Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

 

Ich bin eine Tatin: Die .

 

Foto:

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zu widmen. 

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über ein Feedback freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken".

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

  

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

Reisezitat

 

 

 

 

 

 

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Dagestan zu bereisen und auch die TATEN kennenzulernen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein tatisches Sprichwort -

 

 

Reisen sollten die Menschen, die Überraschungen lieben.

 

(Hier könnte Ihre Anzeige stehen!)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die TATEN… (Eigenbezeichnung: )

Dagestan ist die älteste Wiege vieler Völker und Völkerschaften des Kaukasus. In ihrer nationalen Zusammensetzung ist diese Teilrepublik Russlands einmalig! Hier leben Dutzende ethnische Gruppen und Völkerschaften. Ich werde über die Agulen, Awaren, Darginer (und Kubatschinzen), Kumyken, Lakier, Lesginer, Nogaier, Rutulen Tabassaraner, Taten und Zachuren berichten. -  Dagestan ist die einzige der russischen Kaukasusrepubliken, die ihren Namen nicht von einem Volk ableitet. "Dagestan" heißt Bergland und gilt mit seinen 50 300 Quadratkilometern ethnographisch als Region der Rekorde, denn 1,9 Millionen Einwohner teilen sich auf in zwölf Hauptnationalitäten mit eigener Amtssprache und Dutzende kleinere Ethnien mit kompakten Siedlungsgebieten. Neben kaukasischen finden sich indoeuropäische, semitische und altaiische Sprachen. Ethnische Hauptgruppen sind die Awaren (28 Prozent), die Darginer (16 Prozent), die Kumyken (13 Prozent) und die Lesginerer (11 Prozent). Auch sechzigtausend Tschetschenen siedeln in der überwiegend stark gebirgigen dagestanischen Republik. Die Taten

Die früher zahlreichen Taten und Bergjuden sind bis auf wenige Dörfer ausgewandert.

Bevölkerung:

 

Bevölkerung:

Fläche:

Geschichtliches:

Staatsgefüge:

Verbannungsgebiet:

Hauptstadt:

 

Ganze Völkerwanderungen ergossen sich aus dem Iran über die Straße am Kaspischen Meer. Um sie abzuriegeln, baute man das "Tor der Tore", eine Feste, deren Mauern heute noch stehen: Derbent. Sie war abwechselnd in der Hand der Perser, der Türken und der Russen.

 

 

 

 

Wirtschaft:

Verkehr:  

Sprache/Schrift:

Literatursprache/Literatur:

Bildung:

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt:

Pflanzen- und Tierwelt:

Behausungen:

Ernährung:

Kleidung:

Folklore:

Feste/Bräuche:

Religion:

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

 

Interessant, zu wissen..., das in Dagestan ein Wodka hergestellt wird, der eigentlich gar kein Wodka ist.

Der dagestanische "Kisljarka" ist im Unterschied zu seinen Wodka-Namensvettern, die mit Quellwasser auf trinkbare Stärke verdünnt werden,  eine hochprozentige Spirituose aus Traubentrester. Der „Kisljarka“ hat seinen Namen von der dagestanischen Stadt Kisljar, die von Russen, Georgiern, Armeniern, Tscherkessen, Tschetschenen, Tataren, Taten… bewohnt wird. Dieses Bevölkerungsgemisch, das sich im 19. Jahrhundert hauptsächlich mit Handel und Armeedienst beschäftigte, verfügte über ähnliche Sitten und Bräuche. Insbesondere wurde gern gezecht, wobei die ansässigen Muslime den Christen im Trinken in nichts nachstanden; denn die Weinherstellung war den Bewohnern des heutigen Dagestan von alters her bekannt, so das sie eine eher liberale Haltung gegenüber den Gesetzen der Scharia einnahmen. Die Produktion des "Kisljarka", die bis heute läuft, ist dem Armenier David Saradschew zu verdanken, der in Westeuropa zum Doktor der Chemie und zum Handelsberater ausgebildet worden war. Da gab es dazumal den „Dienst"-Schnaps für das russische Heer, das den Kaukasus kolonisierte. An den von Saradschew eröffneten Produktionsorten wird der „Kisljarka“ auch heute noch hergestellt. Im Vergleich zu anderen Grappa-Sorten hat der „Kisljarka“ einen sehr weichen, ausgewogenen Geschmack mit einer stark ausgeprägten Vanillenote, die der kaukasischen Traubeneiche zu verdanken ist. Über den erworbenen guten Ruf gelangte der "Kisljarka" in die klassische russische Literatur; er findet Erwähnung in den Werken von Lew Tolstoi und Nikolai Leskow. Der „Kisljarka“, hergestellt in der 1880 eröffneten Fabrik Saradschews, wird heute in vielen großen russischen Städten verkauft. Man kann ihn leicht an seiner kräftigen Goldfarbe und an seinem Etikett erkennen, das mit dem Porträt des berühmten russischen Heerführers aus der Zeit der napoleonischen Kriege geschmückt ist: dem Fürsten Pjotr Bagration, dessen Geschlecht ebenfalls mit dem Ort Kisljar verbunden ist.

 

 

Das Heimatgefühl ist etwas, das in der Fremde zunimmt.

Sprichwort der Taten

 

 

Die TATEN: Für Liebhaber kurzer Texte

Die Heimat der Taten ist der Iran,  der Nordosten Aserbaidschans und Dagestan - das gebiet zwischen Machatschkala und Derbent. Am wirkungsvollsten zu bestaunen ist das dreitausend Jahre alte Derbent von oben herab aus den Schießscharten der Zytadelle Naryn-Kala aus dem 6. Jahrhundert. Von dem sie umgebenden Wall aus sieht man untern in Derbent ganz deutlich die mehr als tausend Jahre alten steinernen Verteidigungsmauern. Sie ziehen sich fast parallel zueinander in Richtung des Kaspischen Meeres hin. Deutlich ist zu erkennen, dass sich die Stadt genau da befindet, wo die Berge des Kaukasus am weiteten an das Meer heranreichen, nur einen drei Kilometer breiten Durchgang entlang der Küste lassend. Durch diese außerordentliche geographische Lage erhielt Derbent - im Mittelalter hauptsächlichster Karawanenweg aus dem südöstlichen Europa nach Vorderasien - große strategische Bedeutung. Skythen bemächtigten sich der Stadt, Perser, Hunnen, Araber, Türken, Mongolen, Armenier, Iraner, Krimtataren, russen. In Derbent steht auch das älteste muselmanische Gebetshaus des Ostkaukasus, die Dshuma-Moschee aus dem 8. Jahrhundert, von Gäubigen über alle Zeiten hinweg gesucht, ferner eine Medresse, zu Kuppeln gewölbte Bäder ein achteckiges Khan-Mausoleum, sarkophagartige Grabsteine. Unten in der Stadt begegnet einem wie in den tatischen Sprichwörtern auf Schritt und Tritt der Esel, in den tatischen Märchen plagt sich meist der dumm-schlaue Schimi Derbendi mit ihm ab. Viele Angehörige der etwa vierzigtausend Taten leben hier. Über ihre genaue Herkunft ist wenig bekannt. Erwiesen scheint, dass sie Nachkommen iranischer Gruppen sind, die sich bereits im 5. Jahrhundert im Norden Aserbaidschans angesiedelt haben; von den Iranern stqmmen auch die bis heute überkommenen Formen tatischer Krüge und Vasen. Das Tatische gehört zur südwestlichen Gruppe der iranischen Sprachen, es wird auch von den Bergjuden gesprochen, weshalb diese oft fälschlicherweise als Bergjuden bezeichnet werden. Der Unterschied zwischen der sunnitischen und der schiitischen Glaubensrichtung besteht in der abweichenden Verehrung und Anerkennung der Nachfolger des Religionsstifters Mohammed. Die sunnitischen Moslems halten den Kalifen Abu Bakr für den ersten rechtmäßigen Nachfolger, die Schiiten seinen Schwiegersohn Ali.

 

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig tatische Sprichwörter:

 (Bisher Unveröffentlicht)

Für den Armen stecke deine Hand getrost in die Tasche.

Bist du in die Banja gekommen, dann schwitze auch.

Von einem Baum kann man nur einmal Obst ernten*.

Am besten der Bruder, der zugleich ein Freund ist.

Wo es zehn Dienstmädchen gibt, bleibt der Boden ungefegt.

Auch Brüder haben getrennte Beutel.

Ein billig Ding kommt teuer zu stehen.

Drei Dinge braucht der Mensch: Geduld, eine süße Zunge und das Vermögen,

ein Geheimnis zu hüten.

Züchtige den Esel gleich auf der Brücke.

Aus der Ferne sieht jede Chalwa süß aus.

Verbrenne wegen eines Flohs nicht den Pelz.

Einen lieblichen Freund schätze höher denn einen leiblichen Bruder.

Die Füchsin stahl das Huhn, verflucht wird der Schakal.

Kommt ein Gast ins Haus, schau nicht auf die Uhr.

Und wenn sich hundert Hebammen einfinden, mühen muss sich die Gebärende.

Geduld ist die Umzäumung des Klugen.

Tue Gutes deinem Feind, damit er verlegen wird.

Wo du auch verweilst, bau dir ein Haus.

Hochzeit und Totenschmaus - Tod für das Huhn.

In einem schönen Haus muss sogar der Hund schön sein.

Sei auf der Hut, sowohl vor Wasser als auch vor Feuer.

Für einen der nicht isst, findet sich immer einer, der reinhaut.

Kein Kätzchen verlässt sein warmes Plätzchen.

Liebst du das Kind, liebe auch sein Geplärre.

Am süßesten ist des Konditors Töchterlein.

Ein echtes Kücken piepst schon im Ei.

Kleine Leute haben große Träume.

Der Mensch ist zweimal Kind: mit einem Jahr und mit hundert Jahren.

Zwei gute Menschen gehen keine Ehe ein.

Der Musikant gewinnt an der Hochzeit, der Geistliche an der Beerdigung.

Besser naher Nachbar als ferne Schwestern und Brüder.

Keine Ohren - keine Ohrringe.

Den Rubel lass fahren, doch hüte die Kopeke.  

Bei den Schlangen gibt es keine Ältesten.

Hast du das Salz aufgegessen, zerbrich trotzdem nicht das Salzfass.

Schuld ist immer der Verstorbene.

Das Ende aller Schwierigkeit ist Seligkeit.

Lieber eine glatzköpfige Tochter als sieben haarige Söhne.

Verschließ deine Tür, dann brauchst du deinen Nachbarn nicht Dieb zu nennen.

Poche nicht an jede Tür, damit nicht jeder an deine klopft.

Ein Vater bringt zehn Söhne durch, zehn Söhne ernähren keinen Vater.

Halte dich fern von einem, der den Verstand verloren hat.

Kein Wald ohne Schakale.

Über einen alten Wolf frohlockt sogar der Hund.

Kaue das Wort gut durch, ehe du es aus dem Mund lässt.

Zu Hause - Hahn, auf der Straße - Kücken.

An einem gefällten Baum wetzen alle ihr Beil.

Ein Esel wird kein Ross.

Wüsste der Esel, dass er ein Esel ist, er würde sich das Fell raufen.

Auch im Hause eines Königs gibt´s Hader.

 

* Gemeint ist: Aus einer tatischen Familie durfte ein und dieselbe Familie nur ein Mädchen als Braut nehmen.

 

Interlinearübersetzung aus dem Russischen von Gertraud Ettrich; gesammelt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller

 

Als Reporter der Illustrierten FREIE WELT bereisten wir 1981 Dagestan. Über die dagestanischen Völkerschaften berichtete ich in der FREIEN WELT Nr. 21/1982 auf  26  Seiten.

 

Einst Karawanenweg (LESEPROBE  aus:  FREIE  WELT Nr. 21/1982)

 

"Hoch über der Stadt die Zitadelle Naryn-Kala aus dem 6. Jahrhundert. Von dem sie umgebenden Wall aus - wenn du willst, auch durch Schießscharten - schaust du auf eine der ältesten Städte des Sowjetlandes: auf das dreitausend Jahre alte Derbent (persisch - Der = Tür, bent(d) = Umzäunung). Ganz deutlich siehst du von deinem erhobenen Standpunkt aus die beiden mehr als tausend Jahre alten steinernen Verteidigungsmauern. Sie ziehen sich fast parallel zueinander in Richtung des Kaspischen Meeres hin. Du erkennst auch, dass sich die Stadt genau da befindet, wo die Berge des Kaukasus am weitesten an das Meer heranreichen, nur einen drei Kilometer breiten Durchgang entlang der Küste lassend.

Durch diese außerordentliche geographische Lage erhielt Derbent - im Mittelalter hauptsächlich Karawanenweg aus dem südöstlichen Europa nach Vorderasien - große strategische Bedeutung. Skythen bemächtigten sich der Stadt, Perser, Hunnen, Araber, Türken, Mongolen, Armenier, Iraner, Krimtataren, Russen...

 

 

Gesamtansicht von Derbent, Gravur vom Anfang des 18. Jahrhunderts.

Foto aus: Rellers Völkerschaftsarchiv

 

Von deinem Berg aus - ein Ausläufer des Dschalgansker Gebirgsrückens - siehst du auch die älteste muselmanische Kirche des Ostkaukasus. Die Dschuma Moschee aus dem 8. Jahrhundert, von Gläubigen noch heute regelmäßig besucht, ferner eine Medresse, zu Kuppen gewölbte Baderäume, ein achteckiges Khan-Museum, sarkophagartige Grabsteine, von Norden nach Süden ist Derbent von altertümlichen Friedhöfen umgeben, die aus vielen tausenden Grabdenkmälern bestehen. Du siehst auch, dass Derbent über die einst Abgrenzungen bildenden Steinmauern hinausgewachsen ist: Neu sind komfortable Wohnhäuser, Schulen, Klubs, Filmtheater, Industriebetriebe (ein Schleifmaschinenwerk, eine Wollspinnerei, ein Konserven-, Kognak, Fleischverarbeitungs-, Weinverarbeitungs- und Milchwerk, eine Konfektionsfabrik, eine Teppichweberei, ein Wohnungsbaukombinat...).

Viele Angehörige des kleinen Volkes der Taten leben hier. Auch die meisten Verwandten von Effendi Kisler, er selbst wohnt, als Dozent der Polytschnischen Hochschule, in Machatschkala. Acht Kinder waren sie zu Hause, sieben haben Hochschulbildung, einer wurde Facharbeiter.

Die Taten haben - wie die Russen ihren dummen (schlauen) Iwanuschka - ihren dummen (schlauen) Schimi Derbendi. Ein Angehöriger der tatischen Völkerschaft, Chisgil Awschalumow, schrieb viele der bis dahin nur mündlich überlieferten Geschichten auf. Die meisten spielen im Lehmviertel Derbents, wo einst die Stadtarmut, viele davon Taten, hauste. `Aus diesen kleinen Geschichten´, sagt Effendi Kisler, ´kann ich meinen zwei Söhnen noch das vorrevolutionäre, heute für sie schon unvorstellbar ärmliche Leben der Taten glaubhaft machen. - Als unsere Hochschule gegründet wurde, kamen die Dozenten aus Moskau, Leningrad, Rasan, Taganrog... Heute sind 70 Prozent der Hochschullehrer Angehörige dagestanischer Völkerschaften.`"

 

 

 

 

 

Der Tate Effendi Kisler, Hochschullehrer in Machatschkala.

Foto: Detlev Steinberg

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den TATEN

 

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

KATEGORIE BELLETRISTIK: Steffi Chotiwari-Jünger (Hrsg.), Die Literaturen der Völker Kaukasiens, Neue Übersetzungen und deutschsprachige Bibliographie, Literatur der Abasiner, Abchasen, Adygen, Agulen, Armenier, Aserbaidshaner, Awaren, Balkaren, Darginer, Georgier, Inguschen, Kabardiner, Karatschaier, Kumyken, Kurden, Lakier, Lesginer, Nogaier, Osseten, Rutulen, Tabassaraner, Taten, Tschetschenen, Ubychen, Uden, Zachuren, Zowatuschen (Bazben)., Reichert Verlag, Wiesbaden 2003.

"Am meisten an diesem außerordentlich arbeitsaufwendigen Buch beeindruckt die gelungene Mischung von Lesevergnügen und Wissenschaftlichkeit. Hier kommt sowohl der Literatur liebende Leser auf seine Kosten als auch der Kaukasusspezialist."

In: www.reller-rezensionen.de

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

Roderich von Erckert, Der Kaukasus und seine Völker, Mit Textabbildungen, etc., Verlag von Paul Frohberg, Leipzig, 1887.

Aus der Einführung: "Ein zweijähriger Aufenthalt auf dem Kaukasus in höherer militärischer Stellung, gab durch dienstliche und private zu wissenschaftlichem Zweck unternommene ausgedehnte Reisen die Möglichkeit und Gelegenheit, Land und Leute in verschiedenen Gegenden und Gruppen zu erforschen und für vieles eine Anschauung zu gewinnen, was ausserhalb der gewöhnlichen Reiserouten liegt. Wenn die Schilderung freilich ein zusammenhängendes, umfassendes Ganzes bilden kann, so darf sie vielleicht den Anspruch erheben, einigen Werth darin zu besitzen, dass sie auf an Ort und Stelle gesammelten persönlichen Angaben und Eindrücken beruht, dass mit eigenen Augen geschaut, mit eigenem Ohr gehört wurde. (...) Anstrengung, Zeit und materielle Opfer, selbst Gefahr bei lokalen Schwierigkeiten wurden nicht gescheut, - in erster Linie aber anthropologische und ethnographische Forschungen angestellt, um möglichst alle noch wenige bekannte oder in vielem unbekannte Völker und Volksstämme auf dem Kamm des Gebirges und dessen Nordabhängen zu besuchen."

* Wladimir Markowin/Rauf Muntschajew, Kunst und Kultur im Nordkaukasus, Übertragung aus dem Russischen von Alexander Häusler, mit zahlreichen Zeichnungen und Fotos, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1988.

Der Nordkaukasus ist seit Jahrtausenden Siedlungsgebiet einer Vielzahl großer und kleiner Völkerschaften mit einer eigenständigen Kultur und Kunst. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte eine intensive systematische Erforschung der Vergangenheit dieses Gebietes zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer ein, woran der Moskauer Wissenschaftler Wladimir Markowin und der dagestanische Archäologe R. Muntschajew, beide Mitarbeiter des Instituts für Archäologie der Akademie der Wissenschaften in Moskau, maßgeblich beteiligt sind. Die Autoren legen mit diesem Buch erstmals einen Gesamtüberblick über die kulturhistorische Entwicklung in diesem Teil der Russischen Föderation vom Paläolithikum bis zum späten Mittelalter vor. Felsbilder, die berühmten Gold- und Silberfunde aus Maikop, die Koban- und Skythenkunst, das künstlerische Wirken der Alanen und Chasaren oder die Architektur des alten Derbent sind ebenso Gegenstand dieser Arbeit wie das vielgestaltige spätmittelalterliche Kunsthandwerk.

 

1. Streifenornament

 

 

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

* Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

* Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Herausgegeben von Leonhard Kossuth unter Mitarbeit von Gotthard Neumann, Nora Verlag 2008.

 

 

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die erste Ausgabe von HANDSCHLAG liegt vor. Von links: Dr. Gotthard Neumann, Leonhard Kossuth (Präsident), Horst Wustrau

(Gestalter von HANDSCHLAG), Gisela Reller, Dr. Erika Voigt

(Mitarbeiter des Kuratoriums zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V.).

Foto: aus Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

2. Streifenornament

 

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Ilustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die TATEN wurden am 14.04.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.

Die Weiterverwertung der hier veröffentlichten Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen, Fotos, Zeichnungen, Illustrationen... ist nur mit Verweis auf die Internetadresse www.reller-rezensionen.de gestattet - und mit  korrekter Namensangabe des jeweils genannten geistigen Urhebers. 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring