*

 

Wird laufend bearbeitet!

 

 

 

Ich bin eine Lesginerin: Die .

Foto:

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

 

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

 

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

 

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden 

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

 

  

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

Reisezitat

 

 

 

 

 

 

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Dagestan zu bereisen und auch die LESGINER kennenzulernen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein lesginisches Sprichwort -

 

Wer über die Schwelle ist, hat die Reise schon zur Hälfte hinter sich.

 

(Hier könnte Ihre Anzeige stehen!)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die LESGINER… (auch: Lesginen / Lesgerier; Eigenbezeichnung:  Lesgi / Lesgijar)

Dagestan ist die älteste Wiege vieler Völker und Völkerschaften des Kaukasus. In ihrer nationalen Zusammensetzung ist diese Teilrepublik Russlands einmalig! Hier leben Dutzende ethnische Gruppen und Völkerschaften. Ich werde über die Agulen, Awaren, Darginer (und Kubatschinzen), Kumyken, Lakier, Lesginer, Nogaier, Rutulen Tabassaraner, Taten und Zachuren berichten. - Das uralte Volk der Lesginerer (auch: Lesginen, Lesgier) lebt im kaukasischen Dagestan. Dagestan ist die einzige der russischen Kaukasusrepubliken, die ihren Namen nicht von einem Volk ableitet. "Dagestan" heißt Bergland und gilt mit seinen 50 300 Quadratkilometern ethnographisch als Region der Rekorde, denn 1,9 Millionen Einwohner teilen sich auf in zwölf Hauptnationalitäten mit eigener Amtssprache und Dutzende kleinere Ethnien mit kompakten Siedlungsgebieten. Neben kaukasischen finden sich indoeuropäische, semitische und altaiische Sprachen. Ethnische Hauptgruppen sind die Awaren (28 Prozent), die Darginer (16 Prozent), die Kumyken (13 Prozent) und die Lesginerer (11 Prozent). Auch sechzigtausend Tschetschenen siedeln in der überwiegend stark gebirgigen dagestanischen Republik. Die Lesginer sind ein indigenes Volk des Kaukasus, das hauptsächlich in Dagestan lebt, aber auch in Aserbaidschan, wo sie zahlenmäßig die zweitstärkste Ethnie des Landes sind.

 

Dagestan setzt sich aus einem flachen Nordteil, der Nogaiersteppe, dem Kaukasusvorland sowie einem gebirgigen Südteil zusammen. Der höchste Berg ist mit 4466 Metern der Bazardüzü (Basardjusi) an der Grenze zu Aserbaidschan, an das die Republik im Süden grenzt. Im Südwesten grenzt Dagestan an Georgien,  im Westen an Tschetschenien und im Norden an Kalmykien und die Region Stawropol. Im Osten besitzt Dagestan eine lange Küste am Kaspischen Meer. Die wichtigsten Flüsse sind der Terek, der Sulak und der Samur, der Grenzfluss zu Aserbaidschan. In Dagestan liegt der südlichste Punkt der Russischen Föderation.

 

Dagestanische Völker sind: Die Agulen, Awaren, Darginer, Kumyken, Lakier, Lesginer Nogaier, Rutulen, Tabassaraner, Taten,

                                                                                            Zachuren.

 

 

Bevölkerung: Von den Nachbarvölkern wurden die Lesginer Kürinen genannt. Einige vorrevolutionäre Wissenschaftler bezeichneten lange Zeit fälschlicherweise alle dagestanischen Völker als Lesginer, da sie damals die größte dagestanische Völkerschaft waren.

 

 

Besonderheit innerhalb Dagestans: Archäologische Funden beweisen, dass es die Lesginer (als einziges dagestanisches Volk?) trotz Islam wagten, auch Menschenantlitze in Stein (meist in Grabsteine) zu meißeln.

 

 

 

 

Fläche:

Geschichtliches: Von einem Volk Lesgi wird bereits in antiken Quellen geschrieben. Die Vorfahren der heutigen Lesginer waren unzählige Stämme, die im Ost-Kaukasus siedelten. Bis ins 19. Jahrhundert bildeten sie kein politisches Ganzes. Sie gehörten vornehmlich zu kleinen unabhängigen Dorfgemeinschaften, ein Teil von ihnen war in die feudalen Gebilde auf dem Territorium Dagestans und des heutigen Aserbaidschans integriert. Im Jahr 1806 schloss sich ein Teil der Lesginer Russland an, 1813 folgten alle Lesginer ihrem Beispiel. - Wie Tschetschenien war Dagestan im 19. Jahrhundert Hauptschauplatz des russischen Kolonialkrieges im Kaukasus.

Staatsgefüge:

Verbannungsgebiet:

Hauptstadt:

Wirtschaft: Traditionell betrieben die Lesginer Ackerbau und Viehzucht. Sie bauten Gerste, Weizen, Hirse, Roggen, Mais, Reis und Bohnenkulturen an. Was die Viehzucht betrifft, so erfolgte sie in den Niederungen auf Weiden und in Ställen, im Gebirge – auf Weiden. Wirtschaftlich dominiert heute die Agrarproduktion, insbesondere der Anbau von Wein, Obst und Gemüse sowie die Schaf- und Rinderzucht. Das geförderte Erdöl und Erdgas wird kaum vor Ort verarbeitet. Industriebetriebe beschränken sich auf die Hauptstadt Machatschkala (340 000 Einwohner) und einige andere

Verkehr:  Über Dagestan läuft eine der beiden strategischen Bahntrassen des Kaukasus.

Sprache/Schrift: Die Leserginer sprechen eine Sprache, die zur nachisch-dagetanischen Gruppe der kaukasischen Sprachfamilie gehört. - Das lesginische Schrifttum existiert seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Ursprünglich wurde es auf der Basis der arabischen Schrift entwickelt, später wurde ihr das lateinische Alphabet zugrunde gelegt. Seit 1938 beruht das Lesginische auf dem kyrillischen Alphabet.

 

Literatursprache/Literatur:

 

 

 

Der Lesginer Suleiman Stalski (1869 bis 1937; sein Denkmal steht vor dem kymykischen Theater in Machatschkala) wurde als Sohn eines bettelarmen Bauern geboren und starb als Volksdichter Dagestans. - 1934, auf dem Ersten Allunionskongress der sowjetischen Schriftsteller, sagte Maxim Gorki: `Suleiman Stalski, der Aschug*, hat mich - und nicht nur mich allein - tief erschüttert. Ich sah, wie dieser alte weise Mann, der nicht lesen und schreiben kann, im Präsidium saß und flüsternd seine Verse vor sich hin sprach. Und bald darauf trug sie uns dieser Homer des 20 Jahrhunderts vor. Haltet Männer wie ihn, der die Begabung besitzt, so kostbare Perlen der Dichtung zu schöpfen, hoch in Ehren!´ - Suleiman Stalski war der erste Dichter seines Volkes, der die uralte orientalische Überlieferung der Volkssänger durchbrach und Lieder schuf, in denen von der Not des Menschen und von seinem Glücksanspruch die Rede ist."

Aus: FREIE WELT 21/1982

* Aschug = Volkssänger

 

 

 

 

 

Chanbitsche Chametowa

Bildung:

 

Kultur/Kunst: Die Gewerbe und Handwerke der Lesginer umfassten das Spinnen, Weben, die Teppichherstellung, die Tuch- und Filzherstellung, die Lederverarbeitung und das Schmiedehandwerk. Gut entwickelt waren auch die Herstellung von Waffen und die Juwelierkunst.

 

 

 

 

 

Bronzenadeln aus verschiedenen Fundstellen des Nordkaukasus.

Strichzeichnung von Inge Brüx aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt:

Pflanzen- und Tierwelt:

Behausungen: Die traditionellen Behausungen der Lesginen wurden aus Stein errichtet, in den Niederungen gab es auch Saman-Häuser. Die Häuser waren im Grundriss rechteckig, sie besaßen ein flaches mit Erde bedecktes Dach und einen Innenhof. In den Bergen gab es zwei- und mehrgeschossige Häuser, in den Niederungen waren sie meistens ein- bis zweigeschossig. Im Untergeschoss befand sich der Stall, und im Obergeschoss wohnte man. Hier trat man aus den Räumen auf eine offene Galerie, von der aus eine Treppe in den Hof führte. Für die Gestaltung der Räume sind Nischen in den Wänden und Teppiche charakteristisch.

 

Ernährung: Die traditionellen Speisen bereiteten die Lesginer aus pflanzlichen Produkten und aus Fleisch- und Milchprodukten zu. Das beliebteste Alltagsgericht sind die Chinkali (eine Art Pelmeni). Zu festlichen Anlässen wurde Plow (ein Reisgericht) gekocht, es wurden Kuchen aus Blätterteig gebacken und andere Gerichte zubereitet.

Kleidung: Zur Männerbekleidung der Lesginer gehörten Hemd und Pluderhose, ein Beschmet (ein Kaftan mit Stehkragen), ein Tscherkessenrock und eine Papacha (eine hohe Fellmütze). Die Bekleidung der Frauen bestand aus Hemd, Pluderhose, Kleid und Beschmet. Als Kopfbedeckung dienten Kopftücher, auch eine Mütze, die das Haar vollkommen bedeckte, Tschuchta genannt. An den Füßen trugen Männer wie Frauen bunt gemusterte Wollsocken und Schuhe aus weißgegerbtem Leder, die aus einem Stück hergestellt und an den Knöcheln durch einen Riemen zusammengehalten wurden.

 

Folklore: Die Lesginer besitzen eine reichhaltige Folklore. Dazu gehören das Epos „Scharwili“, Sagen, Lieder und Tänze, darunter die lesginische Variante des Tanzes „Lesginka“.

Feste/Bräuche: Nach altem Brauch wird in den Bergen des Kaukasus der Neuankömmling in den ersten drei Tagen als Gast betrachtet, am vierten Tag aber schon dem Hausherrn gleichgestellt.

Zitat: "Niemals kann ich die Volksfeste in den Vororten von Pjatigorsk vergessen, wohin talentvolle Menschen aus allen Ecken und Enden der nordkaukasischen Erde strömten. Wahrhaftig, die Augen wußten nicht, wohin sie blicken sollten angesichts dieses phantastischen Schauspiels: ossetische Dshigiten [mutige Burschen] in weißen Beschmeten [Umhängen] auf ihren dünnbeinigen und raschen Pferden; Seiltänzer aus Dagestan mit den elastisch-geschmeidigen, wie mir schien `lebendigen´ Balancierstangen; großartige kabardinische Tänzer, Tänzer aus Dagestan und dem Land der Tschetschenen, die virtuos kaukasische Tänze vollführten, in erster Linie die Lesginka, einen geradezu feurigen Tanz; Musikanten, deren Instrumente sowohl dem Aussehen wie dem Klang nach ganz ungewöhnlich waren. Am packendsten waren jedoch die Pferderennen: die Nordkaukasier sind geborene Reiter, für die das Pferd wie der Dolch nicht mit Gold aufzuwiegen ist. Und diese Rennen nun bedeuten einen Zweikampf der Charaktere, der Leidenschaften und, versteht sich, der Kunst des Dshigiten, einen derart hitzigen Zweikampf, daß es mitunter schwer fiel zu begreifen, ob das nun Spiel oder Leben war..."

Sawwa Dangulow (adygejischer Schriftsteller) in: Sowjetliteratur 1/1972

Religion: Ihrer Religion nach sind die heutigen Lesginer sunnitische Muslime.

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind: Seit 1990/91 wurden Spannungen innerhalb Dagestans deutlich. So kamen in der tschetschenischen Minderheit Forderungen nach Anschluss an Tschetschenien auf. Die "Volksfront" der Lesgier wiederum kämpft für eine Vereinigung der in Dagestan und Aserbaidschan gelegenen lesgischen Siedlungsgebiete. Auch andere dagestanische Völker verlangen größere Eigenständigkeit. Hauptkritikpunkt ist die bis heute anhaltende Dominanz der Awaren in den Führungsgremien Dagestans. In gewalttätigen Auseinandersetzungen ging es öfter um Verfügungsrechte über den knappen Boden. - Die Auftritte weltberühmter Bühnenstars und bester Musik- und Tanzgruppen aus Russland dauerten zur Olympiade in Sotschi (vom 7. bis 23. Februar 2014) mehr als fünfhundert Stunden. Auch Bewohner Dagestans  traten auf und boten ihre temperamentvollen Tänze (z. b. die Lesginka) dar.

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

 

Interessant, zu wissen..., dass sich bei den Lesginern bis auf den heutigen Tag der Name des hunnischen Anführers Attila als lesginischer  Familienname erhalten hat.

Die Hunnen waren ein eurasisches Nomadenvolk, dessen Geschichte vor seinem Auftauchen in Osteuropa im 4. Jahrhundert n. Chr. unbekannt ist. Sie gelten oft als Inbegriff von Grausamkeit und Habgier. Die Hunnen besäßen "gedrungene und starke Glieder und einen muskulösen Nacken und sind so entstellt und gekrümmt, dass man sie für zweibeinige Bestien" halten könnte, schrieb der römische Autor Ammianus Marcellinius im Jahre 392. Er selber hatte bis dahin noch nie einen Hunnen zu Gesicht bekommen! Archäologen sind seit einiger Zeit dabei, das einseitige Bild dieses nomadischen Reitervolks zu korrigieren. So untersucht der Berliner Archäologe Bodo Anke seit 1995 für die kirgisische Universität in Bischkek ein Gräberfeld, das von Hunnen, Mongolen und Turkvölkern genutzt wurde. Über die Entstehung der Kultur der Hunnen sagt Anke, dass klar lediglich sei, dass eine Wanderbewegung aus dem nördlichen Kaukasus in Richtung Westen stattgefunden habe. Seine größte Ausdehnung erreichte das Hunnenreich unter Bleda (434 bis 444): von Mittelasien und dem Kaukasus bis zur Donau und an den Rhein. Attila (406 bis 453) war von 434 als Mitherrscher zusammen mit seinem Bruder Bleda Anführer des Kriegerverbandes der Hunnen. 444 tötete Attila seinen Bruder und war dann bis zu seinem Tod im Jahre 453 Alleinherrscher. Attila starb in seiner Hochzeitsnacht – er hatte die Gotin Ildikó geheiratet. Die wahre Ursache seines Ablebens ist ungeklärt. Mal ist von einem Blutsturz die Rede – als Folge eines langjährigen exzessiven Alkoholmissbrauchs, mal wird vermutet, dass Ildikó ihn im Auftrag Roms vergiftet habe. Zwar zerbrach die Macht der Hunnen, doch die reiternomadische Lebensweise überdauerte bis heute. Und: Attila lebt als legendäre Figur weiter, so in der „Servatiuslegende, insbesondere aber in der Gestalt des Etzel im "Nibelungenlied", in der Legende der Heiligen Ursula und: in den Familien-Nachnamen der LESGINER!

 

Wie die Nachtigall den Blumengarten liebt, liebt der Mensch seine Heimat.

Sprichwort der Lesginer

 

Die LESGINER: Für Liebhaber kurzer Texte

Dagestan hat Berge und Ebenen, Steppen und (Kaspisches) Meer. Nachhaltig in Erinnerung bleibt jedem das Gebirgspanorama. Wagt man mutig einen Blick in die Tiefe, wird man entschädigt durch den Anblick kristallklarer Bergbäche und blinkender Flüsschen, sind endlos windend, schlangengleich, mit schmalen Brücken. Adler, die man stolz über sich vermutet, gleiten unter einem dahin, majestätisch, mit breit ausladenden Schwingen – dem Menschen durchaus nicht untertan. Kilometerweit voneinander entfernt Ansiedlungen: kleine Häuser, dicht an dicht neben- und übereinander gebaut – was dem einen sein Dach, ist dem anderen Terrasse und Weg. In buchstäblich jedem Häuschen uraltes Keramikgeschirr, das in jedem Museum eine wahre Augenweide wäre. – Von einem Volk „Lesgi“. So die Selbstbezeichnung der etwas über dreihundertachtzigtausend Lesgier, wird bereits in antiken Quellen geschrieben. Im Zuge der arabischen Invasion des Kaukasus wurde ein Teil der Lesginer islamisiert. In den folgenden Jahrhunderten standen die in freien Stammesverbänden organisierten Lesginer unter dem Einfluss von Armeniern und Georgiern, deren Herrscher immer nur einzelne ihrer Stämme kontrollieren konnten. Auch die von Georgien ausgehenden Christianisierungsversuche erreichten nur wenige Lesginer. Ende des 14. Jahrhunderts unterwarfen sie sich den Mongolen, unter deren Herrschaft sie endgültig islamisiert wurden. Archäologische Funde beweisen, dass es die Lesginer als einziges dagestanisches Volk wagten, Menschenantlitze in Stein, meist in Grabsteine, zu meißeln. Der mongolischen Herrschaft folgte im 16. Jahrhundert die der Osmanen, die ihre Macht aber immer wieder gegen persische Ansprüche verteidigen mussten. Zwischen Persern, Russen und Türken konnten die lesginischen Stämme im 18. Jahrhundert eine gewisse Selbständigkeit erkämpfen und diese durch Koalition und Bündnisse für kurze Zeit bewahren. 1812 kamen die Lesginer unter die Herrschaft der inzwischen Dagestan kontrollierenden Russen. – Das Lesginische gehört zu den nordöstlichen Kaukasussprachen. – Der Khan verweist auf die Mongolen, das Beten auf die Georgier, der Mullah auf die Araber, der Schah Nadir auf die Perser, der Wodka auf die Russen…

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

 

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig lesginische Sprichwörter:

 (Bisher Unveröffentlicht)

 

Wenn ein Armer zu Honig kommt, dann kommen die Fliegen sogar aus Bagdad.

In den Bergen beginnt der Frühling mit dem Wachsen der Hörner.

Lieber heute ein gekochtes Ei, als morgen ein gebratenes Huhn.

Sei nicht krank, wenn die Erde zittert.

Wer viel erlitten, hat viel gelernt.

Geh nicht vor einem Esel und hinter einem Khan.

Woher soll ein Esel wissen, wie eine Dattel schmeckt.

Lieber Esel weiden als bei einem Bösen weilen.

Zu scharfer Essig zerfrisst das Gefäß.

Kleine Familie – große Sorgen; große Familie – kleine Sorgen.

In der Familie ist der Mann der Geselle, die Frau – der Meister.

Kleine Arznei heilt große Krankheit.

Gefährlich ein Feind in der Maske des Freundes.

Gut, dass nicht alles, was Flügel hat, Honig sammelt.

Nur ein Fluss findet seinen Weg von selbst.

Verzeihen bedeutet nicht, gleich Freundschaft zu schließen.

Halte Freundschaft mit den Nachbarn, aber deinen Zaun lass stehen.

Wenn du ein Fuchs bist, dann bin ich der Schwanz.*

Ohne gefressen zu haben, geht auch der Fuchs nicht ans Beten.

Der Wodka hat zu Hause und auf dem Basar verschiedene Preise.

Kein Fußgänger wird ungehalten sein, wenn man ihn aufs Pferd setzt.

Für Geld kannst du nicht nur den Mulla, sondern das ganze Schariat kaufen.

Wenn der Geselle lange mit einem Meiser lebt, wird er selbst zum Meister.

Eine Handfläche allein macht keinen Lärm.

Die Hauptsache beim Fest ist das Lied.

Auch wenn die Herde von der Weide nicht zurückkommt, Abend wird´s.

Der Herr verbraucht sein Geld, der Knecht sein Leben.

Das Herz ist kein Feuerstein, aus dem man endlos Feuer schlagen kann.

Wenn der Hirt will, macht er auch aus Molke Brynsa.*

Besser ein krummer Hirtenstab als ein gerader rostiger Dolch.

Wüsste der Hund, dass er nur ein Hund ist – er würde sich vom Felsen stürzen.

Jugend und Sturm sind ein und dasselbe.

Die Kleidung macht den Mann, die Waffe den Helden.

Selbst im Leben eines Blinden gibt es helle Tage.

Wer nicht auch für andere lebt, der lebt auch nicht für sich selbst.

Wünschen allein reicht nicht, um eine Leiter an den Himmel zu stellen.

Das Lied reift, wie ein Apfel, von selbst.

Die letzte List des Freundes ist die Freundschaft.

In ihrem eigenen Loch ist die Maus ein Löwe.

Auf dem Markt des Lebens ist das Alter im Preis gesunken.

Nicht unter jeder Papacha*** steckt ein Mann.

Füttere nur ein gutes Pferd gut.

Wer sein Pferd zu oft wechselt, steht am Ende nur mit den Zügeln da.

Aus Ruten flechtest du keinen Zaum um den ganzen Kaukasus.

Wenn alle zusammenstehn, sieht sogar Schah Nadir**** dumm aus.

Schlägt man dich einmal, schlage zweimal zurück.

Behalte stets dein eigenes Schuhwerk und deinen eigenen Gang bei.    

Schön, wenn an Stelle des Geldes die gute Tat Zahlungsmittel ist.

Der Sprechende sät, der Hörende erntet.

Ein Vers muss kurz, ein Strick lang sein.

Willst du dich mit jemandem versöhnen, lass dich von ihm belehren.

 

* In der Gebirgsfolklore ist der Schwanz des Fuchses der Ort der Fuchslist. / ** Brynsa = Schafskäse / *** Papacha = hohe Karakul-Schafffellmütze, ist das Symbol für Männerehre und –würde. / **** Schah Nadir = einer der Anführer blutiger Feldzüge in Dagestan.

 

Interlinearübersetzung aus dem Russischen: Gertraud Ettrich; gesammelt und in Sprichwortform gebracht: Gisela Reller

 

Als Reporter der Illustrierten FREIE WELT bereisten wir 1981 Dagestan. Über die dagestanischen Völkerschaften - u. a. über die Lesginer -berichtete ich in der FREIEN WELT Nr. 21/1982 auf  26  Seiten.

Ein multinationales Denkmal  (LESEPROBE  aus:  FREIE  WELT Nr. 21/1982)

 

"In Dagestans Hauptstadt Machatschkala auf einer Parkbank sitzend - rechts von dir das große Gebäude des Rayonparteikomitees, links davon - wie kann es anders sein... - eine Leninstatue, alles von üppig blühenden farbenprächtigen Blumenrabatten umgeben - betrachtest du eine in Bronze gegossene Menschengruppe, der Straße `Kämpfer der Revolution´ zugewandt.

Obwohl eigentlich kein Museums- und Denkmal-Liebhaber - diese sechs Männer haben es mir angetan. Barfuß, Ketten an Händen und Füßen, einander ähnlich und doch nicht ähnlich, Abstand wahrende Menschen mit eigenständigem Schicksal, die - das ist unübersehbar - dennoch unverbrüchlich zusammenstehen. Die sechs in Bronze Gegossenen waren Mitglieder des dagestanischen Illegalen Gebietskomitees der Russischen Kommunistischen Partei (Bolschewiki). Am 13. Mai 1919 verhaftet, wurden alle auf Befehl Denikins* erschossen. Der Kumyke Ullibi Buinakski, Führer der dagestanischen Bolschewiki; der Russe Oskar Leschtschinski, aktiver Teilnehmer des Sturmes auf das Winterpalais, Kommandant des Smolny, dann der Ermitage, im April 1919 im Auftrag des Revolutionären Militärrates der XI. Armee nach Dagestand entsandt; Der Lesginer Abdurachman Ismailow, das erste Mal schon als Achtzehnjähriger von englischen Okkupanten gefangengenommen; der Lakier Said Abdulgalimow, Kommandeur im Lehrkommando eines zaristischen Reiterregiments, 1917 wegen aktiver bolschewistischer Agitation aus dem Regiment ausgeschlossen, 1919 Kommandierender der illegalen dagestanischen Partisanenabteilungen; der Darginer Abdul-Wagab Gadshimagomedow, Agitator des Illegalen Rayonparteikomitees, in dessen Wohnung die geheimen Zusammenkünfte stattfanden, auch die am Tag der Verhaftung; der Aware Abdulmedshid Alijew, Kommandur eines Regiments, kämpfte an verschiedenen Fronten gegen die Feinde der Revolution. Der Jüngste war neunzehn, der Älteste neunundzwanzig Jahre alt, als die konterrevolutionären Kugeln ihnen das Leben nahmen. Bettelarme Leben, reich nur durch den Glauben an eine glückliche Zukunft. Keiner von ihnen hat sie mehr erlebt; denn erst am 30. März 1920 zerschlugen die aufständischen Dagestaner zusammen mit der XI. Armee die Konterrevolution und errichteten auch in Dagestan die Sowjetmacht.

Der Schöpfer des Denkmals ist Gaibat Gaibatow, ein Lesginer. Die Lesginer sind seit alters her berühmte Steinmetze. In Häuserwände und auf Grabplatten meißelten sie komplizierte geometrische sowie Pflanzenornamente und - obwohl der Islam die Darstellung von Lebewesen streng verbot - auf Schritt und Tritt auch Pferde, Löwen, Hirsche, Falken, Pfauen... Doch war die vorrevolutionäre lesginische Kunst stets angewandte, noch keine bildende Kunst.

Gaibat Gaibatow war schon als Student tief beeindruckt von diesen standhaften Revolutionären: Für den Preis des Abtrünnigwerdens war einem jeden von ihnen die Flucht geboten worden. Erst als weißhaariger Mann jedoch fühlte sich Gaibat Gaibatow reif genug, in den Posen der sechs Bolschewiki deren Standhaftigkeit zum Ausdruck zu bringen, darzustellen, was ihr Führer Ullibi Buinakski für alle gesagt hatte: `Für die Sowjetmacht bin ich bereit zu sterben.´

Vom Projekt bis zur Ausführung dauerte es dann noch zwölf Jahre, enthüllt wurde das multinationale Denkmal 1981, zum 60. Jahrestag der Gründung der Dagestanischen ASSR.

Ein dem Zar nicht genehmer Offizier - in den Kaukasus abkommandiert, um aufsässige Bergbewohner niederzumachen - hatte im vorigen Jahrhundert einfühlsam geschrieben: `In allem, was der Lesginer tut, bringt er zum Ausdruck, dass er nicht nur für sich selbst arbeitet, sondern vor allem für seine Nachkommen. Schauen Sie auf seine kunstvoll ornamentierten Häuserwände, auf seine liebevoll angelegten Obstgärten... Überall wird sichtbar, dass sich ein Lesginer um `Langlebigkeit müht...´

Auch Gaibat Gaibatow?

`Es ist schön, nachkommenden Generationen Überdauerndes zu hinterlassen...´"

 

* Anton Denikin (1872 bis 1947) war ein russischer Generalleutnant und einer der wichtigsten Kommandeure der Weißen Armee, die gegen die Herrschaft der Bolschewiki kämpfte.

 

 

Frauenthematik bevorzugt  (LESEPROBE  aus:  FREIE  WELT Nr. 21/1982)

 

"Die Lesginerin Chanbitsche Chametowa (geboren 1938) absolvierte die Dagestanische Pädagogische Hochschule in Machatschkala, ist Lyrikern; schreibt in lesginisch. Von ihr - Mutter von drei Kindern - sind zehn Bücher erschienen. Sie hat sich thematisch vorrangig dem ehemaligen Schicksal der Bergbewohner verschrieben, und sie besingt die gleichberechtigte Zeitgenossin. `Eigentlich´, so sagt sie, ´ist mir kein Thema fremd, aber ich bevorzuge die Frauenthematik.´" Hier ein Gedicht von ihr:

 

So als würd´ ein Flugzeug landen, senkt sich / eine Hand auf meine Schulter sacht. / Deine Stimme hat - ein Himmelsdonner - / über mich verloren ihre Macht. // Müde suchst du mitternächtger Wandrer / jetzt in meinen Augen wieder Gastrecht, / und es pocht dein Herz, das obdachlose, laut in meiner Hand und will dort rasten. // Der du mich gezwungen, dich zu lieben, / wortlos-dumpf so manches zu ertragen, / warum tilgst du nicht die alte Kränkung, / dass im Herzen Nachtigallen schlagen?! // Du bist nah, doch zwischen uns ein Abgrund, / nah - doch Grate türmen sich zuhauf. / Deine Hand sich senkt - so nimmt die Erde / abgestürzte Eisenvögel auf. //"

 

 

 

 

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den LESGINERN

 

 

  Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

KATEGORIE BELLETRISTIK: Steffi Chotiwari-Jünger (Hrsg.), Die Literaturen der Völker Kaukasiens, Neue Übersetzungen und deutschsprachige Bibliographie, Literatur der Abasiner, Abchasen, Adygen, Agulen, Armenier, Aserbaidshaner, Awaren, Balkaren, Darginer, Georgier, Inguschen, Kabardiner, Karatschaier, Kumyken, Kurden, Lakier, Lesginer, Nogaier, Osseten, Rutulen, Tabassaraner, Taten, Tschetschenen, Ubychen, Uden, Zachuren, Zowatuschen (Bazben)., Reichert Verlag, Wiesbaden 2003.

"Am meisten an diesem außerordentlich arbeitsaufwendigen Buch beeindruckt die gelungene Mischung von Lesevergnügen und Wissenschaftlichkeit. Hier kommt sowohl der Literatur liebende Leser auf seine Kosten als auch der Kaukasusspezialist."

In: www.reller-rezensionen.de

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

Roderich von Erckert, Der Kaukasus und seine Völker, Mit Textabbildungen, etc., Verlag von Paul Frohberg, Leipzig, 1887.

Aus der Einführung: "Ein zweijähriger Aufenthalt auf dem Kaukasus in höherer militärischer Stellung, gab durch dienstliche und private zu wissenschaftlichem Zweck unternommene ausgedehnte Reisen die Möglichkeit und Gelegenheit, Land und Leute in verschiedenen Gegenden und Gruppen zu erforschen und für vieles eine Anschauung zu gewinnen, was ausserhalb der gewöhnlichen Reiserouten liegt. Wenn die Schilderung freilich ein zusammenhängendes, umfassendes Ganzes bilden kann, so darf sie vielleicht den Anspruch erheben, einigen Werth darin zu besitzen, dass sie auf an Ort und Stelle gesammelten persönlichen Angaben und Eindrücken beruht, dass mit eigenen Augen geschaut, mit eigenem Ohr gehört wurde. (...) Anstrengung, Zeit und materielle Opfer, selbst Gefahr bei lokalen Schwierigkeiten wurden nicht gescheut, - in erster Linie aber anthropologische und ethnographische Forschungen angestellt, um möglichst alle noch wenige bekannte oder in vielem unbekannte Völker und Volksstämme auf dem Kamm des Gebirges und dessen Nordabhängen zu besuchen."

 * Wladimir Markowin/Rauf Muntschajew, Kunst und Kultur im Nordkaukasus, Übertragung aus dem Russischen von Alexander Häusler, mit zahlreichen Zeichnungen und Fotos, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1988.

Der Nordkaukasus ist seit Jahrtausenden Siedlungsgebiet einer Vielzahl großer und kleiner Völkerschaften mit einer eigenständigen Kultur und Kunst. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte eine intensive systematische Erforschung der Vergangenheit dieses Gebietes zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer ein, woran der Moskauer Wissenschaftler Wladimir Markowin und der dagestanische Archäologe R. Muntschajew, beide Mitarbeiter des Instituts für Archäologie der Akademie der Wissenschaften in Moskau, maßgeblich beteiligt sind. Die Autoren legen mit diesem Buch erstmals einen Gesamtüberblick über die kulturhistorische Entwicklung in diesem Teil der Russischen Föderation vom Paläolithikum bis zum späten Mittelalter vor. Felsbilder, die berühmten Gold- und Silberfunde aus Maikop, die Koban- und Skythenkunst, das künstlerische Wirken der Alanen und Chasaren oder die Architektur des alten Derbent sind ebenso Gegenstand dieser Arbeit wie das vielgestaltige spätmittelalterliche Kunsthandwerk.

 

 

1. Streifenornament

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

*  Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

 

2. Streifenornament

 

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

 

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

 

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

 

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Ilustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

 

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

 

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

 

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

 

Die LESGINER wurden am 10.10.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.

Die Weiterverwertung der hier veröffentlichten Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen, Fotos, Zeichnungen, Illustrationen... ist nur mit Verweis auf die Internetadresse www.reller-rezensionen.de gestattet - und mit  korrekter Namensangabe des jeweils genannten geistigen Urhebers. 

 

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring