Vorab!
Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen Stelle, und - wenn ich Pech habe - erscheint statt des Bildes gar eine Leerstelle.
Was tun? Wer kann helfen?
*
Wird laufend bearbeitet!
Wir sind GAGAUSINNEN: Junge Frauen aus Comrat.
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring
"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."
Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007
Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.
Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.
Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!
Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen.
Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.
Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden.
Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben.
Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!
Gisela Reller
* Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...
** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.
(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)
*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.
Wo sie recht hat, hat sie recht.“
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring
„Gaga-was? Die autonome Region Gagausien in Moldawien ist winzig und in Europa wenig bekannt. Auch deshalb, weil es hier anders als in Transnistrien gelang, einen blutigen Kampf um die Unabhängigkeit zu verhindern. Ein friedliches Land - obwohl das Nationaltier der Gagausen der Wolf ist."
DER SPIEGEL online vom 28. November 2008
Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Moldova zu bereisen und auch die GAGAUSEN kennenzulernen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein gagausisches Sprichwort -
Jede Kultur, die du auf Reisen kennenlernst, ist anders, aber keine ist falsch.
(Hier könnte Ihre Anzeigen stehen!)
Die GAGAUSEN (Sprich: Gaga-usen)… (Eigenbezeichnung: Gaga-us)
... bewohnen ein autonomes Gebiet im Süden der Republik Moldova (Moldawien, Moldau) - die „Autonome territoriale Einheit Gagausien“. Die Gagausen haben ihre eigene Regierung und Verwaltung, eine eigene Universität und mit Gagausisch ihre eigene Sprache. Der höchste politische Vertreter heißt „Baschkan“ und sitzt in der Hauptstadt Comrat. Nach dem Zerfall der Sowjetunion haben sich die autonomen Gagausen friedlich mit der Regierung des moldauischen Mutterlandes arrangiert. Touristen lockt Gagausien mit Sonne, Wein und Gastfreundschaft, Investoren mit fünf Jahren Steuerfreiheit. Der regierende Baschkan ist gegenwärtig Mihail Formuzal. Die Mehrheit der Einwohner Gagausiens ist gagausischer Nationalität. - Das autonome Gebiet Gagausien ist kein geografisch zusammenhängender Landstrich, sondern besteht aus vier Flicken. Der mit Abstand größte Teil liegt um Comrat herum, der mit Abstand zweitgrößte um Vulcǎneşti. Schließlich gibt es dazwischen noch die Dörfchen Copceac und Carbolia. Die Flicken entstanden durch eine Volksabstimmung im Jahr 1995, nach der die mehrheitlich zu Gagausien votierenden Dörfer diesem politischen Gebilde zugeordnet wurden.
"Das Fürstentum Moldau (rumänisch: Moldava; lateinisch: Moldavia; türkisch Kara-Bogdan), nach dem Fluß Moldava genannt, bestand als eigener Staat vom 14. Jahrhundert bis 1859. (...) Unter Stephans Sohn Bogdan wurde die Moldau 1511 dem Sultan Selim I. zinsbar, und dies Verhältnis wurde unter Fürst Peter Raresch 1529 durch eine neue Vereinbarung mit Suleiman II. befestigt."
Brockhaus´ Konservations-Lexikon, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien 1894
Bevölkerung: Bei den Volkszählungen von 1926 und 1939 wurden die Gagausen nicht gezählt, 1959 waren es 3 012 Gagausen; 1970 gleich 3 704; 1979 gleich 4 176; 1989 gleich 10 051; 2002 gleich 12 210; nach der letzten Volkszählung von 2010 gaben sich 13 690 Personen als Gagausen aus. Die Gagausen sind ein Turkvolk. Obwohl die Abstammung der Gagausen bis heute nicht ganz geklärt ist, nimmt man inzwischen an, dass sie Nachkommen von Flüchtlingen aus Bulgarien sind, die im Verlaufe der Türkenkriege des 18. und 19. Jahrhunderts nach Russland kamen. Entweder es handelte sich um Nachkommen von Oghusen und Kumanen (Polowzern), die von den Bulgaren das orthodoxe Christentum übernahmen, oder um Bulgaren, die sich mit Resten von Türkstämmen vermischten, aber ihr orthodoxes Bekenntnis beibehielten. Insgesamt leben 155 700 Menschen in Gagausien (Schätzung 2005). Mit 97 400 Menschen lebt die Mehrzahl der Einwohner auf dem Land. Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus Gagausen (82,5 Prozent), Bulgaren (5,2 Prozent), Russen (4,6 Prozent), Moldauer (4,4 Prozent), Ukrainer (3,3 Prozent)... Aufgrund der lange andauernden Nachbarschaft haben die Gagausen viel vom Lebensstil und den Traditionen der Bulgaren übernommen, auch zu den Türkei-Türken bestehen gute Verbindungen. Bezüglich Alltagskultur und Politik hegen die Gagausen eine größere Affinität zu Russland als die Moldauer. - Es wird geschätzt, dass von den weltweit etwa 230 000 Gagausen etwa 171 000 im moldauischen Bessarabien leben, weitere in der Ukraine, in Bulgarien, in Rumänien, in Griechenland und in der Türkei.
Fläche: Die Fläche Gagausiens - gelegen im Süden Moldovas - beträgt 1 832 Quadratkilometer, das sind 5,4 Prozent der Gesamtfläche Moldovas.
Geschichtliches: Im 12. Jahrhundert gründeten die Gagausen auf dem Balkan ein eigenes Land, das im 15. Jahrhundert unter osmanische Herrschaft geriet. 1770 siegten die Russen über die Türken. In der Stadt Vulcǎneşti erinnert eine 1845 errichtete, 22 Meter hohe Säule an den Sieg der Russen. Insbesondere aus Furcht vor Plünderungen unter Osman Pazvantoğlu (1758 bis 1807) kam es vor reichlich zweihundert Jahren zu zwei drei Migrationswellen nach Bessarabien (1787-1791, 1801-1812 und 1853-1856). Während der Russischen Revolution 1905/07 gab es im Siedlungsgebiet der Gagausen einen Bauernaufstand, der in der Ausrufung der Republik Comrat im Januar 1906 gipfelte, die allerdings nur wenige Tage Bestand hatte. - 1924 kam es zum Aufstand von Tatarbunary, einem Volksaufstand, der von den Bolschewiki unterstützt wurde. 1812 war der Ort, wie der gesamte Budschak*, von Russland annektiert worden, war zwischenzeitlich 1854 bis 1878 wieder zum Fürstentum Moldawien gehörig und war 1918 bis 1940/1944 ein Teil des Königreichs Rumänien. Beim Aufstand von Tatarbunary hatten auch zahlreiche Gagausen ihr Leben gelassen. - 1925 wurde revolutionären Arbeitern und Bauern, besonders Kommunisten und Komsomolzen der Prozess gemacht.
"In Bessarabien ereignen sich ungeheuerliche Dinge, die sich trotz demagogischer Winkelzüge wie ein Ei dem anderen ähnlich sind und ein gigantisches System des organisierten Mordens darstellen."
Henri Barbusse (1873 bis 1953) in seinem dokumentarische Bericht "Les Bourreaux", in dem er den Terror auf dem Balkan anprangerte.
1940 wurde Bessarabien an die Sowjetunion angeschlossen; es emigrierten mehr als 300 000 Menschen nach Argentinien, Brasilien, Kanada, in die USA. Im gleichen Jahr wurde die Sozialistische Sowjetrepublik Moldawien gegründet. Sie war bis 1991 eine Unionsrepublik der UdSSR.
* As Budschak (Gegend, Winkel, Landkreis) wird der südliche Teil der historischen Landschaft von Bessarabien bezeichnet. Die Region liegt heute größtenteils auf der Staatsgebiet der Ukraine, ein kleinerer Teil gehört zu Moldova.
„Eine Bessarabische Volksrepublik käme Moskau gelegen: Sie triebe den Zerfall der Ukraine wie auch den Moldaus weiter voran. Sind die Gagausen die nächsten Separatisten?“
Johannes Voswinkel in „Zeit online“ vom 27.02.2015
Staatsgefüge: Die offizielle Bezeichnung für Gagausien ist "Autonome territoriale Einheit Gagausien". Die Region hat ein eigenes Parlament. Der erste Präsident des autonomen Gagausien war Stefan Topal (geboren 1938). Eigenständig wurde die Region, weil sie sich gegen die starke Annäherung des restlichen Moldova an Rumänien stellte. Die Gagausen sind Russland stärker verbunden als die anderen in Moldova lebenden Bevölkerungsgruppen. Die Eigenständigkeit wurde ohne Gewalt erreicht, was hauptsächlich daran lag, das Transnistrien sich gewalttätig abgespalten hatte und die moldauische Regierung ein weiteres Blutvergießen vermeiden wollte. Seit dem 23. Dezember 1994 ist Gagausien nun eine autonome Region - heute weitgehend frei von Konflikten.
„Das kleine Volk [der Gagausen] hat sich seine weitgehende Selbständigkeit innerhalb des moldawischen Staates erkämpft – unblutig, in `einem spektakulären Sieg der Vernunft´.“
Prof. Dr. Stefan Troebst, Osteuropaforscher der Universität Leipzig
Michail Formuzal (geboren 1959), ethnischer Gagause, ist seit 2006 Regierungschef (Başkan) des autonomen Gebietes Gagausien. Politisch unterstützt er eine engere Bindung an Russland sowie weitere Autonomierechte für Gagausien. Seit 2011 leitet er die von ihm gegründete Partei der Regionen Moldovas.
"Ginge es nach Mihail Formuzal, dann hätte die Revolution in Kiew nie stattgefunden: Dann würde sich auch Moldau [Moldova] nicht für Europa, sondern für Russland entscheiden, dann wäre das geplante EU-Assoziierungsabkommen des Landes schon jetzt Geschichte. (...) Anfang Februar hat er ein Referendum durchgeführt und die christlich-orthodoxe Minderheit der Gagausen hier, zu der gerade mal 155 000 Menschen zählen, befragt. - Er wollte wissen, ob sie lieber der von Russland geführten Zollunion beitreten oder mit der Europäischen Union zusammenarbeiten wollten. Das Ergebnis: 98,5 Prozent der Teilnehmer stimmten für Russland, 68 000 gegen 1 900 Stimmen."
Christian Neef in: Der Spiegel 10/2014
Verbannungsgebiet: Im zweiten Weltkrieg wurden viele Gagausen aus der Region deportiert, vor allem männliche Gagausen nach Kasachstan.
Hauptstadt: Comrat ist seit 1994 die Hauptstadt der autonomen gagausischen Region. Sie liegt am Jalpuch und wird mehrheitlich von Gagausen bewohnt. Die Einwohnerzahl beträgt 23 500 Personen (geschätzt 2005). In der Stadt gibt es eine Staatliche Universität. – Comrat entstand 1789 und erhielt im Jahre 1957 Stadtrecht. Zu den Zeiten der "Sozialistischen Sowjetrepublik Moldawien" funktionierten in Comrat Buttereibetriebe, Weinwerke und eine Teppichfabrik, die Teppiche mit moldawischen Nationalornamenten herstellte. Heute befinden sich im Comrat und Umgebung einige große Wein- und Konservenwerke. Die Bevölkerung besteht heute zu etwa 70 Prozent aus Gagausen, daneben leben zahlreiche Russen, Moldover und Bulgaren in der Stadt. In Comrat ist ein Heimatkundemuseum und eine 1820 erbaute Kathedrale zu besichtigen; die Kathedrale gilt als Hauptattraktion Gagausiens. Sie beherbergt die Kopie einer berühmten Ikone aus der Stadt Kasan an der Wolga.
"Der Kreml unternimmt zur Zeit gewaltige Anstrengungen, um auch Moldau [Moldova] wieder von der EU zu lösen - und benutzt dazu die Gagausen. Deren Hauptstadt ist ein verschlafenes Städtchen in der südmoldauischen Steppe, Comrat. Neben Gagausisch wird hier nur Russisch gesprochen und Moskaus `1. Kanal´ geguckt."
Christian Neef in: Der Spiegel 10/2014
Wirtschaft: Wirtschaftliche Grundlage Gagausiens bildet die Landwirtschaft, wobei neben Ackerbau und Viehzucht vor allem der Weinbau und die Fischzucht eine wichtige Rolle spielen. 1946/47 gab es in Bessarabien, auch in den Gebieten des heutigen Gagausien, auf Grund einer Missernte eine große Hungersnot. Ilja Mitrofanow schildert in seinem Buch "Der Zeuge" wie der Friseurmeister Fjodor Petrowitsch Pokora und seine bessarabischen Landsleute das Hungern erleben. "Als die vor Hunger wahnsinnigen Menschen - Ein Satter weiß nicht, wie einem Hungrigen zumute ist - das Haus des Genossen `Stadthalters´ stürmen, finden sie Berge von gehorteten Lebensmitteln. Sie plündern und rächen sich für das Erlittene an der fetten Tochter. Die Antwort: Scharfschützen, ein Strafkommando... Auch die Familie des Friseurmeisters verhungert: seine beiden kleinen Töchter und die Frau. Um seine Frau Maria und seine Tochter Olja zu beerdigen, fehlt ihm die Kraft, er legt sie in den Flur. Bald bedecken Läuse ihre Gesichter: Augen, Stirn, Hals. Auf ihren Köpfen wimmelt es vor Läusen. Eine lebendige, sich bewegende Mütze..." - 1949 begann man in den gagausischen Dörfern mit der Kollektivierung der Landwirtschaft. In Gagausien werden heute überwiegend Konservendosen, Wein, Fruchtgetränke, Fleischprodukte, Getreideprodukte, tierische und pflanzliche Öle hergestellt. Exportiert werden alkoholische Getränke wie Wein, außerdem Fruchtsäfte, Sonnenblumenöl, Marmelade, Baumwolle, Leder, Nutz- und Zuchttiere sowie Textilien. Von insgesamt 1 832 Quadratkilometer Gesamtfläche werden 148 000 Hektar landwirtschaftlich genutzt. Für den Weinbau von großer Bedeutung sind die zwölf Trauben-Fabriken. Sie verarbeiten jährlich 400 000 Tonnen Weintrauben. Neben den Trauben-Fabriken gibt es noch eine Fleisch-Fabrik, zwei Öl-Fabriken, eine Tabak-Fabrik, zwei Teppich-Fabriken und weitere Fruchtsaft-Produktionsstätten. - In der Pferdefarm Alt-Prolin werden Rassepferde gezüchtet.
Verkehr: Das Straßennetz Gagausiens ist 451,5 Kilometer lang. Die Türkei hat Moldova 35 Millionen Dollar Kredit gewährt, um die Infrastruktur in Gagausien zu verbessern und umzustrukturieren; lediglich 15 Millionen Dollar davon wurden von der Regierung Moldovas dem Autonomiegebiet gewährt.
Sprache/Schrift: Die Sprache der Gagausen gehört zur oghusischen Gruppe der Turksprachen. In den vierziger Jahren schuf der russische Sprachwissenschaftler Professor Nikolai Dmitrijew mit kyrillischen Buchstaben und drei Zusatzzeichen ein gagausisches Alphabet. Seine Schülerin Dr. Ljudmilla Pokrowskaja schrieb die erste Grammatik der gagausischen Sprache. Seit der gagausischen Autnonomie sind gleichberechtigte Amtssprachen Gagausisch, Russisch und Moldauisch. Die Umgangssprache (zumindest in den Städten) ist russisch. Viele der Menschen in dieser Region können rumänisch, wenn überhaupt, nur aus der Schule. Eine gagausische Schriftsprache wurde erst 1957 kodifiziert. Das Gagausische hat als Besonderheit den Buchstaben Ä im Alphabet. Das Präsidium des Obersten Sowjets der Moldawischen SSR legte 1957 Regeln der gagausischen Grammatik fest. Als Schriftsprache wurde das russische Alphabet mit einigen zusätzlichen speziell für das Gagausische entwickelten Buchstaben eingeführt. Ab 1958 erfolgte der Schulunterricht in gagausischer Sprache. 1964 erschien eine Grammatik des Gagausischen in russischer Sprache und 1973 veröffentlichte die Akademie der Wissenschaften in der Moldawischen SSR das erste gagausisch-russisch-moldawische Wörterbuch mit 11 500 Wörtern. Seit Mitte der 1990er Jahre setzt sich jedoch das lateinische Alphabet immer mehr durch. - Nahezu in ganz Gagausien gibt es im Radio Sendungen auf Gagausisch.
Literatursprache/Literatur: Die schriftliche gagausische Literatur beginnt im 20. Jahrhundert, als der Historiker und Ethnograph Moschkow 1904 eine Schrift über gagausische Sprichwörter und Lieder herausgab. Valentin Aleksandrowitsch Moschkow (1852 bis 1914) sammelte zahlreiche Materialien über die Folklore und Ethnographie der bessarabischen Gagausen. Der erste gagausische Dichter und Schriftsteller, der in gagausischer Sprache schrieb, war Dmitrij N. Kara Tschoban (1933 bis 1986). Im September 1966 gründete er im Dorf Beschalma ein gagausisches historisch-ethnographisches Nationalmuseum, das bis heute als eines der größten Zentren der gagausischen Kultur und Aufklärung gilt. - 1982 wurde beim Schriftstellerverband der Moldauischen SSR eine Sektion der gagausischen Literatur gebildet.
Bildung: Hatte früher jeder gagausische Ort höchstens einen "Gebildeten" - den Lehrer, und der war nicht einmal immer ein Gagause - so gibt es seit den siebziger Jahren eine gagausische Intelligenz, denn unter der Sowjetmacht 1939), er ist Mitarbeiter der Moldauischen Akademie der Wissenschaften, oder Dmitri Karatschoban (gboren 1932), der Direktor des Heimatmuseums im Dorf Beschlama und Mitglied des Schriftstellerverbande. - Heute gibt es in Gagausien fast sechzig Schulen, welche die Bildung für die Grund-, Mittel- und Gymnasial-Stufe durchführen. Die 'Atatürk Bibliothek' stellt das größte freie Informationszentrum von Gagausien dar. Neben zahlreichen Schulbibliotheken existieren fünfundvierzig weitere Bibliotheken. Heute existiert es in Comrat eine Staatliche Universität. Übrigens kann jeder zum Studium berechtigte Gagause gratis in Istanbul studieren.
Kunst/Kultur: 1976 hat die erste gagausische Oper Premiere, geschaffen von Dionis Tanasoglu, Dozent des Instituts für Kunstgeschichte. - 1980 erscheinen die ersten Schallplatten mit gagausischen Volksliedern und gagausischer Instrumentalmusik. - In Ceadîr-Lunga, der zweitgrößten Stadt Gagausiens, befindet sich das Gagausische Nationaltheater "Mihail Çakir", im gagausischen Dorf Beschalma ("Fünf Äpfel") ein historisch-ethnographisches Nationalmuseum.
Gesundheitswesen: 1980 bestehen in der Republik der Moldauer fünfzig Kinderpolikliniken und -krankenhäuser, in denen insgesamt mehr als eintausendfünfhundert Mediziner tätig sind. 1984 kamen auf zehntausend Einwohner dreißig Ärzte, die alle in der moldauischen Republik ausgebildet wurden. 1986 nahm ein Zentrum für schnelle medizinische Hilfe die Arbeit auf. Es entstand unter Beteiligung mehrerer Länder des RGW (Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe). So kamen die Laborausrüstungen aus Polen, die Röntgentechnik aus Ungarn und die Monitoranlagen aus der DDR. - Gegenwärtig gibt es in Moldova etwa 2,6 Ärzte je tausend Einwohner, die durchschnittliche Lebenserwartung betrug 2007 63 Jahre. Heute leiden von zehn Einwohnern - besonders die Gagausen - statistisch gesehen sieben an Krankheiten der Atemwege, der Verdauungsorgane oder der Harnwege - wegen des intensiven Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft. 2007 betrug die HIV-Infektionsrate vermutlich 1 Prozent. Es gibt in Moldova 2,6 Ärzte pro eintausend Menschen. 2006 betrugen die Gesundheitsausgaben 107 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung. Für Gagausien fand ich keine Angaben.
Klima: Das Klima ist gemäßigt kontinental mit trockenheißen Sommern und kalten Wintern. Im Süden herrscht ein trockenes Steppenklima mit geringen durchschnittlichen Niederschlagsmengen, was in regenarmen Jahren ohne künstliche Bewässerung zu Missernten in der Landwirtschaft führt. Gleichzeitig kann es bei Wolkenbrüchen zu schwerwiegenden Überschwemmungen kommen, wenn die kleinen Flüsse überlaufen.
Natur/Umwelt: Die Gagausen sprechen von sich als von den "Nachfahren der Wölfe".
Pflanzen- und Tierwelt: Die ursprüngliche Vegetation Moldawiens bestand aus großen Laubwäldern mit Hainbuchen, Eichen und Linden. Durch die Umgestaltung in landwirtschaftliche Nutzflächen sind heute nur noch knapp zehn Prozent der Landesfläche bewaldet. Entsprechend wurde auch der Lebensraum vieler Tierarten extrem eingeschränkt. Sind Iltis und Marder noch weit verbreitet, so kommen zum Beispiel Wildschwein und Dachs nur noch in geringen Beständen vor.
Behausungen: Comrat ist eine moderne Stadt mit vielstöckigen Häusern. Auf den Dörfern ist die Farbe Gagausiens blau: knallblaue Bauernhäuser, vor denen sich die Gänse tummeln, leuchtend blau gestrichene Holzbänke - auch auf dem Friedhof.
Ernährung: Wie in allen Bereichen der Kultur spiegeln sich Völkerwanderungen und Nachbarschaften auch in Speis und Trank wider, wobei die engste Verwandtschaft mit der rumänischen Küche besteht. Aufgrund der Jahrhunderte langen Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich finden sich in der moldauischen und gagausischen Küche viele Einflüsse aus dem Schwarzmeer- und Mittelmeerraum, insbesondere griechische und türkische wie gefüllte Weinblätter, Musakka und Rosenblütenmarmelade. Auf russische beziehungsweise sowjetische Einflüsse geht die Verwendung von marinierten Pilzen und saurer Sahne zurück. Typische Bestandteile der heutigen Mahlzeiten sind Schafskäse, Eier, Hülsenfrüchte, Traubenmost, Hammelfleisch, Grillwürstchen aus Rindfleisch oder Schweinefleisch. Mit Fleisch gekochte Früchte wie Quitten sorgen für einen besonders frischen Geschmack. Knoblauch in verschiedenen Sorten ist ein Nationalgewürz, die breiten Blätter wilder Arten werden auch am Waldrand gesammelt und zu Salat verarbeitet. Neben Brot und Salz, Speck und Zwiebeln stellen die Maisbreibällchen ein weiteres Symbol moldauischer und gagausischer Esskultur dar. Die Bällchen werden in verschiedene Gulasch- und Griebensoßen getunkt und traditionell mit den Fingern gegessen. Starken Einfluss auf die moldauische Küche übten die Gagausen, Russen und Ukrainer aus.
Kleidung: Die Stickerei kam in Moldawien erst in der Zeit des Mittelalters in Mode. Vor allem im Winter, wenn auf dem Feld nicht viel zu tun war, widmeten sich die Frauen der Stickerei. So wurde es zu einer populären Kunst, Kleidungsstücke aus feinen Stoffen, Leinen oder Flachs mit Stickereien zu versehen, und sogar die Innenausstattung der Häuser konnte sich dieser Mode nicht entziehen. Auch wenn die Textilindustrie den Großteil übernommen hat, so entwickelt sich die Stickerei stetig weiter und es entstehen weiterhin richtige Meisterwerke dieser Kunst. Selbstverständlich, dass die traditionellen moldawischen Trachten aus Flachs oder Hanf diese alt überlieferte Tradition widerspiegeln. Typisch für die männliche und weibliche Kleidung sind - auch bei den Gagausen - Westen.
Folklore: Knapp zwanzig Kilometer südlich von Comrat liegt Beşalma. In der Dorfmitte steht Gagausiens Museum für Geschichte und Ethnographie. Es wurde 1966 vom Lehrer und Künstler Dimitrij Kara-Coban (1933 bis 1986) gegründet. In sechs Sälen erfährt man viel über die Bräuche des gagausischen Volkes.
Gagauische Musikinstrumente, hergestellt aus ausgehöhlten Kürbissen.
Foto aus Rellers Völkerschafts-Archiv
Feste/Bräuche: Die Gagausen lieben Pferderennen sowie Hundekämpfe; bekannt ist Ceadir-Lunga für sein Gestüt zur Zucht der Orlov-Traber. - Nach der Trauung werden die Brautleute nach altem Brauch am Hoftor mit Gebäck, Äpfeln, Honig und einem Krug Wein in Empfang genommen. Außerdem müssen sie einen kleinen Jungen und ein kleines Mädchen auf den Armen wiegen - damit dem Ehepaar reicher Kindersegen beschert wird. - Als Brauch vor allem im ländlichen Raum nehmen Gäste zunächst die Begrüßung mit Brot und Salz nebst einem Schluck Wein vor. Brot und Salz zu teilen, ist ein althergebrachtes Sinnbild der Gastfreundschaft. - Bei den Gagausen spielen Frühlingsbräuche eine besondere Rolle.
"Auf einer soziologischen Expedition stellten wir einigen Gagausen u. a. die Frage, ob für einen Gagausen ein Ehepartner einer anderen Nationalität denkbar wäre. Die meisten älteren Gagausen antworteten mit Nein, fast alle Jugendlichen jedoch mit Ja. Auf die Frage, ob eine verheiratete Frau ohne ihren Mann ins Kino gehen dürfe, sprachen sich fast alle älteren Gagausen dagegen aus, die jungen Leute plädierten dafür."
Dr. Michail Gugoglo, wissenschaftlicher Sekretär des Rates für nationale Probleme beim Präsidium der Moskauer Akademie
der Wissenschaften der UdSSR in : Freie Welt 11/1979
Religion: Die Gagausen sind orthodoxe Christen - und damit das einzige christliche turksprachige Volk der Welt.
"Heute besitzt Russland, wenn man vom Schamanismus einmal absieht, vier offizielle Religionen, da der Islam und die jüdische Religion mittlerweile ebenfalls dazuzählen. Es ist eben ein Vielvölkerstaat, auch wenn diese Tatsache im Westen immer noch nicht jedem bewusst ist."
Thomas Roth in: Russisches Tagebuch, 2002
Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind: Nach dem Vorbild Transnistriens riefen die Gagausen am 19. August 1990 eine eigenständige sozialistische Republik aus und führten gegen den Willen der moldauischen Führung Parlamentswahlen durch. Ein Umschlag in Gewalt konnte aber noch rechtzeitig verhindert werden. Am 23. Dezember 1994 stimmte Moldovas Regierung den friedlichen Bestrebungen einer Territorialautonomie der Gagausen zu, seither erkennt sie die Autonome territoriale Einheit Gagausien als ein autonomes Gebiet innerhalb der Republik Moldova an. Seit 1999 ist der Präsident des autonomen Gagausien Dimitri Kroytor. Gagausien wird finanziell und kulturell großzügig von der Türkei unterstützt, beispielsweise beim Ausbau der Infrastruktur und im Bildungsbereich sowie bei der Gründung und dem Betrieb der kleinen Universität in Comrat. Der damalige türkische Präsident Süleyman Demirel war daher auch das erste ausländische Staatsoberhaut, das der selbständigen Republik Molodova einen Besuch abstattete. - Im Jahre 2000 wurde das erste Kloster auf gagausischem Territorium eingeweiht. Das Klostermuseum widmet sich dem Leben von Mihail Çakir (1861 bis 1938). Der Pfarrer und Pädagoge arbeitete unter anderem an einem gagausisch-rumänischen Wörterbuch. - Im Februar 2014 wurde ein Referendum durchgeführt, mit dem die Gagausen gefragt wurden, ob sie lieber der von Russland geführten Zollunion beitreten oder mit der EU zusammenarbeiten wollten. Das Ergebnis: 98,5 Prozent der Teilnehmer stimmten für Russland. 68 000 gegen 1 900 Stimmen.
"Die Gagausen gelten in Moldau [Moldova] als fünfte Kolonne Moskaus. `Wir sind nicht gegen die EU, wir sind pragmatisch´, sagt ihr Anführer Michail Formuzal [Präsident Gagausiens], ein ehemaliger Sowjet-Major der Artillerie, der in einem Büro in der Lenin-Straße sitzt, vor dem Fenster ein wuchtiger Lenin aus Granit. (...) `Uns gefallen die europäischen Werte, nur nicht eure Homo-Ehen.´"
Christian Neef in: Der Spiegel 10/2014
Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland: An der staatlichen Hochschule in Gagausien gibt es viele Deutsch-Studenten. Deutschland sei die "erste Schwalbe", gewesen, das erste Land, "das Interesse an unserer Universität geäußert hat", erklärt die Vizerektorin Iwanna Bancova. Gerade sei eine Philologen-Kollegin zur Fortbildung an der Uni Düsseldorf, alle gagausischen Germanistikstudenten würden sich ein Deutschland-Semester wünschen. - Am 4. November 2011 weihten der moldauische Premierminister Vladimir Filat und der Baschkan (Gouverneur) von Gagausien, Mihail Formuzal, das neu renovierte Kinderkrankenhaus von Ceadîr-Lunga ein. Es befindet sich in der Autonomen Region Gagausien im Süden der Republik Moldau. Die Renovierung wurde von der moldauischen Regierung und der deutschen Stiftung „wortundtat“ finanziert, einer privaten christlichen Hilfsorganisation unter dem Vorsitz von Dr. Heinz-Horst Deichmann. Zur Einweihungszeremonie waren auch der Sohn von Dr. Deichmann, Heinrich Deichmann, und der deutsche Botschafter nach Ceadîr-Lunga gereist. Die Stiftung „Wortundtat“ betreibt in Ceadîr-Lunga unter anderem das diakonische Zentrum `Gloria´, führt Renovierungen an Gebäuden der armen Bevölkerung durch, stellt kostenloses Essen für Bedürftige bereit und kümmert sich um Obdachlose.
"Europas größter Schuhhändler Heinrich Deichmann ist Gagausiens größter Mäzen."
Mihail Formuzal, Präsident des autonomen Gebiets der Gagausen, 2014
Interessant, zu wissen..., dass die „Autonome territoriale Einheit Gagausien“ die kleinste Autonomie der Welt ist – gerade mal doppelt so groß wie Berlin.
Am 23. Dezember 1994 verabschiedete das moldauische Parlament nach ausnahmsweise in russischer Sprache geführter Debatte ein „Gesetz über die besondere Rechtsstellung von Gagausien (Gagauz Yeri) in der Republik Moldova“. Kernpunkt des Gesetzes ist die Gewährung innerer Selbstbestimmung für die Gagausen Moldovas. Mit der Gewährung von Territorialautonomie beendete die moldauische Zentralregierung einen 1989 entstandenen Konflikt, der zweimal – im Oktober 1990 und im August 1991 – die Form eines Bürgerkrieges anzunehmen drohte. Zugleich wirkte sich die Lösung des Gagausien-Problems beruhigend auf den anderen und größeren ethnopolitischen Konflikt im Lande, demjenigen in und um Transnistrien, aus. Dieser Konflikt geriet im Sommer 1992 außer Kontrolle und resultierte in einem einwöchigen Kurzkrieg um die zwischen der Armee der Republik Moldovas und den Truppen der transnistrischen Separatisten, dem etwa eintausend Militärs und Zivilisten zum Opfer fielen und in dessen Verlauf etwa einhunderttausend Menschen intern umgesiedelt wurden. Für das Transnistrienproblem ist bis heute keine Lösung gefunden worden. - Vor dem Hintergrund der extrem bespannten Situation in Moldova zu Beginn der neunziger Jahre stellt das Autonomiegesetzt für Gagausien einen spektakulären Sieg der Vernunft über ethnonationales Machtstreben aller Eliten dar – eine zumal im postsowjetischen Raum ebenso seltene wie reife Leistung aller Konfliktakteure. Während außerhalb des Autonomiegebietes gemäß moldauischer Sprachgesetzgebung Inhaber von Führungspositionen in Verwaltung, Bildungswesen, Gesundheitswesen, Medien, Wirtschaft aktive Kenntnisse des Moldauischen/Rumänischen aufweisen müssen, ist dies im dreisprachigen Gagausien nicht erforderlich. Böse Zungen behaupten, die GAGAUSEN verdanken ihre Unabhängigkeit zum Teil dem Wein; denn ein großes Weingut im Süden des Landes finanziere die Unabhängigkeit ihrer Regierung. Zwei Dinge scheinen denn auch das kleine gagausische Volk zusammen zu halten: die strenge, christlich-orthodoxe Religion und - der Wein. Zwar gehört der Wein seit jeher zur christlichen Liturgie, doch nirgendwo anders als in Gagausien ist er so wichtig: Die Kirche im Dorf Baurci ist mit Weinranken verziert und selbst die Roben der Priester sind mit Weinstickereien geschmückt.
