Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

 

Ich bin ein NGANASANE: Die .

 

Foto:

Fotos und Illustrationen richtig

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden. 

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, die Halbinsel Taimyr zu bereisen und auch die Nganasanen kennenzulernen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein nganasanisches Sprichwort -

 

Reist du, um Neues zu sehen, gucke nicht mit alten Augen

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Die NGANASANEN… (Eigenbezeichnung: Nja = Kamerad/Gefährte)

… leben auf der Halbinsel Taimyr und sind das nördlichste Volk der Russischen Föderation. - Die Nganasanen waren im Russischen Reich unter der Bezeichnung „tawgijzy“ bekannt. Das Ethnonym „Nganasanen“ geht auf den russischen Linguisten und Ethnografen G. N. Prokowjew zurück, der es vom nganasanischen Wort „nganasa“ („Mann“, „Mensch“) ableitete. Männer werden mit dem Wort „nja-nganasa“ bezeichnet, Frauen mit „nja-ny“ und das Volk mit „nja-tansa“. - Die Nganasanen sind ein samojedisches Volk der Uralfamilie, sie gehören, neben Nenzen und Enzen, zu den Nordsamojeden. - Bei den Nganasanen handelt es sich um samojedisierte Nachfahren von Tungusischen Stämmen der Ewenken. - Seit dem 17. Jahrhundert wurde das Volk von den Jakuten, Dolganen und Nenzen aus einigen seiner ursprünglichen Lebensräume verdrängt. – Nachbarn der heutigen Nganasanen sind im Westen die Enzen und Nenzen, im Süden und Osten die Dolganen und Jakuten; im Norden hatten die Nganasanen früher keine Nachbarn, diese arktischen Gebiete waren völlig unbewohnt. Heute gibt es auch dort Siedlungen.

Bevölkerung: Die Anzahl der Nganasanen betrug 1897 nur 876 Personen und sank bis 1926 auf 867. Das Siedlungsgebiet der Nganassanen tendiert laut der letzten Bevölkerungszählung zu 900, davon nennen 83 Prozent der Befragten Nganasanisch als ihre Muttersprache. Die Nganasanen teilen sich in zwei Gruppen: die Awam-Nganasanen und die Wadejew-Nganasanen.

Fläche: Taimyr ist eine etwa vierhunderttausend Quadratkilometer große Halbinsel zwischen Kara- und Laptewsee (Nordpolarmeer) im Norden der Region Krasnojarsk (früher Autonomer Kreis Taimyr) sowie von Sibirien und Russland (Asien) und ist der nördlichste kontinentale Festlandteil der Erde.

Geschichtliches: Im Jahr 1618 drangen Kosaken bis ins Gebiet der Nganasanen vor. In den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts hatten sie die Nganasanen für den russischen Zaren tributpflichtig gemacht. – In den Jahren 1895/96 unternimmt Fridtjof Nansen eine waghalsige Expedition zum Nordpol – sie führt ihn auch auf die Halbinsel Taimyr. Nach ein paar Monaten drohte der Proviant auszugehen. Bei dem Versuch, einen Seehund zu harpunieren, kenterte beinahe der Kajak. Jeden Abend schreibt Nansen seine Erlebnisse zitternd vor Kälte im Zelt sitzend auf, besessen von dem Gedanken, den Pol zu erreichen. So entstand sein ebenso dramatisches wie eindringliches Werk „    „ – Der russische Völkerkundler Juri Simtschenko (gest. 1995) hat noch eine alte Nganasanin kennengelernt, bei der Fridtjof Nansen während der Überwinterung seiner Nordpolar-Expedition gewohnt hat. Was er denn hier getan habe, fragte Simtschenko die alte Nganasanin Jelena Kononowna. Ihre Antwort: „Er hat hier gewohnt, die ganze Zeit geschrieben, ist ein bisschen auf Jagd gegangen…“ (Juri Simtschenko) Der norwegische Wissenschaftler Fridtjof Nansen (1861 bis 1030), Doktor der Zoologie, widmete sich schon in jungen Jahren der Polarforschung. Seine bedeutendste Leistung die ihn weltberühmt machten, waren die Überquerung Grönlands (1888) und die Polarexpedition mit der „Fram“ (1893-1896). Nicht weniger bedeutend sind seine Verdienste, die er sich als Politiker und aktiver Humanist erwarb. Er war maßgeblich an der Gründung des Völkerbundes beteiligt und später dessen Hochkommissar für Flüchtlingsfragen, leitete von 1920-1930 die norwegische Delegation im Völkerbund, wirkte für die Rückführung von etwa 500 000 Kriegsgefangenen in ihre Heimatländer, schuf für die zahllosen Flüchtlinge nach dem ersten Weltkrieg den „Nansenpass“ und setzte sich u. a. tatkräftig für die Hilfsaktionen ein, um die Hungersnot in Sowjetrussland mildern zu helfen. Für sein beispielhaftes Wirken im Dienst der Menschlichkeit und der Völkerverständigung wurde er 1922 mit der Verleihung des Friedensnobelpreises geehrt.

Staatsgefüge: Der „Autonome Kreis Taimyr war eine ehemalige Verwaltungseinheit im Norden Russlands. Nach einer Volksabstimmung am 17. April 2005 wurde der „Autonome Kreis Taimyr“, zusammen mit dem „Autonomen Kreis der Ewenken“ vereinigt; am 1. Januar 2007 gingen beide autonomen Kreise in der  Region Krasnojarsk auf.

Verbannungsgebiet: Während des zweiten Weltkrieges waren in Chatanga und Umgebung verbannte Zwangsarbeiter vor allem mit dem Fang und der Verarbeitung von Fisch beschäftigt. Bei den Verbannten handelte es sich überwiegend um Wolgadeutsche, Finnen und Letten. Die Verbannten lebten in Baracken, die mit Zwei-Etagen-Pritschen ausgestattet waren. Sie erhielten Kleidung und Schuhwerk aus Rentier-Fell, wie die Einheimischen sie auch besaßen. 1950, als man mit dem Bau des Uran-Kombinates "Dewjatki" (eine umgangssprachliche Bezeichnung für die ehemals geschlossene Stadt Krasnojarsk-26, heute Shelesnogorsk) begann, befand sich Atamanowo in der "verbotenen Zone", und alle Verbannten wurden von dort in benachbarte Dörfer verlegt, in die 2. und 3. Abteilung der Sowchose "Taiga" (einer Hilfswirtschaft des NORILLag). - Das Norilsker Lager bestand von Juni 1935 bis August 1956, seine Verwaltung befand sich in Norilsk. Die Insassenzahl betrug bis zu 72 500 Personen, die das Kupfer-Nickel-Kombinats Norilsk, die Stadt Norilsk, Lagerstätten und Kohleschächte bauten, in Industriebetrieben, bei Prospektionsarbeiten und in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.

Hauptstadt: Dudinka ist eine Stadt in der Region Krasnojarsk in Russland und war bis zu dessen Auflösung das Verwaltungszentrum des „Autonomen Kreises Taimyr“ in Nordsibirien. Dudinka wurde 1616 als Wintersiedlung am Jenissei gegründet und erhielt 1951 das Stadtrecht. Die Stadt trägt ihren Namen zu Ehren des Pelzhändlers Dudin, der vor über dreihundert Jahren hier das erste Blockhaus baute. Die Stadt besitzt einen Seehafen am Ufer des Jennissei, welcher das östlich gelegene Industriezentrum Norilsk an die Nordostpassage anbindet. Die Stadt hat 25 228 Einwohner (2005). Dudinka darf nur mit einer Sonderbewilligung betreten werden. Die Zahl geschlossener Städte wurde seit Mitte der 1990er Jahre stark reduziert, aber seit 2001 wurde das Reisen für Ausländer in die Städte Norilsk und Dudinka sowie die ehemals selbständigen, seit 2004 mit Norilsk eingemeindeten Städte Talnach und Kaijerkan wieder eingeschränkt. Selbst russische Besucher benötigen für diese Städte eine Reiseerlaubnis

Wirtschaft: Seit dem 19. Jahrhundert lebten die Nganasanen von der Rentierzucht als Hirtennomaden, ursprünglich waren sie jedoch ausschließlich Jäger und Fischer. Im Unterschied zu den Nenzen war bei den Nganasanen die Jagd auf das wilde Ren der Haupterwerbszweig. Zweimal im Jahr kreuzt das Wildren die Wege der Menschen – im Frühjahr und im Herbst. Im Frühjahr ziehen ungezählte Herden nach Norden, in die Tundra; dort werfen sie ihre Kälber. Im Herbst kehren sie wieder nach Süden zurück. Zweimal im Jahr also sendet Mou-njami (die „Erdenmutter“) den Nganasanen Nahrung, von der für das ganze Jahr ein Vorrat angelegt werden musste. Davon hing das gesamte Leben der Nganasanen ab. Die Knaben lernten von ihrem fünften Lebensjahr an den Maut – die Wurfschlinge – werfen, die Fonka, den Speer, gebrauchen und auf dem Wasser mit der wendigen Ngondui, dem kleinen Boot, fahren. Das Ren wurde vorwiegend im Wasser erbeutet. Wenn es den Fluss durchschwamm, wurde es mit dem Boot gejagt und mit dem Speer erlegt. Als Mann wurde nur der angesehen, der wenigstens einmal in seinem Leben ein wildes Ren erbeutet hatte.

Verkehr:  Früher besaßen die Nganasanen keine hölzernen Boote. Noch vor etwa hundert Jahren verstanden sie nicht, welche anzufertigen. Hölzerne Boote erwarben sie durch Tausch bei Jakuten und Chanten. Ihr herkömmliches Boot bestand aus einem Gerüst, das mit einer Hülle aus Rentierfell überzogen wurde. Die Nganasanen nannten diese Art Boot „Kuchungondui“, d. h. Lederboot. Es war zwar nicht so lange haltbar wie ein Holzboot, aber es war auf Jagd und Wanderung leichter mitzuschleppen. Lederboote wurden auch noch hergestellt, nachdem sich alle Nganasanen Holzboote zugelegt hatten. Sie wurden für rituelle Feierlichkeiten gebraucht, z. B. für die „Pokolka“ – die der Jagd auf die durch einen Fluss schwimmenden Rentiere – vorausgingen. – Dudinka besitzt heute einen künstlich frei gehaltenen Seehafen am Ufer des Jenissej, welcher das östlich gelegene Industriezentrum Norilsk an die Nordostpassage anbindet. Der Hafen von Dudinka gehört zum Unternehmen Norilsk Nickel und ist sowohl Meer- als auch Flusshafen. Der Hafen ist durch Straße und Eisenbahn mit Norilsk verbunden. Seit 1978 wird die Schifffahrt nach Dudinka das ganze Jahr über mit Eisbrechern ermöglicht. Nur jeweils im Juni findet keine Schifffahrt statt, da die Eisschmelze den Fluss etwa 15 Meter ansteigen lässt. Sämtliche Hafenanlagen werden dann überschwemmt, alle Hafenkräne vorher demontiert und für diesen Zeitraum in sicherer Entfernung gelagert. In Dudinka werden etwa fünf Millionen Tonnen Güter, hauptsächlich Metalle, umgeschlagen und nach Murmansk verschifft. - Außerdem existiert auf Taimyr die „Taimyr Airlines“, die zahlreiche Orte innerhalb und außerhalb der Russischen Föderation anfliegt.

Sprache/Schrift: Nganasanisch wird vom Volk der Nganasanen in der Mitte und im Südwesten der Halbinsel Taimyr in Russland gesprochen. Es gehört wie Nenzisch und Enzisch zur Gruppe der nordsamojedischen Sprachen. Die Sprache formierte sich erst Ende des 17. Jahrhunderts endgültig. – Die Kunst gut reden zu können, war bei den Nganasanen hoch geschätzt. In alter Zeit wurden sprachliche Duelle zwischen denen veranstaltet, die besonders wortgewaltig waren. - Nach einer (umstrittenen) Zählung von 1989 sprachen 1 063 Menschen Nganasanisch als Muttersprache. Die Zahl der Nganasanen tendiert laut der letzten Bevölkerungszählung von 2002 zu weniger als 900. Davon nennen 83 Prozent der Befragten Nganasanisch als ihre Muttersprache. Es steht zu befürchten, dass die Sprache in nicht ferner Zukunft aussterben wird. - Für das Nganasanische existiert keine Schriftsprache. Nganasanisch gehört zu den wenigen lokalen Sprachen der Sowjetunion, die in den 1930er Jahren kein Alphabet erhalten haben. Anfang der 1990er Jahre gab es Versuche einer Transkription mit kyrillischen Buchstaben, die jedoch in der Praxis nicht verwendet wird. Die Sprache weist sehr viele Ähnlichkeiten mit dem Selkupischen und Jukagirischen auf.

Literatursprache/Literatur: Literatursprachen der Nganasanen sind Nenzisch und Russisch.

Bildung: „Die Eltern“; schreibt Simtschenko, „sträubten sich mit Händen und Füßen, ihre Kinder in die Schule zu schicken.“

Gesundheitswesen: Häufige Epidemien führten bei vollkommenem Fehlen medizinischer Hilfe (abgesehen von den Schamanen bzw. Heilern) zur steten Verringerung der Bevölkerungszahl. – „Man kann sich nur wundern, wie dieses Volk mit einer derartig hohen Kindersterblichkeit überlebt hat.“ (Juri Simtschenko)

Klima: Das Klima auf Taimyr ist rau und kontinental. Im Winter sind in der Tundra starke Schneestürme eine häufige Erscheinung. Die Winter sind lang und extrem kalt, die Sommer kurz, kalt und oft nebelreich mit Julimitteln um fünf Grad. Der Frühling in der Tundra ist einmalig. Die Sonne scheint mehr als in Afrika, vierundzwanzig Stunden lang rund um die Uhr. „Die Ngonasanen [Ngnasanen] haben das beste Gespür für Wind. Anhand des leisesten Hauchs können sie einen Klimawechsel vorhersagen und stellen sich sofort darauf ein. Das ist die einzige Möglichkeit, in der Tundra zu überleben.“ (Tatjana Kuschtschewska in: „Mein geheimes Rußland“.)

Natur/Umwelt: Im gesamten Gebiet der früheren UdSSR wurden bis 1989 einhundertfünfzehn unterirdische Atomversuche dicht unter der Erdoberfläche durchgeführt. Es bestanden achtundzwanzig Testgebiete westlich und vierundzwanzig östlich des Urals, also in Sibirien. In Sibirien waren von diesen Atomversuchen besonders betroffen: die Enzen, Nenzen, Selkupen, NGANASANEN, Chanten, Mansen, Dolganen, Ewenken, Burjaten, Tschuktschen und Jakuten. - Seit etwa zwei Jahrzehnten beobachten die indigenen Völker des hohen Nordens in Europa, und Asien eine Veränderung ihrer Umwelt, verursacht durch die globale Erwärmung des Klimas, die sich in den hohen Breiten besonders stark bemerkbar macht. Das Wetter, die Schnee- und Eisverhältnisse, die Gewässer, die Tiere und Pflanzen – schleichend vollzieht sich ein Wandel in der ebenso rauen wie reichen Natur, an die sich diese Völker über Jahrtausende bestens angepasst haben. Für die nordischen Völker, die von der Jagd auf Meeressäuger und oder von der Rentierzucht leben, steht das kulturelle Überleben auf dem Spiel. -Auf der Taimyr-Halbinsel gibt es seit 1979 das Naturschutzgebiet „Staatliches Biosphärenreservat Taimyrski“, das 1995 von der UNESCO den Status eines Biosphärenreservats erhielt. Im Dorf Chatanga kann man sich im 1993 gegründeten „Museum über die Natur und Ethnografie des Staatlichen Biosphärenreservates“ und über das traditionelle Nomadenleben und den Naturraum informieren.

Pflanzen- und Tierwelt: Die Tundra nimmt fast die gesamte Halbinsel Taimyr ein. Die Fauna Taimyrs ist polar: Polarfuchs, Wolf, Hase, Maus, wildes Ren…; an der Küste – Eisbär, Walrosse…; etwas südlicher  - Hermelin… Im Sommer nisten hier Millionen von Seevögeln. 1974 wurde auf der Halbinsel eine Herde Moschusochsen aus Kanada und Alaska erfolgreich angesiedelt, der Bestand wird heute auf 3 000 bis 4 000 Tiere geschätzt. Im Sommer gibt es viele Gänse und Enten; von den Vögeln überwintern auf Taimyr nur das Schneehuhn und die Schnee-Eule.

Behausungen: Die nomadisierenden Nganasanen lebten in Tschums, das sind spitz zulaufende Stangen-Zelte, sommers bedeckt mit Birkenrinde, winters mit Rentierfell. Der Tschum der Nganasanen wurde durch die Feuerstelle in zwei Hälften getrennt: in eine Frauen- und eine Männerhälfte. Wenn sich ein männlicher Besucher in die Frauenhälfte setzte, hieß das, dass er Interesse an einer der Frauen hatte. – In den fünfziger Jahren wohnten die nomadisierenden Nganasanen in „Baloks“ – das sind „Kisten“ auf Schlitten, kleine Häuschen in der Größe von vier mal zwei Metern mit Fensterchen in drei Wänden und mit einer Tür. Aus den Dächern ragen die Rohre der eisernen Öfchen heraus. Ein „Balok“ ist mit Rentierfell überzogen, das von innen mit Kattun unternäht, von außen mit Zellstoff bezogen ist. - Am Ende des 20. Jahrhunderts haben die meisten Nganasanen ihre traditionelle Lebensweise aufgegeben und leben sesshaft in Kleinstädten bzw. Jägerdörfern.

Ernährung: Im Frühling, bevor die Zugvögel und die Fische kamen, wenn die Vorräte (getrocknetes Fleisch der wilden Rens, getrockneter Fisch [Jukola], Fischtran) zur Neige gingen, ernährten sich die Nganasanen von Wurzeln der Tundrapflanzen; oft verhungerten Menschen.- Von den jagdbaren Vögeln, vor allem der Gans, ist schon einen Monat vor ihrer Ankunft die Rede; sie fliegen etwa zwei Wochen lang über diese Gegend hinweg. Während dieser kurzen Zeit muss man sich für den ganzen Winter mit Gänsen bevorraten, denn der Vogelflug im Herbst ist von noch kürzerer Dauer.

Kleidung: Das Material für die Kleidung war ausschließlich die Haut des Rens. Von den Pelzaufkäufern eingetauschte Stoffe – am beliebtesten waren die Farben rot und schwarz – wurden nur für die Applikation eingesetzt. In ihrem Schnitt unterschied sich die Kleidung der Nganasanen stark von der der Nenzen. Die Männer- und Frauen-Winterkleidung war kürzer und leichter als die der Nenzen und für lange Fußmärsche besser angepasst – worin sich das unterschiedliche Leben zu den Nenzen ausdrückt: Die Nenzen ritten auf Rens, die Nganasanen waren einst vorwiegend zu Fuß gehende Jäger. – Die sogenannten Parkas waren reich mit Kupferschmuck bestickt.

Folklore: Die Folklore der Nganasanen – Bylinen, Märchen, Lieder, Rätsel, historische Überlieferungen … - ist vielfältig und reich; weit verbreitet sind Märchen über Menschenfesser und Märchen über die Abenteuer eines listigen Spitzbuben. Die historischen Überlieferungen widerspiegeln die Kriege der Nganasanen, hauptsächlich gegen die Nenzen und Ewenken. Bei der ersten Bekanntschaft mit einem Mädchen darf es der Mann nicht direkt ansprechen, er muss vielmehr singen. Und nicht etwa nur eine der bei den Nganasanen üblichen Improvisationen, sondern eine „Kainganarju“ – ein spezielles, allegorisches Lied. Bei dem Ethnografen Juri Simtschenko wirbt Cheuri um seine Angebetete Lali mit diesen gesungenen Worten: „Siehst du etwas da vorn? Da sieht man zwei Berge, dazwischen eine Laida [eine Ebene]. In ihrer Mitte wächst ein Blümlein. Soeben erst kam es unter dem Schnee hervor. Noch zart ist es, ganz schwächlich. Um das Blümlein verlaufen Pfade von Rebhühnern und Hasen. Die ganze Laida überziehen diese Pfade. Weht der Wind von oben, schwankt das Blümlein, weht der Wind von untern, neigt es sich zur anderen Seite.“ Übersetzt heißt das: Die Berge, das ist die Rückenlehne des Schlittens, die Laida ist der Sitz, das Mädchen Lali ist das Blümlein. Mit den Rebhuhn und Hasenspuren sind die Reden anderer ihr bekannter Burschen gemeint [denn schon viele junge Männer hatten Lali den Hof gemacht]. Der wehende Wind, das sind die Burschen, die zu ihr kommen, die einen von oben – von den Höhen, die anderen von untern – aus der Ebene. Sie aber kehrt sich von ihnen ab, sie will nicht, dass sie kommen.“ Sie will Cheuri, was sie ihm mit einem Geschenk deutlich macht: einem großen Kupferring, an dem die Fellstrümpfe befestigt werden. Nach Nganasanenbrauch ist ein Mädchen, das einem jungen Mann einen Ring vom Overall schenkt, bereit den Mann zu heiraten. Nimmt der junge Mann den Ring an, so bedeutet das, dass er das Mädchen heiraten will.

Feste/Bräuche: Vor der Revolution gab es bei den Nganasanen die Vielweiberei. - Ein altes Gesetz befiehlt den Nganasanen, alles gleichmäßig zu teilen. Wenn ein Nachbar nichts zu essen hat, muss man ihm das Notwenige geben. Wenn Kleidung fehlt, muss ebenfalls geteilt werden. Nur diese gegenseitige Unterstützung hat es den Menschen in dieser rauen Umwelt ermöglicht zu überleben. – In das Feuer warfen die Nganasanen einige Flocken Hundewolle, damit die bösen Geister den Bewohnern nichts anhaben können. - Bei den Nganasanen ehrt man das Alter. „Solange die Alten ihre Hände noch regen und etwas tun können, wollen sie niemanden zur Last fallen. Solange sie aber ganz alt werden und nur noch im Tschum liegen können, fangen sie an, vom Tod zu reden. Aber warum sollen sie sterben, wenn sie keinem zur Last fallen?“ (Juri Simtschenko) – Die Nganassanen vom Awam gelten als die konsequentesten Hüter alten Brauchtums. – Ein Fest der Nganasanen ist „annyo-djaly“ – der „Große Tag“. Der Völkerkundler Juri Simtschenko schreibt: „In der Mitte des Sees war ein Chorej ins Eis gerammt, um den herum man einen Reigen tanzte. Beim Tanzen halten die Nganasasnen einander an ihren Tabakspfeifen fest und nicht an den Händen. Der Reigen bewegt sich im Uhrzeigersinn, `wie die Sonne läuft´. Es sangen nur die Männer, mit tiefer Stimme; dabei sangen sie abwechselnd zwei Töne und schnarchten wie Rentiere. Es scheint in diesem Tanze nichts Zündendes zu liegen, aber doch fühlt man sich von ihm so angezogen, dass man sich dicht losreißen kann. Man tanzt lange, da ja die Sonne, der dieser Tanz gilt, ewig ihre Bahn zieht.“

