Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

 

Wir sind EWENEN: Die Familie des Rentierzüchters Chonkan.

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Foto: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden. 

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

 

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Sibirien zu bereisen und auch die Ewenen kennenzulernen, sei Ihnen der Reiseveranstalter ? empfohlen; denn – so lautet ein ewenisches Sprichwort -

 

Reisen ist keine Flucht.

 

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Die EWENEN… (Eigenbezeichnung: lamuten = Meerleute)

 

… früher Lamuten sind eine Völkerschaft des hohen Nordens, die in einigen Rayons der Gebiete Kamtschatka und Magadan lebt sowie im Nordosten Jakutiens (heute: Republik Sacha).  In der älteren Literatur über Sibirien findet man oft die Bezeichnung „Tungusen“. Unter diesem Begriff waren lange Zeit zwei Völkerschaften zusammengefasst: die Ewenken und die Ewenen. Heute wird „Tungusen“ nur noch im historischen Sinne verwendet; denn es ist erwiesen, dass Ewenken und Ewenen, die in enger Nachbarschaft mit den Jakuten, den Tschuktschen, den Korjaken und den Jukagiren leben, zwar verwandte, aber verschiedene Völker sind.

„Ein gutmütiges und gastfreies Wesen pflegt ihnen eigen zu sein.“

Geographisches Handbuch zu Andree´s Handatlas, herausgegeben von Richard Andree, 1882

Bevölkerung: Im 17./18. Jahrhundert gab es etwa 4 800 Ewenen. Wie war diese Zahl zu ermitteln, da die Ewenen kreuz und quer durch die Taiga zogen? Nachdem die Kosaken nach Jakutien vorgedrungen waren, entstanden viele Handelsplätze. Dort tauschten die Einheimischen, von den „weißen Männern“ kräftig übers Ohr gehauen, Pelze gegen Nähnadeln, Messer, Mehl, Tuch, später auch Gewehre und Munition. Doch vorher hatte jeder Jäger seinen Jassak zu zahlen – die Steuer für den Zaren, gewöhnlich drei Zobelfelle. Diese Jäger waren exakt registriert. Zugleich war bekannt, dass jeder von ihnen im Schnitt vier Menschen (Frau und Kinder) zu versorgen hatte. So konnte man die Zahl der Mitglieder der einzelnen Völker recht genau berechnen. Allerdings wurden die Ewenen sehr bald stark dezimiert, vor allem durch die Pocken. Außerdem starben in der sehr langen und kalten Winterzeit nicht selten ganze Familien an Unterernährung und Hunger, wenn sie im Sommer nicht genug Fleisch erbeuten und trocknen konnten, und auch die Winterjagd schlecht ausfiel. - Nach   der   Volkszählung von  1926   zählten die   Ewenen 2 044 Angehörige;  1939   wurden 9 674 Ewenen  gezählt; 1959   waren  es 9 023  Ewenen;  1970  gleich 11 819; 1979 gleich 12 215; 1989 gleich 17 055; 2002 gleich 19 071;  nach der letzten Volkszählung von 2010 gaben sich 22 383 Personen als Ewenen aus. Der Begriff „Ewen“ wird entweder mit den frühen Rentierzüchtern „uwan“ verbunden oder mit einem ewenischen Wort aus den östlichen Dialekten der Ewenen, das „Hiesiger“ bedeutet.  

Fläche: Die Ewenen, die keine eigene nationale Staatlichkeit haben, sind in kleinen Ansiedlungen über eine sehr weite Fläche verstreut.

Geschichtliches: Im 7. Jahrhundert besiedelten die Uwanen – tungusische Stämme, Vorfahren der Ewenen – die Bergregion östlich des Baikal. Vor etwa achthundert Jahren stieß eine große Gruppe von ihnen an der mittleren Lena, etwa in dem Raum, in dem heute die Stadt Jakutsk liegt, auf andere sibirische Stämme. Im Verlaufe eines langen Prozesses, in dem vor allem tungusische und jakutische Elemente miteinander verschmolzen, entstand eine neue Völkerschaft mit eigener Sprache und Kultur – die Ewenen. 1632 gründeten über die Lena hinaus vorgedrungene Kosaken die Stadt Jaskutsk; Jakutien wird an Russland angeschlossen. – Im 18. Jahrhundert beginnen russische Wissenschaftler das Land östlich und westlich der Lena zu erforschen, dabei wird zum ersten Mal die Lebensweise der Ewenen und Ewenken studiert. Zugleich versuchen russische Missionare, die Ewenen zu christianisieren. – bis 1917 leben die Ewenen wie alle nordsibirischen Völker im Übergang von der Urgesellschaft zur frühen Klassengesellschaft. Vorherrschend ist Gemeineigentum, aber es bildet sich auch eine Kaste reicherer Häuptlinge heraus. – 1918 wird in Jakutien die Sowjetmacht errichtet, zwei Monate später von Koltschaktruppen wieder gestürzt. Im Dezember 1919 siegt die Sowjetmacht endgültig. – In den 50er Jahren wurde zufällig ein Stamm von Kolyma-Nomaden entdeckt, der zur Völkerschaft der Ewenen gehört. Der Stamm lebte noch nach der Gentilordnung, an seiner Spitze stand der Stammesfürst. Nach vier Jahrzehnten Sowjetmacht fanden Pelzaufkäufer diesen Stamm von Analphabeten, vom Aussterben bedroht. Aus den Erzählungen der Ewenen ergab sich folgendes: Anfang der 20er Jahre, als in Jakutien noch der Bürgerkrieg tobte, wurden Weißgardisten an die Eismeerküste gedrängt. Sie ließen ihren Zorn an die Ureinwohner aus, überfielen Nomadenlager, metzelten Rentierhirten nieder und drohten, jeden zu töten, der sich der Sowjetmacht anschloss. Der eingeschüchterte Ewenenstamm verließ seine angestammten Gebiete und zog nach Nordosten in die unwegsamen Kolyma-Berge, wo er möglichst jeden Kontakt zur Außenwelt zu vermeiden suchte. „Die ganze Zeit litten wir Hunger“, berichtete der Stammesfürst, der sich den Namen Nikolai Buldukin gegeben hatte. „Aber unsere Rentiere hüteten wir wie unseren Augapfel. Ohne sie wären wir verloren gewesen.“ Der Stammesfürst kannte Taiga und Tundra wie kein anderer und genoss große Autorität. So vermochte er, den Stamm zusammen zuhalten. Wenn er mit einer Gruppe von Jägern eine Siedlung aufsuchte, um Pelze gegen Waffen, Munition, Tee und Salz einzutauschen, übte er äußerste Vorsicht. So behauptete er in Jakutien, sie kämen von der Tschuktschen-Halbinsel und auf der Tschuktschen-Halbinsel bezeichnete er Jakutien als ihr Stammesland. Zu diesem Ewenen-Stamm gehörten 143 Ewenen, sie besaßen 27 Jarangas und 2 400 Rentiere. Der Stammesfürst begriff als einer der ersten, welchen Nutzen das neue Leben seinem Stamm bringen könnte. Er starb 1967 im Alter von 74 Jahren und hinterließ neun Kinder von drei Frauen, einundzwanzig Enkel und acht Urenkel.

Staatsgefüge: Die Ewenen haben keine eigene nationale Staatlichkeit.

Verbannungsgebiet: Ewenen leben auch in der Region Krasnojarsk, gegründet am 7. Dezember 1934; die Indigenen sibirischen Völker machen in dieser Region weniger als ein Prozent aus. - Mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn hatte die Besiedlung der Region stark zugenommen. In der Stalin-Ära befanden sich zahlreiche Lager des GULAG in der Region. Für den Bau der Transsib wurden 100 000 bis 120 000 Menschen, hauptsächlich GULAG-Häftlinge eingesetzt. - Von ganz besonderem Massencharakter waren  Überführungen nach Krasnojarsk in den Jahren 1936-1938. Aus Igarka wurden sogar Kinder nach Krasnojarsk abtransportiert, deren Eltern in der Verbannung umgekommen waren. Diese Kinder blieben in Krasnojarsk weiter im „Verbannungszustand“.

 

Wirtschaft: Die Ewenen sind vorwiegend Jäger, beherrschen aber auch die Zucht von Rentieren, die sie als Last- und  Reittiere benutzen.

"Wilde Rentiere fangen! Das bringen nicht einmal die Jakuten und Lamuten [Ewenen] zuwege.

Herbert Wotte in: Die Insel der bösen Geister, 1970

Außerdem sind die Ewenen leidenschaftliche Fischer. Ihre Waffen waren Pfeil und Bogen, Spieß und Harpune. Sie nomadisierten in recht kleinen Gruppen von vier bis fünf Familien. - Den Ewenen ist seit alters auch das Schmiedehandwerk vertraut. - 1923 wurden Jagdgenossenschaften gegründet, später Kooperativen. Damit und durch die Ausstattung mit modernen Waffen und Geräten für die Jagd und die Fischfang erhielten die Ewenen reale Grundlagen, den Hunger, der sie stets begleitete, zu besiegen. – 1929 war der Beginn von Rentierzucht-Kolchosen. In diesem Prozess entstanden immer mehr Dörfer. Es begsann die Sesshaftmachung der Ewenen. – 1985 begannen einige Kolchosen mit der Rinderzucht, die unter den Bedingungen des hohen Nordens besonders kompliziert ist. - Seit dem Untergang der UdSSR erfolgt eine verstärkte Verdrängung rentiernomadischer Wirtschaftsgruppen von ihren Weidegründen durch die verstärkte Nutzung der reichen Erdölvorkommen in Nordsibirien.  - An vielen Flüssen Jakutiens und der östlichen Küstenbezirke wird in den 1990er Jahren Gold gefunden. Die Ewenen ziehen sich deshalb weiter in die Berge zurück.

Verkehr:  Von 1960 bis 1975 wurden alle Orte durch Fluglinien verbunden; gebräuchlichstes Verkehrsmittel ist der Hubschrauber. Die meisten Dörfer haben Funkverbindung.

Sprache/Schrift: Die Sprache der Ewenen, die in zahlreiche Einzeldialekte zerfällt, gehört wie das Ewenkische zur tunguso-mandschurischen Sprachfamilie. – Bis zum Jahr 1932 besaßen die Ewenen keine Schriftsprache. Einzelne ewenische Texte waren von russischen Forschern mit russischem Alphabet aufgezeichnet worden, zum Beispiel ein lamutisch [ewenisch]-russisches Wörterbuch im Jahr 1925. Das Alphabet für die ewenische Sprache auf lateinischer Grundlage war 1932 von der „1. Gesamtrussischen Konferenz zur Entwicklung der Sprachen und des Schrifttums der Völker des Nordens“ bestätigt worden.  Im Jahr 1936 wurde das  kyrillischen Alphabet eingeführt. Das phonetische System der ewenischen Sprache verfügt über achtzehn Vokale und achtzehn Konsonanten. Eine charakteristische Besonderheit der ewenischen Sprache ist die Übereinstimmung von Konsonanten am Anfang und Ende der Worte. Seit 1932 werden Lehrbücher in ewenisch herausgegeben, 1959 erschienen die ersten Gedichte des in Jakutsk lebenden ewenischen Lyrikers Wassili Lebedew (geboren 1932). – Die Ewenen gehören zu den 43 Völkern der Sowjetunion, die erst in den Jahren der Sowjetmacht eine eigene Schriftsprache erhielten. Der Schriftsprache der Ewenen liegt die olische Mundart zugrunde.

Literatursprache/Literatur: Das Ewenische verfügt über eine reiche Folklore. Im Laufe der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts traten unter den Studenten des Instituts der Völker des Nordens in Leningrad die ersten Ewenen-Autoren in Erscheinung, einer von ihnen ist Wassili Lebedew (geboren 1932), dessen Gedichte seit 1959 veröffentlich werden. – Die Literatursprachen der Ewenen sind Jakutisch und Russisch.

Bildung: 1971 ist in allen Teilen Jakutiens die Einführung der Zehnklassenschule abgeschlossen.

Kunst/Kultur: Die Ewenen leben in enger Nachbarschaft mit den Jakuten, den Tschuktschen, den Korjaken und den Jukagiren, weshalb es im Alltag und in der Kultur der Ewenen durchaus Züge gibt, die sie mit diesen Völkern verbinden. - In Esso, einem ewenischen Dorf auf Kamtschatka, gibt es ein liebevoll eingerichtetes ethnographisches Museum, in dem viele Exponate der Kultur und Tradition der Ewenen, Itelmenen und Korjaken gezeigt werden. – Im Ort Anavgaij auf Kamtschatka befindet sich der historische Feierplatz der Ewenen, der „Menendeg“. – Berühmt ist der Holzschnitzer Oleg Kotschetkow, dessen Werke von Legenden und Märchen der Ewenen beeinflusst sind.

Gesundheitswesen: Da alle Orte durch Fluglinien verbunden sind, ist überall schnelle medizinische Hilfe möglich. - – 1997 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei den Männern 45, bei den Frauen 54,6 Jahre.

 

Längst sind nicht mehr alle Ewenen in angestammten Berufen tätig: die ewenische Ärztin Maria Pawlowa.

Foto: Harry Gelhar

 

Klima: In den meisten Regionen Sibiriens herrscht ein ausgeprägtes Kontinentalklima: Verhältnismäßig heiße Sommer (bis  plus 40 Grad) werden von extrem kalten Wintern (bis minus 72 Grad) abgelöst. Oft wird das Land bis zu neun Monate von einer Schneedecke bedeckt. Weite Teile Sibiriens werden von Permafrostböden eingenommen, die in der warmen Jahreszeit nur oberflächlich antauen; Tau- und Regenwasser können dort nicht versickern. Etwa ein Drittel Sibiriens hat lückenlosen Dauerfrostboden, vor allem die Republik Sacha (Jakutien) und deren nordwestliche und nordöstliche Nachbargebiete. Nur der äußerste Südwesten und schmale Gebietsstreifen am mittleren Amur und an der Pazifikküste haben keinen Dauerfrostboden. Der Kältepol der bewohnten Welt befindet sich im ostsibirischen Oimjakon, in Jakutien. Hier leben außer Jakuten auch Ewenen.

„Gerade im hohen Norden zeigt sich, wie verheerend die Auswirkungen des Klimawandels sein können. Nördlich des Polarkreises leben mehr als dreißig [vierzig bis fünfzig] indigene Völker – viele davon in Sibirien – von der Jagd, der Rentierhaltung, vom Fischfang und vom Sammeln. Über Jahrhunderte konnten sie ihre Lebensweise den sich wandelnden Umweltbedingungen anpassen. Jetzt droht den rund vierhunderttausend Ureinwohnern die Vernichtung ihres arktischen Lebensraums. Denn hier vollzieht sich der Klimawandel, der in erster Linie in den Industriestaaten verursacht wird, zwei- bis dreimal schneller als im globalen Durchschnitt. Höhere Temperaturen lassen das ewige Eis schmelzen und verändern die Lebensbedingungen für Mensch und Natur. Die Folgen: Die Ureinwohner müssen zusehen, wie ihre Jagdbeute ausstirbt und wichtige Pflanzen nicht mehr wachsen. Die schützende Schneedecke schmilzt zu früh, so dass die Rentiere nur noch verkümmertes Rentiermoos vorfinden. Menschen sterben, weil vertraute Wege auf dünnerer Eisdecke nicht mehr sicher sind. Ganze Dörfer mussten schon aufgrund von Küstenerosion und Stürmen umgesiedelt werden.“

Verein pro Sibiria e. V., München

Natur/Umwelt: Sibirien gliedert sich von Norden nach Süden in Tundra, Taiga, Waldsteppe und Steppe. Die Tundra ist meist flach. Dort wachsen vor allem kleine Sträucher, Gräser, Polster- und Moospflanzen und Flechten. Die Taiga ist weitgehend flach. Dort gibt es Nadelwälder, Sümpfe und Torfmoore. Im Westen dominieren Fichten und Kiefern, im Osten Lärchen. Die Waldsteppe ist eben und flachwillig. Hier gibt es oft Erosionen, und die Schneedecke ist sehr dünn. In der Steppe gibt es viele Gräser und Kräuter, in der Waldsteppe kommen vor allem Birken vor.

Pflanzen- und Tierwelt: Zu den Säugetieren Sibiriens zählen in der nördlichen Tundra Rentiere, Eisbären, Walrösser, Robben, Lemminge und Polarfüchse. In der Taiga trifft man auf Braunbären, Schwarzbären, Wölfe, Zobel, Eichhörnchen, Iltisse, Hermeline, Füchse, Otter, Luchse, Elche, Hasen, Wildschweine, Dachse, Vielfraße und viele Vogelarten.

"Im Zusammenhang mit der Erwärmung verbreiteten  sich im Hohen Norden auch Tiere, die es früher hier nicht gab. in den Tundren sieht man immer häufiger Elche, und der Rotfuchs drang in den letzten vierzig, fünfzig Jahren mehr als hundert Kilometer nach Norden vor.

 Sawwa Uspenski in: Tiere in Eis und Schnee, 1983

Behausungen: Bei den Ewenen des Ochotsker Küstengebietes waren im 18. Jahrhundert noch Erdhütten verbreitet mit Eingang durch die Rauchöffnung. Später waren bei den Ewenen zwei Arten der Behausung üblich: der ewenkische Tschum und die tschukotkisch-korjakische Jaranga.  – Das Renfell diente den Ewenen Jahrhunderte als Universalwerkstoff, aus dem sie Kleidung, Behälter, Sättel, Schlafdecken, Riemenzeug und Fellmatten herstellten, mit denen sie ihre Tschums bedeckten und auslegten. - Seit 1975 leben die meisten Ewenen in festen Häusern mit Strom, Wasserleitung und Fernheizung.

Ein ewenischer Tschum, sommers mit Birkenrinde bedeckt, winters mit Rentierfell.

Foto: Detlev Steinberg

Ernährung: Viele Nordvölker essen Fleisch und Fisch roh, Eskimo z. B. heißt Rohfleischesser. Ein Gericht aus rohem Fleisch bzw. Fisch heißt Stroganina: Frisches, noch fast dampfendes Fleisch, das bereits im Frost gehangen hat, aber noch nicht gefroren ist und deshalb den Fleischsaft noch nicht verloren hat, wird in lange, dünne Streifen geschnitten. Wird das frisch geschlachtete Fleisch vom Ren oder vom Rind nicht gewürzt, auch nicht gesalzen, so dass der ungewöhnlich feine und leicht süßliche Geschmack erhalten bleibt, kann man Stroganina mit den scharfen Kräutern des hohen Nordens wie Löffelkraut (ähnelt dem Meerrettich), See- und Flusskresse und sibirischer Lilienwurzel im Geschmack verfeinern. Zu Stroganina reicht man gefrorene, eingesäuerte oder eingeweichte Sumpfbrombeeren oder Krähenbeeren. – Einen Teil der Ren-Hufe übrigens kaufen die Hausfrauen, sie kochen daraus zusammen mit Fleischstückchen eine schmackhafte Sülze. (Die Innereien, die Köpfe, das in kleinen Gruben gefrorene Blut erhalten die Silberfuchsfarmen.) [Wir labten uns auf unserer Reportage-Reise an Renzunge und Renblutwurst (ohne Salz).]

Kleidung: Ihre Kleidung nähen die Ewenen meist aus Fellen frisch geborener Renkälber. Vom Rentier wird buchstäblich alles verwendet. Zuerst wird das Fell der Läufe abgestreift. Daraus nähen die Eweninnen Torbasen, das sind warme Fellschuhe für Taiga und Tundra. Noch heute tragen die Hirten Kleidung, Mützen und Handschuhe aus Rentierfell. Die Bekleidung der Ewenen ähnelte der Bekleidung der Ewenken. Sie war entlang der Nähte bestickt und an den Ärmeln und am Saum. Das sollte die bösen Geister davon abhalten, in diese Bekleidung „einzudringen“. Die Ornamentik bestand meist aus geometrischen Mustern, sie sollte ein Gefühl der Selbstsicherheit und Unverwundbarkeit verleihen.

Sommerkleidung der Ewenin: Das Obergewand ist aus leichtem Pelzwerk (meist Rentierfell) gefertigt und stets reich verziert. Der Brustlatz hat eine für die Frauenkleidung typische Trapezform. Auch die Haube ziert reiche Perlenstickerei in typisch ewenischer Ornamentik.

Foto von Wolfgang Gregor aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

Folklore: In der ewenischen Folklore besaßen Märchen und Heldensagen eine große Bedeutung. Unter diesen Sagen sind jene besonders interessant, die von heldenhaften Frauen erzählen, die in Wettkämpfen Männer besiegen. - In der traditionellen Volkskunst der Ewenen nahm der Reigentanz „Seedje" einen besonderen Platz ein, er hatte auch eine religiöse Bedeutung. Solche kollektiven Reigentänze wurden im Frühling und im Sommer bei den traditionellen alljährlichen Zusammenkünften getanzt. In den musikalischen Traditionen der Ewenen dominieren die individuellen, improvisierten Lieder und Tänze. Zum Beispiel singt man von Pilzen, vom Schlaf und vielen Alltagsverrichtungen. Man improvisiert Lieder zu den verschiedensten Anlässen - so zur Begrüßung von Gästen, oder zur Preisung des Gastgebers. Man verschenkt auch Lieder. Tänze werden oft von Liedern und auch mit Elementen der Pantomime begleitet.

Feste/Bräuche: Seit eh und je gilt bei den Ewenen das „Nimat“. Das ist eine aus der Urgesellschaft stammende strenge Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe. Danach muss jeder Jäger die jeweils erste Beute dem Jagdgenossen oder seinem Nachbarn im Lager schenken. Dieser Brauch wird heute noch beachtet. Das erste wilde Ren, den ersten Zobel, Marder, Nerz erhält der Nachbar. Aber: gute Jäger bleiben sich auch im „Nimat nichts schuldig“. - Der Hochzeitsbrauch bei den Ewenen war dem ewenkischen ähnlich. Für die Braut wurde ein Brautgeld bezahlt - man nannte es „Tori". Nach der Bezahlung des Brautgeldes brachten die Eltern der Braut und andere Verwandte die Braut mit "em Tori" zu den Eltern des Bräutigams. Die Braut umfuhr drei Mal, in der Richtung, wie sich die Sonne am Himmel bewegt, den Tschum, und erst dann wurde sie von ihren Eltern dem Bräutigam übergeben. Nach der Befolgung dieses Brauchs betrat die Braut den Tschum, wo bereits ein neuer Vorhang für das junge Paar aufgehängt war. Die Braut holte dann ihren Kochkessel hervor und kochte darin als erste Amtshandlung als Ehefrau Rentierfleisch. Die Mitgift wurde außen am Tschum aufgehängt, damit sie alle sehen konnten. - Wurde ein Kind geboren, so ordnete man ihm aus der Herde eine bestimmte Anzahl von Tieren zu. War es ein Mädchen, so bekam es als Mitgift jene Herde, die sich inzwischen durch die Geburt von weiteren Tieren gebildet hatte. - Im traditionellen ewenischen Kalender begann ein jeder Monat mit dem Neumond. An den Tagen der Sonnenwende öffnete sich die Tür in die „obere" Welt. Als ihr irdischer „Vorhof" dienten zwei Lärchen, zwischen denen eine Schnur gespannt wurde, an denen Haarbüschel des heiligen Rentiers aufgehängt waren. Bei diesem Kalenderbrauch verwandelte sich ein Mensch, der dieses „Himmelstor" durchschritten hatte, sozusagen in ein „Vogel-Rentier“. - Auf Kamtschatka im Dorf Esso gibt es ein Ethnographisches Museum der Ewenen. Hier hat der Besucher die Möglichkeit, in den Werkstätten der Meister traditionelle Erzeugnisse des Kunsthandwerks zu bewundern und zu erwerben und sich über den Alltag und die Lebenssituation der Einheimischen von Kamtschatka (Korjaken, Itelmenen, Ewenen) zu informieren.

Religion: Die Ewenen waren eines der am vollständigsten zum Christentum bekehrten nordischen Völker, befördert durch eine aktive Missionstätigkeit. In den Siedlungsgebieten der Ewenen wurden russisch-orthodoxe Kirchen und Kapellen errichtet. In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts gab der Oberpriester Popow in ewenischer Sprache Gebettexte, das Evangelium und eine „Tungusische Fibel" heraus. Im 19. Jahrhundert hatte das Christentum praktisch alle Lebensbereiche der Ewenen erfasst: die Geburt, die Ehe, den Tod, das Verhalten im Alltag, die Ausübung der Bräuche, die Feste - alles wurde von den russisch-orthodoxen Traditionen geregelt. Das äußerte sich auch darin, dass in ihren Behausungen, egal welcher Art sie waren, Ikonen einen Ehrenplatz hatten. Wurde die Behausung zum Weiterziehen abgebaut, so wurden die Ikonen auf einem für diese Zwecke speziell ausgewählten Rentier zum neuen Wohnort getragen. Im 20. Jahrhundert, in der Zeit der antireligiösen Propaganda,  fanden die Ewenen zu ihren alten, traditionellen, naturverbundenen Bräuchen zurück, z. B. zum Schamanentum mit Geistervorstellungen, dem Kult von den „Herren“ der Natur (der Taiga, des Feuers, des Wassers, der Sonne); angebetet wurde auch der Geist der Stützrippen des Tschum und der Geist des Tamburins, der Schellentrommel. Bei den ewenischen Rentierzüchtern gab es drei heilige Dinge: das Rentier, das Feuerzeug und den Tamburin. Weit verbreitet war die so genannte Wargan-Subanka. Das ist ein sehr kleiner Tamburin, den man zwischen die Zähne klemmt, ihn  benutzen die Frauen. - Wie bei vielen sibirischen Völkern galt bei den Ewenen der Bär  als heiliges Tier, weshalb der Bärenkult weit verbreitet war.

„Der Schamane stellt eine unentbehrliche Instanz im Bewusstsein der nördlichen Völker dar. Nur er vermag mit den Mächten der Natur, den `guten´ und den `bösen´ Geistern, zu verkehren. Ob Hochzeit oder kriegerische Auseinandersetzung, Geburt oder Tod, Krankheit oder Genesung – kein existentielles Geschehen, das nicht begleitet wurde von seinem Wirken. Durch Trance und Ekstase versetzt er sich in einen Zustand, der es ihm gestattet, in eine dem gewöhnlichen Menschen verborgene Realität vorzudringen und besondere geheime Kenntnisse zu erwerben. Zu diesem Zustand verhilft ihm ein Ritual, das „Kamlanije" - Schamanensitzung - heißt. (…) Die nördlichen Völker sehen in ihm [dem Schamanen] einen Erlöser, weil er die Gabe hat, einen Zustand zu erlangen, in dem die Seele den irdischen Körper (die Mittelwelt) verlässt und zum Himmel (in die Oberwelt) auf- oder unter die Erde (in die Unterwelt, wo die dunklen Mächte herrschen und sich die Seelen der Toten aufhalten) hinabsteigt. In diese Welten gelangt seine Seele jedoch nicht aus eigener Kraft, sondern nur mit Hilfe von Geistern.“

Tatjana Kuschtewskaja in : Mein sibirischer Flickenteppich, 2004

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind: 1997 beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung der Eskimos bei den Männern 45, bei den Frauen 54,6 Jahre. - Der Zerfall der UdSSR und die ökonomischen Umwälzungen zeitigten zunächst nur negative Folgen. Der Staatshaushalt als Finanzquelle hatte ausgedient, die Mittel, die einst aus Moskau flossen, versiegten. Die „kulturellen, hauswirtschaftlichen, staatlichen, medizinischen, Handels- und Transportdienste sind zerstört“, stellte das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) 1997 fest. Das UNDP will nun Abhilfe schaffen. Seine Mitarbeiter wollen die Rentierzüchter lehren, marktwirtschaftlich zu denken und Gewinne zu erzielen. Sie glauben, dass auch die Rentierzucht profitabel sein kann. In Zusammenarbeit mit der jakutischen Regierung und noch zu erschließenden internationalen Geldgebern will die Organisation mit ihrem Projekt „Rentierzucht und –verarbeitung"  den Nachweis dafür antreten. Fleisch, Fell und Geweih, Produkte, die die Ewenen schon immer für den eigenen Bedarf genutzt haben, sollen nun mit modernen Technologien verarbeitet und zeitgemäß vermarktete werden. Dadurch, so die UNDP-Mitarbeiter, könnten die Ewenen den Anschluss an die Neuzeit gewinnen, ohne ihre ursprüngliche Lebensweise aufgeben zu müssen. Die Regierung in Jakutsk, die das UNDP-Projekt offiziell unterstützt, scheint gespalten. Der jakutische Minister Artamonow argwöhnt hinter den Hilfsangeboten neokoloniale Denkansätze. Warum, fragt er misstrauisch, wollen die entwickelten Länder in Jakutien eine archaische Lebensweise bewahren, der sie selbst längst entsagt haben? Der Premierminister der Republik Sacha, Valentin Fjodorow, jedoch meint:  "Dort haben bereits lange vor uns Menschen gelebt, und sie werden auch noch lange nach uns dort hier zu Hause sein.“

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland: 2011/2012 lief in Leipzig die Vortragsreihe „Arktisches Echo“. Das „Arktische Echo“ wurde vom GRASSI Museum für Völkerkunde gemeinsam mit dem Institut für Ethnologie der Universität Leipzig veranstaltet. Stephan Dudeck vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung Halle zeigte in seinem Vortrag die Verdrängung rentiernomadischer Wirtschaftsgruppen von ihren Weidegründen durch die verstärkte Nutzung der reichen Erdölvorkommen in Nordsibirien auf; dabei spielten die Ewenen eine wichtige Rolle. - Die jungen Leute in der indigenen Bevölkerung haben schwer mit Alkoholproblemen zu kämpfen, Drogen sind auf dem Vormarsch, Selbstmorde häufen sich. Ein Grund ist, dass sich die Jugendlichen auf den Dörfern langweilen. "Früher, zu Sowjetzeiten“, so wird von vielen oft als Grund genannt, „war es besser. Es gab Kurse und Arbeitskreise, um die Jugend z. B. an Sport, Handwerk, Kunst und Kultur heranzuführen. Heute fallen solche Angebote komplett weg.“ Ein weiterer Grund ist, dass die ewenischen Jugendlichen keine Zukunftsperspektiven haben, wenn ihre Schulzeit abgeschlossen ist. Der Winter dauert auf Kamtschatka mindestens sechs Monate. In dieser Zeit kann man im Bystrinski-Bezirk wunderbar Langlaufski-Sport treiben. Einige Erwachsene haben nun einen Klub gegründet, um diesen Sport in dem ewenischen Dorf Esso auf Kamtschatka zu etablieren. Ein zum Sportlehrer ausgebildeter Ewene, Oleg Aleksejewitsch Kotschetkow, trainiert die Jugendlichen auf ehrenamtlicher Basis. Leider jedoch kann sich nicht jeder interessierte junge Ewenen die nötige Ausrüstung leisten. Nun hat der Verein Sibiria e V. in München sich ein Projekt ausgedacht: Mittel (durch Spenden) für die Anschaffung von Ausrüstungen (Ski mit Bindungen und Schuhen) zur Verfügung zu stellen.

 

Gehen Sie zu pro Sibiria e. V. ins Internet, engagieren Sie sich!!!

 

Interessant, zu wissen..., was der Schneemensch, auch „YETI“ („ein wilder Mensch am felsigen Ort“) genannt, mit den Ewenen zu tun hat.

 

Da die Pressemeldungen über Schneemenschen-Jagden vor allem seit 1952 (als der amerikanische Alpinist Eric Shipton über sonderbare Fußspuren im Himalaya-Schnee berichtete) die Spalten der Zeitschriften füllen, vergisst man oft, dass derartige Berichte schon im vorigen Jahrhundert veröffentlicht wurden. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass in Zedlers "Universal-Lexicon" die „Sage vom Schneemenschen" als ein „umgeformter Bärenmythos“ erklärt wird. "Die Spur vom Bär und von der Bärin ist nicht anders als wenn ein grosser Mensch mit blossen Füssen gegangen wäre, und ist nicht wie bey anderen Thieren die vordere Spur bey ihnen grösser, sondern die hintere wegen des Sitzens und Stehens." In einer Zeit also, in der in Europa der Bär noch viel häufiger vorkam als heute, war die Tatsache wohlbekannt, dass Bärenfährten menschlichen Fußspuren täuschend ähnlich sein können! Der Bärenkult besteht wahrscheinlich seit Jahrtausenden und ist auf ein frühes Stadium der menschlichen Kultur zurückzuführen, auf die Kultur, die den Jägern im Waldgebiet Nordsibiriens eigen und mit ihren totemistischen Vorstellungen verbunden war. Und so ist im Zusammenhang mit dem Bärenkult von den Keten, den Jenissei-Ostjaken, den Ewenken, den Orotschen, den Nanaiern, den Udehen, den EWENEN die Rede. In den meisten Bären-Märchen dieser Völker wird von einem "Waldmenschen" gesprochen, dem Sohn eines Bären und einer Menschenfrau. Der Bär nimmt eine menschliche Ehegefährtin, wird aber von deren Verwandten erlegt. Die Keten glauben, dass die Bären eine Seele (oder: sieben Seelen) hätten, und dass die Seele eines toten Bären der Seele eines toten Menschen in Bärengestalt gleichzusetzen sei. In einem Märchen der Nanaier (Golden) besucht ein Bär eine Menschenfrau in ihrer Jurte und zeugt mit ihr die nani ala, die "Sippe der Nanaier". Die Ansicht, dass der Bär ein Menschenwesen im Bärenfell ist, geht auch aus einem Märchen der Niwchen (Giljaken) und einigen Märchen der Ewenen hervor. Offenbar zeigen sich hier Spuren einer Geisteswelt, die jener der sibirischen Jägervölker entspricht.

 

Wer die Heimat liebt, den Feind besiegt.

Sprichwort der Ewenen

 

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig ewenische SprichwörteR:

(Bisher Unveröffentlicht)

 

Einen morschen Baum halten seine Wurzeln, einen alten Mann seine Erinnerungen.

Manche Mädchenstimme ist so rein, dass ihr sogar die Taigagräser lauschen.

Sei eilig, aber nicht voreilig.

Erfolg ist kein Vogel, kommt nicht angeflattert.

Des Herzen Schmerz tilgt nur der harzige Geruch der Taiga und der betörende Gesang der Vögel.

Kein Fisch kann ohne klares Wasser leben, kein Mensch ohne echte Freunde.

Ist der Fischer wacker, ist die Karausche lecker.

Ein gutes Handwerk ruft nach geschickten Händen.

In seinem Grab kann nur der Vorfahr in Ruhe liegen, der eine große Heldentat vollbracht hat.

Freundschaft verdoppelt Mannesmut.

Ein Hund erstickt nicht an einem Knochen, ein Ewene verirrt sich nicht in der Taiga.

Manche Frauen sind wie verspätete Blumen, die nur taube Früchte hervorbringen.

Ein Jäger hat zwei Freunde: das Ren und den Hund.

Ein Jäger braucht das Ren wie der Auerhahn seine Flügel.

Ein Wohlhabender ist dann reich, wenn er nicht mehr weiß, wie viele Rentiere er hat.

Die Jahre plagen den Menschen, die Mauser den Vogel.

Die Krickente steigt auf, wo es ihr passt; der Richter richtet, wie es ihm gefällt.

Echtes Leid, ein Tschum* ohne Feuer.

Ein schönes Mädchen ist wie ein frisch gefrorener Fisch.

Ein guter Ruderer jagt mit seinem Birkenboot schnell wie ein Hecht dahin.

Kräftig ist einer, der stark ist wie eine Zedernwurzel.

Niemand kann ohne Nahrung leben, aber nicht jeder trägt selche in seinem Beutel.

Guter rat hält selbst den Lauf des Flusses auf.

Dem Rentier Pflege und Zuwendung – Futter und Wasser findet es selbst.

Einen Wolf muss man auf zwanzig Zobelsprünge heran kommen lassen, um ihn zu töten.

Ein wahrer Mann weicht vor keinem Bären zurück und von seinem Wort niemals ab.

Ein guter Patron ist zuverlässiger als eine schlechte Patrone.

Wozu unnütz einen Pfad trampeln…

Wie du dein Ren fütterst, so wirst du auf ihm reiten.

Wer nicht schaffet, der darbet.

Bei festem Schlaf sind alle Nächte kurz.

Schwätz weniger, schaffe mehr!

Bist du hungrig, findest du schnell den kürzesten Weg zu deinem Tschum.

Nicht im Renlederdach deines Tschums liegt das Glück, sondern im Gruß eines geschätzten Gastes.

Einen Dummen muss man an das Geweih seines Rens binden,

damit er unterwegs nicht herunterfällt.

Ohne Tee kein Leben.

Ein erspähtes Wild ist noch kein guter Bissen.

Dein Vieh umzäune, deinem Weib lass freien Lauf.

Die Braut will nicht zu dem, der teuer für sie bezahlt, sondern zu dem, der das Teuerste opfert.

Rupfe keinen Vogel, bevor du ihn erlegt hast.

Leer´ Wort – schwer´ Last.

Das Herz einer Frau gleicht einem Stück Fleisch – ein Stück genügt, um satt und fröhlich zu werden.

Im Angesicht eines Bären darf man mit der Waffe nicht länger zögern als ein Zapfen vom Baum fällt.

Nach der Trennung kann der Geschiedene quer im Bett liegen.

Sorge dafür, dass dir das Teuerste nicht wie eine Aalquappe aus der Hand gleitet.

Ein guter Schamane sieht und hört alles.

Vor der Zeit fällt kein Blatt vom Baum.

Das Wild flüchtet vor dem Feuer zur rechten Zeit.

Ein echter Jäger geht schweigend durch den Wald.  

 

* Tschum = ein spitz zulaufendes Nomadenzelt, bedeckt mit Rentierfell.

 

 Gesammelt, aus dem Russischen übersetzt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller

 

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT  habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang nicht nur Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt, sondern auch Märchen, Lyrik, Rätsel... – von den Völkern selbst, von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek.

 

Aus FREIE WELT 2/86: Ein  Interview  mit dem russischen Ethnologen

Dr. Wladillen Alexandrowitsch Tugolukow:

 

Wladillen Alexandrowitsch, in der älteren Literatur über Sibirien findet man oft die Bezeichnung Tungusen...

 

Unter diesem Begriff waren lange zwei ´Völkerschaften zusammengefasst: die Ewenken und die Ewenen. Er wird nur noch im historischen Sinne, nicht mehr für die Gegenwart verwendet. Die Wissenschaftler hatten die Eigenständigkeit der Ewenen nicht erkannt, sie wurden beide lange als ein Volk angesehen.

 

Und was sagt die Wissenschaft heute?

 

Es ist einwandfrei erwiesen, dass sie zwei verschiedene, aber verwandte Völker sind. Im 12. und 13. Jahrhundert dehnten sich die Ewenken von den Bergen östlich des Baikal stark nach Norden aus. eine große Gruppe von ihnen stieß an der mittleren Lena, etwa in dem Raum, in dem heute die Stadt Jakutsk liegt, auf andere sibirische Stämme. Im Verlauf eines langen Prozesses verschmolzen sie miteinander. So entstand eine neue Völkerschaft mit eigener Sprache und Kultur - die Ewenen. Sie breiteten sich später über das riesige Gebiet zwischen Lena und Pazifikküste aus.

 

Manchmal nannte man die Ewenen auch Lamuten...

 

Dieser Name kommt offensichtlich von dem ewenkischen Wort "lamu", was soviel heißt wie See oder Meer. Ursprünglich nannten die Ewenken so die am Ochotkischen Meer wohnenden Ewenen. Später wurde dann die gesamte Völkerschaft so genannt.

 

Auf welcher Entwicklungsstufe standen die Ewenen vor 1917?

 

Wie nahezu alle nordsibirischen Völker lebten sie in einem Stadium zwischen Urgesellschaft und Frühfeudalismus. Vorherrschend war Gemeineigentum, aber es bildete sich schon eine Kaste reicherer Häuptlinge heraus. Die Ewenen waren vorwiegend Jäger, beherrschten aber auch die Zucht von Renen, die sie als Last - und Reittiere benutzten.

 

 

Die Rentiere sind den Ewenen Last- und Reittiere.

Foto. Detlev Steinberg

 

Ihre Waffen waren Pfeil und Bogen, Spieß und Harpune. Sie nomadisierten in recht kleinen Gruppen von vier bis fünf Familien. Ihre Kleidung nähten sie meist aus Fellen frisch geborener Renkälber. Ihre Unterkünfte waren vor allem Tschums, spitze zelte, auf die Stangen wurden Rinde oder Felle genäht. Zu den schlimmsten Feinde gehörte der Hunger. Nicht selten starben im langen Winter ganze Familien, wenn sie im Sommer nicht genug Fleisch erbeuten und trocknen konnten und auch die Winterjagd schlecht ausfiel.

 

Wie viel Ewenen gab es eigentlich in vergangenen Zeiten?

 

Im 17. Jahrhundert wurden 4 800 gezählt.

 

Wie konnte man das so genau feststellen, wo sie doch kreuz und quer durch die Taiga zogen?

 

Nachdem die Kosaken nach Jakutien vorgedrungen waren, entstanden viele Handelsplätze. Dort tauschten die Einheimischen, von den "weißen Männern" natürlich furchtbar übers Ohr gehauen, Pelze gegen nadeln, Messer, Mehl, Tuch, später auch Gewehre und Munition. Doch vorher hatte jeder Jäger seinen Jassak, Steuern für den Zaren, gewöhnlich drei Zobelfelle jährlich, zu zahlen. Diese Jäger waren exakt registriert. Zugleich ist bekannt, dass jeder von ihnen im Schnitt vier Menschen (Frau und Kinder) zu versorgen hatte. So konnte man die Zahl der Mitglieder der einzelnen Völker recht genau berechnen. Allerdings wurden die Ewenen sehr bald durch eingeschleppte Krankheiten stark dezimiert, vor allem durch die Pocken.

 

Wladillen Alexandrowitsch, heute leben die Ewenen in festen Dörfern mit Strom, Wasserleitung, Fernheizung. Die Kinder besuchen die Zehnklassenschule...

 

Aber viele Ewenen sind trotzdem Jäger und Züchter. Selbstverständlich unter völlig neuen Bedingungen. Die Herden der ewenischen Sowchosen umfassen heute viele Tausende Tiere. Zugleich haben die Ewenen stellenweise bereits mit der Rinderzucht begonnen, die ja im hohen Norden besonders kompliziert ist. So versorgen ewenische Dörfer längst viele Arbeitersiedlungen mit Fleisch. In den letzten Jahrzehnten wurden auch ewenische Lehrer, Ärzte, Veterinäre ausgebildet. Die Dörfer erhielten Funk- und Flugverbindungen. Kurz: Die Ewenen die Urgesellschaft weit hinter sich gelassen...

Das Interview führte Harry Gelhar, Redaktion: Gisela Reller

 

 

Neu bis zehn Monate im Jahr ist Winter, den die Ewenen heute schon

in festen Häusern verbringen.

Foto: Detlev Steinberg

 

 

Aus FREIE WELT 2/86: Das Märchen Der Feuerberg

 

*

Es war vor langer, langer Zeit. Die Stämme der Lamuten zogen durch die Taiga und durch die Tundra. Sie wanderten lange, suchten Jagdreviere und weiden für ihre Rentiere. Viele Winter vergingen, da kamen die Menschen zum Anjui-Berg. Sie hielten Umschau und trauten ihren Augen nicht. Es gab soviel wilde Rene, wie alle Herden in der Tundra zählten; mehr Elche als Bäume im Walde standen; es gab Wildschafe und Füchse und Zobel - man mochte Tag und Nacht zählen und wurde und wurde nicht fertig damit; die Vogelschwärme verdeckten den Himmel, und die fische schwammen von selbst ins Netz.

Am Fuße der hohen grauen Berge schlugen die Lamuten ihre Tschums auf, entfachten Lagerfeuer und richteten sich häuslich ein. Nun kannten sie weder Not noch Sorgen.

Aber das erfuhren die Abaassen*. Sie begannen zu überlegen, wie sie die Menschen aus diesen wildreichen Gebieten vertreiben könnten. Lange dachten die Abaassen nach...

Als die Abaassen unter der Erde hervorkamen, gab es ein fürchterliches Donnern und Krachen, und die Menschen sashen, dass eine große Feuersäule vom Berg zum Himmel aufstieg. Der ganze Himmel wurde schwarz. Asche und Steine regneten von ihm herab, Feuerströme flossen die Berghänge hinunter. Ringsum brannte der Wald, und das Wasser in den Flüssen kochte. Menschen und Tiere - alle ergriffen die Flucht.

Es verging ein Mond, dann noch einer. Viele Opfer brachten die Lamuten den bösen Geistern - damit sie ihnen erlaubten, zu ihren früheren Wohnstätten zurückzukehren. Aber die Geister erlaubten es nicht. Winter um Winter verging, aber niemand wagte, gegen ihren Befehl zu handeln. Viele Bäume sind inzwischen in der Taiga verdorrt, viel Wasser ist die Berge hinabgeflossen, viele Vögel sind über die Erde geflogen - und nur die ganz alten Lamuten können sich noch daran erinnern, was ihnen die Großväter einst erzählt hatten über den Feuerberg und die Angst der Menschen vor den bösen Geistern.

Aus dem Russischen übersetzt von Raissa Netschajewa, gesammelt von Gisela Reller

 

* Nach den früheren Vorstellungen der Ewenen und Jakuten bevölkerten die Abaassen, die bösen Geister, die obere, die mittlere und die untere Welt (die drei Ebenen des Alls); die Ewenen übernahmen diesen Begriff von den Jakuten.

 

 

Aus FREIE WELT 2/86: Das Gedicht Das Lasso von Wassili Lebedew

 

Übers Feld / im Lenzeswehn / rennen Rene, / rennen Rene! / Und der Hirt - ich schau - / ein Mädchen! / Hohe Brauen, / Schelmenblick... / Pfeifend fliegt / das Lasso  mächtig, / und das Ren / stürzt wie geknickt. / "Hast ja nichts zu tun, / so halt es!" / ruft der Hirt mir zu / und lacht, / und mein Herz pocht / wie ein harter / Rentierhuf / mit aller Macht. / Weckt mich doch / aus meinen Nöten, aus dem Traum, der mich betört! / Ist es eines / Vogels Flöten, / das ich eben / hab gehört? / Doch das Mädchen / lacht verwegen. / Wieder fliegt das Lasso fort. / Goldnes Sonnenstrahlgewebe / flittert rings, / bald hier, bald dort. / Gern möcht ich daraus ein Lasso / als Geschenk ihr flechten lassen, warten dann, bis mich die Leine / fängt an meinem schönsten Tag. / Aber ob damit die Kleine / mich auch wirklich fangen mag?

Aus dem Russischen übersetzt von Sepp Österreicher, gesammelt von Gisela Reller

 

"Durch ihren Mut, ihre menschliche Wärme und ihre klugen Gedanken überragen die Lamuten [Ewenen] alle anderen, die als Jäger umherstreifen und in ihren Jarangas wohnen..."

 

Chariton Laptew (russischer Sibirienforscher, ? bis 1763), 1739

 

  

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den EWENEN:

 

 

Rezension zum Thema in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

* Bis jetzt habe ich kein Buch über die Ewenen rezensiert!

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

* Andrej Kriwoschapkin, Mein kleines Ren, Der Kinderbuchverlag Berlin, 1986.

Die Geschichten dieses Bandes erzählen vom Alltag ewenischer Menschen, die als kleines Volk hoch im Norden der Sowjetunion leben, und von ihrem besten Freund – dem Ren.

 

 

 

 

 

 

Das kleine Ren und der große Wolf.

Illustration von Danuta Griese, Reproduktion aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

* Igor Sabelin, Der hohe Norden lockt. Darin: Wahre Geschichten vom Ochotskischen Meer.

 

* Die Sonnentochter und andere Märchen der Tundra, darin die ewenischen Märchen "Der alte Gulachan", "Der Fuchs und der Adler" und "Der blinde Mann und die böse Alte", Die von Margarete Spady übersetzten Märchen wurden von Lieselotte Fleck nacherzählt, Zeichnungen: N. G. Basmanowa, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1954.

 

 

Von 1953 bis 1956 habe ich im Berliner Verlag Kultur und Fortschritt Verlagsbuchhändlerin gelernt. Als 1954 "Die Sonnentochter und andere Märchen der Tundra" erschien, erfuhr ich das erste Mal von Völkern wie   Eskimos, Ewenen, Ewenken, Itelmenen [Kamtschadalen], Jakuten, Jukagiren, Keten, Korjaken, Mansen, Nanaier, Nenzen, Nganassanen, Niwchen,  Oroken,  Saamen [Lappen], Selkupen, Tschuktschen, Udehen. Ich war fasziniert!

Es sollte dann noch fast ein Vierteljahrhundert vergehen, bis ich die Lebensorte dieser Völker als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT selbst bereiste. 

Gisela Reller

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

*  Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

 

Die erste Ausgabe von HANDSCHLAG liegt vor. Von links: Dr. Gotthard Neumann, Leonhard Kossuth (Präsident), Horst Wustrau (Gestalter von HANDSCHLAG), Gisela Reller, Dr. Erika Voigt (Mitarbeiter des Kuratoriums zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V.).

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

 

 

Pressezitate (Auswahl)  zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

 

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und Gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

 

Die EWENEN wurden am 24.02.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 14.01.2016.

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Zeichnung: Karl-Heinz Döhring