "Die Invasion auf dem Perseus" ziehen die Menschen zusammen mit den Galakten gegen die Zerstörer in die Schlacht - oft am Rand des Vernichtetwerdens. Wie Elis bester Freund André, der während einer solchen vernichtenden Schlacht entführt wird, sich "bewußt und methodisch um den Verstand bringt", um unter Folter keine technischen Geheimnisse der Menschen auszuplaudern, das geht schon unter die Haut. Aber warum muss der kleine Aster sterben, der Sohn von Mary und Eli? Von Aster, er ist als erster Mensch auf einem anderen Stern geboren, hatte ich viel erwartet, dachte, dass der Autor viel vorhat mit ihm. Im dritten Buch "Der Ring der Gegenzeit" begeben sich Lebewesen aller Erscheinungsformen auf eine gefährliche Expedition in den Kern der Galaxis, wo eine noch weit mächtigere Zivilisation vermutet wird. Oberkommandierender ist Oleg, der Sohn von André, aber auch der um zwanzig Jahre älter gewordene Eli ist mit von der Himmelsparty. Es ist die Zeit, da man auf Erden keine Krankheiten mehr kennt, "selbst das Wort `Arzt´ ist außer Gebrauch". Und: Die erbitterte Feindschaft zwischen Galakten und Zerstörern - die sich jetzt Demiurgen, Schöpfer, nennen - wurde von einer herzlichen Freundschaft abgelöst. In den drei Büchern des russischen Naturwissenschaftlers Snegow begegnen sich die seltsamsten Wesen: Engel ("jähzornig und händelsüchtig"), Sechsflügler, Drei-Meter-Riesen, Verderber ("Eine Hälfte Organismus, eine Hälfte Mechanismus. Halb lebendig, halb künstlich."), Myaden, Ramiren, Augenköpfige, Unsichtbare ("Bei uns stützten die Knochen - bei ihnen die Hülle."); einige dieser Lebewesen können sich gedanklich miteinander in Verbindung setzen. Für uns, die wir schon zum Mond fliegen und einiges vom Mars wissen, ist das Geschehen in diesem Thriller so unwahrscheinlich gar nicht - wie noch vor vier Jahrzehnten als Snegows Buch das erste Mal erschien. | |
Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de
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Am 31.03.2004 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 26.11.2019. Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet.
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Der letzte Erfolg ist besser, als der erste. | |
Sprichwort der Russen |
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