Vorab!
Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen Stelle, und - wenn ich Pech habe - erscheint statt des Bildes gar eine Leerstelle.
Was tun? Wer kann helfen?
*
Wird laufend bearbeitet!
Ich bin ein Negidale: Die .
Foto:
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring
"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."
Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007
Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.
Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.
Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!
Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen.
Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.
Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden.
Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben.
Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!
Gisela Reller
* Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...
** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.
(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)
*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.
Wo sie recht hat, hat sie recht.“
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring
Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, die Negidalen kennenzulernen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein Sprichwort der Negidalen
Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem, was ihm zu Hause fehlt.
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Die NEGIDALEN… (Eigenbezeichnung: Elkenbeje = der Hiesige, Einheimische)
… sind eine kleine fernöstliche Völkerschaft, die traditionell am Mittel- und Unterlauf des linken Amur-Nebenfluss des Amgun und am Amur im Fernen Osten Russlands, der heutigen Region Chabarowsk in Sibirien, leben. - In Russlands Osten, direkt hinter dem Ural, beginnt Sibirien, jenes riesige Gebiet, das Russland zum flächenmäßig größten Land der Erde macht. Mit seinen rund zehn Millionen Quadratkilometern ist Sibirien etwa achtundzwanzig Mal so groß wie Deutschland, hat aber schätzungsweise nur 25 Millionen Einwohner (Deutschland: 81 Millionen).
„Sibirier ganz allgemein sind Menschen, die in Sibirien leben. Sie können verschiedener Herkunft sein. In Sibirien selbst werden sie aber grundsätzlich in `Sibirjaken´, echte Sibirier, und `Zugereiste` unterschieden. Und dies nicht von ungefähr. Ein Zugereister kann Jahrzehnte in Sibirien verbracht haben, ohne Sibirjak geworden zu sein. Wie weit es auf ihn `abfärbt´, hängt von ihm selbst ab. Der Sibirjak ist wortkarg, zuverlässig, ausdauernd, unbeirrbar, großzügig und geistig rege. Er gestattet sich keine Schwäche, keine Feigheit, ganz zu schweigen von Untreue und Verrat.“
Tatjana Kuschtewskaja, in „Meine sibirische Flickendecke, 2004
- Die Negidalen sind Ewenken, die sich mit Teilen ihrer Nachbarvölker – mit Nanaier, Niwchen und Ultschen – vermischt haben. Von den Ewenken unterscheiden sie sich durch einen eigenen Dialekt und ihre zum großen Teil sesshafte Lebensweise als Fischer.
Bevölkerung:
Fläche:
Geschichtliches:
Die ersten Informationen über den Fluss Amgun lieferte 1636 der Ataman [ ] Perfiljew, aber es fehlte jede Kunde von seinen Bewohnern bis zum ende des 17. Jahrhunderts. In veröffentlichten Dokumenten wird die Bevölkerung des Amgun erstmals im Jahre 1680 in den Berichten von F. Schtscherbakow erwähnt. In jene Zeit fallen auch Versuche von Kosaken, den Amgun zu besiedeln. 1682 errichteten die Kosaken ihre ersten Winterlager. In den Berichten dieser Kosaken werden tungusische Sippen erwähnt, die zu Fuß und mit Rens unterwegs waren. Der Name Negidalen ist in den Berichten des 17. Jahrhunderts nicht anzutreffen. 18. Jahrhundert begann die verstärkte Eingliederung der Nganasanen in den russischen Staat. Die Schwäche Chinas in der Mitte des 19. Jahrhunderts verhalf Russland zur Eroberung des Gebietes nördlich und südlich des Amur. Mit der Annexion des Amurgebietes kamen die Negidalen in der Mitte des 19. Jahrhunderts unter russische Herrschaft. Der Terminus Negidalen erscheint erstmalig in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Arbeiten Alexander Theodor von Middendorfs (1815 bis 1894). Middendorf bereiste im Auftrag der Russischen Akademie der Wissenschaften zwischen 1842 und 1845 den hohen Norden Sibiriens, wobei er bis an die Küsten des Ochotskischen Meeres und an den Oberlauf des Amur gelangte. - Seit 1986 änderte sich die Situation vieler indigener Völker; sie bildeten erstmals Interessenorganisationen, mit denen sie auf ihre schwierige Situation aufmerksam machten.
Staatsgefüge:
Verbannungsgebiet:
Durch das System des Gulag, der Strafgefangenenlager, wurde Sibirien seit den 1930er Jahren weltweit zum Synonym für Verbannung. Allerdings hatten schon in den Jahrhunderten zuvor die jeweiligen russischen Machthaber politische Gefangene, Verbrecher und missliebige Personen nach Sibirien verbannt. Zu den Verbannten gehörte von 1897 bis 1900 auch Wladimir Iljitsch Lenin. Lenin war es, der 1918 die ersten Strafgefangenenlager anlegen ließ. Ab 1930 entstand dann unter Stalin der Archipel Gulag, in dem Millionen von Häftlingen unter extremen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Die Straflager waren über ganz Sibirien und teilweise auch im europäischen Teil der Sowjetunion verteilt. 1931 befanden sich knapp zwei Millionen Menschen in Straflagern, 1934 waren es schätzungsweise fünf Millionen. Als Stalins "Große Säuberung" einsetzte, wurden etwa weitere sieben Millionen Menschen nach Sibirien verbannt und rund eine Million hingerichtet. Wie viele Millionen Menschenleben der Gulag tatsächlich gekostet hat, ist unbekannt. Nach dem Tod Stalins 1953wurde der Bau der Lager eingestellt und ein Großteil der Häftlinge freigelassen. Arbeitslager gab es jedoch auch weiterhin. Auch die Praxis der Verbannungen nach Sibirien wurde bis zum Ende der UdSSR beibehalten.
Viele Bewohner Sibiriens kamen unfreiwillig nach Sibirien. Millionen Menschen wurden, vor allem unter Stalin, nach Sibirien verbannt. Zu ihnen gehörten nicht nur politisch missliebige Russen, sondern auch Litauer, Letten, die Wolgadeutschen und viele mehr. Nur ein kleiner Prozentsatz der Einwohner Sibiriens sind "Ureinwohner" Sibiriens - wie die Nganasanen.
Hauptstadt:
Wirtschaft:
Traditionell betrieben die Negidalen Fischfang und die Jagd. Hauptobjekte des Fischfangs waren Lachse, Störe, Karpfen. Die Netze wurden früher aus Garnen geknüpft, die man aus Brennnesseln und wildem Hanf anfertigte, das Garn wurde in Asche gesotten und mit Lärchenrinde gefärbt. Zur Jagd auf große Meerestiere fuhren die Negidalen auf das Ochotskische Meer hinaus; man jagte vorrangig die Ringelrobbe, die mit einer Eisenharpune gestochen wurde. – Die Pelztierjagd hatte früher eine erstrangige Bedeutung – bis ihre Bestände fast ausgerottet waren. – Die Rentiere galten vorrangig als Reit- und Zugtiere. – Heute betreiben die Negidalen auch Ackerbau, besonders Gemüseanbau.
– Die Negidalen betreiben auch Gemüseanbau und Milchviehzucht.
"Kein anderer Paarhufer kann sich, was Ausdauer anbetrifft, mit dem Ren messen, das sich sowohl in den hohen Gebirgen des südlichen Sibiriens wie in der Taiga und im hohen Norden, wo die Grenze seiner Verbreitung das Nördliche Eismeer erreicht, ausgezeichnet eingelebt hat. Man kann sich auch kaum ein Tier vorstellen, das im Gespann schneller läuft. Das Geweih auf den Rücken gelegt, den Kopf weit vorgestreckt, so fliegt es wie der Wind dahin. Die Narta, der leichte Schlitten, berührt dann kaum noch die Erde, nur der Schnee stiebt unter seinen Hufen, dichter weißer Dampf quillt wie eine leichte Wolke aus seinen Nüstern und hüllt den Kopf des Tieres ein, das überhaupt keine Müdigkeit zu kennen scheint."
Grigori Fedossejew (russischer Topograph) in: Im Banne des Dshugdyr, 1960
Verkehr:
Sprache/Schrift:
Die Sprache der Negidalen gehört zum nördlichen Zweig der tungusisch-mandschurischen Sprachgruppe. Negidalisch wird von den Negidalen im Amurgebiet und in der Region Chabarowsk gesprochen. Das Negidalische ist ein ewenkischer Dialekt, der sich vom Ewenkischen nur unwesentlich unterscheidet. Prof. Wera Iwanowna Zinzius (1903 bis 1981) war eine russische Ethnographin und Linguistin, die auf tungusische Sprachen spezialisiert war. Sie arbeitete am Institut für Nordvölker und im Linguistischen Institut in Leningrad; 1931 veröffentlichte sie zusammen mit K. M. Mylnikowa eine Arbeit über die negidalische Sprache.
Literatursprache/Literatur:
Die Literatursprache der Negidalen ist Russisch.
Bildung:
Revolution gab es bei den Negidalen keine Schulen. Heute sind alle Negidalen-Kinder ohne Ausnahme in Schulen erfasst, in denen inzwischen negidalische Lehrer unterrichten.
Gesundheitswesen:
Klima:
Natur/Umwelt:
Pflanzen- und Tierwelt:
Behausungen:
Ernährung:
Die Hauptnahrung der Negidalen war vorrangig Fisch, in geringerem Maße das Fleisch des wilden Rens und des Elches. Das Fleisch den Rens verarbeitete man zu Vorräten: Es wurde in feine lange Streifen geschnitten und an der Sonne getrocknet oder im Rauch geräuchert.im Früher bereiteten die Negidalen
Kleidung:
In der Mitte des 19. Jahrhunderts nähten die Negidalen ihre Kleidung vorwiegend aus Fisch- oder Elchhaut.
Folklore:
Prof. Wera Iwanowna Zinzius (1903 bis 1981) war eine russische Ethnographin und Linguistin, die auf tungusische Sprachen spezialisiert war und negidalische Folklore sammelte. Negidalische Märchen wurden von der russischen Wissenschaftlerin T. S. Pukschanskaja aufgezeichnet.
Feste/Bräuche:
Religion:
Es gab auch unter den Negidalen Zwangschristianisierungen und viele Negidalen erhielten - gegen ihren Willen - russische Namen. Dennoch prägte auch weiterhin der Schamanismus ihr Leben; die Negidalen sind schamanische Animisten.
Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:
Seit 1990 gibt es die "Vereinigung der kleinen Völker des Nordens", die die russische Regierung berät. Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es Bestrebungen, den Völkern in einigen Territorien Selbstbestimmung zu ermöglichen. Auch wurden wieder muttersprachliche Schulklassen eingerichtet. Dennoch ist die Umsetzung dieser Ziele in der Realität schwierig. Viele der indigenen Völker Sibiriens sind in ihrer Existenz bedroht.
Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:
Wo gehört das hin?
Die Stadt Mangasea hatte das kürzeste leben aller Städte – nur fünfundsiebzig Jahre. Die Stadt wurde 1601 am Tas-Fluss dreihundert Kilometer oberhalb von Chalmersede gegründet. Sie war der erste Handelshafen auf den nördlichen Seeweg und sehr bekannt. Dort wurde ein ungewöhnlich lebhafter Handel getrieben. Von weither kamen die kaufleute dorthin, vom Jenissej, vom Ob, vom Irtysch, vom ganzen europäischen Norden. Sie überquerten die Barents-See und fuhren dann im Schlepp auf dem Jamal entlang. 1675 wurde die Stadt als Handelshafen aufgegeben.
Interessant, zu wissen..., dass das
hungit bildet eine weltweit einmalige Sonderform des Kohlenstoffs, ein sogenanntes Fulleren. Kohlenstoff-Fullerene kommen sonst nur im Kosmos vor, und daher vermutet man auch für den Schungit einen kosmischen
Lieber nur Wasser und Brot auf dem Tisch, als sich von der Heimat trennen.
Sprichwort der Negidalen
Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst, von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen:
* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.
* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.
* Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.
Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.
Hier fünfzig negidalische Sprichwörter:
(Unveröffentlicht)
Ein guter Fährtenleser hat die Augen eines Adlers.
Fischblut würzt jede Suppe.
Die Taiga bereichert die Gedanken.
Ein Lügner verwischt seine Fährte wie der Zobel seine vor dem Hund.
Was mit der Feder geschrieben ist, kann man selbst mit der Axt nicht wieder ausmerzen.
Wo ein Gedanke, da ist auch ein Wort.
Je schmackhafter das Essen, umso kleiner erscheint das Gefäß.
Um die Fliegen zu verscheuchen, muss man den Fisch mit Rauch einnebeln.
Die Stille der Taiga ist wie die zärtliche Hand der Mutter.
Die Taiga ist immer für Überraschungen gut.
Die Götter anbeten bringt Glück.
Ein Schamane weiß alles – wie die Elster im Wald.
Wenn das Krankenhaus dir nicht helfen kann, suche Heilkräuter.
Niemand fährt mit leeren Händen zu einem Medizinmann.
Auch ein langer Weg kann kurz sein.
Mancher Eskimohund ist mehr wert als ein halbes Dutzend Rentiere.
Das Gesetz ist stark wie ein Bär – es jagt und vernichtet dich.
Ein Stück Fleisch, ein Tschum und ein herzensguter Mensch um dich herum– mehr braucht´s nicht, um glücklich zu sein.
Das Glück ist wie der Schwanz eines Fuchses - mit den Händen nicht zu fassen.
Das Feuer ist listiger als das listigste Tier.
Einem guten Menschen muss geholfen werden.
Wer Verstand hat, weiß sich immer zu helfen.
Von einem guten Freund möchte man sich ein Leben lang nicht trennen.
Nach einem bösen Menschen bellt kein Hund.
Der Listige findet wie die Springmaus immer einen Ausgang.
Wen man nicht erwischt, der ist kein Dieb.
Seit wann macht ein Schamane gemeinsame Sache mit Verbrechern?
Einem Freund verzeih seine Fehler.
Auch mit List legt man keinen guten Jäger rein.
Einem schlechten Menschen ist der gute ausgesetzt - wie der Hase der Schlinge.
In der Taiga sei stets auf der Hut.
Ein guter Jäger muss so gut hören wie ein Auerhahn.
Scharfsichtigkeit überträgt sich vom Großvater und Vater auf den Enkel.
Ein Ren ist kein Pferd – zu viert kann man es aus dem Sumpf ziehen.
Die Taiga verhilft jedem zu einem Bärenhunger.
Einen Vogel darf man nicht zu früh aufscheuchen.
Gehst du für einen Tag in die Taiga, nimm Essen für zwei Tage mit.
Die Taiga ist kein Kinderspiel.
Das Gewehr lade erst, wenn du das Wild gesichtet hast.
Ein erfahrener Jäger kommt ohne Feuergabel aus.
Manche Menschen neugieriger als die Tiere. 41
Gesammelt, aus dem Russischen übersetzt und in Sprichwortform gebracht: Gisela Reller
Zitat: "Wenn die Geologen erfahren, dass es in der Taiga Glimmer gibt „wird an dieser Stelle ein riesiges Werk entstehen. Man wird die Taiga abholzen, und das Wild wird weglaufen. Giftige Abwässer wird man in die Oljokma leiten, und die Fische werden sterben, das Rentiermoos wird austrocknen, und die Rentiere werden verhungern. Wie soll man dann leben?“
Wassili Nikonow in: Der Sohn des Kajuren, 1982
Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich
LESEPROBE
„Nach dem
Warnung:
*
Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den NEGIDALEN
Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de
* Bis jetzt habe ich kein Buch über die Negidalen rezensiert!
Literaturhinweise (Auswahl)
* Alexander Theodor von Middendorff, Auf Schlitten, Boot und Rentierrücken, VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1956.
* Andreas Frings, Sowjetische Schriftpolitik zwischen 1917 und 1941, Eine handlungstheoretische Analyse, Franz Steiner Verlag, 2007. In diesem Buch geht es um die frühe Sowjetunion und ihre nationalen Alphabete. Selbst die großen Sprachgruppen, die bereits vor 1917 verschriftet waren (etwa die Turksprachen) wurden in den 1920er Jahren zunächst latinisiert und Ende der 1930er Jahre dem kyrillischen Alphabet angeglichen. Warum wechselte Moskau von tradierten Alphabeten zum lateinischen Alphabet und warum ging man nur kurze Zeit später zum kyrillischen Alphabet über?
* Märchen aus dem hohen Norden der Sowjetunion, Die Kranichfeder, Für Kinder nacherzählt von N. Gesse und S. Sadunaiskaja, Mit Illustrationen von Manfred Butzmann, 4. Auflage, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1983.
Jäger und Rentierzüchter sind die Helden dieser Märchen. Sie fahren mit dem Schneesturm um die Wette, ringen mit eisernen Ungeheuern, messen ihre Kräfte mit Waldriesen und verehren die Herrin des Feuers. Vielfältig spiegelt sich das Leben der Völker aus dem hohen Norden in seiner reichen Folklore, auch das der Negidalen.
* Märchen der Nordvölker, Die Herrin des Feuers, Verlag Progreß, Moskau 1974 (in deutscher Sprache).
Darin auch Märchen der Negidalen.
1. Streifenornament
Bibliographie zu Gisela Reller
Bücher als Autorin:
Länderbücher:
* Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern, Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
Biographie:
* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.
... als Herausgeberin:
Sprichwörterbücher:
* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.
* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.
* Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.
Aphorismenbuch:
* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.
... als Mitautorin:
Kinderbücher:
* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.
Sachbuch:
* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.
... als Verantwortliche Redakteurin:
* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.
* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.
2. Streifenornament
Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:
Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:
„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“
B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:
"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."
Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:
"(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"
Neue Zeit vom 18. April 1983:
„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“
Der Morgen vom 7. Februar 1984:
„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“
1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.
Foto: Alfred Paszkowiak
Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:
"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“
Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen
in der Zeit von 1981 bis 1991.
Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:
„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“
Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:
„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“
Das Magazin Nr. 5/88.
"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."
Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .
Zeichnung: Egbert Herfurth
FÜR DICH, Nr. 34/89:
"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."
Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:
"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."
Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:
„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch
Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.
Die
NEGIDALEN wurden am 07.11.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.Die Weiterverwertung der hier veröffentlichten Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen, Fotos, Zeichnungen, Illustrationen... ist nur mit Verweis auf die Internetadresse www.reller-rezensionen.de gestattet - und mit korrekter Namensangabe des jeweils genannten geistigen Urhebers.
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring