Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

 

Ich bin eine Lakierin: Die .

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden.

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

 

    

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

Reisezitat

 

 

 

 

 

 

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Dagestan zu bereisen und auch die LAKIER kennenzulernen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein lakisches Sprichwort -

 

 

Willst du sicher reisen, nimm weniger mit.

 

(Hier könnte Ihre Anzeige stehen!)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die LAKIER… (auch: Laken; Eigenbezeichnung: Lak)

Dagestan ist die älteste Wiege vieler Völker und Völkerschaften des Kaukasus. In ihrer nationalen Zusammensetzung ist diese Teilrepublik Russlands einmalig! Hier leben Dutzende ethnische Gruppen und Völkerschaften. Ich werde über die Agulen, Awaren, Darginer (und Kubatschinzen), Kumyken, Lakier, Lesginer, Nogaier, Rutulen Tabassaraner, Taten und Zachuren berichten.  Dagestan ist die einzige der russischen Kaukasusrepubliken, die ihren Namen nicht von einem Volk ableitet. "Dagestan" heißt Bergland und gilt mit seinen 50 300 Quadratkilometern ethnographisch als Region der Rekorde, denn 1,9 Millionen Einwohner teilen sich auf in zwölf Hauptnationalitäten mit eigener Amtssprache und Dutzende kleinere Ethnien mit kompakten Siedlungsgebieten. Neben kaukasischen finden sich indoeuropäische, semitische und altaiische Sprachen. Ethnische Hauptgruppen sind die Awaren (28 Prozent), die Darginer (16 Prozent), die Kumyken (13 Prozent) und die Lesginer (11 Prozent). Auch sechzigtausend Tschetschenen siedeln in der überwiegend stark gebirgigen dagestanischen Republik. - Die Lakier sind ein indigenes Volk Dagestans, sie leben vorrangig in der russischen Teilrepublik Dagestan, vornehmlich in den Gebirgsgegenden, Ein Teil der Lakier ist in die Niederungen gezogen.

Dagestan setzt sich aus einem flachen Nordteil, der Nogaiersteppe, dem Kaukasusvorland sowie einem gebirgigen Südteil zusammen. Der höchste Berg ist mit 4466 Metern der Bazardüzü (Basardjusi) an der Grenze zu Aserbaidschan, an das die Republik im Süden grenzt. Im Südwesten grenzt Dagestan an Georgien,  im Westen an Tschetschenien und im Norden an Kalmykien und die Region Stawropol. Im Osten besitzt Dagestan eine lange Küste am Kaspischen Meer. Die wichtigsten Flüsse sind der Terek, der Sulak und der Samur, der Grenzfluss zu Aserbaidschan. In Dagestan liegt der südlichste Punkt der Russischen Föderation.

Dagestanische Völker sind: Die Agulen, Awaren, Darginer, Kumyken, Lakier, Lesginer Nogaier, Rutulen, Tabassaraner, Taten, Zachuren.                                                                                        

 

Bevölkerung:

Die Lakier wurden von Völkern außerhalb Dagestans allgemein nach dem Namen ihres Hauptstammes als Kasikumachen bezeichnet, von den Awaren früher Tumal genannt, von den Darginern Buluguni, von den Lesginern Jachulwi.

 

Besonderheit innerhalb Dagestans: Nirgendwo in Dagestan war die Wanderarbeit so entwickelt wie bei den nahezu völlig landlosen Lakiern - ein Fünftel der gesamten Bevölkerung lebte vor der Revolution vom Wandererwerb.

 

Fläche:

 

Geschichtliches: Die Lakier wurden von arabischen Autoren schon im 9. Jahrhundert erwähnt.

Staatsgefüge:

Verbannungsgebiet:

Hauptstadt:

Wirtschaft: Sie betreiben vor allem Ackerbau und Viehzucht. Und natürlich ist der Ackerbau bei den Lakiern in den Niederungen mehr entwickelt als im Gebirge.

Verkehr:  

Sprache/Schrift:

"Wie Chinesisch und Deutsch, so verschieden sind die Sprachen der Völker, die in Dagestan in Nachbartälern nebeneinander hausen. Zahlreich sind die Berge des Kaukasus, zahlreich die Täler, zahlreich die Völker, die unverwandte Sprachen sprechen [...] Kaukasus - die Perle des Ostens. `Der Ring der Berge, der die Erde umläuft wie ein Ehering den Finger´, sagten die Alten von ihm, und `das Land der Sprachen und Wunder´ wird er heute von den Dichtern des Ostens genannt, denn unzählig sind die Sprachen dieser Berge und unendlich die Wunder, die in diesen Sprachen erzählt werden."

Essad Bey (das ist Lev Nussimbaum, als Sohn eines jüdischen Ölmagnaten 1905 im aserbaidschanischen Baku geboren, gestorben 1942 im italienischen Positano)   in: 12 Geheimnisse des Kaukasus, 2008 (Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1931.)

Die Sprache der Lakier - lakisch - gehört zur nachisch-dagestanischen Gruppe der nordkaukasischen Sprachfamilie.

 

Literatursprache/Literatur:

Bildung:

Kultur/Kunst: Die traditionellen Hausgewerbe und Handwerke der Lakier sind die Metallbearbeitung, die Bearbeitung von Edelsteinen, die Herstellung von Tuch und Filz, die Teppichweberei,  die Gold- und Silberstickerei, das Töpferhandwerk. Die lakische  Keramik - besondern berühmt für seine Keramik ist der Aul Balchar - ist handgemacht. Die Verzierungen bestehen meist aus geometrischen Mustern, jedoch sind auch figürliche Darstellungen bekannt.

 

  

 

Traditionelle balcharische Keramik, geschaffen von balcharischen Töpferinnen im für seine Keramik berühmten Aul Balchar und von der Künstlerin S. Zarikajewa

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt:

Pflanzen- und Tierwelt:

Behausungen: Die Siedlungen der Lakier befinden sich an den Berghängen. Die Häuser besaßen früher meistens zwei Geschosse mit einer kleinen Loggia. Im Untergeschoss befanden sich die Wirtschaftsräume, im Obergeschoss – die Wohnräume.

Ernährung: Ihre Speisen bereiteten die Lakier vor allem aus Mehl und Michprodukten zu.

Kleidung: Die Männerbekleidung der Lakier - die Tscherkesska - ähnelt der Bekleidung anderer Völker Dagestans und des Kaukasus. Die Bekleidung der Frauen dagegen ist mannigfaltiger. Die Grundlage bildeten ein hemdartiges Kleid und lange Hosen. Ende des 19. Jahrhundert tauchten auch weit geschnittene Kleider auf, „Busma“ genannt. Im Winter wurden Schafspelze getragen. Als Schuhwerk dienten Leder- oder Filzschuhe. Als Kopfbedeckung wurden Tücher oder eine Mütze – die Tschuchta – getragen.

"Gleich im ersten Dorf mußte ich meinen Anzug ändern. Mein weißer Tscherkessenanzug verletzte das ästhetische Gefühl des Bergvolkes, insbesondere, weil ich zu ihm einen goldenen Dolch trug Man sah mich als einen Barbaren an. Weiß und Gold kann man in der Stadt oder im Luxusnest am Besch-Tau tragen, wo keine Leute mit gutem Geschmack vorhanden sind. In den Bergen dagegen mußte man wissen: Der Anzug hat sich nach dem Dolch zu richten. Zu Gold paßt nur Dunkel oder ganz Schwarz. In meinem Fall war Schwarz-Gelb die richtige Kombination für einen gut angezogenen Menschen. Und zwar durfte nur der Dolch aus Gold sein. Es wäre ein schwerer Mißgriff gewesen, dazu noch einen goldbeschlagenen Revolver oder Säbel zu zeigen oder gar mit Orden dekoriert durch die Dörfer zu reiten. Dies gilt als kitschig und geschmacklos. Der bescheidenste Schafhirt wird einem Mann in solchem Aufzug unbedingt und verächtlich den Rücken kehren, und wenn der Orden eigenhändig vom persischen Schah oder vom russischen Zaren persönlich verliehen wurde."

Essad Bey (das ist Lev Nussimbaum, als Sohn eines jüdischen Ölmagnaten 1905 im aserbaidschanischen Baku geboren, gestorben 1942 im italienischen Positano.)   in: 12 Geheimnisse des Kaukasus, 2008 (Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1931.)

 

Folklore:

 

 

 

 

Basar in Balchar: In dem lakischen Dorf Balchar leben die berühmtesten

Töpferinnen und Töpfer Dagestans.

Gemälde von Omar Jelimow, Reproduktion aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Feste/Bräuche:

"Es ist schwer, in Dagestan zu reisen und keine Fehler zu begehen. Dort muß man vor allem die alten Leute achten, sich den heimischen Sitten fügen und stets daran denken, daß das Geld in den Bergen keine Macht besitzt."

Essad Bey (das ist Lev Nussimbaum, als Sohn eines jüdischen Ölmagnaten 1905 im aserbaidschanischen Baku geboren, gestorben 1942 im italienischen Positano.)   in: 12 Geheimnisse des Kaukasus, 2008 (Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1931.)

 

Nach altem Brauch wird in den Bergen des Kaukasus der Neuankömmling in den ersten drei Tagen als Gast betrachtet, am vierten Tag aber schon dem Hausherrn gleichgestellt.

Religion: Der Islam konnte sich bei den Lakiern erst im 14. Jahrhundert durchsetzen. Heute sind die Lakier ihrer Religion nach sunnitische Muslime.

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

 

Interessant, zu wissen..., dass das Mineral Schungit nur in Karelien vorkommt. Schungit bildet eine weltweit einmalige Sonderform des Kohlenstoffs, ein sogenanntes Fulleren. Kohlenstoff-Fullerene kommen sonst nur im Kosmos vor, und daher vermutet man auch für den Schungit einen kosmischen

 

Den heimatlichen Aul* lernst du erst in der Fremde lieben.

Sprichwort der Lakier

 

* Aul = kaukasisches Dorf

 

Die LAKIER: Für Liebhaber kurzer Texte

Heute hat sich für die etwa einhunderttausend Lakier ihre Selbstbezeichnung „Lak“ durchgesetzt. Früher ging es bei ihrer Namengebung ganz kunterbunt zu: Die dagestanischen Awaren nannten sie Tumal, die Darginer Buluguni, die Lesginer Jachulwi; von den Völkern außerhalb Dagestans hießen nach der Bezeichnung ihres Hauptstammes Kasikumachen. – Die Lakier gehören zu den autochthonen Völkern des Kaukasus, sie wurden von arabischen Autoren schon im 9. Jahrhundert erwähnt. Der Islam allerdings setzte sich hier erst i, 13./14 Jahrhundert durch. Am Rande des mongolischen Herrschaftsbereichs siedelnd, konnten die Lakier im 14./15. Jahrhundert, unter dem im Sprichwort bis heute nicht vergessenen Dynastie der Schamchal, eine gewisse lokale Vormachtstellung gegenüber ihren kumykischen und anderen Nachbarvölkern erreichen. Seit dem 17. Jahrhundert wurden sie in die Auseinandersetzungen der nach der Vorherrschaft strebenden Perser, Türken, Russen verwickelt. Unter russische Herrschaft kamen sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts. – Das Lakische gehört zur dagestanischen Gruppe der nordkaukasischen Sprachen. Wie alle dagestanischen Völker – bis auf die Taten – sind die Lakier sunnitische Moslems. In seinem Buch über die dekorative Kunst Dagestans schreibt der awarische Poet Rassul Gamsatow: „Man sagt, dass die kleinen Völker meiner Hochgebirgsgegend früher weder ein eigenes Schrifttum besaßen, noch große Poeten waren. Doch schauen Sie sich einen balcharischen Krug an, dann werden Sie Gedichte lesen die ihresgleichen suchen. Wie der herrlichste Vers aus den einfachsten Worten besteht, werden in dem kleinen lakischen Dorf Balchar aus gewöhnlichem Ton die herrlichsten Krüge gebrannt.“ Der Ton, hellgrau und hier einmal rot-rosé, liegt direkt an der Oberfläche, gleich neben dem Ort. Einst hat er die ganze Siedlung ernährt, jede Frau in Balchar vermochte, die bauchigen Krüge zu formen. Die Männer trugen die begehrte Ware – zum Aufbewahren von Wasser, Milch und Busa – einem alkoholischen Getränk aus Buchweizen- und Hafermehl – in andere dagestanische Aule (Dörfer) und weit über Dagestans Grenzen hinaus. Bis auf den heutigen Tag ist nur hier in Balchar das Töpferhandwerk weibliches Privileg; die Lakierinnen verweisen stolz darauf.

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

 

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig lakische Sprichwörter:

(Bisher Unveröffentlicht)

 

Ein Gast ist gut für den Magen, schlecht fürs Haus.

Arbeit und Geduld glänzen wie Gold.

Je größer der Aul, desto größer der Verstand.

Besser böse und klug als gut und dumm.

Brennesseln mähe mit fremder Hand.

Auch wenn du satt bist, achte das Brot, auch wenn es nicht regnet, achte die Burka.

Der Chinkal*, der über Nacht steht, lernt zu reden.

Wer sich selbst lobt, ist ein Dummkopf, wer seine Kinder lobt ist ein noch

größerer Dummkopf.*

Brei hält sich für Plow***.

Die Elster meint von sich, sie sei ein Falke.

Dreimal gelobt, macht sogar Eselsmist Freudensprünge.

Würde das Essen entsprechend der Arbeit verteilt, wäre das Pferd nach dem Esel

an der Reihe.

Eine Familie ohne Herzenswärme ist wie ein Baum ohne Saugwurzeln.

Was der Feige verliert, findet der Mutige.

Besser einen Feind haben als einen Freund mit zwei Gesichtern.

Fleiß ist der Vater aller Dinge.

Zwischen Freunden ist das Schwert aus Filz.

Wohin der Hase hoppelt, dahin hüpft auch der Frosch.

Selbst ein Frosch kommt im Winter zustatten – falls er im Sommer eingeweckt wurde.

Und wenn du eine Furche bis nach Chorassan ziehst – dein Acker ist davon nicht gepflügt.

Die Hand weiß, wer gab, der Magen nicht.

Bei einer Hausfrau mit sieben Kühen kommt das Butterfass nicht auf den Tisch.

Das Herr steht an der Front, Ada**** am Herd.

Hältst du dich für einen Helden, geht nicht nach Kumuch*****; rühmst du dich deines Pferdes reite nicht nach Akuscha*****.

Bei zehn Heldentaten braucht´s neun Listen.

War von der Hochzeit nichts zu vernehmen, hört man von der Scheidung.

Einem Hund kannst du mit Nichtachtung begegnen, einem Herrn nicht.

Hunger lehrt die Hände, Wunder zu vollbringen.

Die Jugend ist wie ein Diamant, einmal verloren, für immer verschwunden.

Lieber durch den Kehrricht eines Freundes waten als durch den Honig eines Feindes.

Wie es um den Kochkessel bestellt ist, weiß am besten der Schöpflöffel.

Knoblauch wird nicht süß und wenn er nach Mekka pilgert.

Wer ein Maß Salz ausgeschleckt hat, muss auch einen Kessel Wasser vertragen.

Wer im Monat des Hasen täglich fünfmal isst, der bleibt im Monat der Wachtel

leeren Magens.******

Leichter, sieben Mörder zu stecken als eine Tochter zu behüten.

Sieht der Mulla Chalwa, vergisst er Alla.

Höher als die Papacha ist nur die Mutter.*******

Willst du, dass man dich kühn nennt, beherrsche dein Pferd und dich selbst.

Einfacher ein Pud Salz zu essen und einen Fluss auszutrinken als einen

Menschen zu durchschauen.

Der Reiche richtet selbst dem Großvater einen Totenschmaus aus, der Arme kann nicht einmal den Vater begraben.

Eine Schwester von sieben Brüdern ist nicht zu kränken.

Traue nicht dem ledigen Sohn, der ledigen Tochter, dem Mörder und der Schlange.

Aus dem Stall kommt nur soviel heraus, wie man hineingetrieben hat.

Aus Staub wird kein Brot, aus einem Schwiegersohn kein Sohn.

Ehrliche Tränen rollen selbst aus blinden Augen.

Wein macht den Rost des Menschen sichtbar.

Gelungenes Werk – Verdienst des Herrn, misslungenes Werk – Schuld des Dieners.

 

  

 

Mit Honig bestrichen, nimmt man auch Ton in den Mund.

 

Balcharische Töpferarbeiten aus dem für seine Keramiken berühmten lakischen Bergdorf Balchar.

Aufnahmen aus: Rellers Völkerschaftsarchiv

 

Chinkal – Mehlspeise / ** Bei den Lakiern galt es als unanständig, die eigenen Kinder zu loben / *** Plow ist ein edles mittelasiatisches Fleischgericht / **** Ada = in der lakischen Folklore die Verkörperung der Feigheit / ***** Kumuch, ein historisches Zentrum des lakischen Volkes, ist bekannt für seine heroischen Traditionen; in Akuscha, einem darginischen Aul werden Rassepferde gezüchtet / ****** Bei den Lakiern wurden früher die Monate mit Tiernamen bezeichnet / ******* Papacha = hohe Karakul-Schafffellmütze, ist das Symbol für Männerehre und –würde.

 

Interlinearübersetzung aus dem Russischen: Gertraud Ettrich; gesammelt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller

 

Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich 1982 Dagestan. Über die dagestanischen Völkerschaften - u. a. über die Lakier - berichtete ich in der FREIEN WELT Nr. 21/1982 auf  26  Seiten.

 

Poesie in Ton  (LESEPROBE  aus:  FREIE  WELT Nr. 21/1982)

 

"Dunkle Geheimnisse umgeben die noch unbesiegbaren Gipfel des Kaukasus, unerforschte Völker hausen dort noch zwischen Schluchten und Abgründen, das alte edle Rittertum blüht noch in seinem ursprünglichen Glanz, und der kühne Europäer, der sich in die Berge hineinwagt, ist auch heute noch nicht sicher, ob ihn die Gastfreundschaft oder die Kugel eines Berghelden erwartet."

Essad Bey (das ist Lev Nussimbaum, als Sohn eines jüdischen Ölmagnaten 1905 im aserbaidschanischen Baku geboren, gestorben 1942 im italienischen Positano.)   in: 12 Geheimnisse des Kaukasus, 2008 (Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1931.)

"Schau sie dir an, die schwarz umhüllte Frau mit dem braungrauen, lebens- und wettergezeichneten Gesicht, fast schwarz die Augen. Ihr gütiges, weißzähniges Lächeln mildert gleich die Strenge, die ihr düsteres Äußeres vielleicht auf dich ausstrahlt. Chadishat Bisaliorbanowa ist Lakierin aus dem Bergaul Balchar. Seit sechs Jahrzehnten ist sie Töpferin. `Mit drei Jahren´, sagt sie, ´formten meine Hände das erste Figürchen aus Ton, mit fünf schon die ersten Krüge, die verkauft wurden.´ Ihre Hände sind männergroß, muskulös, gewandt, Lebenslinien und Einkerbungen - wohl für immer staubverschlossen.

Auf dem blanken Betonfußboden der Töpferwerkstatt ist ein Teppich ausgebreitet, darauf liegt in gleichmäßigen Abständen eine Reihe Sitzkissen, auf jedem huckt eine Töpferin. Sieben sind sie noch, die die jahrhundertealte lakische Kunst in Ton beherrschen.

Jede von ihnen eine Künstlerin.

In seinem Buch über die dekorative Kunst Dagestans schreibt der Aware Rassul Gamsatow: ´Man sagt, dass die kleinen Völker meiner Hochgebirgsgegend weder ein eigenes Schrifttum besaßen noch große Poeten waren. Doch schauen Sie sich einen balcharischen Krug an, dann werden Sie Gedichte lesen, die ihresgleichen suchen. Wie der herrlichste Vers aus den einfachsten Worten besteht, werden in Balchar aus gewöhnlichem Ton die herrlichsten Krüge gebrannt.´ Der Ton, hellgrau und einmalig rot-rosé, liegt direkt an der Oberfläche, überreichlich, gleich neben dem Ort. Einst hat er die ganze Siedlung ernährt, jede Frau in Balchar vermochte die bauchigen Krüge zu formen und zu brennen, die Männer trugen die begehrte, zentnerschwere Ware - zum Aufbewahren von Wasser, Milch, Busa* - in andere dagestanische Bergaule und auch weit über Dagestans Grenzen hinaus. Bis auf den heutigen Tag ist nur hier in Balchar das Töpferhandwerk weibliches Privileg, auch in der Schule ist es obligatorisches Unterrichtsfach nur für Mädchen.

`Nach der Revolution´, sagt Chadishat Bisaliorbanowa, `waren nur wenige Frauen in Balchar, die das alte Handwerk noch in aller Ursprünglichkeit beherrschten. Ich erinnere mich, wie Mutter und Großmutter davon erzählten, dass die billigen fabrikmäßig hergestellten Waren aus Russland zahlreichen Menschen, viele waren mit uns verwandt, die Existenzgrundlage genommen hatten.´

In seinem Werk `Die Entwicklung des Kapitalismus in Russland´ befasst sich Lenin auch mit dem besonders traurigen Schicksal der Kaukasusvölker, für die vielerorts das nationale Kunstgewerbe die einzige Möglichkeit des Broterwerbs war. `Das einheimische, jahrhundertealte `Heimgewerbe´ wurde verdrängt und unterlag der Konkurrenz der Moskauer Einfuhrwaren. (...) Das Ergebnis davon war, dass dem stolzen Bergbewohner sein poetisches Nationalkostüm genommen und er in die Livree eines europäischen Lakaien gekleidet wurde.´

Schau sie dir an, die Frau, die fünfundsechzig Jahre alt ist. Sie ist eine von den Dagestanerinnen, bei denen du dich dem äußeren Anschein nach eventuell fragen könntest, was sch geändert hat für sie, die in das traditionelle schwarze Tuch gehüllt ist und ohne sichtbare Neuerungen die inzwischen weltweit begehrten Krüge formt.

In Dagestan triffst du kaum einmal eine Frau, auch kein noch so kleines Mädchen, das ohne Tuch geht (weiß ist es in Kubatschi, braun in Wichli, schwarz in Balchar, grell großgeblümt allüberall...). Die Jahrhunderte des Gebrauchs haben das Tuch als notwendiges Kleidungsstück zur Gewohnheit gemacht!

Und was die Krüge anbelangt, so werden heute in Balchars Töpferwerkstatt vierzig verschiedene Erzeugnisse aus Ton hergestellt, drei der Künstlerinnen sind Mitglieder des Künstlerverbandes der Russischen Föderation."

 

* Busa = alkoholisches Getränk aus Buchweizen- und Hafermehl (Dünnbier)

 

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den LAKIERN

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

KATEGORIE BELLETRISTIK: Steffi Chotiwari-Jünger (Hrsg.), Die Literaturen der Völker Kaukasiens, Neue Übersetzungen und deutschsprachige Bibliographie, Literatur der Abasiner, Abchasen, Adygen, Agulen, Armenier, Aserbaidshaner, Awaren, Balkaren, Darginer, Georgier, Inguschen, Kabardiner, Karatschaier, Kumyken, Kurden, Lakier, Lesginer, Nogaier, Osseten, Rutulen, Tabassaraner, Taten, Tschetschenen, Ubychen, Uden, Zachuren, Zowatuschen (Bazben)., Reichert Verlag, Wiesbaden 2003.

"Am meisten an diesem außerordentlich arbeitsaufwendigen Buch beeindruckt die gelungene Mischung von Lesevergnügen und Wissenschaftlichkeit. Hier kommt sowohl der Literatur liebende Leser auf seine Kosten als auch der Kaukasusspezialist."

In: www.reller-rezensionen.de

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

Roderich von Erckert, Der Kaukasus und seine Völker, Mit Textabbildungen, etc., Verlag von Paul Frohberg, Leipzig, 1887.

Aus der Einführung: "Ein zweijähriger Aufenthalt auf dem Kaukasus in höherer militärischer Stellung, gab durch dienstliche und private zu wissenschaftlichem Zweck unternommene ausgedehnte Reisen die Möglichkeit und Gelegenheit, Land und Leute in verschiedenen Gegenden und Gruppen zu erforschen und für vieles eine Anschauung zu gewinnen, was ausserhalb der gewöhnlichen Reiserouten liegt. Wenn die Schilderung freilich ein zusammenhängendes, umfassendes Ganzes bilden kann, so darf sie vielleicht den Anspruch erheben, einigen Werth darin zu besitzen, dass sie auf an Ort und Stelle gesammelten persönlichen Angaben und Eindrücken beruht, dass mit eigenen Augen geschaut, mit eigenem Ohr gehört wurde. (...) Anstrengung, Zeit und materielle Opfer, selbst Gefahr bei lokalen Schwierigkeiten wurden nicht gescheut, - in erster Linie aber anthropologische und ethnographische Forschungen angestellt, um möglichst alle noch wenige bekannte oder in vielem unbekannte Völker und Volksstämme auf dem Kamm des Gebirges und dessen Nordabhängen zu besuchen."

1. Streifenornament

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

*  Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

 

2. Streifenornament

 

 

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die LAKIER wurden am 14.10.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.

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Zeichnung: Karl-Heinz Döhring