Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

Ich bin ein TURKMENE: Der Schaschlykverkäufer Iwan.

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Fotos und Illustrationen richtig, aber statt Karelier = Turkmenen

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden. 

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Turkmenistan zu bereisen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein turkmenisches Sprichwort -

 

Manch einer bekommt erst auf Reisen einen klaren Kopf.

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Die TURKMENEN… (Eigenbezeichnung: )

… dazumal verschiedene turksprachige Nomadenstämme, werden seit dem 10. Jahrhundert als Turkmenen bezeichnet. Später wandte man diesen Namen nur noch für die Bevölkerung im westlichen Teil an. Das Gebiet wurde seit dem 14. Jahrhundert Turkestan genannt. Die Turkmenen sind hauptsächlich in Turkmenistan (früher: Turkmenien) beheimatet. Turkmenistan grenzt an Usbekistan, Afghanistan, den Iran und das Kaspische Meer.

 

Bevölkerung:

Fläche: Die Fläche Turkmenistans beträgt 488 100 Quadratkilometer. Nahezu vier Fünftel der Landfläche werden von der Wüste Karakum ("Schwarzer Sand") eingenommen, die sowohl aus Sand- als auch aus Geröllwüstengebieten besteht. Im Westen erstrecken sich die Hochebene von Turkmenbaschi und der Große Balkan (1 880 Meter). Dieser fällt in Richtung Süden zum Karakum-Kanal (früher: Turkmenischer Hauptkanal) ab, auf dessen anderer Seite die Landschaft in das Kopet-Dag-Gebirge übergeht, das sich größtenteils im Iran befindet, in Turkmenistan 3 191 Meter Höhe erreicht. Während Richtung Südosten nach Afghanistan noch einige Ausläufer des Gissargebirges aufragen, befindet sich der höchste Berg des Landes, der Aýrybaba (3 139 Meter), an der östlichen Grenze zu Usbekistan.

Geschichtliches:

 

"Im Feuer der Revolution und der Konterrevolution fanden die Völker Mittelasiens in den Völkern Rußlands Freunde und Verbündete, ohne deren Hilfe ihnen die Befreiung vom Doppeljoch der Emire und des Zaren nicht gelungen wäre."

Burchard Brentjes in: Mittelasien, Kunst des Islam

Staatsgefüge:

Verbannungsgebiet:

"Nach dem Krieg hatte man die Sulfanproduktion wieder aufgenommen, zuallererst am künstlichen See Nr. 6. Aus Astrachan kamen Schiffe mit Tausenden von Verbannten. Sie waren zu sechs Jahren Gulag-Arbeit in Bekdasch  [Turkmenien/Turkmenistan] verurteilt, weil sie sich von den Deutschen zu Kriegsgefangenen hatten machen lassen. In Stalins Augen war das eine Form von Verrat, die sich nur unwesentlich von Fahnenflucht unterschied."

Frank Westerman in: Ingenieure der Seele, 2010

Hauptstadt: Die Hauptstadt ist Aschchabad. Sie ist im zweifachen Sinne eine junge Stadt. Sie wurde erst 1881 gegründet, als die russische Armee hier ein Fort errichtete, nachdem sie den Widerstand der Turkmenen gebrochen hatte. In dem Fort wuchsen immer mehr Straßen, uns so entstand eine kleine Stadt. Im Jahre 1948 wurde die Stadt durch ein Erdbeben, eines der schwersten in der modernen Geschichte, innerhalb von 15 Sekunden dem Erdbogen gleichgemacht. Vor dem Erdbeben hatte es in Aschchabad einen Friedhof gegeben, nach dem Beben gab es deren sechzehn. In der ganzen Stadt blieb nur das Lenin-Denkmal stehen. Wer alte Sehenswürdigkeiten liebt, bekommt in Aschchabad nichts zu sehen.

 Aschchabad („Stadt der Liebe“), 1919 bis 1927 hieß sie Poltorazk. Die Stadt wurde 1948 durch ein Erdbeben vollständig zerstört. Danach wurde sie – von drei auf 75 Quadratkilometer erweitert, modern wieder aufgebaut.

 

Wirtschaft:

Verkehr:  

Sprache/Schrift: Turkmenisch ist eine westtürkische Sprache innerhalb der Turksprachen und Staats- und Amtssprache in Turkmenistan. Das Turkmenische weist zahlreiche Dialekte auf. 1996 ging Turkmenistan zum lateinischen Alphabet über. Dieses ist an das türkische Alphabet angelehnt, unterscheidet sich allerdings in einigen wichtigen Details vom modernen türkischen Alphabet.

Literatursprache/Literatur:

Bildung:

Kultur/Kunst:

 

 

Turkmenenteppich auf einer Miniatur von 1429/30.

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

Gesundheitswesen:

Klima: Es herrscht überall kontinentales Klima mit extrem heißen und trockenen Sommern und kalten Wintern. Als südlichste Region der ehemaligen Sowjetunion hat Turkmenistan die mit Abstand höchsten Temperaturen in Zentralasien, doch angesichts der selbst im Sommer niedrigen Luftfeuchtigkeit ist die Hitze erträglich. Im Süden ist das Klima etwas weniger kontinental als im Norden, und die Temperaturen sinken selten unter 5 Grad Celsius. In den nördlichen Regionen an der usbekischen Grenze kann das Thermometer im Winter bis auf minus 20 Grad Celsius fallen. Das ausgeprägte Kontinentalklima in Turkmenistan weist hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht und auch von Jahreszeit zu Jahreszeit auf.

Natur/Umwelt/Pflanzen- und Tierwelt: In Turkmenistan wurden neun Naturschutzgebiete eingerichtet: Das Staatliche Biosphärenreservat Repetek liegt in der südöstlichen Karakum, rund 70 Kilometer südöstlich der Stadt Turkmenabat. Es erstreckt sich auf 34 600 Hektar und liegt 180 bis 220 Meter über dem Meeresspiegel. Das Naturschutzgebiet wurde im Jahre 1927 gegründet, den Status eines Biosphärenreservats erhielt Repetek im Jahre 1979. Auf rund 1 470 Quadratkilometern wächst Schwarzer Saksaul, das sind rund 4,5 Prozent des gesamten Territorium. Hier wachsen 21 Baumarten, 104 Gräser, 8 psychoaktive Pilz- und 197 weitere Pilzarten, eine Moosart und 68 Arten Bodenalgen. Von den wirbellosen Tieren sind 1 343 Arten und Unterarten vertreten, davon sind sieben im Roten Buch verzeichnet. Es gibt eine Amphibienart, 22 Reptilienarten, davon sind zwei in das Rote Buch aufgenommen, 202 Vogelarten, davon finden ich 13 im Roten Buch, und 29 Säugetierarten, von denen drei im Roten Buch gelistet sind. Zu den "zugezogenen" Wüstenbewohnern zählen der Karakal (Wüstenluchs), das Indische Stachelschwein, die Kropfgazelle, der Graue Waran und die Zentralasiatische Kobra. Das Staatliche Biosphärenreservat Repetek wurde in das weltweite Netz der Biosphärenreservate der UNESCO aufgenommen.

"Die Konvention über den Schutz des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO wurde entwickelt, um die Objekte, die einen hohen Wert für die gesamte Menschheit haben, zu identifizieren und zu schützen. Die Bewahrung dieser Objekte für die kommenden Generationen ist Aufgabe und Verantwortung des jeweiligen Staates wie auch der internationalen Gemeinschaft. Turkmenistan hat die Konvention über den Schutz des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO im Jahre 1994 ratifiziert."

Aígul Meljajewa, Senior-Expertin für den Schutz von Flora und Fauna im Ministerium für Naturschutz Turkmenistans, 2015

 - Das Staatliche Naturreservat Badhys liegt im äußersten Süden Turkmenistans. Es erstreckt sich auf 877 Quadratkilometern und wurde im Jahre 1941 für den Schutz des Ökosystems des Badhys-Plateaus gegründet. Das Naturschutzgebiet spielt eine wichtige Rolle für das Überleben der Kulane (Asiatischer Halbesel) in Turkmenistan. Andere hier lebende Tiere sind das Turkmenische Steppenschaf, das Wildschwein, der Persische Leopard, die Streifenhyäne und die Kropfgazelle. - Das Staatliche Naturschutzgebiet Hasar wurde 1932 als Vogelschutzgebiet gegründet. Das Naturreservat erstreckt sich auf 270 000 Hektar, mehr als die Hälfte davon ist Meeresfläche. Hier gibt es 660 Arten von Pflanzen, Pilzen, Moosen und Flechten, davon sind über 500 Blütenpflanzen. Nachgewiesen sind im Naturschutzgebiet Hasar 24 Entenarten, 20 Habichtartige, von Schnepfenvögeln gibt es 22 Arten, zudem leben hier 22 unterschiedliche Arten der Fliegenschnäpper. Außerdem ist das Kaspische Meer bekannt für seine zahlreichen endemischen Fischarten. - Das Staatliche Naturreservat Kopet-Dag wurde 1976 gegründet und erstreckt sich auf 49 800 Hektar Wald. ausgewiesen wurde es zur Erforschung der Ökosysteme der Bergsteppe und Bergwälder sowie der Auenwälder. Hier leben 68 Arten Säugetiere, darunter Leopard, Bezoarziege, Honigdachs, Hyäne und Tigeriltis. Verschwunden sind der Gepard, der Tiger und der Kulan. Verzeichnet sind 280 Vogelarten, darunter Fasan, Kaspisches Königshuhn, Steinhuhn, Bartgeier, Wüsten- und Sakerfalke. Auch die Flora ist reich vertreten mit 960 höheren Pflanzenarten, darunter Ulme, Ahorn, Ölweide, Zürgelbaum, Feige, Kirchpflaume, Mandelbaum, Berberitze, Weißdorn, Meertäubel und Zwergmispel. - Das 1977 gegründete Sünt-Hasardag-Naturschutzgebiet erstreckt sich auf 303 Quadratkilometern. In der Flora dominieren Arten altmediterraner und iranischer Herkunft und originär zentralasiatische Pflanzen. 1 266 Arten sind für das Schutzgebiet gelistet, darunter sind 40 endemische Pflanzenkulturen wie die turkmenische Alraune und die Ewbiankana-Iris. Es gibt viele wilde Obstbäume, darunter Granatapfel, Feige, Kirschpflaume, Walnüsse. 30 der dort lebenden Tierarten fanden ich im Roten Buch der UdSSR, 47 sind es im Roten Buch Turkmenistans. Ungewöhnlich vielfältig sind Ameisen mit 79 Arten vertreten, davon sind 15 endemisch. Im Naturschutzgebiet leben zwei Arten der Grünen Kröte und der Kleinasiatische Frosch sowie 35 Reptilienarten. Zu den seltenen Arten gehören die Nördliche Wolfsschlange und das Turkmenische Gecko. Es gibt auch viele Giftschlangen, darunter Kobra, Levanteotter, Sandrasselotter und Halsyotter. Insgesamt sind 250 Vogelarten registriert. In den Bergen nisten Bartgeier, Steinadler, Sakerfalke und Schwarzer Storch. Der Halsbandfrankolin war Ende der 1930er Jahre ausgerottet. Nun trifft man ihn im Sumbara-Tal wieder an. Auch die Population der Habichtsadler hatte gelitten, aber ab 1986 stieß man wieder auf Nistplätze dieses Greifvogels. Verbreitet ist der Zwergadler und der Gänsegeier, der Geier, der Turmfalke und der Adlerbussard. Zu den großen Eulenvögeln zählt der Turkmenen-Uhu.

 

 

Ein Turkmenen-Uhu wird in Gefangenschaft bis zu 60 Jahre alt, in Freiheit bis zu 20 Jahren. Seine helle Gefiederfärbung ist eine Anpassung an das Leben in der turkmenischen Steppe.

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

Das Staatliche Naturschutzgebiet Kaplankyr liegt im südlichen Teil des Usjurt-Plateaus im Norden Turkmenistans. Es erstreckt sich auf 2 822 Quadratkilometern und ist damit das größte Schutzgebiet Turkmenistans. Das Naturreservat wurde 1997 gegründet. Betrachten wir die Fauna, so gibt es 26 Arten von Säugetieren, 147 Vogelarten. Mit Blick auf die Flora sind 918 Arten höhere Pflanzen aufgelistet. Beheimatet sind hier u. a. der Honigdachs und das Ustjurt-Schaf. In den Wintermonaten ziehen hier die Saigas aus dem benachbarten Usbekistan und Kasachstan durch. In den 1980er Jahren hat sich hier wieder der Kulan aklimatisiert. - Das Staatliche Naturreservat Amudarja wurde 1982 geschaffen, es erstreckt sich auf 49 500 Hektar. Das Territorium des Schutzgebietes schließt einen Teil des Flusses Amu-Darja, die Tugai und ein Stück der Wüste Kysylkum (Roter Sand) ein. Hier sind 227 höhere Pflanzen beheimatet, Hunderte Arten von wirbellosen Tieren, 43 Fischarten, zwei Amphibienarten, 29 Reptilienarten, 247 Vogelarten, von denen 105 Arten auch h9er nisten, und 43 Säugetierarten. - Das Staatliche Naturschutzgebiet Koytendag wurde 1989 auf einer Fläche von  27 140 Hektar angelegt zum Schutz der einzigartigen Berglandschaft des Kugintangtau. Von den hier verzeichneten 150 Pflanzenarten sind viele endemisch. Es gibt 21 Säugetierarten, darunter die Schraubenziege, den Turkmenischen Luchs, den Isabellbär oder Himalay-Bär, wie er auch genannt wird, und den Schneeleoparden. Registriert sind 143 Vogelarten, darunter der Bartgeier, 21 Reptilienarten und zwei Amphibienarten. Zu den Besonderheiten des Schutzgebietes gehören das Dinosaurier-Plateau, die Garlyker Höhlen und die Kap-Kotan-Höhle. - Das Staatliche Naturschutzgebiet Berektli-Karakum - inmitten der Karakum-Wüste - erstreckt sich über 87 000 Hektar und ist - im Jahre 2013 auf Erlass des turkmenischen Präsidenten ausgewiesen - das jüngste der Schutzgebiete Turkmenistans. Wie Repetek zielt es auf den Schutz, die Bewahrung und die Erforschung des einzigartigen Ökosystems der Karakum-Wüste. Das Naturreservat soll für die Liste des Weltnaturerbes der UNESCO vorgeschlagen werden. Die Fauna des Gebiets weist Vertreter von mehr als 1 000 Arten auf, darunter 20 Säugetierarten, 150 Vogelarten, 15 Reptilien- und eine Amphibienart. Gelistet sind im Naturreservat 293 Pflanzenarten, davon 210 höhere Pflanzenarten. Zu den streng geschützten Pflanzen gehört die Sogdische Tulpe.

 

 

Behausungen:

Ernährung: Die turkmenische (turkmenistanische) Küche hat sich unter besonderen historischen, gesellschaftlichen und klimatischen Bedingungen herausgebildet - das nomadische Leben in der Wüste war auf die Viehwirtschaft ausgerichtet, die sesshaften Bewohner entwickelten in den Oasen bereits in früher Zeit eine hohe Ackerbaukultur. Durch den Zugang zum Kaspischen Meer gab es eine hervorragend entwickelte Fischereiwirtschaft. Außerdem beeinflussten immer schon auch die Nachbarn, darunter die Perser, die nationale Küche der Turkmenen; später taten dies die hier lebenden zahlreichen Nationalitäten, darunter die slawischen Völker. Am beliebtesten sind Plow auch Pilaw oder Asch genannt - es ist das Nationalgericht - und Schurpa. Plow wird aus Reis, Hammel, Möhren und Zwiebeln zubereitet, zu besonderen Gelegenheiten auch mit Zugabe von Nüssen und Trockenfrüchten wie Aprikosen und Rosinen.  Plow mit Fisch gibt es nur in Turkmenistan. Schurpa ist eine fette stärkende Hammelfleischsuppe mit Kartoffeln und Tomaten. Auf dem Land und vor den Feldarbeiten wird die Suppe bereits am frühen Morgen gegessen, sie gibt Kraft für die körperliche Arbeit in der Sonnenhitze. In keinem zentralasiatischen Land gibt es so viele unterschiedliche Suppen wir in den turkmenischen Wüstenweiten. Es wird auch viel Fleisch gegessen, neben Hammel- und Lammfleisch Rebhuhn, Wasservögel und Hasen. Aber man bereitet auch das Fleisch junger Kamele vortrefflich zu. Die Turkmenen essen sehr viel mehr Fleisch als die anderen zentralasiatischen Völker. - Grüner oder Schwarzer Tee wird immer getrunken, Schwarzer Tee allerdings bevorzugt im Herbst und Winter. Eine turkmenische Besonderheit ist Tee mit Kamelmilch, der überaus nahrhaft ist.

"Wie alle zentralasiatischen Länder ist auch Turkmenistan reich an herrlich mundenden Früchten und Gemüsesorten. Es gibt viele Weintrauben und  natürlich Granatäpfel. Weltberühmt sind die herrlich nach Honig duftenden turkmenischen Melonen und die Wassermelonen. Es ist kein Zufall, daß der `Tag der turkmenischen Wassermelone´ ein offizieller Feiertag ist, der am zweiten Sonntag im August gefeiert wird."

Britta Wollenweber in: Wostok 2-3/2015

 

Abstruser Personenkult: Der autoritäre Präsident Berdimuchamedow regiert Turkmenistan seit 2007. 2012 wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Zwei Melonen wurden nach dem Präsidenten benannt. Der freute sich und lobte die „paradiesischen Früchte“.

 

Kleidung:

"Wenn China die Heimat der Seide ist, dann ist Turkmenistan die Heimat des handgewebten Seidenstoffes Keteni. Seit alten Zeit tragen Männer wie Frauen Kleidungsstücke aus diesem Stoff.

Folklore:

Feste/Bräuche: Verschiedene Bräuche der Turkmenen sind auf die Wasserknappheit zurückzuführen. Die Reichen hatten große aryk und die Armen kleine. Der Arme versuchte heimlich, die Schleusen aufzuzwängen, um mehr Wasser in seinen Kanal zu leiten. Der Reiche bekämpfte diese Praxis. Das Wasser war Gegenstand von Spekulationen, eine Ware auf dem Schwarzmarkt.

Religion: Etwa 90 Prozent der Bevölkerung sind Moslems (Sunniten der hanafitischen Rechtsschule; zur schiitischen Glaubensgemeinschaft zählen etwa 120 000 Anhänger). 9 Prozent gehören der Russisch-Orthodoxen Kirche an. Als bedeutende religiöse Minderheiten sind zudem folgende Gemeinschaften vertreten: Judentum, Römisch-katholische Kirche, Baptisten, Adventisten des Siebten Tages, Neuapostolische  Kirche  und  Bahai. Die  jüdische Religion ist in  Turkmenistan  nicht anerkannt. Die Religionsausübung wird aber toleriert, es gibt allerdings keine Synagogen. Etwa 1 000 Juden leben in Turkmenistan. Die meisten von ihnen hatten sich während des zweiten Weltkrieges hier niedergelassen. Sie waren Flüchtlinge aus der Ukraine. Eine andere Gruppe sind die alteingesessenen Buchara-Juden. Viele turkmenische Juden sind nach Deutschland beziehungsweise nach Israel ausgewandert.

 Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:

"`Turkmenbaschi´ war die Anrede, die sich dieser neuzeitliche Pascha [Präsident Saparmurat Niazow, verstorben 2006] selbst gegeben hatte. Sie bedeutete `Oberhaupt der Turkmenen´ und passte zu der Metamorphose, die der Genosse Niazow als ehemaliger Parteichef Turkmenistans durchgemacht hatte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hatte er sich die Wüste als Privatbesitz angeeignet. Leninbilder ersetzte er durch seine eigenen Skulpturen, und Karl Marx musste Kemal Atatürk weichen. Das 1940 eingeführte kyrillische Alphabet (das die turksprachigen Turkmenen mühsam erlernt hatten) hatte er von einem auf den anderen Tag abgeschafft. Zur Bestürzung und Wut der Russen ließ Turkmenbaschi diese sogar für ein Visum anstehen, wenn sie Aschchabad einen Besuch abstatten wollten."

Frank Westerman in: Ingenieure der Seele, 2003

1994 ratifiziert Turkmenistan die Konvention über den Schutz des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO. - 1997 wird das Staatliche Naturschutzgebiet Kaplankyr gegründet, es ist Turkmenistans viertes Naturschutzgebiet. (Siehe auch weiter oben unter Natur/Umwelt/Pflanzen- und Tierwelt). - 2013 wird das Staatliche Naturschutzgebiet Berektli-Karakum - inmitten der Karakum-Wüste - auf Erlass des turkmenischen Präsidenten ausgewiesen - es ist das jüngste der Schutzgebiete Turkmenistans. -

 

                     

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

2008 wird die Michael Succow Stiftung, Greifswald, in Turkmenistan aktiv. Gegenwärtig unterstützt sie die Erschließung der neuen Nationalparks in enger Kooperation mit dem turkmenischen Umweltministerium und dem ihm untergeordneten Institut für Wüsten, Flora und Fauna durch ein offizielles Kooperationsübereinkommen.

„Turkmenistan öffnet sich dem Naturschutz – von der internationalen Gemeinschaft noch kaum bemerkt.“

Michael Succow Stiftung, Greifswald, Newsletter 4/2015

Interessant, zu wissen..., dass Turkmenistan als das abgeschottetste Land der Welt gilt.

Der Präsident des international weitgehend abgeschotteten TURKMENISTAN, Gurbanguli Berdimuchamedow, hat die Region Lebap, die besonders reiche Ernte eingefahren hat, dafür gelobt, dass sie einen großen Beitrag für das Land geleistet habe, das „mit der Schnelligkeit eines Rennpferdes“ vorankommt. Lohn der Mühe war das Präsidenten-Geschenk eines Cadillac. Die US-Nobelmarke „Cadillac“ wird in Turkmenistan eigentlich nicht verkauft, selbst Regierungsmitarbeiter dürfen keine US-Autos fahren. Die erdgasreiche ehemalige Sowjetrepublik zählt zu den abgeschottetsten Staaten der Welt. Staatschef Berdymuchamedow regiert das Land seit 2007 streng autoritär. Sein Vergleich der Entwicklung des Landes mit einem Rennpferd kommt übrigens nicht von ungefähr: Berdimuchamedow ist bekennender Pferdenarr. Der ehemalige Zahnarzt hat unter anderem einen Schönheitswettbewerb für Pferde der Rasse Akhal Tel ins Leben gerufen... Sie sind ein Wahrzeichen des Landes am Kaspischen Meer; jedes Jahr wird dort Ende April der "Der Tag des Pferdes" gefeiert. Beim letzten Fest stürzte der Präsident kurz nach dem Ritt über die Ziellinie mitsamt seinem Ross „Kraftvoll“. Die Bilder, die den Präsidenten zeigen, wie er vornüber vom Pferd stürzt, wurden umgehend beschlagnahmt – sie passten nicht zur Aura der Unfehlbarkeit eines "Monarchen".

 

 Heimat ist, wo man sich heimisch fühlt.

Sprichwort der Turkmenen

 

Die TURKMENEN: Für Liebhaber kurzer Texte

Der größte Teil Turkmeniens ist auf dem Atlas gelb gekennzeichnet – die geographische Farbe der Wüste. Nur wenige blaue gewundene Linien geben auf turkmenischem Territorium die Flüsse Amu-Darja, Murgab und Tedshen an. Einige grüne Quadrate und Vielecke stellen Oasen dar. Neun Zehntel des Landes nehmen Berge und Wüste ein. Zweihundert Tage im Jahr weicht die sengende Sonne nicht vom wolkenlosen Himmel. Da fühlen sich die in den Sprichwörtern so oft bemühten Kamele so richtig wohl. Für Turkmenien haben sie sich – trotz Jeep und Motorschlitten – als unentbehrlich erwiesen. Mit nur drei Liter Wasser im Magen können sich diese „Wüstenschiffe“ auf lange Märsche begeben, weil ihre Fetthöcker bei Flüssigkeitsmangel zu Wasser abgebaut werden. (Welch unübertroffene Abmagerungskur!) – Ausgrabungen bestätigen, dass auf dem Gebiet Turkmeniens eine uralte Zivilisation bestand. Doch das sonnenheiße Turkmenien lockte immer wieder Eroberer an: Die Sklavenhalter von Choresm und die Schahs von Iran, die Emire von Buchara und die Khane von Chiwa; Horden der Tataren und Mongolen unterwarfen Städte und verwüsteten Felder; das Land stöhnte unter den Heerscharen Timurs des Lahmen. Die über zwei Millionen Turkmenen sind Nachkommen türkischer Oghusen, die seit dem 8. Jahrhundert in die Gebiete zwischen Aralsee und Issyk-Kul-See eingedrungen sind. So gehört dann auch das Turkmenische zur oghusischen Gruppe der westlichen Turksprachen. Im Laufe der arabischen Eroberung wurden die Turkmenen seit dem 10. Jahrhundert islamisiert, bis heute sind sie sunnitische Moslems. Nach der Eroberung Kasachstans unterwarfen die Russen zwischen 1877 und 1881 ihre ersten turkmenischen Stämme. – Allgemein bekannt ist die „Seidenstraße“, die durch das Territorium Mittelasiens führte. Wer aber hörte schon von der „Zobelstraße“, die nach neuesten Forschungen aus dem heutigen Turkmenien über Südsibirien, die Westmongolei, das Baikalgebiet bis zur Pazifikküste verlief? Und wie gut machte es sich, wenn des Reichen Zobelpelz fiel und darunter als Schmuck ein Meisterwerk turkmenischer Silberschmiedekunst das Auge erfreute.

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

 

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig turkmenische Sprichwörter:

 (Unveröffentlicht)

 

Für den Armen ist Feiertag, wenn er etwas Neues anziehen kann.

Ein Begleiter ist noch kein Gefährte.

Auch eine Bais-Tochter* mit schiefem Maul ist eine wählerische Braut.

Findet ein Armer etwas zu essen, hat er gerade kein Behältnis dafür.

Bist du Besitzer von drei Ziegen, bist immer du der Lügner; hast du hundert Ziegen, glaubt man dir aufs Wort.

Besser, Bettler im eigenen Land als Schah in Misr**.

Einen Dummkopf bringt nur ein Knüppel auf den Weg.

Konnte sich die Erde nicht satt trinken, kann sich der Mensch nicht satt essen.

Den Erfolgreichen fragt man nicht, wer seine Eltern sind.

Den Wert des Ernährers erkennt man erst, wenn man selber einer geworden ist.

Zum Festschmaus gehe statt und gut gekleidet.

Hast du eine gute Frau, wozu dann zum Volksfest gehen?

Wähle keine Frau mit den Augen eines Witwers, kaufe kein Pferd mit den Augen eines Fußgängers.

Jede Füchsin lobt ihren eigenen Schweif.

Hast du´s gesehen, schweige nicht; hast du´s nicht gesehen, schwatze nicht.

Beim Anblick von Gold wird sogar ein Heiliger zum Wüstling.

Baue auf Gott, doch deinen Esel binde trozdem schön fest.

Wer viele Handwerke versteht, wird damit zwar nicht zum Bai, aber er bleibt

auch nicht hungrig.

Gold lehne ab, Dankbarkeit nimm an.

Mitunter hilft es sogar, einem Kamel gut zuzureden.

Ein Kamel weiß nicht, dass sein Hals krumm ist und macht das Gekrümmte der

Schlange zum Vorwurf.

Kichere nicht, wo geweint wird.

Wer ein Kind mit einer Bestellung ausschickt, muss bald schon nach dem Kind schicken.

Während der Kluge noch hin und her überlegt, hat der Dumme seinen Sohn schon verheiratet.

Besser einen Klumpen Erde ohne Vorwürfe essen, als sich bei Honigschlecken Vorhaltungen anhören müssen.

Die Kohle war schuld oder das Eisen – sagt der schlechte Schmied.

Wünsche lieber dir ein langes Leben als dem Feind den Tod.

Hüte dich vor einem Mann, der immer lächelt und vor einer Frau, die ständig weint.

Wenn der Maulesel zu fett wird, wirft er seinen Herrn ab.

Immer frisst die süßeste Melone der Schakal.

Viele Nachbarn sind gut, wenn sie dich in Ruhe lassen.

Mit einer Nadel gräbt man keinen Brunnen.

Bist du zornig, beiße in deine Nase.

Mach dich über deinen Nachbarn im Unglück nicht lustig, auch zu dir kann das Leid kommen.

Zwei Reiche haben auf einem Teppich Platz, für zwei Padischahs*** ist ein

ganzes Land zu klein.

Säst du „wenn – würde“, erntest du „dann –wäre.    36

Wer keinen Baum gepflanzt hat, kann auch nicht im Schatten sitzen.

Es kann nicht schaden, wenn ein Spieler begreift, wenn er verloren hat.

Die Sprache des stummen Sohnes versteht nur die Mutter.

Wenn du´s nicht straffziehst, kriegst du´s nicht fest.

Die Taschen leer, keine Freunde mehr.

Den letzten Tee schenk dem Freund ein.

Besser ohne Totenhemd ins Grab als ohne Geldbeutel auf den Basar.

Der Vogel nimmt für den Flug kein Geld von der Flügeln.

Ein kleines Volk ist schneller zu kränken.

Hast du Gerste ausgesät, erwarte keinen Weizen.

Gold und Silber werden nicht zum Greis, Mutter und Vater haben keinen Preis.

Der Vagabund kennt tausend Türen.

Wenn dir danach ist, raufe und fluche, aber lass Platz für die Versöhnung.

Hast du Verstand, folge ihm: hast du keinen, gibt´s ja noch die Sprichwörter.

 

* Bai = Großbauer in Mittelasien / ** Misr = Ägypten, das gelobte Land / *** Padischah = islamischer Fürstentitel.

 
Interlinearübersetzung aus dem Russischen: Gertraud Ettrich; gesammelt und in Sprichwortform gebracht: Gisela Reller

 

 

Zitate: "Ein Turkmene, der so lange gelebt hat, dass sein Bart grau geworden ist, weiß alles. Sein Kopf ist voller Weisheit,

seine Augen haben das Buch des Lebens gelesen. (...) In Europa schreibt man gern über die Menschen der Wüste, diese seien rückständig,

schrecklich rückständig sogar. Keiner bedenkt, dass man so etwas nicht von Menschen sagen darf, die unter den härtesten Bedingungen Jahrtausende überlebt und dabei eine Kultur hervorgebracht haben, die den meisten anderen überlegen war, weil sie praktisch war und die Existenz und

Entwicklung des ganzen Volkes sichern half. während gleichzeitig die Kulturen sesshafter Völker untergingen und für immer von der Erde verschwanden."

Ryszard Kapuściński (geboren 1932 in Polen) in "Imperium, Sowjetische Streifzüge"

 

 

 

Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich

 

LESEPROBE

 

 

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den TURKMENEN

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

* KATEGORIE REISELITERATUR/BILDBÄNDE: Edeltraud Maier-

Literaturhinweise (Auswahl)

 

* Burchard Brentjes unter Mitarbeit von Karin Rührdanz, Mittelasien, Kunst des Islam, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1982.

Rund tausend Jahre, vom 9. bis zum 19. Jahrhundert, bestimmten die Glaubenslehren des Islam das Kunstschaffen im Gebiet der einstigen mittelasiatischen Sowjetrepubliken. Die prachtvollen Aufnahmen, der reiche zeichnerische Buchschmuck, Grundrisse und Querschnitte, Regionalkarten, Stadtpläne und Zeittafeln erleichtern den Zugang zu diesem Kunstbereich, während das Register, die ausführliche Bibliographie und die übersichtliche Textgestaltung dem Band zugleich den Charakter eines Nachschlagewerkes geben, das über die meisten bisher zu diesem Thema erschienenen Publikationen weit hinausführt.

 

* Der Schlangenschatz, Turkmenische Märchen, Mit Illustrationen von Klaus Ensikat, Verlag Volk und Welt, Berlin 1977.

Das Buch erzählt Märchen, die einst nomadisierende Hirten und Kaufleute im Lande der Wüste Karakum und des fruchtbaren Amu-Darja-Tals ersannen.

 

   

 

Illustrationen von Klaus Ensikat aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

 

 

 

 

 

1. Ornament

 

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

*  Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

 

1. Streifenornament

 

 

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Ilustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

 

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die TURKMENEN wurden am 05.12.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.

Die Weiterverwertung der hier veröffentlichten Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen, Fotos, Zeichnungen, Illustrationen... ist nur mit Verweis auf die Internetadresse www.reller-rezensionen.de gestattet - und mit  korrekter Namensangabe des jeweils genannten geistigen Urhebers.  

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring