Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

Ich bin eine Ukrainerin: Die .

 

Foto:

Fotos und Illustrationen richtig, aber statt Karelier = Ukrainer

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden. 

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, die Ukraine zu bereisen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; aber man bedenke das ukrainische Sprichwort

 

Dumme besuchen in fremden Ländern die Museen, Weise gehen in die Schenke.

(Hier könnte Ihre Anzeige stehen!)

 

 

Die UKRAINER… (Eigenbezeichnung: )

Bevölkerung:

Fläche:

Geschichtliches:

"In der Ukraine und in den Gouvernements Samara, Pensa und Simbirsk erhoben sich Bauern und Kosaken bereits im Frühjahr 1919 gegen die Herrschaft der Bolschewiki. Zwischen 1918 und 1920 töteten Rebellen mehr als 20 000 bolschewistische Aktivisten und Funktionäre. Sie zahlten es den Machthabern mit gleicher münze heim, denn auch für sie kam es darauf an, ihren Gegnern zu demonstrieren, daß man im Dorf ebenso grausam zu strafen verstand. Kommunisten, die in einen Hinterhalt gerieten, wurden auf bestialische Weise  getötet: gekreuzigt, lebendig begraben, in Stücke gerissen."

Jörg Baberowski in: Verbrannte Erde, Stalins Herrschaft der Gewalt, 2012

 

 

 

 

Hungersnot ----------

Zitate zur Hungersnot: "Im folgenden Jahr, 1932, sah man in Moskau neue Opfer dieser stalinschen Pjatiletka (Fünfjahrpläne) von welthistorischer Bedeutung, wie sie die Bolschewiken nannten. Es war ukrainisches Bauernvolk, Männer, Weiber und Kinder untereinander, die jetzt die Straße anfüllten, auf den Rändern der Trotoirs herumlagerten und sich gegenseitig die Kopf und auch die Kleiderläuse absuchten. Man hatte ihnen in ihrer Heimat alle Vorräte weggenommen und dann sahen sie dort nur noch den Hungertod vor den Augen, was sich auch veranlasste, Haus und Hof zu verlassen. Sie sahen alle sehr schlecht und zerlumpt aus und ihre Kinder vereinigten sich jetzt mit den Besprisorni, die noch immer, aber in letzter Zeit doch bedeutend vermindert, bettelnd und stehlend, und meistens in kleinen Rudeln durch Stadt und Land zogen. (...) Diese ukrainischen Kinder waren aber keine Opfer des imperialistischen und des Bürgerkrieges, sondern des 1. stalinschen Fünfjahrplanes des Großen Stalin, des besten Freundes der Sowjetkinder."

Ernst Derendinger (als Graphiker in Moskau von 1910 bis 1938)  in: Erzählungen aus dem Leben, 2006

*

"Auf dem Höhepunkt der Hungersnot, zum Jahreswechsel 1932/33, war ein Gebiet mit einer Bevölkerung von mehr als 70 Millionen Menschen betroffen: die Ukraine, der Nordkaukasus, Kasachstan und einige russische Provinzen. [...] Geheime Berichte der OGPU und der Partei waren insbesondere in den ersten Monaten des Jahres 1933 voller Meldungen über den weit verbreiteten Kannibalismus. Mütter ermordeten ihre Kinder, und Akjtivisten, die sich wie Wahnsinnige aufführten, folterten die Bevölkerung."

Oleg Chlewnjuk (Moskauer Historiker) in: Stalin, Eine Biographie, 2015

 

 

 

 

 

"Überall in den besetzten Gebieten arbeiteten Einheimische freiwillig mit der deutschen Verwaltung zusammen und halfen den Einsatzgruppen und SS-Verbänden bei der Durchführung des Massenmords an den Juden. Besonders ausgeprägt war die Kollaboration im Litauen, Lettland, Estland, Moldawien und der westlichen Ukraine. (...) in Lwow, Ukraine, ermordeten ukrainische  Faschisten  zwischen dem 30. Juni und dem 3. Juli 1941 4 000 Juden. (...) Ohne die aktive Hilfe von Tausenden einheimischer Freiwilliger hätten die Deutschen die ansässigen Juden nicht ausfindig machen, identifizieren und liquidieren können."

Wassili Großmann/Ilja Ehrenburg in: Das Schwarzbuch, Der Genozid an den sowjetischen Juden

 

 

"Während der Hungersnot der Jahre 1946 und 1947, die 1,5 Millionen Menschen das Leben kostete, vor allem in der Ukraine, wurden 12 000 Kolchosvorsitzende vor Gericht gebracht. Tausende von Bauern in Konzentrationslager eingesperrt, nur weil sie Getreideähren für den eigenen Verbrauch auf den Feldern eingesammelt hatten."

Jörg Baberoweski in:  Stalins Herrschaft der Gewalt, 2012

 

 

"Ist ein Atomkraftwerk nicht eine gefährliche Sache? - Eingeladen zur Besichtigung des ersten Atomkraftwerkes der Welt [in Obninsk bei Moskau, es ging am 27. Juni 1954 ans Netz; mit einer Leistung von fünf Megawatt konnte es zehntausend Wohnungen mit Strom versorgen.] stellte ich mir unförmige Taucheranzüge vor, in die man aus Sicherheitsgründen die Besucher stecken würde. Doch fand man meinen Tuchanzug hinlänglich. (...) Auffällig ist eine penible Sauberkeit der Räume und der technischen Einrichtungen, ebenso die Ruhe; man glaubt, in einer Klinik zu sein. Wo keine Kohle ist, ist ja erfreulicherweise auch kein Ruß. (...) Genausoviel Arbeit, wie in dem Kraftwerk selbst, steckt, scheint´s, in dem raffinierten System von Vorrichtungen, welche die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter gewährleisten. (...) Bloß was Menschen nützen kann, geschieht unablässig: Es wird Strom gewonnen zu einer Zeit, als in der übrigen Welt mit der Atomkraft lediglich zu Zwecken der Vernichtung von Leben experimentiert wurde.

Lothar Kusche (deutscher Feuilletonist, Schriftsteller, Satiriker, geboren 1929) in:

Wie streng sind denn im Sowjetland die Bräuche?, 1958

Staatsgefüge:

"Nicht nur in Griechenland geht es in diesen Tagen um alles, sondern auch für die Ukraine. Das Land ist dem Staatsbankrott nahe - mal wieder."

Hans Janus in: Die Zeit vom 25.06.2015

 

Zitate zur Krim: "Mit der Annexion der Krim und der massiven militärischen Unterstützung der Separatisten im Donbass hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Europäer aus ihren politischen Träumen gerissen."

Herfried Münkler in: Die Zeit vom 28.05.2015

Verbannungsgebiet:

Zar Alexander I. verbannte den russischen Dichter Alexander Puschkin von St. Petersburg nach Odessa, weil er Puschkins Poesie gegenüber der Monarchie als zu kritisch empfand. Hier am Schwarzen Meer begann Puschkin seinen "Eugen Onegin" zu schreiben.

 

Hauptstadt: Kiew

 

Mindestens so berühmt wie die Hauptstadt der Ukraine, Kiew, ist die ukrainische Stadt Odessa.

 

"Russlands große Zarin Katharina wollte Peter den Großen, der im Norden sein Petersburg aus dem Sümpfen hatte stampfen lassen, mit einer südlichen Stadtgründung übertrumpfen. Wie eine Fata Morgana inmitten der dürren Steppe, ohne Trinkwasser zwar, doch mit Blick auf die Weite des Meeres, ließ die Zarin ihr Odessa erbauen. Den Namen, der verheißungsvoll und feminin klingen sollte, wählte Katharina sorgfältig aus; er schmeichelt selbst westlichen Ohren. Katharinas Ziel: nicht nur - wie ihr berühmter Vorgänger - ein Fenster nach Europa zu öffnen, sondern Europa selbst heimisch zu machen im Zarenreich."

Angelika Gebhard/Andrey Alexander in: Wolgareise, Russische Lebensart zwischen Sankt Petersburg und Odessa, 2007

 

 

Der Einfall der Mongolen in Kiew unter Chan Batu, dem Enkel Dschingis Khans.

Mit der Einnahme Kiews war es Chan Batu gelungen, nahezu alle russischen Fürstentümer

in seine Gewalt zu bringen.

Miniatur (aus einer alten Bildchronik) aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

1240 "... nahmen die Tataren Kiew, und sie plünderten die Sophienkirche und lle klöster; die Ikonen und die heiligen Kreuze, und alle kostbaren Meßgewänder nahmen sie fort. Die Menschen aber alt und jung, töteten sie mit dem Schwert."

Aus einer alten Chronik

Wirtschaft:

"Ein Kommunist, der in einem Waldstück in der Nähe eines ukrainischen Dorfes flüchtige Bauern aufgriff, sah keine Menschen. Er sprach von `Kulakenwelpen´. Andere wollten `Seife aus den Kulaken´ machen, die `Kulakenbrut erschießen´ und von der `Erdoberfläche hinwegfegen´."

Jörg Baberowski in: Stalins Herrschaft der  Gewalt

 

Verkehr:  

Sprache/Schrift:

Literatursprache/Literatur:

Bildung:

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt:

Biosphärenreservat Karpaten - Ukraine (seit 1997)

Pflanzen- und Tierwelt:

Behausungen:

 

 

 

 

 

Kiewer Wohnhaus im 12. Jahrhundert.

Zeichnung aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Ernährung:

Kleidung:

Folklore:

Feste/Bräuche:

Religion:

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind: Als die Ukraine ihre Unabhängigkeit erklärte, drosselte die Sowjetunion sofort die Energieversorgung.

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

2015: In Rostow am Don verurteilte das Militärgericht den ukrainischern Filmregisseur Oleh Senzow zu zwanzig Jahren Haft. Die Richter hielten es für erwiesen, dass der Regisseur auf der Krim ein Parteibüro in Brand gesetzt und einen Terroranschlag auf eine Lenin-Statue geplant habe. Oleh Senzow stammt von der Krim und hatte 2014 gegen die Annexion Russlands protestiert. Und er hat am Maidanaufstand in Kiew teilgenommen. Senzows Verteidiger nennen das Verfahren einen Schauprozess.

Deutsche Filmschaffende sandten Wladimir Putin wegen der Verurteilung Oleh Senzows ein Protestschreiben, das u. a. von Iris Berben unterschrieben ist.

 

Interessant, zu wissen..., dass die Ukraine siebenundzwanzig Jahre nach der bislang schwersten Atomkatastrophe das verstrahlte Sperrgebiet rund um das Kernkraftwerk Tschernobyl in großem Stil für Touristen öffnet.

Bislang führten Fremdenführer Tschernobyl-Besucher in kleinen Gruppen durch das Gebiet. Nach Medienberichten, soll das Angebot jetzt erweitert werden. Erst kürzlich hatte die Ukraine Tschernobyl in das offizielle Tourprogramm der Fußball- Europameisterschaft 2012 aufgenommen. Experten warnen vor schweren Gesundheitsschäden. Der Besuch sei unsicher, sagte Pjotr Waljanski vom ukrainischen Zivilschutzministerium. Die Nuklearkatastrophe am 26. April 1986 setzte etwa fünfhundert Mal mehr Strahlung frei als die US-Atombombe auf das japanische Hiroshima 1945. Bis heute ist die genaue Zahl der Opfer unklar. Atomkraftgegner sprechen von bis zu hunderttausend Toten und tausenden verstrahlten Menschen. - Touristen besuchen die Gegend auf eigene Gefahr!

 

 

Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.

Sprichwort der Ukrainer

 

Die UKRAINER: Für Liebhaber kurzer Texte

Ursprünglich war "Russen" die Bezeichnung für alle drei ostslawischen Völker: für die Russen, die Ukrainer, die Belorussen; erst seit dem 16. Jahrhundert wird die Bezeichnung Ukraine verwendet. - Ende des 8./ Anfang des 9. Jahrhunderts entstand auf dem Gebiet der heutigen Ukraine der mächtige Feudalstaat Kiewer Rus. Ende des 12. Jahrhunderts zerfiel die Rus in verschiedene Fürstentümer. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden die Gebiete der Ukrainer von den Heeren Tschinggis-Khans verwüstet. Nach zwei Jahrhunderten Unterdrückung durch die Goldene Horde kamen Teile der Ukraine an Polen. Unter ihrem Hetman Bogdan Chmelnizki erhoben sich die Saporosher Kosaken 1648 gegen die polen und gründeten am unterlauf des Dnepr eine Kosakenrepublik, die "Saporosher Setsch". Ende 1648 fiel Kiew in ihre Hände. 1654 wurde ein Teil der Ukraine mit Russland wiedervereinigt. Anfang des 18. Jahrhunderts kamen die Karpatenukraine, Galizien und die Bukowina an Österreich. Als Folge der Polnischen Teilung wurde die Ukraine mit Russland vereinigt. Den unter russischer Herrschaft stehenden Ukrainern war bis 1905 der Gebrauch ihrer Muttersprache praktisch verboten, weil sie, als "Kleinrussen" bezeichnet, den Russen zugerechnet wurden. Dennoch hat eine Fülle von Sprichwörtern in ukrainischer Sprache überlebt; heute ist das Ukrainische eine eigenständige ostslawische Sprache. - Im Jahre 988 hatte die Kiewer Rus das Christentum angenommen. Die Gläubigen der über 42,4 Millionen Ukrainer sind heute meist orthodoxe Christen, hur ein Teil bekennt sich zur griechisch-katholischen Kirche. Das älteste Kloster Russlands ist das Kiewer Höhlenkloster. Im 11. Jahrhundert wurden die höhlen als Grabstätten genutzt, wurden hier Fürsten, Feudalherren, Mönche und Vertreter der hohen Geistlichkeit beigesetzt. In Gotteshäusern über der Erde hatten sie ihr religiöses Leben gestaltet - durchaus in erreichbarer Nähe auch eines guten Kruges Wein. Im Laufe von Jahrhunderten erfolge in den unterirdischen Höhlen durch besonders klimatische Bedingungen eine Mumifizierung der Toten. Marktbewusste Mönche machten die Höhlen zu einem Wallfahrtsort; inzwischen sind sie auch schauriger Anziehungspunkt in- und ausländischer Touristen.

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig ukrainische Sprichwörter:

 (Unveröffentlicht)

Schnelle Arbeit lobt niemand.
Man muss nicht alles auf die Beine stellen wollen.

Wessen Bier du trinkst, dessen Lied du singst.

Ergebenheit durchdingt Mauern.

Auch wenn du deinen Feind bewirtest, er bleibt, was er ist.

Nichts ist schlimmer zum Fest als ein Truthahn: einer ist zu wenig, und zwei sind zuviel.

Eine schöne Frau ist schön anzusehen, aber mit einer klugen lebt es sich besser.

Hundert Frauen - hundert Krankheiten.

Freie die, die du willst, und nicht die, die dir nachläuft.

Vor Glück ist noch keiner gestorben.

Ein Haus steht nicht auf der Erde, sondern auf der Frau.

Wenn das Herz liebt, braucht man weder Popen noch Kranz.

Leg kein Heu neben das Feuer.

Was sich im Herzen abspielt, kann das Gesicht nicht verbergen.

Nicht alles ist wahr, was auf einer Hochzeit gesungen wird.

Ein Hund weiß, wen er zu beißen hat.

Bei einem faulen Imker sind auch die Bienen träge.

Tut dem Kind der Finger weh, schmerzt der Mutter das Herz.

Alte Knochen büßen für die Sünden der Jugend.

von kleinen Kindern tut einem der Kopf weh, von großen das Herz.

Ein Kopf ohne Verstand ist wie ein Leuchter ohne Kerze.

Mit einem dummen Kopf haben es die Beine schwer.

Krüppel werden nicht geboren, sondern gemacht.

Liebe macht Kluge dumm, Stille stürmisch und Zornige friedlich.

Wen man liebt, den zaust man.

Die Lüge liegt auf dem Tisch, die Wahrheit unter der Schwelle.

In einen geschlossenen Mund gelangt keine Fliege.

Gute Nachrichten bleiben nicht lange an einem Ort.

Wer Scham kennt, hat auch ein Gewissen.

Eine Scherbe hält länger als ein heiles Gefäß.

Von fremdem Schweiß wird keinem heiß.

Nicht jeder, der singt, ist fröhlich

Lieber beim eigenen Sohn unterm Bett als beim Schwiegersohn am Tisch.

Mutig, wer gegen den Strom schwimmt.

Eine Tochter ist wie eine Schwalbe: sie zwitschert und zwitschert - und fliegt fort.

Wer den Tod fürchtet, hat ein schweres Leben.

Wer nachtragend ist, hat schwer zu tragen.

Dem ist nicht zu helfen, der nicht Verstand hat bis zwanzig, nicht verheiratet ist bis dreißig, nicht reich bis vierzig.

Ein Weiser sagt nicht alles, was er weiß, und ein Tor weiß nicht alles, was er sagt.

Wer viel weiß, schläft schlechter.

Ein Wort fliegt als Spatz weg und kehrt als Ochse zurück.

Umgib dich nicht mit einem Zaun, sondern mit Freunden.

Einen Ziegenbock meide von vorne, ein Pferd von hinten, einen bösartigen Menschen von allen Seiten.

Die Zunge einer Schwiegermutter ist nicht mit der Elle zu messen.

Einmal Ausgesprochenes haut keine Axt mehr entzwei.

Zwei Tode gibt es nicht, und um den einen kommt man nicht herum.

Keiner denkt an die Beine, wenn der Kopf in der Schlinge steckt.

Einen Buckligen biegt auch das Grab nicht gerade.

Willst du geben, denk erst darüber nach, wo du es hernimmst.

Suche das Glück, das Unheil kommt von allein.

 

Interlinearübersetzung aus dem Ukrainischen von Inge Kolinko; gesammelt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller

 

 

DasZitat: "Nein, wer nicht wie die heilge Sonne / die Liebe wendet allen zu, / der wird dich niemals wahrhaft lieben, / geliebte Ukraine, du! //

Iwan Franko, 1880

 

 

Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich

 

LESEPROBE a

 

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den UKRAINERN

 

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

* Edeltraud Maier-Lutz, Flußkreuzfahrten

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

 * Lilli Brand, Transitgeschichten,  Deutsche Verlagsanstalt, München 2004.

Lilli Brand ist als Tänzerin nach Deutschland gekommen und landete als Prostituierte in einem Bordell. Mit ihrem unerschütterlichen Optimismus schafft sie es, aus dem Teufelskreis von Drogen, Bordellen, Schulden und falschen Freunden auszubrechen. In ihrem Buch erzählt sie von ihrem Leben im Transit, immer unterwes, nie sicher.

 

* Angelika Gebhard/Andrey Alexander, Wolgareise, Russische Lebensart zwischen Sankt Petersburg und Odessa, F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München 2007.

 

"Odessa war schon immer etwas Besonderes. Russlands mächtigste Herrscherin, Katharina die Große, ließ die Stadt Ende des 18. Jahrhunderts erbauen. Das russische Zarenreich brauchte einen Hafen für den Handel mit den europäischen Nachbarn. So wurde Odessa eine internationale Stadt, in der sich die Menschen aus aller Welt verliebten. - Die Häuserzeilen in schönstem Klassizismus, die auf dem Plateau hoch über dem Meer erwuchsen, stammten meist von italienischen Architekten; auch das Baumaterial, pastellfarbener Muschelkalk, verlieh ihnen mediterranes Flair. Immer noch bietet das historische Stadtbild eine Kulisse, die jeden Kostümfilm schmücken würde. (...) Odessiten verstehen zu leben - gäbe es einen Wettbewerb, in welcher Stadt der heutigen Ukraine am meisten gelacht wird, Odessa würde ihn mit Sicherheit gewinnen!"

* Ukrainische Volksmärchen, Aus dem Ukrainischen von Jona Gruber, Illustrationen von Roman Adamowitsch, Verlag Dnipro, Kiew 1975.

 

  

 

Zeichnungen von Roman Adamowitsch aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Streifenornament

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

* Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

 

2. Streifenornament

 

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Ilustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen in der Zeit von 1981 bis 1991.

Foto aus: Rellers Völkerschaftsarchiv

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

 

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die UKRAINER wurden am 10.05.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.

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Zeichnung: Karl-Heinz Döhring