Die Erde der Heimat wiegt mehr als das Gold der Fremde.
Sprichwort der Gagausen
Die GAGAUSEN: Für Liebhaber kurzer Texte
Mit Ausnahme der Basken gibt es in Europa kein Volk, über dessen Herkunft bis heute so viele Hypothesen aufgestellt werden wie über die Gagausen, gegenwärtig behaupten sich etwa zwanzig Hypothesen nebeneinander. so nehmen die einen Wissenschaftler an, dass sie Nachkommen der (vortürkischen und vorslawischen Urbevölkerung der Balkanhalbinsel sind, die andren, dass sie Slawen seien, die die türkische Sprache angenommen haben, ohne sich dem Islam zu unterwerfen, wieder andere, dass die Gagausen ihrem Ursprung nach Türken sind - Nachkommen der heute von der historischen Karte verschwundenen Seldschuken (oder Ogusen oder Kumanen). Zwischen 1806 und 1812 jedenfalls erfolgte as furcht vor den Verfolgungen des osmanischen Türken die erste Massenauswanderung der andersgläubigen Gagausen aus Bulgarien nach Bessarabien; dieser Landstrich zwischen Dnestr und Prus war nach dem zweiten Russisch-Türkischen Krieg zu Russland gekommen. Die grausame Unterdrückung durch die osmanischen Türken spricht auch aus vielen Volksballaden und historischen Liedern. Allerorts gesungen wird noch heute das Volkslied Mari Ljonka, der schönen jungen Gagausin, die als Gefangene ins Wasser der Donau ging, um sich ihren türkischen Peinigern nicht fügen zu müssen. - Die meisten Gagausen - etwas über einhundertsiebzigtausend - leben heute im Süden Moldawiens und um einige Tausend sind in Bulgarien, in Rumänien, in Griechenland und in der Türkei ansässig. - Unübertroffen sind die Gagausen Moldawiens in der Herstellung von Gebrauchsgegenständen, Ziergefäßen und Musikinstrumenten, für die sie ungewöhnlich gewachsene Kürbisse aushöhlen. Mit phantasiereichen altgagausischen Ornamenten schwarz bemalt, sind die hellgelben Kürbisgewächse echte Kunstwerke. - Die Sprache der Gagausen gehört zur ogusischen Gruppe der Turksprachen. Von allen anderen turksprachigen Völkern unterscheiden sich die Gagausen durch ihren im 15. Jahrhundert angenommenen und bis heute beibehaltenen christlich-orthodoxen Glauben, der auch in ihren Sprichwörtern zum Ausdruck kommt.
Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das
Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,
das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.
Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst, von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen:
* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.
* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.
* Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.
Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.
Hier fünfzig gagausische Sprichwörter:
(Bisher Unveröffentlicht)
Zwei Akrobaten haben nicht auf einem Seil Platz.
Das Auge sieht´s und schon will´s das Herz.
Einen hungrigen Bären ist leicht Tanzen lehren.
Unmöglich, dass der Bauch voll und das Brot heil ist.
So klein die Biene, so süß ihr Honig.
Die Birne fällt nicht weit vom Baum.
Einen Bissen zuviel kannst du getrost verschlucken, ein Wort zuviel solltest du nicht aussprechen.
Ein Bittgang ist keine Schmach, Diebstahl - eine Schande.
Ein Blümchen duftet, wenn´s erblüht, nicht wenn´s verwelkt.
Bitte nicht um Brot, wenn dein Bauch schon einem Tulum* ähnelt.
Mach keine Brücke aus dir, damit man nicht über dich hinweg schreitet.
In ein zu eilig Ding mischt sich gern der Teufel ein.
Am Ei suche keinen Griff.
Wenn du entgegengenommen, vergiss nicht zurückzugeben.
Ist ein Esel da, findet sich auch einer, der ihn sattelt.
Tu nicht so wichtig wie die Frau des Popen.
Bevor du auf dem Esel sitzt, baumele nicht mit den Beinen.
Den Faulpelz erkennt man am Gang.
Wenn sich die fünf Finger an einer Hand nicht gleichen, wie sollen dann zwei Brüder gleich sein.
Freundschaft beweist sich auf langem Marsch.
Die Frau ist kein Fetzen, nicht einfach wegzuwerfen.
Die Gastgeber decken, die Gäste essen.
Der Gebildete hat vier Augen.
Geduld haben heißt warten, bis der Zigeuner Pope wird.
Ein umgestürztes Gefäß ist nicht zu füllen.
Gespuckt ist gespuckt.
Wer Hafer aussät, kann nicht auf Weizen hoffen.
Jeder Hahn kräht am lautesten auf seinem eigenen Mist.
Kräht die Henne, gibt´s ein Unglück.
Zwei liebenden Herzen scheint die Scheune ein Schloss.
Streck dich nach der Höhe der Decke.
Iss mehr, tratsche weniger.
Manch alter Kater liebt junge Mäuse.
Wie der Kopf, so die Rasur.
Der Kopf tut´s, der Körper duldet´s.
Böses lehren ist dasselbe wie Böses tun.
Ein Märchen hat keinen Herrn.
Zünde wegen der Mäuse nicht die Miete an.
Zwei Melonen kann man nicht unter einem Arm tragen.
Wer sich einmal an Milch verbrühte, der pustet auch auf Prostokwascha**.
Der Barin*** schenkt Mitgefühl, aber kein bares Geld.
Wer allem nachjagt, wird alles verlieren.
Wer die Münzen gibt, bestimmt die Musik.
Von einem Schaf kann man nicht zwei Häute abziehen.
Wer im Sommer im Schatten auf der faulen Haut liegt, hat im Winter nichts zu nagen
und zu beißen.
Alle sterben, doch nicht alle werden beweint.
Balle auch im Streit die Hand nicht zur Faust.
Leichter zu Wohlstand zu kommen als zu Wohlbefinden.
Wer´s üppig hat, wünscht sich´s scheffelweise.
Man kann nicht zehnmal sterben.
* Tulum = Beutel aus Tierhaut für die Aufbewahrung von Flüssigkeiten / ** Prostokwascha = eine Art Quark / *** Barin = Herr.
Interlinearübersetzung aus dem Russischen von Gertraud Ettrich; gesammelt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller
Warenhaus im gagausischen Dorf Beschalma.
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang nicht nur Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt, sondern auch Märchen, Lyrik, Rätsel... – von den Völkern selbst, von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek.
Aus Freie Welt 11/1979: Das gagausische Märchen
Der Bojar und der Hirte
*
Es lebte einst ein Zar, der rief seine engsten Vertrauten zu sich und stellte ihnen drei Fragen:
Erstens: Wo befindet sich der Mittelpunkt der Erde?
Zweitens: Wie viel Sterne stehen am Himmel?
Drittens: Womit beschäftigt sich der liebe Gott?
Eifrig suchten die Bojaren nach Antworten auf diese Fragen. So viele Bücher und Folianten sie auch wälzten, nirgends fanden sie die Antworten.
Einer der engsten Vertrauten des Zaren war schlauer als die anderen: Er versammelte alle seine Untergebenen, das ganze Hausgesinde und die vielen Hirten und befahl ihnen ebenfalls nach den Antworten zu suchen. Plötzlich erschien einer der Hirten, der ärmste von ihnen, und verkündete: "Ich kann die Fragen beantworten!" - "Na, dann antworte", befahl der Bojar, "ich werde dich großzügig belohnen!" - "Nein", erwiderte der Hirte, "dem Zaren selbst will ich antworten."
Dem Bojaren blieb nichts anderes übrig, als sich damit einverstanden zu erklären und den Hirten zum Zaren zu führen. Schnell ließ man ihm einen neuen Anzug nähen, auch eine Kutsche fuhr vor. "Nein", sagte da der Hirte zu seinem Herrn, "mit einer Kutsche fahre ich nicht. Ich werde auf meinem Esel reiten, und der Zar soll mich so sehen, wie ich immer bin." Und der Hirte setzte sich auf seinen Esel und ritt hinter der Bojarenkutsche her zum Zaren.
Der Zar saß inmitten viele Leute auf einer kostbar glitzernden Bank und stelle allen der Reihe nach seine Fragen. Keiner vermochte zu antworten. Die Reihe kam auch an den Bojaren, der zusammen mit seinem hirten gekommen war. "Statt meiner", wandte er sich an den Zaren, "wird mein Hirte antworten." Der Zar war einverstanden und stellte seine erste Frage: "Wo befindet sich der Mittelpunkt der Erde?" Nachdem der Hirte von seinem Esel gesprungen war und mit seinem Hirtenstab vor der Nase des Zaren auf den Boden geklopft hatte, sprach er: "Hier ist der Mittelpunkt der Erdkugel, und wenn du es nicht glaubst, liebes Väterchen Zar, miss selbst."
Der Zar stutzte und stelle die nächste Frage: "Sag, mein guter, wie viel Sterne stehen am Himmel?" - "Am Himmel", antwortete der Hirte, "sind genau so viele Sterne, wie mein Esel Haare hat, und wenn du es nicht glaubst, Väterchen Zar, kannst du selbst noch einmal nachzählen."
"Prachtvoll der Hirte", riefen die Vertrauten des Zaren. Der Zar stellte seine letzte Frage: "Sag an, mein Lieber, womit beschäftigt sich der liebe Gott?" - "Was soll er denn schon tun?" fragte der Hirte schnell. "Wessen Reichtümer schon groß genug sind, wie beispielsweise die euren, dessen Reichtümer vermehrt er noch, doch dem, der nichts hat, wie beispielsweise ich, dem nimmt er noch das Letzte." - "Recht gesagt", riefen die anwesenden Hirten.
Der Zar wusste nichts darauf zu sagen. Endlich fragte er: "Und wenn wahr ist, was du sagst, was sollen wir dann tun?" - "Was zu tun ist, weiß ich nicht", antwortete der Hirte, "doch weiß ich, dass wir Armen weder von Gott noch von einem Zaren Gutes haben."
*
Aus dem Russischen übersetzt von Johann Warkentin, gesammelt von Gisela Reller
Das gagausische Lyrische Volkslied Oglan (erschienen in FREIE WELT 11/79):
Oglan, Oglan, umarme mich!
Ich wob mein Haar zur Decke für dich.
Wie schön bist du, Oglan, Oglan!
Ich liebe dich, komm her zu mir.
Du bist so schön, ich lechze nach dir.
Dein feuriger Blick versenkt mir das Herz
Ich warte auf dich, vergehe vor Schmerz.
Oh komm doch, komm, umarme mich fest.
Den roten Fez aufs Haupt dir setz.
Oglan, Oglan, so hör mich doch an,
du schöner Hirte, du prachtvoller Mann!
Oglan, Oglan, jetzt säume du nicht.
Ich wob mein Haar zur Decke für dich.
Aus dem Russischen übersetzt von Johann Warkentin, gesammelt von Gisela Reller
1940 wurde Bessarabien an die Sowjetunion angeschlossen. Aufgrund der lange andauernden Nachbarschaft mit den Bulgaren hat das geheimnisvolle Volk der Gagausen, das eine Turksprache spricht, aber christlich ist, viel vom Lebensstil und den Traditionen der Bulgaren übernommen.
Die Gagausen musizieren und tanzen für ihr Leben gern: Mitglieder des Volkskunstensembles
"Djus Awa" in Comrat.
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Gagausisches Rätsel "mit Schwänzchen"
(erschienen in FREIE WELT 11/79):
1 3 3 3 5 5 5 19 = 44
Streiche drei Zahlen so aus, dass die sich ergebenen Zahlen addiert die Summe von 25 ergeben.
(Streiche zweimal die Fünf und das "Schwänzchen von der 9 so, dass eine Null übrigbleibt:
1 3 3 3 5 10 = 25)
Abergläubisches der Gagausen
(erschienen in FREIE WELT 11/79):
Wenn...
... deine Fingernägel weiße Querstreifen bekommen, werden dir viele Lämmer geboren.
...dir Nase und Augen jucken, wirst du bald bittere Tränen vergießen
... es dir zwischen den Brauen juckt, wirst du dich bald vor jemandem schämen müssen.
... dein rechtes Ohr klingt, gedenkt jemand deiner Güte.
... dir unterwegs ein Ochsenpaar begegnet, erwartet dich Gutes, läuft dir ein Hase über den Weg,
mache dich auf Böses gefasst.
"Von den teilweise grotesken Klischees über Moldova [und Gagausien] sollte man sich nicht abschrecken lassen. Das sympathische Land bietet kulturinteressierten und naturverbundenen Touristen viele besuchenswerte Ziele."
Frieder Monzer/Timo Ulrichs in MOLDOVA
Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den GAGAUSEN:
Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de
* KATEGORIE REISELITERATUR/BILDBÄNDE: Britta Wollenweber/Peter Franke (Redaktion), Moldowa, Land am Dnestr, Aus dem Russchen von Rita Schick, Valentina Dwinskaja, Nelli Soghomonian. Mit zahlreichen Fotos. Wostok Verlag, Berlin 2004.
"Dieses ´Spezial´, vorrangig von Moldawiern [Moldauern] geschrieben, ist sehr kenntnis- und aufschlussreich: Es behandelt - die Multinationalität Moldowas. (Mihai Mihailov schreibt über Ukrainer, Russen, Juden, Zigeuner, Armenier, Polen, Türken, GAGAUSEN, Deutsche, Iraner, Litauer, Letten, Bergjuden, Pakistaner, Griechen, Tschetschenen, Bulgaren, Tataren, Belarussen, Esten und Moldawier - nur 64 Prozent der Gesamtbevölkerung - sogar Afrikaner haben in Moldowa eine Landsmannschaft - sind Moldawier.)
In: www.reller-rezensionen.de
* KATEGORIE BELLETRISTIK: Ilja Mitrofanow, Der Zeuge, aus dem Russischen von Ingeborg Schröder, Verlag Volk & Welt, Berlin 1996.
"Mit der Sowjetmacht, hofft das einfache Volk Bessarabiens - Moldauer, Kleinrussen, Bulgaren, Gagausen - komme die Macht des Volkes, zum Wohle des Volkes. Rein äußerlich stellt sich die Sowjetisierung im Ort Kotlowina so dar: Auf dem Marktplatz wird das Carol-Denkmal gegen ein Denkmal des Führers aller Völker ausgetauscht, das Restaurant "Ocol vietii" in "Teestube" umbenannt, `obwohl die einfachen Leute hier nie Tee tranken´, das einzige Bild des rumänischen Königs gegen zwei Reihen Stalin-Bilder an jeder Wand ausgewechselt, `wie Ikonen in der Kirche´. Danach geht es `bei der Wiedervereinigung des bessarabischen Volkes mit der Mutter Russland´ so richtig zur Sache: Bevormundung und Einmischung, Beschneidung bescheidenster individueller Freiheiten, Abgaben über Abgaben, häufig zur persönlichen Bereicherung des sowjetischen Genossen `Stadthalters´ und seiner Familie, die bald schon ein fettes Leben führt."
In: www.reller-rezensionen.de
Literaturhinweise (Auswahl)
* Hannes Hofbauer/Viorel Roman, Bukowina, Bessarabien, Moldawien, Vergessenes Land zwischen Westeuropa, Rußland und der Türkei, Editon "Brennpunkt Osteuropa", PROMEDIA, Wien 1993.
Die Autoren haben sich auf historische Fährtensuche begeben. Den Ursachen der ständig wechselnden geistigen und politischen Einflüsse und der territorialen Zersplitterung in dieser südosteuropäischen Region gehen sie bis zur österreichischen Besetzung der Bukowina und dem Russisch-Türkisch-Österreichischen Krieg am Ende des 18. Jahrhunderts nach, analysieren die Rolle Rumäniens seit seiner Staatsgründung Ende des vorigen Jahrhunderts und beschreiben die Folgen des Hitler-Stalin-Paktes für diesen Teil Europas. Die Verschiedenartigkeit des Lebensalltags in Städten wie Czernowitz und Kischinjow (Chişinǎu) wird an Hand von Reportagen vermittelt, die den aktuellen ethnischen Konflikten und wirtschaftlichen Schwierigkeiten der sich neuordnenden Gesellschaft Platz einräumen.
* Frieder Monzer/Timo Ulrichs, MOLDOVA, Mit Chişinǎu, ganz Bessarabien und Transdnestrien, Trescher Verlag, Berlin 2013.
Das ist der erste deutschsprachige Reiseführer über Moldova (Republik Moldau, ehemalige Sowjetrepublik Moldawien). Ein typischer Trescher-Reiseführer - gut geschrieben und unschlagbar informativ.
Bibliographie zu Gisela Reller
Bücher als Autorin:
Länderbücher:
* Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern, Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
Biographie:
* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.
... als Herausgeberin:
Sprichwörterbücher:
* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.
* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.
* Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.
Aphorismenbuch:
* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.
... als Mitautorin:
Kinderbücher:
* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.
Sachbuch:
* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.
* Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Herausgegeben von Leonhard Kossuth unter Mitarbeit von Gotthard Neumann, Nora Verlag 2008.
... als Verantwortliche Redakteurin:
* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.
* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.
Die erste Ausgabe von HANDSCHLAG liegt vor. Von links: Dr. Gotthard Neumann, Leonhard Kossuth (Präsident), Horst Wustrau, Gisela Reller, Dr. Erika Voigt (Mitarbeiter des
Kuratoriums zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V.).
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:
Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:
„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“
B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:
"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und Gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."
Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:
"(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"
Neue Zeit vom 18. April 1983:
„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“
Der Morgen vom 7. Februar 1984:
„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“
1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solibasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.
Foto: Alfred Paszkowiak
Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:
"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“
Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen in der Zeit von 1981 bis 1991.
Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:
„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“
Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:
„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“
Das Magazin Nr. 5/88.
"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."
Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .
Zeichnung: Egbert Herfurth
FÜR DICH, Nr. 34/89:
"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."
Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:
"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."
Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:
„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch
Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.
Die
GAGAUSEN wurden am 29.01.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.Die Weiterverwertung der hier veröffentlichten Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen, Fotos, Zeichnungen, Illustrationen... ist nur mit Verweis auf die Internetadresse www.reller-rezensionen.de gestattet - und mit korrekter Namensangabe des jeweils genannten geistigen Urhebers.
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring