Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wir sind Kyrgysen: Eine kyrgysische Familie in ihrer Jurte.

 

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zu widmen. 

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über ein Feedback freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken".

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Kyrgysstan zu bereisen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein kyrgysisches Sprichwort -

 

Verwirkliche deinen Traum, in die weite Welt

 zu reisen.

(Hier könnte Ihre Anzeige stehen!)

 

 

Die KYRGYSEN… (Eigenbezeichnung: )

 

 

"Mittelasien ist geographisch deutlich begrenzt und bildet bei allen Unterschieden eine historische Einheit, so daß seine zusammenfassende Darstellung gerechtfertigt ist. Es ist in sich gekehrt auf den Aralsee zu orientiert und besitzt keinen Zugang zu den Ozeanen. Im Süden und Osten begrenzen es gewaltige Bergketten, die im `Dach der Welt´, dem Pamir, gewissermaßen ihren Ausgangspunkt haben. Seine Gipfel steigen bis 7 770 Meter empor. Hier entspringt auch einer der beiden großen Ströme Mittelasiens, der Amudarja, der in der Antike den Namen Oxus trug. Nach Westen erstreckt sich bis zum Kaspischen Meer die Gebirgskette des Kopet-Dag, die sich mit dem nach Nordosten hinziehenden `Himmelsgebirge´, dem Tienschan, an Mächtigkeit und Ausdehnung nicht  messen  kann. Seine  Ausläufer  reichen  bis  zum  Altai hinauf, dessen 4 500 Meter hohe Berge den nördlichen Steppenraum Mittelasiens im Osten begrenzen. Aus dem Ferganatal ergießt sich der zweite große Strom, der Syrdarja, der Jaxartes der Alten, in das mittelasiatische Tiefland."

Burchard Brentjes in: Mittelasien, Kunst des Islam

Bevölkerung:

Fläche:

Geschichtliches:

 

 

 

Staatsgefüge:

Verbannungsgebiet:

Hauptstadt:

Wirtschaft:

Verkehr:  

Sprache/Schrift:

Literatursprache/Literatur:

Bildung:

Kunst/Kultur:

 

Mels Toktosunowitsch Akybekow (geboren 1942), Meine Mütter (1970), Öl auf Leinwand, 67,5 x 49,5 cm

Reproduktion aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt:

Pflanzen- und Tierwelt:

Falke

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Behausungen:

Eine kyrgysische Familie im festen (Holz-) Haus.

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Ernährung:

Kleidung:

Folklore:

Feste/Bräuche:

Religion:

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

 

"In unserem Land ist der Nationalegoismus ein brennendes Problem mit schwersten Folgen, er hat bereits vielen Menschen das Leben gekostet. Nur an die Vernunft zu appellieren, hilft hier wenig. Die Liebe lässt sich nicht erzwingen. Ich spreche jetzt nicht von der offiziellen Demagogie, wenn ich frage: Hat es denn unter unserem Völkern keine aufrichtige Freundschaft gegeben? Hat man nur simuliert? Und als die Möglichkeit gegeben war, das strahlende Lächeln der Freundschaft in zähnefletschende Feindschaft verwandelt? Nicht wenige erblindeten vor Hass und büßten sogar den gesunden Menschenverstand ein." ((Aus: Tschingis Aitmatow/Daisaku Ikeda, Begegnung am Fuschijama, Ein Dialog.)

 

Interessant, zu wissen..., dass Kyrgysstan über die größten Nusswälder der Welt verfügt.

Die kyrgysischen Walnusswälder wachsen auf einem Gebiet von über sechshunderttausend Hektar und gelten als die größten Walnusswälder der Welt; von besonderer Bedeutung sind die Walnusswälder bei Arslanbob. Gegenwärtig wird eine Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe angestrebt. Der Walnussbaum gehört wahrscheinlich nicht zu den einheimischen Arten dieser Region und kam eventuell weit aus dem Südosten, möglicherweise aus Malaysia. Alexander der Große und seine Armee entdeckten ihn allerdings in Mittelasien und schickten Nüsse nach Griechenland. Seitdem sind die kyrgysischen Nüsse im Russischen als "Griechische Nüsse" bekannt - sehr zum Ärger der KYRGYSEN. Die Bäume wachsen im Süden des Landes in Höhen zwischen 800 und 2000 Meter ü. d. M. Die Nuss hat einen sehr hohen Kalorienwert, das Holz ist ein wertvoller Rohstoff, der auf dem Weltmarkt zum gleichen Preis wie Silber gehandelt wird. Da Walnussholz auf der ganzen Welt äußerst beliebt ist, wurden bereits einige Nuss-Waldgebiete abgeholzt.

 

 

Das Heimatgefühl gleicht dem Gefühl für die leibliche Mutter.

Sprichwort der Kyrgysen

 

 

 

Die Kyrgysen: Für Liebhaber kurzer Texte

 

Fast dreitausend Stunden im Jahr scheint in Kirgisien [Kyrgysien] die Sonne. Das sonnige Kirgisien ist auch ein Paradies für Bergsteiger, seine höchsten Gipfel betragen 7 439, 7 134 und 6 995 Meter. Über die Herkunft der heute über zweieinhalb Millionen Kirgisen bestehen viele Unklarheiten. Fest steht bisher, dass zu ihren Vorfahren turksprachige und mongolische Stämme zählen, die sehr wahrscheinlich gemeinsame Vorfahren mit den Altaiern haben. Auch die Herkunft des Namens "Kirgise" ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Der Legende nach ist Kirgis das Synonym für vierzig Mädchen, aus denen das kirgiisische Volk hervorgegangen ist. Die Kirgisen, früher auch "Karakirgisen ("Schwarze Kirgisen) genannt und mit den Kasachen verwechselt, standen seit dem 13. Jahrhundert unter mongolischer Herrschaft. Nach deren Untergang leiteten sie den kasachischen Khanen Gefolgschaft, am Ende des 17. Jahrhunderts den Kalmyken. Unter die Oberherrschaft des chinesischen Mandschu-Reiches kamen sie Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Gebiete der islamisierten Kirgisen vom Khanat von Kokand erobert, bis 1876 kamen alle Kirgisen unter russische Herrschaft.  - Einige kirgisische Bräuche muten den Besucher zunächst seltsam an. Zum Beispiel, wenn er einen Kirgisen in größter Hitze mit einer dicken Pelzmütze sieht; ganz sicher kommt dieser geradewegs aus dem Gebirge, wo es eben jetzt stürmt oder schneit. Besucht er ein Hirtenlager, so sollte er sich nicht wundern, die Familie sommers in der Jurte anzutreffen, statt in dem gleich daneben stehenden bequemeren Holzhäuschen; denn in der Jurte ist es nachts um etwa acht Grad wärmer und tags um eben so viele Grade kühler. Erhält man in einer Schale nur ein Schlückchen Tee, so ist der Hausherr nicht etwa geizig, sondern es ist Sitte in Kirgisien, dem Gast ständig heißen Tee nachzuschenken. Besondern einprägsam gestaltet sich ein kirgisischer Toi, ein kirgisisches Festmahl, wenn ein Akyn, ein Volkssänger, eingeladen ist, der zum Komys, einem dreisaitigen Musikinstrument, Lieder aus dem "Manas", einem alten kirgisischen Heldenepos singt. Das Kirgisische, zur kirgisisch-kiptschakischen Gruppe der Turksprachen gehörig, bevorzugt schwermütige und zornige Lieder, die auch - wie viele Sprichwörter - Reichtum und Armut zum Inhalt haben. Man ist gut beraten, andächtig zu lauschen und, ob weiblich oder männlich, ein Pfeifchen mitzuschmauchen.

 

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig kyrgysische Sprichwörter:

 (Bisher Unveröffentlicht)

 

Schlimm ist nicht das Alter, schlimm ist der Tod.

Sei keinem Armen feind, erwäge lieber eine Baranta* gegen den Bai**.

Im eigenen Dorf laufen die Hunde mit stolz erhobenem Schwanz herum.

Etwas auszusprechen ohne nachzudenken heißt, sterben ohne krank gewesen zu sein.

Bachschi*** wird der Gewissenlose.

Erhöht der Bai die Steuern, zieht´s dem Armen die Tscharyki***** aus.

Der Bai hat viele Zuträger, der Bij****** - viele Lauscher.

Wer Bewirtung nicht schätzt, macht den Hausherrn verlegen.

Wird der Berkut******* alt, verlegt er sich aufs Mäusejagen.

Oft beißen sich die Dorfhunde, aber gegen den Wolf halten sie zusammen.

Wird an einem Dshigiten******** ein einziges Laser entdeckt, ist er nicht mehr von hohen Wuchs.

Ein eitler Dshigit ähnelt einer Ziege.

Einem Dummkopf einen Rat zu geben ist, wie in die Steppe einen Pfeil abzuschießen.

Mit der Ehefrau hat er sich gezankt, aber den Schwager grüßt er nicht.

Am Ei suche keine Kanten und Ecken.

Das Eisen schmiede, solange es glüht, die rechten Worte sprich, solange die Rede hitzig.

Wo keine Enten sind, wird der Schlammläufer Bij.

Keine Felsen ohne kleine Steine, kein Volk ohne einen Bruder Lustig.

Verschmäh in Erwartung des Abendbrotes nicht das Mittagessen.

Manch Fohlen gäbe der Besitzer für kein Ross her; manche Frau der Ehemann für kein junges Mädchen.

Beweinen sechs Frauen ein und denselben toten, hat doch jede ihr eigenes Leid.

Mit dem Fuß gestolpert, kommst du wieder zum Stehen; mit der Zunge gefehlt, kann sein, du kommt nicht mehr auf die Beine.

Borge nicht vom Halsabschneider, befreunde dich nicht mit dem Diener eines hohen Herrn.

Beim Handel hört die Freundschaft auf.

Der blinde Hund hofft auf einen lahmen Fuchs.

Viele Hunde bellen sogar einen Tiger an.

Sag´s dem Kerege*********, damit die Schwiegertochter es höre.

Was soll das Klagen über die letzte Hochzeit? Rüste lieber zur nächsten!

Der Kopf verantwortet, was die Hände tun.

Hört das Ohr einen Tag lang keine Neuigkeiten, wird es taub.

Ein Pferd beurteile, wenn es ermüdet, einen Dshigiten - wenn er altert.

Wenn´s die Reichen nicht wissen, die Greise wissen´s.

Dem Reichen ist sein Wohlstand teuer, dem Armen - sein Gewissen.

Sowohl das schwarze als auch das weiße Schaf steht auf vier Beinen.

Ein Schlachtross für den Kampf, ein Reitpferd für den Alltag.

Ein Schwert aus Damaszenerstahl liegt nicht lange ruhig.

Kein See ohne Frösche, kein Mensch ohne Mängel.

Keine Söhne ohne Streit, keine Töchter ohne Gezeter.

Wenn sich die Stute auch hinlegt, ihr Fohlen erdrückt sie nicht.

Und wenn du danach sechs Tage hungern musst, deinen Vater bewirte.

Zum Totengedenkfest geh hungrig, zur Hochzeit - satt.

Knalle keine Tür zu, durch die du wieder gehen musst.

Ist dein Vieh fett, bewahre Stillschweigen.

Volksmund lügt nicht.

Wasser ergibt keine Butter, ein leeres Wort keinen Sinn.

Oft setzt das Werk des Vaters der ungeliebte Sohn fort.

Ohne Wind regt sich kein Wipfel.

Der Wissende führt Tausende an, der Unwissende folgt Tausenden nach.

Lieber sieben Wölfe im Anmarsch als ein einziger Shejn**********.

Zwietracht schädigt dem Dorf, Unredlichkeit gereicht der Freundschaft zum Schaden.

 

* Baranta = Überfall zum Zwecke des Viehraubs / ** Bai = Großbauer in Mittelasien / *** Bachschi = Kurpfuscher, Wunderdoktor /

/ **** Tscharyki = Schuhe aus roh gegerbtem Leder / ***** Bij = Richter des Gewohnheitsrechts / ****** Berkut = Königsadler / ******* Dshigit = junger verwegener Reiter, auch Krieger oder überhaupt: junger Bursche / ******* Kerege = Holzgerüst der Jurte / ********* Shejn = Neffe mütterlicherseits, dessen Wünsche entsprechend mittelasiatischem Volksbrauch unbedingt erfüllt werden müssen

 

Interlinearübersetzung aus dem Russischen von Gertraud Ettrich; gesammelt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller

 

 

Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich

 

LESEPROBE

 

Von dem kyrgysischen Schriftsteller

 Tschingis Aitmatow (1928 bis 2008))

fand ich diese beeindruckenden  neunzehn Aphorismen in

 "Der Tag zieht den Jahrhundertweg"

 

Man weiß doch: Arbeitsbedürfnis ist ein unerlässliches Kriterium menschlicher Würde.

Die Menschen können einander tolerieren, aber sie können nicht gleichartig denken, ohne dabei ihre Integrität, ihre menschlichen Eigenschaften zu verlieren.

Es ist ein schreckliches Paradoxon dieser Welt: Im alten Griechenland wurden für die Dauer der Olympischen Spiele Kriege eingestellt, heute aber nahmen [nehmen] einige Länder die Olympiade selbst zum Anlass für einen "kalten Krieg".

Angesichts des Todes sind alle Menschen gleich.

Vom Toten befreit ein schnelles Begräbnis.

Die Kinder eines Verstorbenen sind stets die Hauptpersonen bei einer Beerdigung,

so ist es nun mal auf Erden.

Nimmt man dir Hab und gut, gehst du nicht zugrunde, du überlebst es.

Die Seele aber bleibt zertreten, das macht keiner wieder gut.

Der Ungläubige erinnert sich an Gott erst dann, wenn ihn der Kopf schmerzt.

Dass doch der Kopf eines Menschen keine Sekunde aufhört zu denken.

Es kommt vor, dass zwei Menschen miteinander glücklich werden, selten zwar,

aber es kommt vor.

Kraft respektiert keinen Vater.

Nie hätte ich gedacht, dass man an einer Trennung sterben kann.

Das Schlimmste im Leid ist die Einsamkeit.

Es gibt keinen Gott! Und wenn, versteht er einen Dreck vom Leben!

Davonlaufen ist keine Zeichen von Tapferkeit. Davonlaufen kann jeder.

Was wäre ein Wettstreit um die größte Meisterschaft, gemessen an einer viel schrecklicheren Prüfung - einer Liebe, die nicht vereinbar ist mit der Ordnung,

in welcher wir leben?

Ein schlechter Jäger sitzt zu Hause und träumt von der Jagd.

Auch das Unglück birgt sein Glück.    19

 

 

 

 

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den KYRGYSEN:

 

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

* KATEGORIE REISELITERATUR/BILDBÄNDE: Edeltraud Maier-Lutz, Flußkreuzfahrten in Rußland, Unterweg auf Wolga, Don, Jenissej und Lena, Trescher-Reihe Reisen, herausgegeben von Sabine Fach und Bernd Schwenkros, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, Trescher Verlag, 4. Auflage, Berlin 2002.

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

* Burchard Brentjes unter Mitarbeit von Karin Rührdanz, Mittelasien, Kunst des Islam, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1982.

Rund tausend Jahre, vom 9. bis zum 19. Jahrhundert, bestimmten die Glaubenslehren des Islam das Kunstschaffen im Gebiet der einstigen mittelasiatischen Sowjetrepubliken. Die prachtvollen Aufnahmen, der reiche zeichnerische Buchschmuck, Grundrisse und Querschnitte, Regionalkarten, Stadtpläne und Zeittafeln erleichtern den Zugang zu diesem Kunstbereich, während das Register, die ausführliche Bibliographie und die übersichtliche Textgestaltung dem Band zugleich den Charakter eines Nachschlagewerkes geben, das über die meisten bisher zu diesem Thema erschienenen Publikationen weit hinausführt.

 

 * MANAS, Der Hochherzige, Kirgisisches Heldenepos, Nacherzählt von Semjon Lipkin, Farbillustrationen von Hans Baltzer, Schwarz-Weiß-Illustrationen von Hans Betcke, Verlag Volk und Welt Berlin 1974.

"In uralten Zeiten, als es noch geflügelte Pferde gab und Tiere, die die Sprache der Menschen verstanden, erschienen Fremde im Bergland des Altai. Kirgisen waren es, vertrieben aus ihrer Heimat Turkestan." Von diesem tapferen Volk erzählt in märchenhafter Form das Epos von Manas. Von Volkssängern jahrhundertelang weitergegeben, hat das Heldenepos von Manas eine tausendjährige Geschichte. Mit seinen mehr als 300 000 Verszeilen ist es das überragende Werk der kirgisischen Volkspoesie, vergleichbar einer enzyklopädischen Sammlung aller kirgisischen Mythen, Märchen, Legenden und Überlieferungen. Die vorliegende Prosafassung ist eine Nacherzählung des Epos. "Das längste Epos der Weltliteratur heißt Manas und umfasst 40 Bände. Es ist das Nationalepos eines Nomadenvolkes - der Kirgisen." Ryszard Kapuściński (geboren 1932 in Polen) in "Imperium, Sowjetische Streifzüge"

Des Feuers Glut - das ist Manas. /  Des Löwen Mut - das ist Manas. / Des Speeres Ende - ist Manas. / Der Zeiten Wende - ist Manas!

 

1. Streifenornament

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

* Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

* Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Broschüre, Herausgegeben von Leonhard Kossuth unter Mitarbeit von Gotthard Neumann, Nora Verlag 2008.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

 

 

 

Die erste Ausgabe von HANDSCHLAG liegt vor. Von links: Dr. Gotthard Neumann, Leonhard Kossuth (Präsident), Horst Wustrau, Gisela Reller,

Dr. Erika Voigt (Mitarbeiter des Kuratoriums zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V.).

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

2. Streifenornament

 

 

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die KYRGYSEN wurden am  10.10.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.

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Zeichnung: Karl-Heinz Döhring