Religion: Eine der ältesten schamanischen Kulturen Sibiriens ist die der Nganasanen. Einige Schamanen hatten bis zu zwanzig Kostüme und einige Schellentrommeln für unterschiedliche Beschwörungen. Die Kostüme bestanden aus einem Kopfputz, einem Umhang mit separaten Vorderteil und Schuhen. Weitere Attribute der nganasanischen Schamanen waren Vogelbälge und andere Tierbälge, eiserne Stäbe… Sie sind der Überzeugung, dass vom Menschen geschaffene Gegenstände mit schamanischer Kraft aufgeladen werden können. Die auch in anderen Teilen Sibiriens (vor allem bei den Nanaiern) bekannten „Geistfiguren” haben als klassische Kraftobjekte Schutzfunktion - sowohl für den Schamanen als auch für das gesamte Volk. Eine dieser Figuren, ein „Pakoika” (wörtlich übersetzt „Holzbild”) kam durch den finnischen Ethnologen Heimo Lappalainen (gest. 1994) in den Besitz der „Foundation for Shamanic Studies“ (FFS). Der nganasanische Schamane Saime hatte die Figur 1962 dem russischen Ethnologen Juri Simtschenko (gest. 1995) anvertraut. „Heb das gut auf, und vergiss es auch nach meinem Tode nicht”, lautete Saimes Auftrag. Der offensichtliche Grund für die Weitergabe an einen Nicht-Nganasanen war, dass Saime keinen Nachfolger als Schamane hatte. FSS-Gründer Michael Harner beschloss den Ankauf von Pakoika - mit der Absicht, das Heiligtum den Eigentümern zu passender Zeit zurückzugeben. Die Überlieferung berichtet, dass Pakoika in Schlachten auf einem Schlitten mitgeführt wurde und dem legendären Stammesführer Tarudo den Sieg über die feindlichen Nachbarstämme der Nenzen und Tungusen (heute: Ewenken) ermöglichte. Das etwa zweihundert Jahre alte Holzbild wurde von Archäologen in den USA untersucht, digital dreidimensional fotografiert und somit genau dokumentiert. Auch wenn „Pakoika“ wieder „daheim” ist, steht dieses Dokument Wissenschaftlern somit weiterhin zur Verfügung. Charakteristisch für den „Schutzheiligen” sind einige gebrochene Gliedmaßen, Kerben an der Oberfläche und Löcher, die oft sogar durch das gesamte Objekt hindurch gebohrt sind. Es kann sein, dass „Pakoika“ in Kämpfen einiges abbekommen hat, anderes hat sicherlich auch schamanische Bedeutung. Der Zeitpunkt der Rückgabe war 2005 gekommen, als Nadeshda Kosterkina, die Tochter des verstorbenen letzten Nganasan-Großschamanen Tubyaku Kosterkin, von Vertretern der russischen Akademie der Wissenschaften kontaktiert wurde. Die Rückgabe der Holzfigur durch Bill Brunton wurde 2005 vollzogen. „Pakoika“ ist seither im Nationalmuseum von Dudinka ausgestellt. - Die Nganasanen wurden von den Russen allmählich christianisiert. Vielerorts vermischten sich jedoch christliche Vorstellungen mit dem traditionellen Naturglauben.

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind: Bekannt wurde Taimyr auch durch das sogenannte „Jarkow-Mammut“, welches 1999 aus dem Permafrostboden der Taimyrhalbinsel geborgen und danach in der in den 1950er Jahren als Zwischenlager für Fisch und Fleisch angelegten Eishöhle von Chatanga aufbewahrt und untersucht wurde. Schon zuvor waren mehrere teilweise erhaltene Mammuts und andere seltene Fossilien in der Region Chatanga entdeckt worden.

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

Die Nganassanen sind ein Samodijzen-Volk in Sibirien. Sich selbst nennen sie „Njaa" oder „Nja", was „Gefährte" bedeutet. Sie leben im Osten der Taimyr-Halbinsel. Der Begriff „Nganassan" wurde in den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts eingeführt. Er ist abgeleitet von den Worten „Nanassa", „Nanassan", was „Mensch" sowie „Mann" bedeutet. Dieses Volk umfasst  etwa 900 Personen. In Russland leben mehr als 800, und zwar vor allem in der Region Krasnojarsk. Im vorrevolutionären Russland bezeichnet man sie als Awam-Samojeden und als Wadejew-Samojeden. Es ist nämlich so, dass man die Nganassanen in die westlichen oder Awam-Nganassanen sowie in die östlichen oder Wadejew-Nganassanen unterteilt.

Was die Anthropologie betrifft, so ist ihre Position in der Klassifikation nicht eindeutig bestimmt. Man meint, sie gehören zu den sibirischen Mongoloiden, schätzt sie allerdings als eine „besondere Population" ein, in der Züge erhalten sind, die mehr zur Baikalsee-Gruppe der Populationen neigen. Die Nganassanen sprechen ihre eigene Sprache, die zur Samodijzen-Gruppe der Ural-Sprachfamilie gehört. Sie besitzen kein eigenes Schrifttum.

Die Tatsache, dass sich das Territorium der Nganassanen im Verhältnis zu den anderen Samodijzen-Völkern sozusagen am Rande befand, beeinflusste ihre Geschichte als Volk. Urteilt man nach archäologischen Angaben, so wurde die Taimyr-Halbinsel bereits im Mesolithikum, also im 5. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, von Osten her von Menschen erschlossen. Die kulturellen Beziehungen zu diesem Territorium blieben auch in einer späteren Geschichtsperiode erhalten. Der westsibirische Einfluss auf die frühe Bevölkerung der Taimyr-Halbinsel  ist bis ins 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zu verfolgen. Somit war die Taimyr-Halbinsel ein Territorium, wo es ein Zusammenwirken der west- und ostsibirischen Kulturen gab, das dem Auftauchen der Samodijzen hier  vorausgegangen war. Die Samodijzen, früher nannte man sie die Samojeden, - das ist eine Sammelbezeichnung der Völker des Nordens: der Nenzen, der Enzen, der Nganassanen, der Selkupen und der heute verschwundenen Sajan-Samodijzen. Sie alle sprechen (oder sprachen) die Sprachen der Samodijzen-Gruppe, die sich gemeinsam mit den Sprachen der finnougrischen Gruppe der Ural-Sprachfamilie herausgebildet hatten. Die Mehrheit der Vertreter der Samodijzen-Völker lebt auf der Taimyr-Halbinsel.

Die Samojedisierung der Bevölkerung der Taimyr-Halbinsel begann vom Unterlauf des Jenissej her, vermutlich an der Wende vom 1. zum 2. Jahrtausend unserer Zeitrechnung. Die Herausbildung der heutigen Nganassanen erfolgte später, bereits in einer Zeit, als die Russen in Sibirien auftauchten. Das spiegelt sich in schriftlichen Quellen wider.  Die Vorfahren der Nganassanen wurden im Zeitraum von 1618 bis 1639 unterworfen. Im Zeitraum von 1639 bis 1664 sind in russischen Quellen mehrere Zusammenstöße der Wanjaden, das heißt der Vorfahren der Wadejew-Nganassanen, mit den Olenek-Tungusen erwähnt.

1666 gab es einen großen Aufstand der Awam-Nganassanen, bei dem mehr als 30 russische Dienstverpflichtete und Gewerbetreibende sowie vier Tungusen getötet wurden. Im Jahr 1679 kam es zum letzten großen Zusammenstoß, bei dem die Awam-Nganassanen und die Enzen im Bündnis mit den Russen den Nenzen gegenüberstanden. Einen weiteren Aufstand der Wanjaden gab es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Danach wurden keinerlei große Ereignisse in der Geschichte der Nganassanen mehr vermerkt.

Die Nganassanen befassten sich traditionell mit der Jagd auf wild lebende Rentiere, auf Wasservögel, auf Pelztiere und mit dem Fischfang.  Ihre Wirtschaftstätigkeit war saisonbedingt. Der Natur gegenüber verhielten sie sich sehr sorgsam.  In der Zeit, wo die Tiere ihren Nachwuchs aufzogen, wurde die Jagd durch den Brauch „Karsu" geregelt. Er verbot es, Muttertiere während des Austragens und der Aufzucht ihrer Jungen zu erlegen. Als Jagdwaffen nutzten sie den Speer („Fonka" genannt"), den Bogen („Dinta") mit  Pfeilen („Budi") und das Messer („Kjuma"). Fische wurden mit Netzen gefangen, die „Kol bugur" hießen, aber auch mit Haken aus Eisen, „Batu" genannt, oder mit aus Bein hergestellten Nadeln -  „Fedir" genannt.

Die Behausungen der Nganassanen befanden sich auf kleinen Hügeln, und in den Senken zwischen den Hügeln weideten ihre Rentiere. Im  Herbst verlegte man die Behausungen in die Nähe von Flüssen. Das geschah, damit die Jäger in der Dunkelheit entlang des Flussbettes von der Jagd heimkehren konnten, denn immerhin liegt das Siedlungsgebiet der Nganassanen weit hinter dem nördlichen Polarkreis, wo eine lange Polarnacht herrscht. Die traditionelle Behausung war der kegelförmige Tschum, seine Größe hing von der Anzahl seiner Bewohner ab. An einem Ort ließen sich gewöhnlich mehrere Familien nieder. Der Tschum wurde mit Rentierfellen gedeckt. Im Winter - mit einer doppelten Schicht Felle, im Sommer - mit nur einer Schicht Felle. In der Mitte  des Tschums befand sich auf einem Blech die Feuerstelle, über der an einem speziellen Gestell die Kessel und Teekessel hingen. Im oberen Teil des Tschums gab es eine Öffnung, die als Rauchabzug diente. Der Platz der Frauen befand sich neben dem Eingang, hier wurde auch das Hausgerät aufbewahrt. Der Fußboden wurde mit Matten und Brettern ausgelegt. Auf die Schlafstellen legte man zuerst nicht gegerbte Felle und erst dann eine Unterlage.

Die Orte der traditionellen Wanderung gehörten meistens Gruppen aus sechs bis sieben miteinander verwandten Familien. Man betrachtete sie als das Eigentum des Geschlechts. Die Grenzen dieser Territorien wurden sorgfältig eingehalten. Bei den Nganassanen waren Ehen zwischen Verwandten bis in die dritte Generation hinein verboten. Für die Braut musste unbedingt ein „Kalym"- ein Brautgeld - bezahlt werden.

Die Ernährungsgrundlage der Nganassanen war das Rentierfleisch, wobei es kaum Abfall gab. Im Sommer und im Herbst legten die Frauen einen Fleischvorrat für den langen Winter an. Das Fleisch wurde in langen Streifen zum Dörren aufgehängt, dann schnitt man es in kleine Stücke, die in Fett gewälzt wurden, wonach man diese Stücke noch einmal dörrte. Fleisch, Fett und Fisch bewahrten die Nganassanen manchmal in Kisten aus Eis in der Tundra auf. Aber es wurde auch das Fleisch der Enten und Rebhühner sowie der Polarfüchse und der Hasen gegessen. Ein Nahrungsmittel waren die Vogeleier. Fisch aß man roh, gefroren oder gedörrt. Im Winter aß man ihn roh, in feine Streifen geschnitten. Lieblingsgerichte waren auch die „Tschirima kibira" - Fladen aus Mehl mit Kaviar, oder die „Tschirime dir" - das war Speck, der mit Kaviar gekocht wurde.

Die Nganassanen trugen Bekleidung aus Rentierfellen. Die Oberbekleidung der Männer bestand aus zwei Fellanoraks, wobei der untere über den Kopf angezogen wurde, das Fell zeigte nach innen. Darüber zog man  einen Fellanorak mit Kapuze und mit dem Fell nach außen. Die Winterkleidung der Frauen war ähnlich. Sie war jedoch vorn zu verschließen und besaß einen Kragen, der mit weißem Hundefell besetzt war. Eine Kapuze gab es nicht. Dafür trugen die Frauen eine dicke Fellmütze, besetzt mit schwarzem, langhaarigem Hundefell, das das Gesicht vor den rauen Winterwinden gut schützte. Die Bekleidung wurde mit Applikationen in Gestalt geometrischer Ornamente („Muli" genannt) verziert. Danach ließ sich bestimmen, zu welcher sozialen oder Altersgruppe ihr Besitzer gehörte. Die Bekleidung zu verzieren, das war ein  arbeitsaufwendiger Prozess, deshalb nutzte man diese Applikationen mehrmals. Das Schuhwerk wurde aus dem weißen Fell der Rentierläufe genäht. Man zog es über die Fellstrümpfe. Die Männer trugen kurze Leder- oder Fellhosen, an die die langen Schäfte der Fellstiefel angebunden wurden Die Frauen trugen durchgängige Leder- oder Fellanzüge mit dem Fell nach innen, die auch die Brust bedeckten.

Obwohl man die Nganassanen offiziell zum Christentum bekehrt hatte, blieb ihre traditionelle Religion der Animismus. Sie glaubten an übernatürliche Wesen - die „Nguo". Das waren die guten Geister verschiedenster Naturerscheinungen - des Himmels, der Sonne, der Erde und anderer. Alle diese Erscheinungen  haben - ihrer Vorstellung zufolge - die Mutter Erde („Mou-nema"), die Mutter Sonne („Kou-nema"), die Mutter Wasser („Bysa-nema") hervorgebracht. Man verehrte auch die Schutzherren des Geschlechts oder der Familie - die „Kojka" - in Gestalt von Steinen, Felsen oder Bäumen.

Die Folklore der Nganassanen wird seit den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts studiert. Ihre  mündliche Folklore unterteilen die Nganassanen in zwei große Teile:  in die „Sitabi" - das sind die Heldenpoeme über Recken, und in die „Djurume", die alle übrigen Prosa-Genres umfassen. Unter den Nganassanen gibt es keine professionellen Interpreten der Folklore. Die Überlieferungen werden an den langen Abenden nach einem arbeitsreichen Tag oder an Tagen der Erholung erzählt.

In den Überlieferungen der Nganassanen existieren Mythen über die Erschaffung der Welt, die entstanden sein soll nach dem Willen „der Mutter von allem, was Augen besitzt" und „des Gottes der Erde" Syruta-ngu, dessen Sohn - der Rentiermensch - der erste Bewohner auf Erden und zugleich der Schutzherr der Menschen sein soll.

 

 

Interessant, zu wissen..., dass bei den Nganasanen die Frau seit eh und je die gleichen Rechte besaß wie der Mann – wenn es ihr die Natur auch nicht gerade leicht machte.

War für eine Frau ihre schwere Stunde gekommen, wurde das Herdfeuer geschürt und eine neue Stange vertikal im Tschum angebunden, an der sich die Gebärende während der Geburt festhalten konnte. Eine erfahrene Frau stand ihr bei, stützte sie, wenn die Wehen einsetzten – man gebar stehend oder kniend. Dem Neugeborenen band man den Nabel mit einer Rentiersehne ab, wickelte das Kind in ein Hasenfell und übergab es der Mutter. Kaum fand die Wöchnerin Zeit, sich etwas zu erholen, wie es wohl nötig gewesen wäre, und schon musste sie sich wieder um Kinder und Familie kümmern. Schwer war das Leben, das die Nganasaninnen führten, aber es war keineswegs rechtlos. In der Familie regierte traditionell die Mutter, der sich auch der Vater unbedingt unterzuordnen hatte. Übrigens: Mit der Namensgebung für die Kinder hatte es die Nganasanen früher nicht eilig. So konnte man zwei- bis dreijährige Kinder antreffen, die noch keinen Namen erhalten hatten.

 

 

Selbst ein Stäubchen Heimaterde ist  kostbarer als ein Pud Gold.

 

Sprichwort der Nganasanen

 

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

 

Hier fünfzig nganasanische Sprichwörter als Kostprobe:

 

(Unveröffentlicht)

 

Bevor dir die Rentiere leidtun, bedaure einen hilfsbedürftigen Menschen.

Im eisigen Polargebiet ist die Liebe ohne Tschum* eine Herausforderung.

Die ganze Liebe bläst der Polarsturm aus den Leibern der Liebenden.

An ein Mädchen muss man immer von rechts herangehen.

Sprich ein Mädchen nicht an, sing ihr etwas vor.

Misch dich nicht in die Angelegenheiten deiner erwachsenen Kinder.

Die Kinder rufen auf gleiche Art nach ihren Müttern wie Rentierkälbchen.

Im Vordersteven liegt die Lebenskraft eines Bootes.

Such dir einen Adler als Wegbegleiter.

Im Norden sind die Hechte größer.

Ist es in Russland eine Sünde, Brot wegzuwerfen, ist es im Nganasanenland eine Sünde, Fleisch verkommen zu lassen.

Mach nur Mädchen deines Alters den Hof.

Deine erwachsenen Kinder haben ihren eigenen Kopf zum Denken.

Die Augen in den Kopf jedes Lebewesens legt Mou-namy**.

Mit Vater und Mutter der Braut sprich  lange und achtungsvoll.

Nenne alte Leute nicht beim Namen.

Wer mit fünf nicht beginnt, den Maut*** zu werfen, vollbringt es mit fünfzehn nimmermehr.

Deine Parka lege nicht ab, wenn du nicht zu übernachten gedenkst.

Geh nicht um den Tschum herum, versperre niemandem den Weg.

Wenn dein Nachbar friert, kleide ihn.

Ein guter Bräutigam ist nur, wer eine Narte****, einen Bogen, eine Kinderwiege machen kann.

Eine gute Braut ist nur, wer eine Parka, eine Mütze, Schuhe und Rentierdecken für den Tschum nähen kann.

Es reicht nicht aus, ein guter Jäger zu sein, man muss auch ein guter Familienvater sein.

Auf Taimyr ist das Wetter launisch.

Halte nur soviel Rene, wie du für den Argisch***** benötigst.

Ein Nganasane, der das wilde Ren jagt, muss im Jahr tausend Kilometer zu Fuß gehen.

Auch bei einem guten Jäger wird der Erfolg eines ganzen Jahres vom Fleiß der Frau bestimmt.

Feiertag ist, wenn die Sonne kommt.

Wer einen Menschen aus dem eigenen Volke tötet, muss allein in der Tundra leben.

Das Herz muss verzeihen, darf nicht ewig böse sein.

Die ersten Gänse sind der Auftakt zur Jagd.

Den Menschen lehrt das Leben.

Kein Nganasane ist so schändlich, dass er zu einem Diebstahl fähig wäre.

Gäste kommen niemals zu spät, sind immer willkommen.

Es ist vortrefflich, ein zweites Mal an einem angenehmen Platz zu weilen, vortrefflicher noch ist es, einem angenehmen Menschen wieder zu begegnen.

Kein Mann, der kein wildes Ren erbeutet hat.

Ein guter Mensch ist ein viermal guter Mensch.

Jage in der Nähe der Pokolki****** nicht mit dem Gewehr.

 

* Tschum = ein spitz zulaufendes Nomadenzelt, sommers bedeckt Birkenrinde /  ** Mou-namy = die Erdenmutter / *** Maut = ein Lasso / **** Narte = Schlitten /

***** Argisch = eine Schlittenkarawane / ****** Pokolki = die Stellen, an denen das wilde Ren ein Gewässer überquert

Gesammelt, aus dem Russischen übersetzt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller

  

 

Ich reiste 19.. im Auftrag der Illustrierten FREIE WELT in den hohen Norden, um über die Komi zu berichten. Im Zusammenhang mit dieser Reise als Reporterin der FREIEN WELT begegnete ich auch einigen Nganasanen.

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT habe ich auf meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang Sprichwörter, Märchen und Lyrik der dort beheimateten Völker gesammelt. Hier das Nganassanische Märchen „Über den Ursprung der Menschen“, dass ich in der FREIEN WELT Nr. 26/1985 veröffentlichte:

 

*

 

Seit langer Zeit gab es keine Menschen mehr. Nur irgendwo oben hatte ein Bär einen Jungen und ein Mädchen zurückgelassen, beide ganz klein, ganz nackt. Sie spielten im Freien und hielten sich an den Händen. Sie bauten sich eine Art Tschum [ein spitz zulaufendes Zelt, sommers mit Birkenrinde, winters mit Rentierfell bedeckt], denn die Zeit der Schneefälle stand vor der Tür. Nachdem sie eine gute Woche in dem Tschum gewohnt hatten, fiel Schnee, und der Bär kam. Er kam und trug die beiden Kinder weg in sein Haus. In seinem Hause gab es weiche Kissen und Pritschen, um darauf zu sitzen. Der Bär ging in sein Haus, legte die beiden Kinder in die Küche und entfernte sich. Er verbrachte den Tag irgendwo, kam wieder, und gab den Kindern Fleisch von einem wilden Rentier. Bis zum Frühling lebten die beiden Kinder bei dem Bären. Er beschaffte Kleidung und gab sie ihnen. Als der warme Sommer kam, strich er den Kindern über den Kopf, sagte aber nichts. Er führte sie ins Freie und zeigte ihnen, wohin sie gehen sollten. Die Kinder taten nach seinem Geheiß. Jetzt waren die Kinder weg von dem Haus des Bären. Da, wo der Bär sie hingeführt hatte, bauten sie sich eine Erdhütte – einen Golomo. Nun lebten sie in ihrer Hütte, wuchsen heran und wurden Mann und Frau. Sie zeugten viele Kinder und wurden sehr alt. Aus ihnen wurde ein Volk. Somit stammen alle Nganasanen von diesen beiden Kindern ab. Heute töten zwar die Dolganen Bären, aber die Nganasanen essen niemals Bärenfleisch, war es doch der schwarze Bär, die die Kinder aufgezogen hatte.

(Aus den von Gisela Reller gesammelten Märchen - von Gabriele Kleiner ausgewählt und aus dem Russischen übersetzt von Thomas Reschke)

 

Zitat : "Die alten Nganasanen glauben, dass es allerlei Götter gibt… Wenn es aber um Menschen geht, da haben sie die richtigen Ansichten. Eher sterben sie selbst, aber ihren Mitmenschen helfen sie.“

Juri Simtschenko in: Am Rande der Arktis, 1984

 

 

 

 

"In die rätselhaften Seelen der arktischen Ureinwohner einzudringen, ist nicht weniger verdienstvoll und genauso schwer wie das Eindringen in die weiten Schneefelder..."

Juri Rytchëu (1930 bis 2008) in: Polarfeuer

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den Nganasanen:

 

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

* KATEGORIE REISELITERATUR/BILDBÄNDE: Edeltraud Maier-Lutz, Flußkreuzfahrten in Rußland, Unterweg auf Wolga, Don, Jenissej und Lena, Trescher-Reihe Reisen, herausgegeben von Sabine Fach und Bernd Schwenkros, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, Trescher Verlag, 4. Auflage, Berlin 2002.

 

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

Michael Katzschmann, Crestomathia Nganasanica, Texte – Übersetzungen - Glossar-Grammatik.

Juri Simtschenko, Am Rande der Arktis.

 

 

 

 

 

* Die Sonnentochter und andere Märchen der Tundra, darin das nganasanische Märchen "Die Sonnentochter", Die von Margarete Spady übersetzten Märchen wurden von Lieselotte Fleck nacherzählt, Zeichnungen: N. G. Basmanowa, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1954.

 

Von 1953 bis 1956 habe ich im Berliner Verlag Kultur und Fortschritt Verlagsbuchhändlerin gelernt. Als 1954 "Die Sonnentochter und andere Märchen der Tundra" erschien, erfuhr ich das erste Mal von Völkern wie   Eskimos, Ewenen, Ewenken, Itelmenen [Kamtschadalen], Jakuten, Jukagiren, Keten, Korjaken, Mansen, Nanaier, Nenzen, Nganassanen, Niwchen,  Oroken,  Saamen [Lappen], Selkupen, Tschuktschen, Udehen. Ich war fasziniert!

Es sollte dann noch fast ein Vierteljahrhundert vergehen, bis ich die Lebensorte dieser Völker als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT selbst bereiste. 

Gisela Reller

* Märchen der Nordvölker, Die Herrin des Feuers, Verlag Progreß, Moskau 1974 (in deutscher Sprache).

Darin auch Märchen der Nganasanen.

 

* Märchen aus dem hohen Norden der Sowjetunion, Die Kranichfeder, Für Kinder nacherzählt von N. Gesse und S. Sadunaiskaja, Mit Illustrationen von Manfred Butzmann, 4. Auflage, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1983.

Jäger und Rentierzüchter sind die Helden dieser Märchen. Sie fahren mit dem Schneesturm um die Wette, ringen mit eisernen Ungeheuern, messen ihre Kräfte mit Waldriesen und verehren die Herrin des Feuers. Vielfältig spiegelt sich das Leben der Völker aus dem hohen Norden in seiner reichen Folklore, auch das der Nganasanen.

 

 

"Man kann sich nur schwer das Ausmaß der Tragödie vorstellen, das diese Menschen [im hohen Norden Russlands] in Zukunft erwartet! An anderen Orten habe ich Leute getroffen, die für Schnaps bereit waren, nicht nur ihr letztes Hab und Gut, sondern auch ihre Frauen und Töchter herzugeben."

Juri Rytchëu (1930 bis 2008) in: Polarfeuer

1. Streifenornament

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

*  Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

2. Streifenornament

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Ilustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die NGANASANEN wurden am 15.11.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 20.01.2016.  

Die Weiterverwertung der hier veröffentlichten Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen, Fotos, Zeichnungen, Illustrationen... ist nur mit Verweis auf die Internetadresse www.reller-rezensionen.de gestattet - und mit  korrekter Namensangabe des jeweils genannten geistigen Urhebers.  

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring