Vorab!
Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen Stelle, und - wenn ich Pech habe - erscheint statt des Bildes gar eine Leerstelle.
Was tun? Wer kann helfen?
*
Wird laufend bearbeitet!
Ich bin ein BALKARE: Der Schafhirt German.
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring
"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."
Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007
Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.
Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.
Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!
Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen.
Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.
Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden.
Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben.
Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!
Gisela Reller
* Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...
** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.
(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)
*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.
Wo sie recht hat, hat sie recht.“
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring
"Bis 2020 will Moskau ein riesiges Skigebiet im Kaukasus-Gebirge bauen, geplantes Investitionsvolumen 15 Milliarden Dollar. Das `Gipfel 5642´ getaufte Projekt soll den `teuren und überlaufenen Resorts in den Alpen´ mächtig Konkurrenz machen. Der Kreml will in der strukturschwachen Nordkaukasus-Region fünf neue Skigebiete und Hotels mit 90 000 Betten aus dem Boden stampfen. Die neuen Pisten sollen unter anderem [bei den Balkaren] am Elbrus entstehen, dem mit 5 642 Metern höchsten Berg des Kaukasus. Und in den russischen Teilrepubliken Karatschai-Tscherkessien, Adygeja, Nordossetien sowie in Dagestan. Schon 2014 sollen die ersten Besucher in den Kaukasus kommen. `2014 kommt die Welt nach Sotschi, und wir wollen, dass die Welt wiederkommt´, sagt Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew.
Spiegel. ONLINE vom 26.01.2011
Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Kabardino-Balkarien zu bereisen und die BALKAREN kennenzulernen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein balkarisches Sprichwort -
Keine Reise gleicht der anderen.
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Die BALKAREN… (Eigenbezeichnung: Malkarli)
Die Balkaren sind ein turksprachiges nordkaukasisches Volk.
Zitat: "Der Gebirgsrücken des Kaukasus ist der Rückgrat der kaukaischen Welt, das Knochengerüst für die Natur der Landschaft, der Nerv zum Fleisch und Blut der Bewohner."
Roderich von Erckert (1821-1900; deutscher Ethnograph, Kartograph und Offizier
in russischen Diensten), Der Kaukasus und seine Völker, 1887
Sie stehen unter starkem tscherkessischen Kultureinfluss und sind mit den benachbarten Karatschaiern verwandt. Die Balkaren sind seit dem 14. Jahrhundert - möglicherweise auch schon länger - im Nordkaukasus ansässig. Über ihren ethnischen Ursprung ist sehr wenig bekannt. Die erste Erwähnung der Balkaren stammt von Ibn A. Kotiny aus dem 4. Jahrhundert. Die Bezeichnung Balkaren tritt in russischen Dokumenten seit dem 17. Jahrhundert auf. Die meisten Balkaren siedeln heute in der zu Russland gehörenden autonomen Republik Kabardino-Balkarien und in den angrenzenden Gebieten.
"Die Balkaren sind meist Mohammedaner, sprechen einen eigenen tatarischen Dialekt und beschäftigen sich mit Seidenweberei, Anfertigung von Tuch, Filz und dgl. Bis 1822 standen die Balkaren unter der Herrschaft der Kabardinzen, seitdem sind sie russische Unterthanen, haben aber ihre eigenen wählbaren Ältesten."
Brockhaus´ Konservations-Lexikon, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien 1894
Kabardino-Balkarien liegt im zentralen Teil der nördlichen Abhänge des Vorkaukasus und der angrenzenden Ebene. Die Balkaren bewohnen hauptsächlich das Gebiet um den Elbrus.
Bevölkerung: Nach der Volkszählung von 1926 zählten die Balkaren 33 298 Angehörige; 1939 wurden 41 949 Balkaren gezählt; 1959 waren es 35 249 Balkaren; 1970 gleich 52 969; 1979 gleich 61 828; 1989 gleich 78 341; 2002 gleich 108 426; nach der letzten Volkszählung von 2010 gaben sich 112 924 Personen als Balkaren aus. Insgesamt leben in Kabardino-Balkarien 859 939 Menschen (2010). - Seit der Nachstalinzeit steigt der Anteil der Titularnation ( u. a. wegen einer hohen Geburtenrate) stark an. Gleichzeitig wanderten Slawen nach Ende der Sowjetunion in ihre ursprünglichen Heimatregionen zurück. Die Bevölkerung besteht aus zwei namengebenden Nationen: den Kabardinern, eine Untergruppe der Tscherkessen, sowie den Balkaren. Auf je eintausend Männer kommen 1 133 Frauen.
"Der Nordkaukasus stellt, was Natur, Geschichte und besonders die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung anbelangt, eine außergewöhnlich interessante Region dar. Hier leben nur 6 Prozent der sowjetischen Bevölkerung, der Zahl der Nationalitäten und Völkerschaften nach aber findet man seinesgleichen im Lande nicht. Besonders bunt ist die nationale Zusammensetzung in den Gebirgsgegenden. Kurz nach der Errichtung der Sowjetmacht wurden hier autonome Republiken und Gebiete gebildet. Eine autonome Republik - das ist ein gleichberechtigter Sowjetstaat, der auf der Grundlage politischer Autonomie im Bestand einer Unionsrepublik in die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken eingegliedert ist. Jede dieser Republiken ist im Nationalitätensowjet des Obersten Sowjets der UdSSR direkt durch 11 Abgeordnete vertreten, jedes autonome Gebiet durch 5, unabhängig von seiner Einwohnerzahl."
Aus: Sowjetliteratur 1/1972
Die Balkaren sind turksprachig und wahrscheinlich Abkömmlinge verschiedener, inzwischen längst vermischter Völker. Die ethnische Zusammensetzung der Republik Kabardino-Balkarien 2010: Kabardiner (57,0 Prozent), Russen (22,5 Prozent), Balkaren (12,6 Prozent), Türken (1,6 Prozent), Osseten (1,1 Prozent)...
Das Zitat: "Wehe den Völkern, die im Grenz- und Einflußbereich eines mächtigen Imperiums liegen. Seit die Geschichte der Menschen aufgezeichnet wird, erfahren wir von ihrer Tragödie. Eingekeilt zwischen politisch, militärisch und wirtschaftlichen Großreichen waren und sind sie immer wieder Opfer ideologischer, kultureller und kriegerischer Invasionen, der landgierigen Strategie ihrer Nachbarn. Seit Jahrhunderten mußten auch die vielzähligen Völker des Kaukasus mit der Heimsuchung von Eroberung, Unterdrückung und Zerstörung leben."
Wilhelm von Sternburg (Hrsg.) in: Der Kaukasus, Rußlands offene Wunde, 1997
Fläche: Die Fläche Kabardino Balkariens beträgt 12 470 Quadratkilometer, die Bevölkerungsdichte 69 Einwohner auf einen Quadratkilometer. Der nördliche Landesteil ist eben, während das Land gegen Südwesten bis zum Elbrus immer gebirgiger wird. Die Republik grenzt im Westen an Karatschai-Tscherkessien, im Osten an Nordossetien-Alanien, im Norden an die Region Stawropol und im Süden an Georgien. Die maximale Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung beträgt 167 Kilometer, in Ost-West-Richtung 123 Kilometer.
Geschichtliches: Im 13./15. Jahrhundert wurde das Gebiet der heutigen Balkaren von den Tataren beherrscht. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts bildete sich die Große und die Kleine Kabardei heraus. 1557 schloss sich die Kabardei Russland an, in der Folgezeit war sie oft Streitobjekt zwischen Russland und der Türkei. Die Balkaren kamen 1827 endgültig unter russische Herrschaft. (Die Kabardiner, mit denen die Balkaren heute ein gemeinsames Territorium bewohnen, wurden bereits 1774 in das Russische Reich eingegliedert, das ihnen im Innern eine gewisse Autonomie ließ, die jedoch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts trotz heftigen Widerstands nach und nach eingeschränkt wurde.) Das Gebiet der Kabardiner und Balkaren wurde bis zum Ende des Zarenreichs von den beiden Titularnationen der Kabardiner und Balkaren besiedelt. - 1918 siegte in Kabardino-Balkarien die Sowjetmacht, 1920 waren die Weißgardisten besiegt. In der Stalinzeit kam es zu gewaltigen Bevölkerungsverschiebungen. Während Kabardiner und Balkaren massiv Bevölkerungsanteile verloren, wuchs die Zahl der slawischen Siedler.
Das Zitat: „Nach dem Untergang der UdSSR hofften die Balkaren, ein Stück Selbstständigkeit durch eine eigene Republik im russischen Staatsverband erlangen zu können. 1996, als die Lage sich nach dem Ende des ersten Tschetschenienkrieges gerade ein wenig beruhigt hatte, erklärten sie sich für souverän und riefen das Dorf Dolinsk zur Hauptstadt aus. Es blieb ein Traum. Fast ein Jahrzehnt danach sind die Balkaren noch immer ohne jegliche politische Bühne. - Die traumatischste Erfahrung machten Karatschaier und Balkaren im Zweiten Weltkrieg. Während Stalin die Kabardiner und Tscherkessen nicht anrührte, ließ er Karatschaier und Balkaren unter dem Vorwand, sie würden mit der deutschen Besatzungsmacht kollaborieren, nach Kasachstan und Sibirien deportieren. Tschetschenen und Inguschen wurden ebenfalls zwangsumgesiedelt. 1957 hob Moskau die Verbannung auf, versäumte es aber, die offenen Gebiets- und Eigentumsansprüche der Heimkehrer zu klären. Seither kommt die Region nicht zur Ruhe.“
Klaus Helge-Donath in: taz.de vom 12. Oktober 2004
Staatsgefüge: Nach Etablierung der Sowjetmacht wurde am 1. September 1921 ein Balkarischer Kreis als Teil der Gorskaja (Berg-)Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) eingerichtet. Im Januar 1922 wurde dieser Kreis mit dem Gebiet der Kabardiner zum Kabardinisch-Balkarischen Autonomen Gebiet zusammengelegt, das 1936 den Status einer Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) erhielt.
„Jedes Volk – die Tschetschenen, die Inguschen, die Osseten, die Kabardiner, die Balkaren, […] muss seinen eigenen Sowjet haben. […] Sollte der Beweis erbracht werden, dass die Scharia notwendig ist, so mag es die Scharia geben. […] Sollte der Beweis erbracht werden, dass die Organe der Tscheka […] es nicht verstehen, sich der Lebensweise und den Besonderheiten der Bevölkerung anzupassen, dann ist klar, dass auch auf diesem Gebiet entsprechende Änderungen vorgenommen werden müssen."
Josef Wissarionowitsch Stalin auf dem Kongress der Völker des Terekgebiets am 17. November 1920
1944 wurden die Balkaren wegen angeblicher Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht nach Mittelasien, nach Kasachstan und nach Kirgisien, und nach Sibirien deportiert; mehrere balkarische Dörfer wurden nach der Deportation der Balkaren Nordossetien zugeschlagen.
"Berija schlug vor, auch die benachbarten Balkaren zu vertreiben. Die Balkaren, so teilte er Stalin am 25. Februar mit, seien 1942 mit den deutschen Truppen in Kontakt gekommen und hätten sich mit ihnen gegen die Sowjetmacht verbündet. Nach Abschluss der tschetschenischen Operation stünden freie NKWD-Einheiten zu seiner Verfügung, die jederzeit in der Lage seien, alle 40 000 Balkaren, die in den Tälern des Kaukasusgebirges lebten, aus der Region fortzuschaffen."
Jörg Baberoweski in: Stalins Herrschaft der Gewalt, 2012
1957 durften die Balkaren nach dreizehn Jahren Emigration - rehabilitiert - in ihr Heimatgebiet zurückkehren. Eine nationale Autonomie des balkarischen Volkes wurde wiederhergestellt.
Neben anderen Völkern (Kalmyken, Krimtataren, Russlanddeutsche...) wurden vier nordkaukasische Völker – Balkaren, Inguschen, Karatschaier und Tschetschenen – während des zweiten Weltkriegs nach Kasachstan und Kirgisien zwangsumgesiedelt. Die Sowjetregierung rechtfertigte diese Operation mit der Begründung, dass diese vier Völker, während der kurzen Okkupationszeit von Teilen des Nordkaukasus durch die Deutsche Wehrmacht, mit den feindlichen Besatzern kollaboriert und versucht hätten, die Sowjetmacht durch "Bandenaktivitäten" beziehungsweise "terroristische Akte" zu destabilisieren. Nach der Deportation wurden die Balkaren, Inguschen, Tschetschenen und Karatschaier in sogenannten "Spezialsiedlungen" in Kasachstan und Kirgisien neu angesiedelt. Bis zu ihrer Rehabilitation, die durch die Rede von Nikita Chruschtschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU (der Kommunistischen Partei der Sowjetunion) eingeleitet wurde, lebten und arbeiteten sie unter strengen Auflagen als "Spezialumsiedler" im Exil.
Kabardino Balkarien ist seit 1991 eine Republik, zur Russischen Föderation gehörig. Oberhaupt der Republik Kabardino-Balkarien ist seit Dezember 2013 der parteilose Russe Juri Kokow (kommissarisch).
Verbannungsgebiet: In der Stalinzeit wurden Angehörige der koreanischen Minderheit von den Grenzgebieten in Fernost in andere Teile der Sowjetzeit ungesiedelt, ein kleiner Teil von ihnen kam nach Kabardino-Balkarien.
Hauptstadt: Die Hauptstadt Kabardino-Balkariens ist Naltschik mit 240 203 Einwohnern (2010), die mit Abstand größte Ortschaft der Republik. Die Stadt liegt auf einer Höhe von bis zu etwa 600 Metern über dem Meeresspiegel im nördlichen Vorland des Kaukasus. Naltschik ist der wichtigste Industriestandort Kabardino-Balkariens, die bedeutendsten Wirtschaftszweige sind der Maschinenbau und die Lebensmittelindustrie. In Naltschik gibt es eine Universität und einen Verlag.
Naltschik, die Hauptstadt der Kabardino-Balkarischen Republik im Jahre 1982.
Fotos aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Die Stadt Naltschik wurde nach dem Fluss Naltschik benannt, an dem sie liegt. Das Wort Naltschik bedeutet in der Sprache der Balkaren „kleines Hufeisen“. Die russische Besiedlung Naltschiks geht bis ins Jahr 1743 zurück. Naltschik ging aus einer 1817 entstandenen Festung hervor, im Jahre 1822 wurde die Stadt gegründet. Weitere militärische Posten kamen im Jahre 1838 hinzu. Der Status einer Stadt wurde im Jahre 1921 gewährt, als Naltschik zum administrativen Zentrum der autonomen Region Kabardei wurde. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Stadt vom 28. Oktober 1942 bis zum 3. Januar 1943 von deutschen und rumänischen Truppen besetzt und stark beschädigt. In Naltschik bestand das Kriegsgefangenenlager 424 für deutsche Kriegsgefangene, das später ins ukrainische Melitopol verlegt wurde.
"Eine Gruppe von 15 schwer bewaffneten Terroristen wurde am Morgen in dem nördlich von Naltschik gelegenen Dorf Tschegem bei Gefechten erschossen. Zuvor hatten Einsatzkräfte bei zwei Einsätzen in der Stadt elf Geiselnehmer getötet. Insgesamt sind nach bisherigen Angaben damit bei den zweitägigen Schießereien etwa 130 Menschen getötet worden, darunter 87 Rebellen, 20 Polizisten und bis zu 24 Zivilisten.“
Stern.de vom 14. Oktober 2005
Wirtschaft: Der führende Wirtschaftszweig der Balkaren war und ist die Viehzucht auf Weiden. Es werde Schafe, Rinder, Ziegen und Pferde gehalten.
Rinder auf der Weide, im Hintergrund der schneebedeckte zweigipfelige Elbrus, der
höchste Berg des Kaukasus.
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Als Hausgewerbe sind die Herstellung von Filz und Filzüberwürfen, das Gerben von Leder, die Holzbearbeitung, die Gewinnung von Schwefel und Blei sowie die Herstellung von Schießpulver und Kugeln traditionell verbreitet. Große Bedeutung besitzen auch die Bienenzucht und die Jagd. - Zu den natürlichen Ressourcen der Republik gehören unter anderem Molybdän- und Wolframerze sowie Kohle.
Verkehr: Naltschik verfügt über einen nationalen Flughafen, der jedoch von keiner westeuropäischen Fluglinie angeflogen wird. Gut zu erreichen ist Naltschik auch über den Flughafen von Mineralnyje Wody. Über die Fernstraße Pjatigorsk-Wladikawkas ist die Stadt an das russische Fernstraßennetz angebunden, eine Bahnlinie führt nach Maiski in Kabardino-Balkarien. Der innerstädtische öffentliche Nahverkehr wird mit Bussen bewältigt. - Der Kaukasus ist ein verkehrsfeindliches Gebirge. Es fehlen Quertäler. Das macht ihn unzugänglich. Nur drei Passstraßen gibt es - die Georgische Heerstraße von Ordshonikidse nach Tbilissi, die Ossetische Heerstraße, die ebenfalls in Ordshonikidse beginnt und nach Kutaissi führt, und eine dritte Straße von Tscherkessk über den Kluchor-Pass nach Suchumi. Nur die Georgische Heerstraße hat verkehrstechnische und wirtschaftliche Bedeutung. Sie führt durch die Darialschlucht.
Sprache/Schrift: Das Balkarische gehört zur kiptschakischen Gruppe der westlichen Turksprachen. Das Schrifttum wurde nach 1917 anfangs auf der Basis des lateinischen Alphabets, und ab 1936 auf der Basis des kyrillischen Alphabets geschaffen. 1925 erschien das erste Buch in balkarischer Sprache. - Amtssprachensprachen sind heute Balkarisch, Kabardinisch, Karatschaiisch und Russisch.
Literatursprache/Literatur: Als Schrift dient seit 1936 das kyrillische Alphabet. In Tschegem befindet sich ein Gedenkmuseum für den balkarischen Dichter Qaysin-Quli (1917 bis 1985), der hier, als Tschegem noch ein Dorf war, geboren wurde. Qaysin-Quli ist unter dem russischen Namen Kaissyn Kulijew bekannt geworden, er ist Volksdichter Kabardino-Balkariens. In der DDR erschien „Das ewige Feuer“ von Leonid Kusubow, Jewgeni Jewtuschenko und Kaissyn Kulijew im Berliner Militärverlag, 1977.
Dichter der Berge: der Balkare Kaissyn Kulijew (1917 bis 1985), der Kabardiner Alim Keschkow
(geb. 1914) und der Aware Rassul Gamsatow (1923 bis 2003).
Gemälde von Viktor Abajew aus der Republik Kabardino-Balkarien, Reproduktion
aus Rellers Völkerschafts-Archiv
Eldar Gurtujew (geboren 1935), Prosaiker, schreibt in balkarischer Sprache; sein erstes Werk erschien 1957. Er studierte an der Universität Kabardino-Balkariens.
Bildung: Vor der Revolution von 1917 kamen auf ganz Kabardino-Balkarien siebentausend Schüler. - Heute verfügt Kabardino Balkarien über eine Staatliche Universität, eine Filiale der Staatlichen Ökonomischen Akademie Rostow am Don, eine Filiale der Staatlichen Universität für Nachrichtentechnik Taganrog, eine Filiale der Hochschule des Innenministeriums Russlands in Rostow am Don, eine Staatliche Landwirtschaftliche Akademie, ein Staatliches Kunstinstitut des Nordkaukasus.
Kultur/Kunst: Die Koban-Kultur (1 200-400 v. Chr.) ist eine spätbronzezeitliche und eisenzeitliche Kultur im Norden des Kaukasus. Sie wurde nach dem 1869 im Dorf Verchni Koban in Nordossetien entdeckten Gräberfeld benannt, das etwa sechshundert Bestattungen umfasste. Besondere Aufmerksamkeit fand der reiche Bronzeschmuck. Die Koban-Kultur findet sich in Kabardino-Balkarien, Inguschetien, Ossetien und Tschetschenien.
Gesundheitswesen: Im Artikel 41 der Verfassung der Russischen Föderation ist für alle Bürger das Recht auf kostenlose medizinische Grundversorgung verankert. Dieser seit den Sowjetzeiten bestehende Grundsatz ist zum Teil die Ursache dafür, dass Russland im internationalen Vergleich eine vergleichsweise hohe Anzahl an Ärzten und Krankenhäuser pro Kopf der Bevölkerung aufweist. Dennoch ist der gesundheitliche Zustand der russischen Bevölkerung schlecht. Gerade beim wirtschaftlichen Niedergang der 1990er Jahre in Russland wurde das Gesundheitswesen stark getroffen. Das Ergebnis führte zu äußerst niedrigen Entlohnungen der Ärzte und Krankenschwestern und als Folge zu einer massiven Verschlechterung der Qualität der medizinischen Versorgung der breiten Öffentlichkeit. So ist inzwischen jede dritte Klinik der siebentausend Krankenhäuser im Land dringend renovierungsbedürftig. In letzter Zeit werden die Gehälter für das medizinische Personal schrittweise angehoben sowie staatliche Mittel in die Einrichtung neuer und in die Modernisierung bestehender Kliniken investiert. In den Jahren 1999 bis 2003 betrugen die durchschnittlichen Gesamtausgaben für den Gesundheitssektor in Russland im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt 5,70 Prozent. - In der Russischen Föderation ist der Gesundheitssektor dezentral organisiert. Das Gesundheitsministerium ist auf föderaler Ebene für den gesamten Sektor zuständig, das Erbringen der konkreten medizinischen Leistungen aber Aufgabe der Föderationssubjekte* und Gemeinden. Der Bedeutung der Föderationssubjekte und Gemeinden im Gesundheitssektor gemäß werden rund zwei Drittel der gesamten Budgetausgaben von diesen bestritten. Das russische Gesundheitssystem wird durch einen Mix aus Budgetmitteln und Mitteln aus der Sozialversicherung finanziert. - 2001 warnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vor der Verwendung von Galavit. Galavit war gelegentlich als „Wundermittel“ für Schwersterkrankte angepriesen und angeboten worden – für die Behandlung von Magengeschwüren und Geschwüren des Zwölffingerdarms. Die klinischen Erprobungen waren in der Moskauer Medizinischen I. M. Setchenow Akademie, im zentralen Klinikum bei der Präsidentialverwaltung des Präsidenden der Russischen Föderation und an der medizinischen Fakultät der Staatlichen Universität von Kabardino-Balkarien erfolgt. Eine Gruppe von Händlern, die das Präparat zu weit überteuerten Preisen an Krebskranke verkauft hatte, wurde im Jahr 2007 vor dem Landgericht Kassel angeklagt. Die drei Hauptbeteiligten wurden am 15. Juli 2008 vom Kasseler Landgericht zu bis zu siebenjährigen Haftstrafen verurteilt.
* Als Föderationssubjekte der Russischen Föderation werden die 83 territorialen, mit gewisser politischer und administrativer Autonomie ausgestatteten und im Föderationsrat vertretenen Verwaltungseinheiten Russlands bezeichnet.
Klima: Die Republik Kabardino-Balkarien hat kontinentales Klima. Die Durchschnittstemperatur im flachen Norden beträgt im Januar minus 4 Grad und im Juli plus 23 Grad, die Niederschlagsmenge ist mit unter 500 Milligramm gering. Die Sommer sind warm und trocken, die Winter kalt und schneereich.
Natur/Umwelt: Die Gebirgsregion des Kaukasus ist aus Sicht des Naturschutzes eine der 25 gefährdetsten Gebiete der Erde. - Auf dem Territorium von Kabardino-Balkarien gibt es den Nationalpark „Am Elbrus“ und etwa 2 000 Meter über dem Meeresspiegel ein 533 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet (mit Leoparden, Wisenten, Gämsen und seltenen Pflanzen. - Balkarien befinden sich fast alle bekannten über 5 000 Meter hohen Gipfel des Kaukasus, zum Beispiel der Elbrus, den die Balkaren „Mingi tau“ – „Ewiger Berg“ – nennen. Die Araber nannten den Elbrus im Mittelalter Dschabal al-alsun „Berg der Sprachen“. Weitere Bezeichnungen des Elbrus sind „König der Geister“, „Thron der Götter“, „Ort der Glücklichen“ und „Heilige Höhe“.
Der Elbrus – etwa einhundert Kilometer westlich der kabardino-balkarischen Hauptstadt Naltschik gelegen - ist mit einer Höhe von 5 642 Metern der höchste Berg des Kaukasus (und Russlands); er ist 823 Meter höher als der Montblanc. Auch der mit 5 204 Metern zweithöchste Berg, der Dychtau, befindet sich im Elbrusgebirge, ebenso wie die anderen Fünftausender: der Koschchatau (5 151 Meter), der Schchara (5 068 Meter), der Pik Puschkin (5 033 Meter) und der Mischergi (5 025 Meter). Die Grenze zwischen den Kaukasusrepubliken Kabardino-Balkarien und Karatschai-Tscherkessien verläuft über den Westgipfel des Elbrus, wobei der größte Teil des Bergmassivs in Kabardino-Balkarien liegt. Der Berg mit dem Doppelgipfel (Westgipfel 5 642 Meter, Ostgipfel 5 621 Meter) ist ein gegenwärtig inaktiver, stark vergletscherte Vulkan. Die Entfernung zwischen beiden Gipfeln beträgt 1 500 Meter. In der Antike war der Berg bekannt als Strobilus, in der Mythologie als das Gefängnis des Prometheus, nachdem er den Menschen das Feuer gebracht hatte. – Da der Elbrus als Heiliger Berg gesehen wurde, galt seine Besteigung lange Zeit als tabu. Die Erstbesteigung des Ostgipfels erfolgte am 22. Juli 1829 durch den kabardinischen Hirten und Träger Kilar Chatschirow, den Westgipfel besiegten 1874 englische Bergesteiger unter der Leitung von F. Growe und dem Balkaren A. Sottaew. – Deutsche Gebirgsjäger der 1. und 4. Gebirgsdivision überschritten am 14. August 1942 den 4 000 Meter hohen Pass Khotiutau und acht Mann erreichten sogar den Westgipfel des Elbrus. Die Nachricht von der Besteigung des höchsten Berges des Kaukasus soll bei Hitler einen Wutausbruch ausgelöst haben. Laut Albert Speers Erinnerungen schimpfte er über den „idiotischen Ehrgeiz, einen idiotischen Gipfel zu besteigen“, wo er doch befohlen hatte, alle Kräfte auf die Eroberung von Suchumi am Schwarzen Meer zu konzentrieren.
Der Nordkaukasus lieget in einem Erdbebengebiet.
Pflanzen- und Tierwelt: Der Kaukasus beherbergt eine reichhaltige Tierwelt. Zu den großen Arten zählen Marale (eine Unterart des Rothirschs), Wildschweine, Gämsen und Steinböcke. Ebenfalls heimisch sind noch Bär, Wolf und Luchs. Extrem selten ist der Kaukasische Leopard, der erst 2003 wiederentdeckt wurde. Das Kaukasische Wisent starb 1927 aus. Wieder eingeführte Tiere, bei denen es sich um Hybriden mit Bisons handelt, leben im Naturreservat des nordwestlichen Kaukasus in Adygeja. Das letzte Exemplar des Kaukasus-Elches wurde 1810 getötet. – Der Kaukasus ist sehr artenreich an wirbellosen Tieren, beispielsweise sind hier bisher etwa tausend Spinnenarten nachgewiesen. - Im Kaukasus sind 6 350 Blütenpflanzen-Arten heimisch, davon sind 1 600 endemisch, zum Beispiel bestimmte Doldenblütler, Korbblütler, Nelkengewächse, Braunwurzelgewächse, Baldriangewächse, Kreuzblütengewächse, Raubblattgewächse, Rosengewächse. – Der Riesenbärenklau wurde 1890 als Zierpflanze nach Europa importiert. – Die Gebirgsregion des Kaukasus ist aus Sicht des Naturschutzes eine der 25 gefährdetsten Gebiete der Erde.
Behausungen: Die traditionellen Ortschaften der Balkaren wurden terrassenförmig an den Berghängen angelegt. Für Verteidigungszwecke errichteten die Balkaren Türme – die „Kala“. Die traditionellen Behausungen wurden aus unbehauenem Gestein errichtet, sie waren rechteckig und hatten nur ein Geschoss. In den Ebenen gab es in den Ortschaften viele Höfe, entlang der Straßen. Fast bis zum Ende des 19. Jahrhunderts besaßen die Häuser nur einen Wohnraum, in dem es eine Männer- und eine Frauenhälfte gab. Außerdem gab es Wirtschaftsräume.
Der Lebensstandard ist in Russland regional unterschiedlich hoch. Während besonders in Moskau und St. Petersburg einige Viertel in neuem Glanz erstrahlen, ist in anderen Regionen die Armut nach wie vor groß. In Tschetschenien und Dagestan leben mehr als die Hälfte der Menschen in Armut; weitere arme Regionen sind Inguschetien, Tuwa, Kabardino-Balkarien, Mari El, Kalmykien, Burjatien, der Altai und Mordwinien.
Ernährung: Legendäre Vitalität zeichnet die Bewohner des Kaukasus aus. Sie leben nicht nur lange, sondern erhalten sich auch ihre Lebensfreude und eine beneidenswerte Gesundheit. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Ernährung.
Naturbelassene Nahrungsmittel und eine Fülle von frischen Zutaten werden zu Gerichten von unwiderstehlicher Köstlichkeit komponiert. (...) Bei allen Unterschieden haben die Kaukasier jedenfalls eines gemeinsam: Sie werden dank ihrer natürlichen Ernährung und Lebensweise steinalt, und das bei bester Gesundheit."
Monika Buttler in: Die Kaukasuskost der Hundertjährigen, 1999
Die Balkaren essen hauptsächlich aus Milch hergestellte Produkte. Traditionelle Gerichte sind außerdem gekochtes oder gebratenes Fleisch, gedörrte Wurst aus rohem Fleisch und Fett, gesäuerte Milch („airan“), Kefir, Joghurt sowie verschiedene Käsesorten. Aus Mehl werden Fladen und Kuchen gebacken. Beliebt sind auch Suppen aus Fleischbrühe. - Getränke sind an Feiertagen Busa und Bier, an den anderen Tagen – Tee aus dem kaukasischen Rhododendron.
Kleidung: Die traditionelle Männerbekleidung der Balkaren bestand aus Hemd und Hose, einer Tscherkesska, um die ein schmaler Gürtel geschnallt wurde. Es wurden Filzüberwürfe oder Pelze getragen, und als Kopfbedeckung eine Papacha (hohe Schaf-Fellmütze), eine Kapuze, auch Filzhüte. Das Schuhwerk wurde aus Leder, Filz oder Saffianleder hergestellt. - Die Frauen trugen weite Hosen, Tunika ähnliche Hemden, eine kurze Jacke, ein nach unten hin weites Kleid, dazu einen Gürtel, Schafspelze, Schals, Kopftücher, Mützen und ebenso verschiedensten Schmuck. Bei feierlichen Anlässen trugen die Balkarinnen Kleider, die mit Tresse besetzt sowie mit Gold- oder Silberstickerei, mit Posament und gemustertem Band verziert waren.
Folklore: Berühmt für ihre „Narten-Epen“ sind mehrere Völker des nördlichen Kaukasus, besonders die Adygen, die Tscherkessen, die Abchasen, die Osseten, die Karatschaier, die Balkaren, die Inguschen, die Abasiner, die Tschetschenen. Der Name „Narten“ leitet sich wahrscheinlich vom mongolischen Wort narta (Sonne) ab. Die Urmutter aller Narten ist die verführerische und weise Satanaya, die Ähnlichkeit hat mit der altgriechischen Fruchtbarkeitsgöttin Demeter. Die Narten-Sagen besitzen ein gleichgewichtiges Verhältnis zwischen Männern und Frauen, Göttinnen und Heldinnen genießen großen Respekt in den Erzählungen. Nartische Gottheiten wie der Himmelsschmied Kurdalagon, der Donnergott Uazilla sowie Sapha, der Schirmherr des heimischen Herdes, haben Parallelen zu nordischen Sagen und Mythen. Auch der griechischen Mythologie ähneln die Narten-Sagen in vielen Elementen. Die Figur von Nasran z. B. gleicht dem Feuer bringenden Titanen Prometheus, den der Göttervater Zeus ausgerechnet an einen Berg im Kaukasus fesseln ließ. Der russisch-orthodxe Geistliche André Sikojew (der Vater war Ossete, die Mutter Deutsche) hat das Narten-Epos erstmals aus einer russischen Fassung, die es seit 1948 neben einer ossetischen gab, ins Deutsche übertragen. Laut Sikojev sind die "Narten"-Sagen im Siedlungsgebiet der Osseten entstanden und einst im gesamten nördlichen Kaukasus erzählt und gesungen worden.
"Aus dem Inhalt des Narten-Epos´: Die Welt war zunächst von wilden Riesen-Narten besiedelt, die in Höhlen wohnten, weil sie keine Häuser zu bauen vermochten. Sie hatten viel Kraft und wenig Verstand. Als dann weniger starke, dafür aber verständigere Narten auf die Welt kamen, konnten sie die Riesen leicht besiegen: Bald schläfert der Narte mit seiner Beredsamkeit das Misstrauen des Riesen ein oder lenkt seinen Zorn auf einen anderen Gegenstand, bald verwickelt er ihn geschickt in eine Situation, in der der Riese machtlos ist. Außer den Begegnungen mit den Riesen nehmen die Narten an fröhlichen Zusammenkünften teil, gehen auf die Jagd oder ziehen in den Krieg. Bei den Zusammenkünften spielen die Narten lustige Spiele, zechen, tanzen und singen. Ihre Kriegszüge sind immer voller Überraschungen. Die einzelnen Sagen erzählen von zahlreichen Fehden zwischen den Narten, von ihren blutigen Auseinandersetzungen. Darüber hinaus sind die Narten mit übermenschlichen Eigenschaften ausgestattet und verstehen die Sprache der Vögel. Und: Einige Narten beherrschen die Kunst, sich tot zu stellen, um den argwöhnischen Gegner zu überlisten. Andere Narten können in den Himmel steigen und zurückkehren, wieder andere wandern in die Hölle – und kommen, sobald sie wollen, zurück auf die Erde. Fast alle Narten sind mit mythischen Figuren der Sonne und deren Tochter verwandt. Doch das Hünenvolk endete tragisch: Die Narten waren so stolz geworden, dass sie an die Türen ihrer Häuser keine Leitern mehr ansetzten, damit Gott nicht etwa glaube, sie würden ihn anbeten. Gott sandte deshalb eine fürchterliche Hungersnot auf die Erde. Doch in der Nacht war der Himmel mit Körnern unbekannter Art übersät, die wie Lichter glänzten. Die Narten begannen, diese leuchtenden Körner mit Pfeilen abzuschießen und sich davon zu ernähren. Diese Speise allein aber reichte nicht aus, und alle Narten verhungerten. Nach ihrem Untergang fielen die himmlischen Körner auf die Erde und fingen zu wachsen an und Früchte zu tragen – das war der Mais, der für die Menschen so kostbar ist.“
Natascha Petrowa, in: Stimme Russlands vom 8. Oktober 2009
Kabardiner und Balkaren des kabardinisch-balkarischen Tanzensembles.
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Die zahlreichen balkarischen Lieder wurden früher bei der Ausübung von Bräuchen und bei der Arbeit gesungen.
Feste/Bräuche: Nach altem Brauch wird in den Bergen des Kaukasus der Neuankömmling in den ersten drei Tagen als Gast betrachtet, am vierten Tag aber schon dem Hausherrn gleichgestellt. - Im Familienleben wurden bis in die jüngste Zeit die patriarchalischen Traditionen eingehalten. Vor allem waren die Bräuche der Blutrache und der Verbrüderungverbreitet. - Zur Begräbniskultur: Neben Flachgräbern und Bestattungen in Grabhügeln sind auch mit Steinen gepflasterte Schachtgräber bekannt. Meist handelt es sich um Einzelbestattungen. Die meisten Gräber enthalten reiche Beigaben: Gefäße, Waffen, Schmuck, Pferdegeschirr… Auch Pferdebestattungen sind bekannt.
Balkarische Grüfte in Werchni Tschegem.
Fotos aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Religion: Was den Glauben betrifft, so hatte der Prozess der Islamisierung unter den Balkaren noch vor dem 17. Jahrhundert eingesetzt. Im 18. Jahrhundert wurden die Balkaren dann unter dem Einfluss der Nogaier und Krimtataren endgültig islamisch. Im 19. Jahrhundert stellte ihr Glauben eine komplizierte Synthese des Christentums, des Islams und der vorchristlichen Traditionen dar. Zum Beispiel waren Bäume und Steine heilig, es gab auch Schutzgötter. - Die Mehrheit der kabardino-balkarischen Bevölkerung bekennt sich heute um Islam, daneben gibt es Mitglieder der Russisch-Orthodoxen Kirche. Die gläubigen Balkaren sind heute sunnitische Muslime. - Seit 1991 hat Kabardino-Balkarien eine eigene geistliche Behörde. 1992 wurde mit Unterstützung der International Islamic Relief Organization (IIRO), einer Unterorganisation der Islamischen Weltliga in Naltschik ein staatliches Institut für Islamisches Recht eröffnet. Dieses wurde allerdings 1996 aufgrund seiner salafistischen Orientierung wieder geschlossen; ein Jahr später wurde ein neues staatliches Islam-Institut eröffnet. Neben diesem staatlich organisierten Islam entwickelte sich schon in den frühen 1990er Jahren eine nicht-staatliche islamische Bewegung, die unter der Führung junger Imame stand, die an islamischen Universitäten in Saudi-Arabien studiert hatten. Mit dem Ziel, das Wissen über den Islam zu befördern und den islamischen Glauben unter den jungen Muslimen zu verbreiten, wurde 1995 in Naltschik ein islamisches Zentrum mit einer Anzahl von nicht offiziellen islamischen Schulen eröffnet. Die "neuen Muslime" bauten eine zentrale islamische Gemeinschaft für Kabardino-Balkarien auf, der sich alle muslimischen Gemeinschaften anschlossen, die mit dem staatlich-traditionalistischen Islam nicht einverstanden waren. In den späten 1990er Jahren traten in Kabardino-Balkarien erstmals islamische Gruppen mit dschihadistischer Orientierung auf, die Kontakte zu wahabitischen Kämpfern in Tschetschenien hatten. Durch die militanten Aktionen dieser Gruppen (Angriff auf das Innenministerium in Naltschik im August 1998) gerieten auch die "neuen Muslime" unter Terrorverdacht und mussten ihr Islamisches Zentrum und die daran angeschlossenen Schulen 1999 schließen. Viele der „neuen Muslime“ gingen infolge der staatlichen Repression in den Untergrund. Eine Splittergruppe veröffentlichte im August 2004 eine Dschihad-Erklärung gegen die kabardino-balkarische Regierung. Im Dezember des gleichen Jahres unternahm sie einen Anschlag auf die russische Betäubungsmittelkontrollbehörde in Naltschik und erbeutete dabei zahlreiche Waffen.
Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:
Am 13. Oktober 2005 überfielen über zweihundert tschetschenische Rebellen in Naltschik mehrere Polizeireviere, ein Gefängnis das öffentliche Hauptquartier des Inlandsgeheimdienstes FSB und den Flughafen. Die Verantwortung für den Überfall übernahm der tschetschenische Terrorist und Rebellenführer Schamil Bassajew, der für zahlreiche Anschläge und bewaffnete Überfälle verantwortlich war. Bis zu seinem Tod im Jahre 2006 galt Bassajew als der meistgesuchte Mann Russlands.
"Naltschik, die Hauptstadt der Republik Kabardino-Balkarien, hat in Russland einen Namen, und seit zehn Tagen weltweit. Am Lenin-Boulevard sind nun von Projektilen zersiebte Hausmauern zu sehen. In drei Krankenhäusern werden Verwundete versorgt. Die Leichenhalle im Stadtteil Dubki ist überbelegt. Um 9 Uhr morgens am 13. Oktober, im heiligen Monat Ramadan, haben muslimische Rebellen dem russischen Staat in Naltschik den Krieg erklärt, mit Hilfe von Granatwerfern und Maschinengewehren. Von mehr als hundert Toten, zu drei Vierteln Terroristen, sprechen die Behörden. 16, 17 Jahre alt seien viele der Angreifer von Naltschik gewesen, verlautet inoffiziell. Zum bewaffneten Kampf gegen die russische Zentralgewalt ist im Nordkaukasus inzwischen eine neue Generation angetreten. Als gegen Ende der Sowjetunion aus Tschetscheniens Bergen erstmals der Ruf nach Loslösung von Moskau in die angrenzenden Republiken drang, waren die Terroristen von heute gerade geboren." Der Spiegel vom 24. Oktober 2005
2010 entwickelte sich die Kabardino-Balkarische Republik zu einem neuen Krisenherd im Nordkaukasus. Im Vergleich zu 2009 war die Anzahl der Anschläge überwiegend auf Sicherheitskräfte 2010 mindestens doppelt so hoch. Im Februar 2011 begann die russische Regierung schließlich mit Anti-Terror-Operationen in der Hauptstadt Naltschik und in anderen Regionen Kabardino-Balkariens. Am 5. Oktober 2011 sprach Russlands Innenminister zwar von einer Halbierung terroristischer Straftaten im Jahr 2011 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2010 und einem Rückgang von verletzten Zivilisten um 75 Prozent, dennoch sei die Lage „kompliziert“. - Am 25. Oktober 2013 kündigte der Präsident der nordkaukasischen Republik Kabardino-Balkarien, Arsen Kanokov ein baldiges Ende der Anti-Terror-Operationen an, da sich die Sicherheitslage im Ganzen verbessert habe. Der Einsatz, der im Februar 2011 seinen Anfang nahm, hatte zur Folge, dass Einnahmen durch den Tourismus erheblich zurückgingen. Viele Menschen, die vollständig vom Tourismus lebten, wurden an den Rand des Ruins getrieben. Zur Zeit sind etwa 30 bewaffnete Gruppen im bewaffneten Untergrund in Kabardino-Balkarien aktiv. Ihre genaue Mitgliederzahl ist unbekannt.
Seit 17.03.2014 bestehen für Reisen in den Nordkaukasus – nach Inguschetien, Tschetschenien, Dagestan, Nordossetien und Kabardino-Balkarien - Reisebeschränkungen - aufgrund von Anschlägen, bewaffneten Auseinandersetzungen, Entführungsfällen und Gewaltkriminalität.
November 2015: In einem der größten Anti-Terror-Operationen der jüngsten Vergangenheit haben russische Spezialeinsatzkräfte einen Ableger der Terrororganisation „Islamischer Staat“ in Russlands Süden vernichtet. Im Nordkaukasus wurde eine lokale Gruppe der Terrororganisation „Islamischer Staat“ vernichtet. Bei einem Spezialeinsatz des russischen Geheimdienstes FSB am Sonntag in der südrussischen Republik Kabardino-Balkarien, 1 600 Kilometer von Moskau entfernt, wurden elf Terroristen getötet. Der Einsatz gilt als der größte in der jüngsten Vergangenheit.Die Terrorgruppe soll Republikeinwohner, die für den „Islamischen Staat“ kämpfen wollten, nach Syrien eingeschleust und Terroranschläge im Nordkaukasus geplant haben. Im gut versteckten Unterschlupf der Terroristen wurden große Mengen an Waffen, Munition und Sprengstoff sichergestellt.
Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland: Eine sechs Jahre alte Tradition hat das Festival „Deutsche Tage“ in der Republik Kabardino-Balkarien. Im Dezember 2013 gab es einen kabardino-balkarisch-deutschen Kochwettbewerb, Lesungen zu Ehren Friedrich Schillers, eine Design-Ausstellung, eine Kontaktbörse für deutsche und russische Unternehmen und vieles mehr; erstmals war Naltschik Schauplatz der „Deutschen Tage“.
Interessant, zu wissen..., dass Wissenschaftler, allen voran Dr. Marie-Jeanne Koffmann, im Kaukasus einen Verwandten des Yeti - des Schneemenschen - entdeckt haben wollen.
Dieser Yeti, der im Kaukasus Almasty heißt, soll 1,80 bis 2,20 Meter groß sein, sich gekrümmt, aber aufrecht bewegen, dichte rötliche Haare haben, die einem Fell ähneln, und sehr scheu sein - wie es sich für einen Yeti, pardon einen Almasty schickt. Er streift vorzugsweise nachts durch das Gebirge des Kaukasus und ernährt sich von Beeren, Fröschen und Eidechsen. Frau Dr. Koffmann, Mitglied der Geographischen Gesellschaft in Moskau und der Internationalen Gesellschaft für Kryptozoologie, hat im Laufe der Zeit fünfhundert Zeugenaussagen zusammengetragen. So will zum Beispiel der 63 Jahre alte Talib Kumyschew aus dem Dorf Kammenomost in Kabardino-Balkarien ihn zweimal gesehen haben... Eine Expedition ist 1992 aufgebrochen, um dem Almasty bei den Kabardinern und BALKAREN endlich zu Gesicht zu bekommen. Ob es tatsächlich zu einem "direkten Kontakt" gekommen ist - ich konnte darüber nichts herausbekommen... Der französische Anthropologe Yves Coppens glaubt, der Almasty sei lediglich ein großer Affe.
Der Ruf der Heimat ist so unwiderstehlich
wie der Ruf nach Wahrheit.
Sprichwort der Balkaren
Die BALKAREN: Für Liebhaber kurzer Texte
Über den ethnischen Ursprung der Balkaren, die sich wahrscheinlich nach dem balkarischen Fluss selbst „Malkarli“ nennen, ist wenig bekannt. Man nimmt an, dass sie seit dem 14. Jahrhundert im Nordkaukasus ansässig sind, besonders im Gebiet um den Elbrus, einem gewaltigen Vulkangipfel, dessen Spitze von einer mächtigen Schicht ewigen Eises bedeckt ist. Als Fünftausender ist er der höchste kaukasische Berg, von den Balkaren „Mingitau“ genannt – „Berg der Berge“, von den Kabardinern „Oschchomacho“ geheißen – „Berg des Glücks“. Zwei Gipfel hat der Elbrus, für jedes Volk einen. Die Balkaren sind vorrangig im Gebiet Kabardino-Balkariens zu Hause, die Kabardiener in den kaukasischen Vorbergen. Beide Völker nehmen für sich in Anspruch, dass Prometheus, Sohn Lapetos und Bruder des Epimetheus, an „ihren“ Kaukasusgipfel geschmiedet war. Nach der Überlieferung schuf Prometheus die Menschen aus Lehm und Wasser und betrog Zeus um seine Opfergabe. Daraufhin nahm Zeus den Menschen das Feuer. Prometheus stahl es wieder vom Himmel und brachte es den Menschen zurück. Zur Strafe wurde er an den Kaukasus geschmiedet, die genaue Stelle nennt die Sage nicht. Ein Adler fraß Prometheus die ständig nachwachsende Leber, bis Herakles den Adler tötete und Prometheus von seinen Qualen erlöste. – Kabardino-Balkarien gilt geographisch als ein Land der Kontraste. Man sagt in dem kleinen Bergland: Wenn auf dem Kopf Winter ist, ist auf den Schultern Herbst, zu Füßen Frühling. – Nach letzten Erkenntnissen bildeten sich die fast siebzigtausend Balkaren durch Vermischung nordkaukasischer und alanischer Stämme mit den Wolgabulgaren und Krimtschaken heraus. Das Balkarische gehört zur krimtschakischen Gruppe der westlichen Turksprachen, das Kabardinische zu den nordostkaukasischen Sprachen. Deshalb auch finden sich nur sehr wenige ähnliche Sprichwörter bei ihnen, obwohl sie ein und dasselbe Territorium bewohnen. Unter dem Einfluss der Krimtataren und der Nogaier - auf die das Eigenartige ihres Schuhwerks zurückgehen soll - wurden die Balkaren im 18. Jahrhundert islamisch, sie sind heute sunnitische Moslems. 1827 kamen sie unter russische Herrschaft. Ihre Aule (Dörfer) sind meist terrassenförmig angelegt. Früher gehörte zu jedem Aul, der in der Regel aus sieben bis neun Gehöften bestand, zwei bis drei Wehrtürme, die teilweise noch heute erhalten sind.
Altes balkarisches Schuhwerk - unter dem Einfluss der Krimtataren und Nogaier?
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Diesen bisher unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete, das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.
Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst, von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen:
* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.
* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.
* Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.
Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.
Hier fünfzig balkarische Sprichwörter:
(Unveröffentlicht)
Wer tagsüber rechtschaffen arbeitet, schläft nachts rechtschaffen.
Bescheidenheit und Reichtum sind keine Brüder.
Wer viel besitzt, kann viel verlieren.
Mit Hilfe der Brautwerberin lässt sich sogar ein Mörser verheiraten.
Plaudere nicht alles aus, was du aus Büchern weißt.
Dshigit*, traue keiner schönen Witwe.
Erweist du einem Dummkopf Achtung, erhebt er seine Nase bis in den Himmel.
Verstoße deine Ehefrau nicht, weil deine Mutter sie schilt.
Dshigit, sei nicht wählerisch bei deiner Bettstatt, wenn du wirklich schlafen willst.
Achtest du die Ehre deines Volkes nicht, solltest du mit ihm auch nicht essen und trinken.
Keine Ente verlässt den Bach, in dem ihre Güssel schwimmen.
Allein das Talent zum Streit ist noch kein Beweis für Männlichkeit.
Ist das Fleisch im Kessel, belebt sich das Tischgespräch.
Wie weit ein Fluss auch über seine Ufer tritt, immer zieht er sich wieder in sein Bett zurück.
Wer einem Freund keinen Mangel nachsieht, wird einsam sein.
Einem satten Gast ist nichts recht zu machen.
Eine Geliebte ist glücklicher als eine Schönheit.
Besser als lautstarkes Gerede ist ein geruhsamer Schlaf.
Ein Gerücht hat lange Beine und fürchtet keine langen Wege.
Dampft die Hammelkeule auf dem Tisch, gelüstet´s keinen Mullah nach dem Koran.
Hände und Stirn voller Tinte sind noch kein Beweis für das Beherrschen der Wissenschaften.
Feiger Hirt, scheue Herde.
Kannst du Kater nicht leiden, füge dich den Mäusen.
Schmähe nicht das Land deiner Väter.
Kein Mann ohne Ebenen und Hügel, kein Mann ohne Freund und Feind.
Noch so großes Leid macht keinen Schmerz vergessen.
Großes Leid eines Fremden ist fern, kleines eigenes Leid nah.
Wer als Letzter zu Worte kommt, hat mehr Argumente.
Nur stumme Leute lügen nicht.
Von ein und denselben Lippen kann Honig und Gift tröpfeln.
Lügen auszusprechen ist leichter, als sie sich anzuhören.
Nimm nicht das Mädchen, welche von der Mutter gelobt, sondern eines, das
von den Leuten geschätzt wird.
Mangel an Wein stellt Freundschaft auf die Probe.
Lieber ein Murmeltier in den Händen, als ein Steinbock hoch oben in den Felsen.
In der Not rechne eher mit dem nahen Nachbarn als mit dem fernen Verwandten.
Wer es jedem recht tun will, kriegt aus einer Ochsenhaut kein einziges
Paar Stiefel zugeschnitten.
Am strengsten urteilt über eine Sache, wer sie selbst nicht zu machen versteht.
Eine Schuld lässt solange nicht schlafen, bis sie beglichen.
Iss mit deiner Sippe soviel du willst, aber treibe keinen Handel mit ihr.
Selbst wer auf einen Thron sitzt, wurde von seiner Mutter nackt und bloß geboren.
Der Tod fragt nicht danach, ob du ein Jahr gelebt hast oder hundert.
Schon bald nachdem sich ein Traum erfüllt hat, ist die Freude daran erloschen.
Im Trunk geleisteter Schwur hat nur den Wert einer halben Kopeke.
Verstand ist weder Sache der Hautfarbe noch des Vermögens.
Selbst ein zahmer Vogel setzt sich nicht auf eine leere Hand.
Was von einem Weisen mit Mühe erkannt, wird von einem Dummkopf übermütig verlacht.
Der Wolf stürmt die Herde, wenn er hungrig ist, der Mensch überfällt Völker, obwohl er satt ist.
Wolfsgeheul macht alle Streitigkeiten der Hunde vergessen.
Mit Asche bedeckte Glut hält länger, aber wärmt weniger.
Willst du dich mit deinem Bruder zanken, verkaufe ihm ein Kälbchen oder einen Stier.
Fett ist bei Menschen ein Mangel, Speck kleidet nur Schafe und Hammel.
Ein gutes Wort senkt das Schwert.
* Dshigit = junger verwegener Reiter, auch Krieger oder überhaupt: junger Bursche.
Interlinearübersetzung aus dem Russischen von Gertraud Ettrich; gesammelt und in
Sprichwortform gebracht von Gisela Reller
Zitate: "Als Lenin die Romanows stürzte, versprach er den Kaukasusrepubliken die Freiheit und unterwarf sie doch nur einer neuen Knechtschaft. Während der Jahre des Stalinismus wurden ganze Völker nach Kasachstan und Sibirien deportiert. Mit den neuen Herren kamen die kulturelle Unterdrückung und der `Glaubenszwang´, Christentum (seit dem 4. Jahrhundert), Islam und kommunistischer Atheismus stießen aufeinander und prägten die einzelnen Völkerschaften."
Wilhelm von Sternburg (Hrsg.) in: Der Kaukasus, Rußlands offene Wunde, 1997
*
„Die islamisch geprägte Teilrepublik Kabardino-Balkarien zählt zu den ärmsten Gebieten Russlands. Hohe Arbeitslosigkeit und religiöser Fanatismus bilden ein explosives Gemisch. Im Vergleich zu den Nachbarrepubliken Tschetschenien, Nordossetien, Inguschetien und Dagestan galt die Republik bislang als relativ stabile Region. (...) Das Gebiet wird seit Generationen von Konflikten zwischen der Bevölkerungsmehrheit der kaukasischen Kabardiner und der Minderheit der Balkaren geprägt. Letztere sind ein Turkvolk. Bis heute erwachsen Spannungen aus der Deportation der Balkaren unter dem Sowjetdiktator Stalin im Kriegsjahr 1944 wegen angeblicher Kollaboration mit Hitler- Deutschland. Als Kernzelle der jüngsten Konflikte gilt die extremistische Organisation „Jarmuk“ im Siedlungsgebiet der Balkaren am Elbrus. Die Untergrundgruppe soll 2002 von dem später getöteten tschetschenischen Bandenführer Ruslan Gelajew gegründet worden sein.“
Sächsische Zeitung-ONLINE.DE vom 14. Oktober 2005
*
„In der russischen Kaukasus-Republik Kabardino-Balkarien hat die Polizei offenbar einige Terroranschläge vereitelt: In der beliebten Ski-Region am Elbrus wurden 15 einsatzbereite Bomben der Marke Eigenbau entdeckt. Die Bomben wurden aus einem Versteck sichergestellt, das an einer Bergspitze entdeckt worden war, teilte das republikanische Innenministerium am Dienstag mit. Neben den Sprengsätzen lagen dort vier Kalaschnikows und vier Pistolen samt Munition. Bereits im November hatte die Polizei in Kabardino-Balkarien ein illegales Sprengstofflager mit insgesamt 100 Kilo TNT entdeckt. Die Lage in Kabardino-Balkarien hatte sich vor drei Jahren zugespitzt. Nach Behördenangaben gab es 2010 in der Nordkaukasus-Republik fast 200 Überfälle auf Polizisten. Extremisten töteten 42 Gesetzeshüter und 31 Zivilisten. Im Februar 2011 erschossen Terroristen drei Ski-Touristen aus Moskau und sprengten eine Seilbahn. Wenige Tage später attackierten drei bewaffnete Gruppen Naltschik, die Hauptstadt von Kabardino-Balkarien.“
RIANOVOSTI vom 22. Januar 2013
*
„Fachleute für Landeskunde aus Naltschik haben im Bezirk Terski von Kabardino-Balkarien im Kaukasus Überreste eines Mammuts entdeckt. Forscher berichten, dass sie Knochen des sogenannten südlichen Mammuts am Zusammenfluss von zwei Strömen in einem Abgrund gefunden haben. Anwohner fanden wiederholt in diesen Orten die Knochen unterschiedlicher Länge, darunter riesige Rippen, Zähne und Wirbel, was nicht von einem einzelnen Skelett, sondern von einem Friedhof der prähistorischen Tiere zeugt, stellen die Wissenschaftler fest.“
Stimme Russlands vom 20. Februar 2013
„Die Meldungen über ermordete Sicherheitskräfte und `vernichtete Banditen´, die beinahe täglich aus Dagestan, Inguschetien oder Kabardino-Balkarien kommen, sind zu einem Hintergrundrauschen geworden, das in Moskau kaum noch wahrgenommen wird, weil man sich daran gewöhnt hat.“
Julian Hans in: Süddeutsche Zeitung vom 31. 12.2013
Nicht zu allen Völkern der ehemaligen Sowjetunion bin ich gereist, aber für alle Völker habe ich mich interessiert und in meinem Völkerschafts-Archiv Material gesammelt. Hier ein von mir in Übersetzung gegebenes bisher deutsch unveröffentlichtes Märchen der Balkaren:
Das balkarische Märchen Der schlaue Hasenfuß
*
Es lebte einmal im kaukasischen Vorgebirge ein ängstlicher, aber gewitzter alter Mann. Der war so feige, dass er abends niemals ohne seine Frau oder seine Katze aus dem Haus ging. Im Aul* nannten sie ihn den schlauen Hasenfuß.
* Aul = kaukasisches Bergdorf
Der gewitzte Hasenfuß mit Frau und Katze.
Zeichnung von P. G. Ponomarenko aus: Rellers Völkerschaftsarchiv
Eines Tages, nach Einbruch der Dunkelheit, saß er mit seiner Frau vor dem Haus. Sagte die Frau zu ihm: "Wir haben jetzt Neumond, und die Nacht wird rabenschwarz. Die Pferde in der Koppel sind unbeschlagen, da wird kein Hufeisen klirren. Wie leicht könntest du die ganze Herde auf geheimen Wegen in die Berge treiben - heute Nacht um zwölfe!"
Sie sagte "zwölfe", er hörte "Wölfe" und rannte mit schlotternden Knien ins Haus. Als das den Aulbewohnern zu Ohren kam, verspotteten sie ihn noch ärger. Das kränkte ihn sehr, und so beschloss er, sich in der weiten Welt Achtung zu verschaffen. Einen Burdjuk** mit Airan und einen Käselaib nahm er als Wegzehrung mit. So tippelte er denn drei Tage und drei Nächte lang, und am Morgen des vierten Tages stieß er auf einen Emegen, einen Riesen. Einen furchtbaren Schreck kriegte er, ließ sich aber nichts anmerken. "Ha, du fipsiges Kerlchen!" brüllte der Emegen so laut, dass die uralten Berge wackelten. "Los, wir wollen unsere Kräfte messen!" - "Immer zu!" sagte Hasenfuß mit zitternder Stimme. "Versuch mal Öl aus der Erde zu pressen."
Da hopste der Emegen auf der Stelle und stampfte mit den Füßen, bis sich eine tiefe Kuhle gebildet hatte. Aber es kam kein Tropfen Öl. Hasenfuß hatte inzwischen etwas weitab seinen Burdjuk mit Sand zugeschüttet. Jetzt trat er einmal mit der Ferse darauf, und der Airan spritzte nach allen Seiten. Verdattert schwieg der Emegen. Dann sagte Hasenfuß spöttisch: "Stark bist du ja, aber doch ein Schwächling. Jetzt schlag mal einen von diesen weißen Steinen entzwei." Da hieb der Emegen drauflos, bis er sich die haarige Faust verstaucht hatte, dann gab er´s auf. Hasenfuß aber nahm seinen Käselaib und brach ihn mitten durch. "Du bist mir über", gab der Emegen zu, "jetzt werde ich dir gehorchen." Hasenfuß befahl ihm, ein paar Äpfel von einem hohen Baum zu pflücken. Der Riese bog den Baumwipfel mit einer Hand bis zur Erde. Sie aßen sich beide an den saftigen Früchten satt. Dabei merkte Hasenfuß nicht, dass er mit seinem Mantel an einem Ast hängengeblieben war. Wie nun der Riese die Baumspitze losließ, schnellte es den Alten auf einen hohen Felsen. "Was machst du denn da oben?" wunderte sich Emegen. "Ich halte den Felsen fest, dass er nicht runterstürzt", gab Hasenfuß zur Antwort. Dann gingen sie zusammen in die Schlucht, wo die Riesen hausten. Die wollten Hasenfuß nach Wasser schicken. "Was soll ich mit dem Eimerchen?", meinte er. "Gebt mir einen Spaten, dann lenk ich den ganzen Fluss hierher."
Das war den Riesen nicht geheuer, und sie berieten, wie sie Hasenfuß loswerden könnten. Nach langem Hin und Herr beschloss man, ihm eine Kiste mit Edelsteinen zu schenken. Der stärkste Riese musste sie tragen, Hasenfuß ging nebenher. "Geh nur recht langsam", sagte er zu dem Emegen, "ich lauf derweil voraus und sag meiner Frau Bescheid." Wie dann der Riese sich dem Haus nähert, hört er Hasenfuß drinnen zu seiner Frau sagen: "Bereite ein leckeres Essen für unseren Gast!" - "Ich weiß wirklich nicht, was ich ihm vorsetzen soll", antwortete die Frau (So hatte Hasenfuß sie zuvor angewiesen.) "Es ist gerade nichts da außer einem Emegen-Schinken. Den werd ich dann wohl braten müssen." Bei diesen Worten wurde es dem Riesen schwarz vor Augen. Er ließ die Kiste fallen und rannte davon. Kommt ihm ein Fuchs entgegen und fragt:" Vor wem türmst du denn?" - Da erzählte ihm der Emegen, was passiert war. "Bist so groß und hast Furcht vor einem Alten? Der ist doch der größte Angsthase auf der Welt! Sogar vor mir hat der Bammel. Wenn du mir´s nicht glaubst, halte dich nur schön an meinem Schwanz fest und folge mir."
So kamen die beiden zum Haus von Hasenfuß und seiner Frau. Hasenfuß sah die beiden durchs Fenster und rief dem Fuchs zu: "Was bringst du mir so einen klapperdürren Emegen! Nichts als Haut und Knochen - was hab ich von dem?!" Da meinte der Riese, der Fuchs habe ihn hinters Licht geführt. In seiner Wut hieb er den Fuchs gegen einen Stein und nahm noch schneller Reißaus als das erste Mal.
Bei den Seinigen angelangt, erzählte Emegen ihnen, dass im Hause des Hasenfuß ein Emegen zum Essen aufgetischt wird. Entsetzt zog der Stamm der Riesen aus der Bergschlucht ab - und keiner weiß, wo sie geblieben sind.
Hasenfuß aber zog dem Fuchs das Fell ab und nähte sich daraus eine Mütze. Seither lachte niemand mehr über ihn.
Deutsch von Johann Warkentin; gesammelt und redigiert von Gisela Reller
** Burdjuk = ein Fellschlauch mit Sauermilch (Airan)
Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den BALKAREN:
Rezensionen in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de
KATEGORIE BELLETRISTIK: Steffi Chotiwari-Jünger (Hrsg.), Die Literaturen der Völker Kaukasiens, Neue Übersetzungen und deutschsprachige Bibliographie, Literatur der Abasiner, Abchasen, Adygen, Agulen, Armenier, Aserbaidshaner, Awaren, Balkaren, Darginer, Georgier, Inguschen, Kabardiner, Karatschaier, Kumyken, Kurden, Lakier, Lesginer, Nogaier, Osseten, Rutulen, Tabassaraner, Taten, Tschetschenen, Ubychen, Uden, Zachuren, Zowatuschen (Bazben)., Reichert Verlag, Wiesbaden 2003.
"Am meisten an diesem außerordentlich arbeitsaufwendigen Buch beeindruckt die gelungene Mischung von Lesevergnügen und Wissenschaftlichkeit. Hier kommt sowohl der Literatur liebende Leser auf seine Kosten als auch der Kaukasusspezialist."
In: www.reller-rezensionen.de
Literaturhinweise (Auswahl)
* Monika Buttler, Die Kaukasus-Kost der Hundertjährigen, Rezepte für ein langes Leben, Urania Verlag, Berlin 1999.
Die Bewohner des Kaukasus leben nicht nur lange, sondern erhalten sich auch bis ins hohe Alter ihre Lebensfreude und eine beneidenswerte Gesundheit. Die Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Der ausführliche Rezeptteil wird u. a. ergänzt mit einem opulent fotografierten Freundschaftsessen und einem erotischen Menü für zwei Personen, das aus einem Mango-Kefir-Drink, Spargelsuppe, einem Selleriecocktail, Wolfsbarsch mit Safran-Sauce und Reis, Feigen in Granatapfel-Sauce und einem Kardamom-Kaffee besteht...
* Wladimir Markowin/Rauf Muntschajew, Kunst und Kultur im Nordkaukasus, Übertragung aus dem Russischen von Alexander Häusler, mit zahlreichen Zeichnungen und Fotos, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1988.
Der Nordkaukasus ist seit Jahrtausenden Siedlungsgebiet einer Vielzahl großer und kleiner Völkerschaften mit einer eigenständigen Kultur und Kunst. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte eine intensive systematische Erforschung der Vergangenheit dieses Gebietes zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer ein, woran der Moskauer Wissenschaftler Wladimir Markowin und der dagestanische Archäologe R. Muntschajew, beide Mitarbeiter des Instituts für Archäologie der Akademie der Wissenschaften in Moskau, maßgeblich beteiligt sind. Die Autoren legen mit diesem Buch erstmals einen Gesamtüberblick über die kulturhistorische Entwicklung in diesem Teil der Russischen Föderation vom Paläolithikum bis zum späten Mittelalter vor. Felsbilder, die berühmten Gold- und Silberfunde aus Maikop, die Koban- und Skythenkunst, das künstlerische Wirken der Alanen und Chasaren oder die Architektur des alten Derbent sind ebenso Gegenstand dieser Arbeit wie das vielgestaltige spätmittelalterliche Kunsthandwerk.
* Jörg Schöner/Alexander Kusnezow, Im Kaukasus, Der Einführungstext wurde von Hans-Joachim Thier aus dem Russischen übersetzt, Die Aufnahmen sind das Ergebnis vieler Wanderungen durch den Kaukasus, die der Fotograf gemeinsam mit Dr. A. Schulze unternahm, F. A. Brockhaus Verlag Leipzig 1981, 2. Auflage.
Aus der Vorbemerkung: "In diesem Bildband erzählen mein Freund Jörg Schöner und ich vom Kaukasus, richtiger gesagt, ich erzähle, und er zeigt den Kaukasus in seinen Fotos. Zunächst mache ich einige allgemeine Angaben über dieses Bergland, danach berichte ich über meine Reise durch einzelne Gebiete des Kaukasus - durch Dombai, das Elbrusgebiet, Dagestan und durch abgelegene Gegenden Georgiens - durch Swanetien und Chewsuretien. Auch Tbilissi, die Hauptstadt Georgiens, werden wir aufsuchen."
Bibliographie zu Gisela Reller
Bücher als Autorin:
Länderbücher:
* Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern, Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.
Biographie:
* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.
... als Herausgeberin:
Sprichwörterbücher:
* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.
* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.
* Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.
Aphorismenbuch:
* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.
... als Mitautorin:
Kinderbücher:
* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.
Sachbuch:
* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.
* Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Herausgegeben von Leonhard Kossuth unter Mitarbeit von Gotthard Neumann, Nora Verlag 2008.
... als Verantwortliche Redakteurin
* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.
* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.
Die erste Ausgabe von HANDSCHLAG liegt vor. Von links: Dr. Gotthard Neumann, Leonhard Kossuth (Präsident), Horst Wustrau
(Gestalter von HANDSCHLAG), Gisela Reller, Dr. Erika Voigt
(Mitarbeiter des Kuratoriums zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V.).
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:
Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:
„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“
B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:
"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und Gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."
Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:
"(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"
Neue Zeit vom 18. April 1983:
„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“
Der Morgen vom 7. Februar 1984:
„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“
1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.
Foto: Alfred Paszkowiak
Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:
"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“
Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen in der Zeit
von 1981 bis 1991.
Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv
Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:
„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“
Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:
„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“
Das Magazin Nr. 5/88.
"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."
Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“.
Zeichnung: Egbert Herfurth
FÜR DICH, Nr. 34/89:
"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."
Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:
"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."
Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:
„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch
Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“
Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.
Die
BALKAREN wurden am 14.05.2014 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.Die Weiterverwertung der hier veröffentlichten Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen, Fotos, Zeichnungen, Illustrationen... ist nur mit Verweis auf die Internetadresse www.reller-rezensionen.de gestattet - und mit korrekter Namensangabe des jeweils genannten geistigen Urhebers.
Zeichnung: Karl-Heinz Döhring