Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

 

Ich bin eine Lettin: Die .

 

Foto:

Fotos und Illustrationen richtig, aber statt Karelier = Letten (bisher nicht vorhanden)

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden.

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

"500 Kilometer schönste Ostsee- Sandküste laden in Lettland ein zum Beachleben in einer gigantischen Sandkiste. Vergnügen pur, ein Selbstgänger für Familienspaß, im Sommer auf jeden Fall.

 

 

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Lettland zu bereisen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein lettisches Sprichwort -

 

Willst du gut reisen -  reise ohne Voreingenommenheit.

(Hier könnte Ihre Anzeige stehen!)

 

 

Die LETTEN… (Eigenbezeichnung: )

Bevölkerung:

Fläche:

Geschichtliches:

"Deutschland griff die Sowjetunion in der Nacht des 22. Juni 1941 an, und bereits innerhalb weniger Tage hatte die Deutsche Wehrmacht die lettische Grenze überschritten. Es ging alles so schnell, dass die Rotarmisten nicht einmal Stalins Befehl befolgen konnten, beim Rückzug alles zu vernichten, was dem Feind von Nutzen sein könnte, und alle Einwohner mitzunehmen, deren berufliches Profil der Roten Armee nützlich wäre. Die Rotarmisten und die sowjetischen Beamten flüchteten derart unorganisiert und in solcher Panik, dass manche nicht einmal ihre Waffen mitnahmen. Der Straßenrand der Livländischen Chaussee war zwischen Riga und Sigulda mit Plündergut, Uniformmänteln, Gasmasken, Munition und fahruntüchtigen Kraftfahrzeugen übersät. Am 1. Juli war Riga in deutscher Hand." Sandra Kalniete in "Mit Ballschuhen im sibirischen Schnee. Die Geschichte meiner Familie"

"Ihren Höhepunkt erreichte die Angst am 14. Juni 1941, als 15 424 Einwohner Lettlands deportiert wurden, darunter zahlreiche Greise - der älteste war im Jahre 1857 geboren - und Säuglinge. Mehrere Kinder kamen während der Fahrt nach Sibirien in den Viehwaggons zur Welt und starben auch dort. In den letzten Junitagen erhöhte sich die Zahl der Festgenommenen und Deportierten um weitere 13 077 Menschen. Diesen sind noch die Opfer des ersten Okkupationsjahrs hinzuzurechnen - Ermordete und Vermisste -, wodurch die Gesamtzahl 34250 erreicht, wobei die Zahlen der Verhafteten und Verschleppten je nach Quelle um einige Hundert schwanken. Somit hat Lettland im ersten Okkupationsjahr nach ungefähren Schätzungen rund 1,8 Prozent seiner Einwohner verloren - Letten, Juden, Russen und Vertreter anderer Ethnien. (...) Stets habe ich mich gefragt, wie eine so umfassende Aktion wie die Massendeportation vom 14. Juni 1941 unter vollkommene Geheimhaltung vorbereitet werden konnte." Sandra Kalniete in "Mit Ballschuhen im sibirischen Schnee. Die Geschichte meiner Familie"

"Überall in den besetzten Gebieten arbeiteten Einheimische freiwillig mit der deutschen Verwaltung zusammen und halfen den Einsatzgruppen und SS-Verbänden bei der Durchführung des Massenmords an den Juden. Besonders ausgeprägt war die Kollaboration im Litauen, Lettland, Estland, Moldawien und der westlichen Ukraine. (...) Ohne die aktive Hilfe von Tausenden einheimischer Freiwilliger hätten die Deutschen die ansässigen Juden nicht ausfindig machen, identifizieren und liquidieren können.(...) Im Bericht der `Einsatzgruppe A´ vom 15. Oktober 1941 heißt es: `... mit einigem Druck auf die lettische Hilfspolizei gelang es, in Riga ein Judenpogrom zu organisieren. Es wurden alle Synagogen vernichtet und etwa 400 Juden getötet.´" (Wassili Großmann/Ilja Ehrenburg, Das Schwarzbuch, Der Genozid an den sowjetischen Juden, Deutsch von Ruth und Heinz Deutschland, Herausgeber der deutschen Ausgabe: Arno Lustiger, Rowohlt Verlag, Reinbeck bei Hamburg, 1994).

Während der Stalinzeit wurden 16 753 Menschen als angebliche Spione für Lettland erschossen.

Staatsgefüge:

Am 5. August 1940 wurde Lettland zur 14. Sowjetrepublik.

Verbannungsgebiet:

"Die Volkszugehörigkeit ist fast das wichtigste Merkmal, wenn es um die Auswahl der Lagerinsassen geht, die einen der rettenden `Schlauberger´-Posten erhalten. Jeder Gulag-Häftling, der genug Lager gesehen hat, wird bestätigen, dass unter den `Schlaubergern´ (`pridurki´) eine ganz andere Zusammensetzung nach Nationalitäten  herrschte als insgesamt in der Lagerbevölkerung. In der Tat, Balten fand man unter den Schlaubergern eigentlich nie, so viele es auch im Lager geben mochte - und es gab viele! Russen waren natürlich immer dabei, doch ihr Anteil war im Vergleich zu ihrer Anzahl unter den Häftlingen unverhältnismäßig gering (und nicht selten wurden dafür Parteitreue herausgepickt). Dafür waren Juden, Georgier und Armenier deutlich überrepräsentiert. Auch den Aserbaidschanern gelang es überdurchschnittlich häufig, auf einem privilegierten Posten unterzukommen." Alexander Solschenizyn (1918 bis 2008) in "Zweihundert Jahre zusammen. Die Juden in der Sowjetunion"

Hauptstadt:

Wirtschaft:

Verkehr:  

Sprache/Schrift:

Literatursprache/Literatur:

Bildung:

Kultur/Kunst: In Dunte - am strand von Vidzeme gelegen - befindet sich das einzige Münchhausen-Museum. Was aber hat der Lügenbaron mit Lettland zu tun? Der hat sechs Jahre lang mit seiner Frau Jacobine in diesem lettischern Gutshaus gelebt, das heute Museum ist.

"Seit Jahrhunderten werden Münchhausen-Geschichten von den litauischen Dorfbewohnern erzählt und weitergetragen."

in: Magazin "Die Zeit" vom 10.12.2015

 

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt:

"`Mammadaba´ - so nennen die Letten ihre traumhafte Mutter Natur."

in: Magazin "Die Zeit" vom 10.12.2015

In Lettland gibt es cier Nationalparks - im ältesten, dem Gauj-Natioanlpark, liegt die Gutmannshöhle. Der Fluss Gauja formte am Ende der letzten Eiszeit im bunten Sandstein eine traumhafte Landschaft mit Grotten und bis zu 85 Meter hohen Felswänden. Fast die Hälfte der Fläche Lettlands (45 %) nimmt der Wald ein.

 

Pflanzen- und Tierwelt:

Behausungen:

Ernährung:

Kleidung:

Folklore: Lettland gehört zu den folkloristisch "besterforschten Völkern" (Isidor Levin). In den Folklore-Archiven der drei Baltenstaaten hat es in den gut hundert Jahren ihres Bestehens eine gewaltige Zahl von Volkserzählungen aus mündlicher Überlieferung angehäuft. Neben dem Archiv der Finnischen Literaturgesellschaft (Helsinki) gehören die drei Archive in Lettland, Litauen und Estland zu den umfangreichsten in Europa. Als die bedeutendsten Sammler lettischen Erzählguts gelten A. Lerhis-Puškains (1859 bis 1903), und Pēteris Šmits (1869 bis 1938). Er edierte in insgesamt 15 Bänden lettische Märchen und Sagen, die bis heute als die umfangreichste Ausgabe lettischer Volkserzählungen gilt.

Feste/Bräuche:

Religion:

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:

2014 ist Riga Kulturhauptstadt Europas. Aus diesem Anlass wird es zweihundert verschiedene Veranstaltungen geben. Viele Programme werden den Persönlichkeiten gewidmet sein, die in Riga gelebt haben, einer von ihnen war Richard Wagner.

Riga: Im Wagner-Konzertsaal in der Riharda Vagnera 4 gleich neben dem Livenplatz befand sich einst das erste deutsche Theater der Stadt, das Stadttheater Rigas. Bedeutende Musiker hatten hier ihre  Wirkungsstätte, darunter auch Franz Liszt, Hector Berlioz, Robert Schumann und Anton Rubinstein. Von 1837 bis 1839 war Richard Wagner hier als erster Kapellmeister tätig, in dieser Zeit studierte er über 20 Opern ein. In Riga arbeitete Wagner übrigens an Rienzi, seiner ersten wichtigen Oper. Trotzdem musste er 1839 die Stadt hoch verschuldet auf der Flucht vor seinen Gläubigern  verlassen.

Im Januar 2014 ist der Neubau der 1919 gegründeten Lettischen Nationalbibliothek eröffnet worden. Die Sammlung umfasst über vier Millionen Titel, die Bibliothek hat 450 Mitarbeiter. Architekt des Neubaus ist der US-Amerikaner Gunnar Birkerts. Die neue Bibliothek hat etwa 200 Millionen Euro gekostet, hat 13 Stockwerke und eine Höhe von 68 Metern. Bei einer Aktion im Rahmen des Europäischen Kulturhauptstadtjahres waren die Bestände aus dem einstigen Gebäude der Nationalbibliothek durch eine Menschenkette symbolisch in den Neubau gebracht worden. Die Lettische Nationalbibliothek ist Mitglied der European Library.

Nach der Ablehnung des Cyber Security Acts durch den US-Kongress spitzte sich der weltweite Computerkrieg weiter zu. 2013 kündigte Großbritannien die Gründung eines Cyperkommandos an, 2014 folgten LETTLAND und Estland.

 

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

 

Interessant, zu wissen..., dass In Livu Akvaparks befindet sich das größte multifunktionale Hallenband in ganz Osteuropa: Wasserlabyrinthe in unterschiedlichen Höhen, Spritzanlagen und mehr als 50 Springbrunnen sind was für Wasserratten jeden Altrs. Wagemutige stürzen sich auf der 83 Meter langen roten Rutsche hinunter. Sie können dabei an die 60 km/h Tempo erreichen. Gemächlicher geht es zu auf der 211 Meter langen gelben Rutsche.

 

Wer in der HeimAt keine Furchen zieht, wird auch in derFremde nicht pflügen.

Sprichwort der Letten

 

Die LETTEN: Für Liebhaber kurzer Texte

In der livländischen Chronik Heinrich des Letten sind Ereignisse vom Ende des 12. und Beginn de 13. Jahrhunderts festgehalten. In dieser Chronik wird erstmals der Name Lettland (lat. Lethia) erwähnt, als ein Territorium auf dem die lettischen Stämme, die Latgalen bzw Letthigalli, leben. Ende des 12. Jahrhunderts drangen deutsche Kreuzritter, die Schwertbrüder, in dieses Gebiet ein. Unter dem 1199 zum Bischof von Livland geweihten Bremer Domherren Albert von Buxhoveeden begann mit Unterstützung des Deutschen Ordens die Kolonisation des Lettenlandes, die die Letten unter eine über siebenhundertjährige deutsche Vorherrschaft brachte. Zur Zeit der deutschen Eroberung war die offizielle Bezeichnung für den südlichen Teil Kurland, für den nördlichen Livland; erst Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Name Lettland allgemein gebräuchlich. Als der livländische Ordensstaat dem übermächtigen russischen Druck nicht mehr standhalten konnte verbündete sich der Ordensmeister Gotthard Kettler mit Polen und sicherte sich das Ordensland südlich der Düna als erbliches polnisches Lehen, während Livland unmittelbar an Polen/Litauen (1561762 gelangte. Von 1621 bis 1710 kam das Gebiet mit Ausnahme seines südöstlichen Teils an Schweden. Später unterwarfen sich die Livländische Ritterschaft und die Stadt Riga dem Zaren Peter dem Großen. Als 1795 der polnische Staat zu bestehen aufgehört hatte, gelangte auch das Herzogtum Kurland unter der Zarin Katharina II. an Russland. Seit dem Regierungsantritt Zar Alexander III. (1881) kam es zu einer Russifizierung der  baltischen Provinzen. - Das Lettische gehört zum westlichen Zweig der baltischen Sprachgruppe. Die Letten, auch Latvinen, sind teils protestantische, teils katholische Christen. Da sie bis ins 19. Jahrhundert hinein Leibeigene der deutsch-baltischen Rittergutsbesitzer waren, dominieren wohl in ihren Sprichwörtern auch Armut, Tagwerk und Arbeit. Heute sind die fast eineinhalb Millionen Letten weltweit berühmt für ihre Sängerwettstreite - die alle drei Jahre im Wechsel mit den beiden anderen Ostseerepubliken Estland und Litauen stattfinden -, für ihren gediegenen Bernsteinschmuck und, nicht zuletzt, für den Rigaer Balsam, der mit Dutzenden Kräutern nach Geheimrezept destilliert wird.

 Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

 

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig lettische Sprichwörter:

 (Unveröffentlicht)

Als Erster zur Arbeit als Letzter zu Tisch.

Ohne Arbeit geht kein Fisch ins Netz.

Die Arbeit liebt raue Hände.

Ein Bastschuh passt zu keinem Stiefel.

Tue erst das Beschwerliche, nun das Entbehrliche, dann das Begehrliche.

Der Bauer kommt zu seinem Recht, wenn der Eule Schwanz Blüten kriegt.

Schütte den alten Brunnen nicht zu, solange kein neuer ausgehoben ist.

Dein bester Bürge ist dein Tagewerk.

Arbeit macht krumm, nicht reich.

Die kleinen Diebe werden eingesperrt, die großen zu Richtern erkoren.

Kein Dornbusch ohne Stachel, kein Aufseher ohne Peitsche.

Borgen heißt, sich einen Feind kaufen.

Um Flöhe zu schlachten, braucht´s keines Beils.

Ein Freund reicht dem anderen die Hand, ein Feind schwingt den Säbel.

Viele Freunde, wenig Helfer.

Freundeshilfe fährt mit der Schneckenpost.

Eher bekommst du von einer Gans Hafer als von einem Reichen Hilfe.

Der Geizige gibt vom eigenen Acker nicht mal den Stein, der dich tot schlagen soll.

Mit Geld im Beutel mangelt´s in der Schenke nicht an Freunden.

Jedem Gewerk seine Wertschätzung.

Wenn du glücklich werden willst, sei nicht neidisch.

Wo Gold voranrollt, sind alle Wege offen.

Gutes mach besser.

Zwei Hähne können nicht auf einem Gutshof leben.

Bloße Hand fängt keinen Igel.

Baue kein Haus ohne Grundstein.

Ein Held, der im Zorn lachen kann.

Willst du nicht katzbuckeln, gib deinem Herrn den Weg rechtzeitig frei.

Mit dem Herrn ziemt sich kein Kirschenessen.

Je dunkler der Himmel, desto heller der Blitz.

Nicht jeder, der einen Hobel hat, ist ein Tischler.

Mit versprochenem Holz ist kein Ofen zu heizen.

Was ein Kind außer Haus spricht, hat´s zu Hause gehört.

Wo eine Kirche ist der Krug nicht weit.

Mit leerem Magen wird keiner "Gott lob" sagen.

Wer nicht mit Minuten spart, verliert Stunden.

Kein Mensch ohne Fehler, kein Brotlaib ohne Kruste.

Der Nichtstuer weiß stets wie spät es ist.

Keiner ist gegen Pech gefeit.

Lieber Schlechtes verbessern, als Gutes verderben.

Nicht jeder, der im Schwitzbad geboren wurde, versteht sich aufs Heizen.

Was zu tun ist, tue morgens.

Mit dem Tod ist kein Vertrag zu schließen.

Bei offenem Tor steig nicht über´n Zaun.

Des Hungers Tante ist die Verschwendung.

Ohne Widerspruch ist Freundschaft wie ungesalzener Brei.

Mancher geht, Wolle zu scheren und kommt selbst geschoren zurück.

Wer des anderen Würde nicht achtet, verliert seine eigene.

Je höher der Zaun, desto besser die Nachbarn.

Halt den Herrn nicht für deinen Bruder, den Wolf nicht für ein Schaf.

 

Interlinearübersetzung aus dem Lettischen von Dr. Gundega Seehaus; gesammelt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller

 

 

 

Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich

LESEPROBE

 

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise zu den LETTEN

 

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

* Edeltraud Maier-Lutz, Flußkreuzfahrten in Rußland, Unterweg auf Wolga, Don, Jenissej und Lena, Trescher-Reihe Reisen, herausgegeben von Sabine Fach und Bernd Schwen

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

* Michael Garleff, Die baltischen Länder, Estland, Lettland, Litauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2001.

"Die sofort einsetzenden Massenrepressionen gegen die Bevölkerung orientierten sich auch hier an der Gruppenzugehörigkeit und erfüllten damit den Tatbestand des Genozids (Levits). Hatte sich die Massenverfolgung 1940/41 vor allem gegen die bisherige Führungsschicht gerichtet, so war ab 1944/45 die Bauernschaft die leidtragende Gruppe. Bis 1951 fielen 13-17 % der lettischen Bevölkerung diesen Verfolgungsmaßnahmen zum Opfer."

 

* Sandra Kalniete, Mit Ballschuhen im sibirischen Schnee, Die Geschichte meiner Familie, Knaur Taschenbuch Verlag, München 2007.

Sehr eindringlich beschreibt Sandra Kalniete das erschütternde Schicksal ihrer Familie, die 1941 von den Sowjets in die Straflager nach Sibirien deportiert wurde. Das Buch ist ein bewegendes Zeugnis der prominenten Politikerin Lettlands, die als Außenministerin (2002 bis 2004) ihr Heimatland in die EU führte.

 

* Märchen des Baltikums (der Esten, Letten, Litauer), Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg 1996.

In dieser Ausgabe enthalten sind 78 Zaubermärchen, Märchen vom dummen Teufel, Tiermärchen und Schwänke.

 

* Das Drachenschloss, Lettische Volksmärchen, Aus dem Lettischen und dem Russischen übersetzt von Welta Ehlert, Illustrationen von Hans Baltzer, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1962.

In diesen Märchen erzählen die einfachen Menschen von ihren Sitten und Bräuchen und von ihrer Sehnsucht nach einem glücklichen Leben.

 

 

 

1. Streifenornament

 

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

*  Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

* Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Herausgegeben von Leonhard Kossuth unter Mitarbeit von Gotthard Neumann, Nora Verlag 2008.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

 

 

Die erste Ausgabe von HANDSCHLAG liegt vor. Von links: Dr. Gotthard Neumann, Leonhard Kossuth (Präsident), Horst Wustrau

(Gestalter von HANDSCHLAG), Gisela Reller, Dr. Erika Voigt

(Mitarbeiter des Kuratoriums zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V.).

Foto: aus Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

2. Streifenornament

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die LETTEN wurden am 10.10.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 15.01.2016.

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Zeichnung: Karl-Heinz Döhring