Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

 

Ich bin ein Armenier: Ein Dorfbewohner, 98 Jahre alt.

 

 

Foto aus: Rellers Völkerschaft-Archiv

 

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.  

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden.

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller

 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

 

 

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Armenien zu bereisen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein armenisches Sprichwort -

 

Die Vorstellung von der Welt kann noch so  wundervoll sein, noch wundervoller ist, sie zu bereisen.

 

 

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Die ARMENIER… (Eigenbezeichnung: )

Bevölkerung:

 

Zitat: "Als Statistiker der Vereinten Nationen vor ein paar Jahren routinemäßig die Geburtenraten der Welt überprüften, fiel ihnen eine Merkwürdigkeit auf. In einigen Ländern des Balkans und des Kaukasus wurden auffällig viele Jungen und nur wenige Mädchen geboren. Die Zahlen ähnelten denen in Indien oder China, wo das Gleichgewicht der Geschlechter längst nicht mehr stimmt, weil weibliche Embryonen gezielt abgetrieben werden. Väter in diesen Ländern wollen oft unbedingt einen männlichen Stammhalter und tun alles dafür, keine Töchter aufziehen zu müssen. Inzwischen kann es offenbar auch in Europa und im benachbarten Kaukasus für ein Ungeborenes ein mörderischer Makel sein, wenn es weiblich ist. In Armenien und Aserbaidschan kommen auf 100 Mädchen derzeit etwa 115 Jungen zur Welt, in Albanien sind es nach den gerade erst veröffentlichten Geburtenstatistiken 112 Jungen - das sind in etwa indische Zustände. - Normal ist ein Geschlechterverhältnis bei der Geburt von 100 zu 105. Der natürliche Überschuss an Jungen wird durch die höhere Sterblichkeit von männlichen Babys und Kindern später wieder ausgeglichen. Doch wenn die Zahl der Jungen zu groß wird, gerät die Demografie aus dem Gleichgewicht. In Indien leben inzwischen sieben Millionen mehr Jungen als Mädchen. […] Weltweit gibt es ein Defizit von 160 Millionen Mädchen und Frauen."

In: Süddeutsche Zeitung vom 01.01.2013

 

Hinzu kommt der Konflikt mit Aserbaidschan um die abtrünnige Region Berg-Karabach. Der fragile Waffenstillstand nährt die Sorge nach einem neuen Krieg – und den Wunsch nach jungen Soldaten.

 

 

 

 

Fläche: Die Landschaft Armeniens, in 400 bis 4 000 Meter Höhe entlang des Kleinen Kaukasus gelegen, ist sehr vielgestaltig.

Geschichtliches:

 

"Im Kaukasus, in den großen Städten Tiflis[Tbilissi], Baku und Jerewan, war die Revolution vor allem eine blutige innerethnische Auseinandersetzung, in der es darauf ankam, Widersacher zu töten oder zu vertreiben."

Jörg Baberowski in: Verbrannte Erde, Stalins Herrschaft der Gewalt, 2010

 

 

 

Erdbeben in Armenien - das erste Mal (Gorbatschow) wird ausländische Hilfe in die SU gelassen.

Die Armenier lebten in Ostanatolien über Tausende von Jahren, bis zum 24. April 1915.

 

 

Maxim Gorki schreibt in "Durch die Union der Sowjets": "Im Delishana-Tal

Staatsgefüge:

Verbannungsgebiet:

"Die Volkszugehörigkeit ist fast das wichtigste Merkmal, wenn es um die Auswahl der Lagerinsassen geht, die einen der rettenden `Schlauberger´-Posten erhalten. Jeder Gulag-Häftling, der genug Lager gesehen hat, wird bestätigen, dass unter den `Schlaubergern´ (`pridurki´) eine ganz andere Zusammensetzung nach Nationalitäten  herrschte als insgesamt in der Lagerbevölkerung. In der Tat, Balten fand man unter den Schlaubergern eigentlich nie, so viele es auch im Lager geben mochte - und es gab viele! Russen waren natürlich immer dabei, doch ihr Anteil war im Vergleich zu ihrer Anzahl unter den Häftlingen unverhältnismäßig gering (und nicht selten wurden dafür Parteitreue herausgepickt). Dafür waren Juden, Georgier und Armenier deutlich überrepräsentiert. Auch den Aserbaidshanern gelang es überdurchschnittlich häufig, auf einem privilegierten Posten unterzukommen." Alexander Solschenizyn (1918 bis 2008) in "Zweihundert Jahre zusammen. Die Juden in der Sowjetunion"

Hauptstadt:

Wirtschaft:

Verkehr:  

Sprache/Schrift: Ein Mönch namens Mesrop Maschthots schuf das armenische Alphabet. Das Leben Maschthots´ ist geprägt von klösterlicher Anonymität. Er bleibt hinter seinem Werk verborgen. Die Armenier nennen ihn den "genialen Maschthots". Wegen seiner Verdienste um das Alphabet ernannte die Kirche Maschthots zum Heiligen. Kaum besitzen die Armenier ihr eigenes Alphabet, schreiben sie schon Bücher. Maschthots geht dabei beispielgebend voran: Er hat eben erst das Alphabet erfunden, da setzt er sich schon hin, um die Bibel zu übersetzen; Maschthots begründet die große mittelalterliche Bewegung der Kopisten, die unter den Armeniern ein bislang unbekanntes Ausmaß erreicht. Schon im 6. Jahrhundert übertragen sie den gesamten Aristoteles ins Armenische. Bis zum 10 Jahrhundert sind die meisten griechischen und römischen Philosophen übersetzt, viele hundert Titel der antiken Literatur.

Literatursprache/Literatur:

Bildung:

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt: Armenien ist arm an Wald, reich an Mineralquellen.

Gebirge sind oft reich an Seen. Der Kaukasus nicht. In seinen hohen Regionen fehlt das Wasser. Auch Wasserfälle sind selten. Nur in Armenien gibt es einen großen Bergsee, den Sewansee.

Pflanzen- und Tierwelt: Armenien ist reich an vielen seltenen Pflanzen und wird von manchen für uns nicht alltäglichen Tieren bevölkert. Allein vierzig Schlangenarten sind dort zu Hause, weshalb man Schlangen auch in vielen Märchen begegnet. - Besonders interessant ist die Armenische Felseidechse. Sie gehört zu den Wirbeltieren mit Jungfernzeugung (Parthenogenese). Dabei handelt es sich um eine eingeschlechtliche Fortpflanzung – es gibt nur Weibchen. Diese legen nach einer Winterruhe zwischen zwei und fünf unbesamte Eier, aus denen ausschließlich Weibchen schlüpfen. Ursache für die Parthenogenese der Armenischen Felseidechse kann ein Paarungspartnermangel oder auch eine Art Vermehrungsstrategie sein.

 

 

 

Behausungen:

Ernährung: Legendäre Vitalität zeichnet die Bewohner des Kaukasus aus. Sie leben nicht nur lange, sondern erhalten sich auch ihre Lebensfreude und eine beneidenswerte Gesundheit. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Ernährung.

Naturbelassene Nahrungsmittel und eine Fülle von frischen Zutaten werden zu Gerichten von unwiderstehlicher Köstlichkeit komponiert. (...) Bei allen Unterschieden haben die Kaukasier jedenfalls eines gemeinsam: Sie werden dank ihrer natürlichen Ernährung und Lebensweise steinalt, und das bei bester Gesundheit."

Monika Buttler in: Die Kaukasuskost der Hundertjährigen, 1999

 

Die sprachliche Mischung der Kaukasusvölker spiegelt sich auch in manchem Rezeptlausdruck: So verrät in der armenischen Küche das Wort Tarhana (eine Joghurtpaste) den türkischen Einfluss aus der Zeit, als im Ostteil der Türkei Armenier lebten, während Tahina (Sesampaste) dem arabischen Speisezettel entlehnt ist. Aus Russland stammt der rote-Bete-Kohl Eintopf Borschtsch, der in alle kaukasischen Küchen Eingang gefunden hat. Der aserbaidschanische Eintopf Dizi (Lammfleisch mit Kichererbsen), hat wiederum das iranische Essen bereichert und ist dort als Abguschd bekannt. Ist das Tapaka-Hähnchen nun ein armenisches oder georgisches Gericht? Die Beteiligten können sich darüber richtig streiten, und als Europäer gerät man dabei ganz schön zwischen die Fronten...

 

 

"Auf welche Weise besiegeln die Armenier eine gerade geschlossene Freundschaft? - Indem sie gemeinsam einen Schluck trinken und einen Bissen essen; offenbar finden sie essen genauso wichtig wie trinken. Gewissermaßen stoßen sie dort nicht nur mit Wein, sondern auch mit einem Eckchen Filet an."

Lothar Kusche (deutscher Feuilletonist, Schriftsteller, Satiriker, geboren 1929) in: Wie streng sind denn im Sowjetland die Bräuche?, 1958

Kleidung:

 

Folklore:

 

"Wir bewundern die Teppiche des Kaukasus mit ihrer mannigfaltigen nationalen Ornamentgestaltung, die bizarren Erzeugnisse der kaukasischen Silberschmiede, die herrlichen Stein- und Holzschnitzereien. Schön sind die Lieder der Völker des kaukasischen Berglands, ihr feuriger und zugleich poetischer Charakter drückt sich in der reichen Instrumentalmusik und in den Tänzen aus. Viel Gemeinsames vereint die Lieder, Tänze und die bildende Kunst der kaukasischen Völker. Dabei bewahrt jedoch jedes Volk seine künstlerische Eigenart, auch in der Folklore und Literatur. Unerschöpflich ist der Märchenschatz der kaukasischen Völker. Da gibt es lange Zaubermärchen, spannende Schelmengeschichten, erbaulich-belehrende Tiermärchen, lustige Possen, Satiren, die reiche Hohlköpfe geißeln und das Laster verspotten. Jedes Volk des Kaukasus hat sein Epos, seine Märchen, und oft lässt sich nur schwer feststellen, wem diese oder jene Gesichte, Heldensage oder drollige Posse zuzuschreiben ist."

Prof. E. Pomeranzewa im Nachwort von : Kaukasische Märchen, Grusinien [Georgien], Armenien und Aserbaidschan, 1978

 

 

Surna, armenisches Volksinstrument

Feste/Bräuche:

Religion: Im Jahre 301, unter der Herrschaft des armenischen Kaisers Tiridates II. Arschakuni, nimmt Armenien den christlichen Glauben an. Es ist das erste Land der Welt, in dem das Christentum zur Staatsreligion gemacht wird. Die Armenier haben ihre eigene Kirche, die Heilige Apostolische Armenische Kirche. Im Jahrhunderte langen Streit zwischen dem Vatikan und Byzanz nahmen sie eine Zwischenposition ein, die aber mehr dem Vatikan zuneigte. Daher wurden die Armenier, obwohl sie zur Gruppe der Kirchen griechischen Ritus gehören, in Konstantinopel zu den Abtrünnigen, ja, sogar zu den Häretikern gezählt. Sie brachten gerne blutige Tieropfer dar, sie begannen das Große Fasten mit dem siebzigsten Tag, sie fasteten am Samstag, und vor allem verwendeten sie bei der Eucharistie ungesäuertes Brot. Wegen dieses Brotes, auf dem sie häretisch beharrten, wurden sie abfällig "Ungesäuerte" genannt.

 

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:

2014/2015 Im armenischen Gesundheitsministerium wird ein Gesetz vorbereitet, das es Ärzten verbieten soll, den Eltern vor der 30. Schwangerschaftswoche das Geschlecht des Kindes mitzuteilen; Abtreibungen sind in Armenien bis zur 26. Schwangerschaftswoche erlaubt. UN-Analyst Garik Hayrapetjan zufolge wird darüber diskutiert, eine Strafzahlung von umgerechnet 550 Euro gegen Mediziner zu verhängen, die gegen die Vorschrift verstoßen. Bei wiederholtem Vergehen soll ihnen die Berufslizenz entzogen werden können.

 

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

Armenischer Kulturverein in Hessen - 45 Jahre...

 

Interessant, zu wissen..., dass der neue Papst Franziskus im Juni 2013 die Gräueltaten an den Armeniern im damaligen Osmanischen Reich durch Massaker und im Zuge von Vertreibung zwischen 1915 und 1917  als ersten Genozid im 20. Jahrhundert bezeichnete.

Papst Franziskus hatte das Vorgehen gegen die Armenier, bei dem über eineinhalb Millionen Armenier ums Leben kamen, bereits in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires als Völkermord bezeichnet. Nach Angaben des Außenministeriums in der Hauptstadt Jerewan dankte der neue armenische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mikayel Minasyan, bei der Übergabe seines Beglaubigungsschreibens Franziskus für seine Worte. Zugleich lud er ihn nach Armenien ein. Die Türkei hat gegen die Äußerung von Papst Franziskus über die Vertreibung der Armenier während des ersten Weltkriegs offiziell Protest eingelegt. Die türkische Botschaft beim Heiligen Stuhl bestätigte in Rom, dass der Botschafter des Heiligen Stuhls vom Außenministerium in Ankara einbestellt worden sei. Die Gräueltaten an den Armeniern stellen nach Ansicht vieler Historiker den ersten Völkermord im 20. Jahrhundert dar. Mehr als ein Dutzend Staaten haben die Massaker mittlerweile als Genozid anerkannt. Dazu gehören Frankreich, die Schweiz und die Niederlande. Der armenisch-orthodoxe Bischof Sebuh Tschuldijan sagte der türkischen Tageszeitung "Hürriyet", der Papst habe eine "historische Wahrheit" ausgesprochen. Er forderte, dass sich die Türkei der Realität stellen müsse. 

 

Auch wer keinen Grund und Boden besitzt, kann eine Heimat haben.

Sprichwort der Armenier

 

Die ARMENIER: Für Liebhaber kurzer Texte

Die „Haik“, wie sich die Armenier nach ihrem legendären Stammvater selbst nennen, sind ein indoeuropäisches Volk, das Armenische eine eigenständige indoeuropäische Sprache. Die Armenier sind seit rund dreitausend Jahren in Transkaukasien und in den sich anschließenden Gebieten ansässig. Die Bezeichnung Armenien taucht in der Geschichte erstmals im Siegesbericht Darius´I. (um 520 v. u. Z.) an der Felswand von Bihistun auf. Die Armenier selbst nennen ihr Land „Hayastan“. Von den ersten Jahren seines Bestehens an führte der armenische Staat fast unablässig Kriege um seine Unabhängigkeit. Seine lange Geschichte ist gekennzeichnet von sich rasch ablösenden Herrscherdynastien, von wechselnden Staatsbildungen, der Assimilierung kultureller Einflüsse seiner ihn oft beherrschenden Nachbarn. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts bereits christianisiert – heute sind sie überwiegend armenisch-gregorianische Christen – stellten die Armenier einen Puffer zwischen Byzanz und der orientalischen Welt dar. Vom Ende des 9. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts behauptete sich ein unabhängiges armenisches Königreich, dann führte dessen feudale Zersplitterung dazu, dass in den nachfolgenden Jahrhunderten Byzantiner, Mongolen, Perser und Türken über die Armenier herrschten. Im Zuge der russischen Eroberung des Kaukasus kamen 1828/29 die zentralen Teile Armeniens unter die Herrschaft des Zaren. – Die Armenier sind heute in alle Welt zerstreut, über vier Millionen jedoch leben noch im Süden Transkaukasiens. Armenien ist ein durchschnittlich 1 500 Meter über dem Meeresspiegel gelegenes Gebirgsland, von über zwanzig Hohenrücken durchzogen. Ungefähr zwei Drittel des Territoriums sind von leblosem Gestein bedeckt; „Karastan“ – „Land der Steine“ sagen die Armenier und wissen um ihr den Felsen abgerungenes Brot – um das sie in ihren Sprichwörtern auffällig wenig Aufhebens machen – besonders zu schätzen. Noch heute backen die Armenierinnen ein besonderes Fladenbrot – „Lawasch“ – im brunnenartigen Herd, dem „Tondyr“. Früher wurden diese in den Fußboden des Hauses gegraben und dienten auch als Wärmequelle; denn die Winter sind hart in Armenien, oft ist das Bergland für sieben Monate im Jahr mit Schnee bedeckt.

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig armenische Sprichwörter:

 

(Unveröffentlicht)

 

Macht der Ackerbauer den Buckel nicht krumm, wächst seine Saat schief.

Man braucht nur von der Arbeit zu sprechen, schon hat der Faule Kopfweh.

Des Armen Kuh ist die Ziege.

Sagt ein Armer, die Katze habe Leber genascht, glaubt es keiner;

sagt ein Reicher, ein Mäuschen fraß Eisen, glaubt es jeder.

Nur ein Armer versteht den Armen.

Besser, ein Auge zu verlieren als seinen guten Namen.

Höre auf keinen, der keinen Bart hat.

Manche nimmt lieber das ganze Dach auseinander, statt den Schnee wegzufegen.

Erst denke, dann beginne.

Besser, mit dem ganzen Aul* zusammen in die Sklaverei gehen als allein auf eine Hochzeit.

Wer die eigene Ehre nicht zu bewahren versteht, kann auch für eine fremde nicht einstehen.

Ehrlichkeit wird nicht auf dem Basar verkauft.

Bitter Erarbeitetes schmeckt besonders süß.

Wenn der Esel bockt, dann mitten auf der Brücke.

Des Faulen Woche hat sieben Feiertage.

Wenn man sich nicht mit allen zehn Fingern einer Sache annimmt, kommt sie

zehn Jahre nicht vom Fleck.

Ist der Gast geduldig genug, deckt der Gastgeber doch noch den Tisch.

Am himmlischsten klingt ein Glöckchen aus der Ferne.

Es kommt vor, dass reden Gold und Schweigen Silber ist.

Will Gott den Armen aufmuntern, versteckt er dessen Esel, danach hilft er, ihn wiederzufinden.

Beherbergt lange Haare Weisheit, wäre der Ziegenbock ein Prophet.

Wer sein Hab und Gut schlecht verschließt, ist Diebes Freund.

Wer Hab und Gut verlor, sucht Geld sogar im Brustbeutel der Mutter.

Eine faule Hand ruht immer auf leerem Magen.

Ein Haus ohne Frau ist wie eine Mühle ohne Wasser.

Verwünscht sei das Haus, in das nie Gäste kommen.

Nur wer noch kein Haus erbaute, denkt, die Pfähle wachsen von alleine.

Die makellose haut eines jungen Mädchens deckt sieben Mängel zu.

Wer dem Hund keinen Brotkanten gönnt, wird dem Wolf ein Schaf geben müssen.

Selbst eine Katze träumt von sich nichts Schlechtes.

Lieber eine Kirche zerstören als ein Mädchen in Schande bringen.

Je ärmer du bist, desto besser kleide dich.

Weinen macht das Kind wachsen.

Die Krankheit kommt gerannt und geht mit kleinem Schritt.

Lieber selbst gar keine Kuh haben als dass der Nachbar zwei hat.

Eigenes Leid ist groß wie ein Kamel, fremdes klein wie eine Mücke.

Mit einem Lied allein pflügst du kein Feld.

Ist dein Mann nicht nach deinem Geschmack ist es auch dein Schwiegervater nicht.

Besser ein guter Nachbar als ein böser Bruder.

Wenn Pferd und Esel sich streiten, bleibt der Esel auf der Strecke.

Was kann der Regen dem Stein, die Predigt den Tauben anhaben.

Schulden kommen in Flohgröße ins Haus und in Kamelgröße nicht mehr hinaus.

Was du dir in die Schüssel brockst, bekommst du auch auf den Löffel.

Auch ohne Schwanz wird der Hund kein Lamm.

Ein Segen kann hundertmal schlimmer sein als ein Fluch.

Erbt der Sohn des Vaters Geld, bekommt der Schafspelz Motten.

Lieber ein kluger Sünder als ein dummer Gerechter.

Wenn deine Tante einen Bart hätte, wäre sie dein Onkel.

Besser ein erprobter Teufel als ein unerfahrener Engel.     

 

* Aul – Dorf im Kaukasus.

 

Interlinearübersetzung aus dem Russischen von Gertraud Ettrich; gesammelt und in Sprichwortform gebracht von Gisela Reller 

 

 

 

Zitate: "Im Delishana-Tal sagte ein Genosse halblaut: `Hier haben die Türken viele Armenier umgebracht.´- `Ach, warum

soll man inmitten solcher Schönheit daran zurückdenken´,

 wurde ihm geantwortet. - Ja, es ist wunderbar schön. Es sieht so aus als hätten

die Berge das Tal

umrahmt und bewachten es mit der Liebe und Zärtlichkeit

 lebender Wesen. In 1500 Meter Höhe ist die Luft ungewöhnlich durchsichtig

und scheint von einer hellblauen, sanft leuchtenden Farbe zu sein. Das südliche Transkaukasien verblüfft durch die Verschiedenartigkeit und Fülle seiner landschaftlichen Reize,

 und dieses Tal ist eines der schönsten. Aber auf seine Schönheit fällt unabwendbar der Schatten einer düsteren Vergangenheit. Man berichtete mir: `In dieser Schlucht hier trieben die Türken fast sechstausend Armenier und ermordeten sie. Es waren viele Frauen und Kinder darunter.´

Maxim Gorki in: Durch die Union der Sowjets, 1891

"Im Jahre 1915 begann in der Türkei das Massaker an den Armeniern. Bis zu Hitler war das der größte Völkermord in der Geschichte der Menschheit."

Ryszard Kapuściński (geboren 1932 in Polen) in: Imperium, Sowjetische Streifzüge, 1996

 

 

"Die genaue Zahl der Opfer des ersten großen Völkermordes des 20. Jahrhunderts

an den Armeniern lässt sich nur annäherungsweise schätzen. "1913 lebten im Osmanischen Reich auf dem Gebiet der heutigen Türkei 1 834 900 Armenier,

zur Zeit der Gründung der Türkischen Republik 1923 waren es noch 300 000. Etwa 300 000 sind während des Kriegs, teils mit Hilfe oppositioneller alevitisch-schiitischer Kurden,

über die Grenze nach Russland geflohen, andere wurden nach dem Krieg durch

die Kemalisten vertrieben. Je nachdem, ob man die Opfer der Massaker zur Zeit des Sultans Abdul Hamid II, die Opfer der Kaukasuskampagne Nuri Paschas 1918, die ußerhalb der Grenzen der Türkei stattfanden, und die noch einmal erhebliche Opfer der kamalistischen Feldzüge und Vertreibungen nach dem Krieg zusammenzählt oder sich auf den `Kern´ des organisierten Verbrechens 1915-1917 konzentriert,

schwanken die Opferzahlen zwischen 800 000 und 1,4 Millionen. (...) "Nicht wenige sterben unter der Folter vielfache Tode. Ein Mann in Kilikien wird künstlich aufgepumpt und in diesem Zustand der Bastonade (Stockhiebe auf die bloßen Fußsohlen) unterzogen. Anderen werden glühende Kohlen unter die Kleider gesteckt, Nadeln unter die Fingernägel gejagt, die Augenbrauen, Augenwimpern und Barthaare herausgerissen, Menschen werden in Hölzer eingeklemmt,

mit den Füßen nach oben aufgehängt, ihnen werden die Finger- und Fußnägel herausgezogen und die Füße wie bei Pferden mit Nägeln beschlagen." 

Rolf Hosfeld (geboren 1948) in: Operation Nemesis. Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern, 2005

 

 

 

 

 

Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich auch Armenien.

 

Nach der Sonnenuhr: "Nichts ist lehrreicher und bringt mehr Freude, als einzutauchen in die Gesellschaft von Menschen einer vollkommen anderen Rasse, die man hochachtet, mit der man fühlt, auf die man selbst als Außenstehender stolz ist.

Die Lebensfülle der Armenier, ihre raue Zärtlichkeit, ein edler Arbeitseifer, ihre

 unerklärliche Abneigung gegen jede Metaphysik und die

herrliche Vertrautheit mit der Welt der realen Dinge - all dies sprach mir zu: Du bist hellwach,

hab keine Angst vor deiner Zeit, verstell dich nicht. - Lag der Grund dafür nicht

in der Tatsache, dass ich mich im Kreis eines Volkes befand, das für seine überschäumende Tätigkeit gepriesen wird und dennoch nicht nach der Bahnhofsuhr und nicht nach der Bürouhr, sondern nach der Sonnenuhr lebt..."

Ossip Mandelstam (russischer Dichter, 1891 bis 1938, umgekommen im Gulag), in:

Armenien, Armenien!, 1930 (Reise)

 

Rezensionen und Literaturhinweise zu den ARMENIERN:

 

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

KATEGORIE BELLETRISTIK: Steffi Chotiwari-Jünger (Hrsg.), Die Literaturen der Völker Kaukasiens, Neue Übersetzungen und deutschsprachige Bibliographie, Literatur der Abasiner, Abchasen, Adygen, Agulen, Armenier, Aserbaidshaner, Awaren, Balkaren, Darginer, Georgier, Inguschen, Kabardiner, Karatschaier, Kumyken, Kurden, Lakier, Lesginer, Nogaier, Osseten, Rutulen, Tabassaraner, Taten, Tschetschenen, Ubychen, Uden, Zachuren, Zowatuschen (Bazben)., Reichert Verlag, Wiesbaden 2003.

"Am meisten an diesem außerordentlich arbeitsaufwendigen Buch beeindruckt die gelungene Mischung von Lesevergnügen und Wissenschaftlichkeit. Hier kommt sowohl der Literatur liebende Leser auf seine Kosten als auch der Kaukasusspezialist."

In: www.reller-rezensionen.de

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

* Andrej Bitow, Armenische Lektionen, Eine Reise aus Russland, Deutsch von Rosemarie Tietze, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002.

Seit seiner ersten Reise 1967 hat Bitow das Land immer wieder besucht. Der erstmals 1972 zensiert publizierte Text erscheint hier in seiner ursprünglichen Gestalt, vom Autor kommentiert und fortgeschrieben bis in die Gegenwart des Jahres 2001. Die "Armenischen Lektionen" sind eines der lebendigsten und anschaulichsten Bücher über die Landschaften und Bewohner, die Sprache und Kultur Armeniens. - "Die Gefangenen waren sehr zahlreich. Ernähren konnten sie davon allenfalls die Hälfte - das erkannte er sehr klar. Auf die Frage, was zu tun sei, sagte Kasch Bihuni Schulter zuckend: `Du bürdest dir gern neue Sorgen auf, Göttlicher. Weit einfacher ist es, so zu verfahren, wie die Hethiter es tun. Sie töten alle überflüssigen Gefangenen, ohne lange zu überlegen.´"

 

* Sero Chansadjan, Die Königin von Armenien, Deutsch von Ruprecht Willnow, Verlag Neues Leben, Berlin 1989.

Chansadjan wurde bekannt als Verfasser historischer Romane aus der Geschichte Armeniens. In diesem Roman geht es um die Stadt Nerik an der Grenze zum mächtigen Hethiterreich, das selbst von den Assyrern und Pharaonen gefürchtet wird.

 

Roderich von Erckert, Der Kaukasus und seine Völker, Mit Textabbildungen, etc., Verlag von Paul Frohberg, Leipzig, 1887.

Aus der Einführung: "Ein zweijähriger Aufenthalt auf dem Kaukasus in höherer militärischer Stellung, gab durch dienstliche und private zu wissenschaftlichem Zweck unternommene ausgedehnte Reisen die Möglichkeit und Gelegenheit, Land und Leute in verschiedenen Gegenden und Gruppen zu erforschen und für vieles eine Anschauung zu gewinnen, was ausserhalb der gewöhnlichen Reiserouten liegt. Wenn die Schilderung freilich ein zusammenhängendes, umfassendes Ganzes bilden kann, so darf sie vielleicht den Anspruch erheben, einigen Werth darin zu besitzen, dass sie auf an Ort und Stelle gesammelten persönlichen Angaben und Eindrücken beruht, dass mit eigenen Augen geschaut, mit eigenem Ohr gehört wurde. (...) Anstrengung, Zeit und materielle Opfer, selbst Gefahr bei lokalen Schwierigkeiten wurden nicht gescheut, - in erster Linie aber anthropologische und ethnographische Forschungen angestellt, um möglichst alle noch wenige bekannte oder in vielem unbekannte Völker und Volksstämme auf dem Kamm des Gebirges und dessen Nordabhängen zu besuchen."

* Uwe Halbach/Andreas Kappeler (Hrsg.), Krisenherd Kaukasus, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1997.

Die armenische Nationalbewegung im Osmanischen und Russischen Reich bis zum Ersten Weltkrieg/Ursachen und Folgen des Karabach-Problems. Eine historische Untersuchung/Entstehungsgeschichte und aktuelle Probleme des Karabach-Konflikts/Der Streit um Berg-Karabach. Geographie, ethnische Gliederung und Kolonialismus/Ethnische Minderheiten in den transkaukasischen Staaten.

 

 * Edgar Hilsenrath, Das Märchen vom letzten Gedanken, Piper Verlag, München 1989.

Der Roman erzählt die Geschichte des armenischen Volkes und seiner Ausrottung durch die Türken im ersten Holocaust dieses Jahrhunderts. Dieser historische Roman, der sich in seiner Schönheit und seiner Grausamkeit wie ein orientalisches Märchen liest, erhielt den Alfred-Döblin-Preis 1989.

 

* Tessa Hofmann, Die Armenier, Schicksal, Kultur, Geschichte, DA Verlag Das Andere, Nürnberg 1993.

 

*Ossip Mandelstam, Armenien, Armenien! Prosa, Notizbuch, Gedichte 1930-1933, Aus dem russischen übertragen und herausgegeben von Ralph Dutli, Ammann Verlag, Zürich, 1994.

Mandelstams Reise nach Armenien - von April bis November 1930 - war eines der glücklichsten Ereignisse in seinem Dichterleben. Nach der 1928 einsetzenden Hetzkampagne gegen den unbotmäßigen Mandelstam wirkte die durch eine Einflussnahme Nikolaij Bucharins ermöglichte Reise wie ein spätes Geschenk.

 

* Hrant Matewosjan, Mutter fährt den Sohn verheiraten in: Erlesenes 3, Fünf kaukasische Novellen, Verlag Volk und Welt, Berlin 1978.

 

* Marietta Schaginjan, Eine Reise durch Sowjetarmenien, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1953.

 

* Paruir Sewak, Der Schmerz, der weitertreibt, Gedichte, Verlag Volk und Welt, Berlin 1987.

Immer anders ist in der Liebe jeder Beginn, / das Ende gleich, / das Ende ähnlich. / Doch was geht uns das Ende der Liebe an? // Parur Sewak (1924 bis 1971)

Die Auswahl enthält neben Gedichten der 50er und 60er Jahre einen Teil des Poems "Nie verstummender Glockenturm" (1959), in dem Sewak am Schicksal des Komponisten Komitas den Völkermord an den Armeniern im Jahre 1915 historisch und künstlerisch aufarbeitet.

* Howhannes Tumanjan, Das Taubenkloster, Essays, Gedichte und Verslegenden, Poeme, Prosa, Verlag Volk und Welt, Berlin 1972  

 

1915. / Mein geschlagnes Land! / Ausgeraubt, verbrannt! //

 Howhannes Tumanjan (armenischer Dicher, 1869 bis 1923) in:

Das Taubenkloster , 1972

* Franz Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, Aufbau-Verlag, Berlin 1962

"Das Jammerbild verstümmelter und verhungerter Flüchtlingskinder, die in einer Teppichfabrik arbeiteten, gab den entscheidenden Anstoß, das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen." Franz Werfel im Frühjahr 1933. Dieser Roman ist das bekannteste literarische Werk über den Völkermord an den Armeniern.

 

* Armenische Volksmärchen, Die Nachtigall Tausendtriller, Ausgewählt und aus dem Armenischen übertragen von Tessa Hofmann und Gerayer Koutcharin, Mit Illustrationen von Juliane Schack, Verlag Edition Orient, Berlin 1983.

 

* Kaukasische Märchen, Grusinien [Georgien], Armenien und Aserbaidschan, Erzählt von Zuzana Nováková, Ins Deutsche übertragen von Jan Vápenik, Illustrationen von Julie Swobodová, Artia Verlag, Praha 1978.

"Die Zaubermärchen geben uns Kunde von einer längst verschollenen Vorstellungswelt, vom dem Ahnenkult, dem Matriarchat, den Menschenopfern..."

Prof. E. Pomeranzewa im Nachwort von : Kaukasische Märchen, Grusinien [Georgien], Armenien und Aserbaidschan, 1978

* Armenische Märchen, Der Edelsteinbaum, Aus dem Russischen von Hannelore Freter und Marlene Milack, Mit Illustrationen von Carl Hoffmann, Verlag Volk und Welt, Berlin.

Dass in Armenien über vierzig Schlangenarten zu Hause sind, zeigt sich auch in den armenischen Märchen: Da versucht eine böse Schlange in Gestalt einer schönen Frau einen armen Bauern ins Verderben zu locken, eine gute Schlange schenkt einem notleidenden Reisigsammler einen Granatapfelbaum, auf dem Edelsteine wachsen. Schlangen verwandeln sich in hübsche Jünglinge und heiraten gequälte Waisenmädchen. Der Schlangenkönig macht den armen Jäger zum berühmten Arzt und Heilkundigen. Doch auch ein Wischap, ein Drache, der an einer Quelle sitzt und den Menschen das Wasser verwehrt, wird zum Helfer des Menschen oder entpuppt sich gar als verwunschener Königssohn... Wunder, orientalisch prächtig ausgeschmückt, helfen den Märchenhelden all ihre Feinde zu besiegen.

 

* Die Sonnentochter, Die schönsten Märchen aus Aserbaidshan, Armenien und Georgien, Übersetzt ins Deutsche von Hilde Eschwege und Leoni Labas, Verlag Progress, Moskau 1975 (?).

 

* Phönix aus der Asche, Armenien 80 Jahre nach dem Genozid, Deutsch-Armenische Gesellschaft, Frankfurt / Main 1996.

Aus dem Inhalt: Der Völkermord an den Armenien und die Gründe des türkischen Schweigens. / Die Republik Armenien und  und ihre regionale und überregionale Außenpolitik. / Der Konflikt Berg-Karabach als ethno-territorialer Konflikt. / Beziehungen zwischen Deutschland und Armenien.

 

*  Zum 90. Gedenkjahr des Völkermordes an den Armeniern 1915-2005. Stimmen aus Deutschland. antworten, Aufsätze, Essays, Reden, armenische Augenzeugenberichte, Herausgegeben von Ischchan Tschiftdschjan, 2005.

Als eine der ältesten armenischen Institutionen, die die Genozidspuren tragen und aus besonderem Anlass des 90. Gedenkjahres des Völkermordes an den Armeniern kam das Katholikosat des Großen Hauses von Kilikien (Antelias-Libanon) auf die Idee dieser Publikation. Dieses buch möchte den Gedenken an die etwa 1.5 Millionen armenischen Menschenopfer und die zahlreichen zerstörten und vernichteten Kulturgüter (Kirchen und Schulen, Literatur und Presse, Handschriften und Dialekte u. a.) einen breiteren Raum bieten, indem es zu diesem entscheidend tragischen Ereignis der neuzeitlichen Geschichte des armenischen Volkes Äußerungen, Stellungnahmen, Überlegungen, Fragestellungen aus Deutschland sammelt und repräsentiert.

 

1. Streifenornament

 

 

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

* Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

2. Streifenornament

 

 

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

 

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

 

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

 

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

 

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

 

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

 

 

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

 

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

 

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

 

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

 

Die ARMENIER wurden am 3.10.2015 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 20.01.2016.

 

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Zeichnung: Karl-Heinz Döhring